vorfinden, und zwar auch nur in der Zeit, wenn die Früchte zureisen beginnen. Einmal war ein besonders strenger Winter indem Wald bei Kusel gewesen, so daß die Eichhörnchen weder Eichelnnoch Buchein zu fressen hatten und sich daher eine andere Nahrungzu suchen gezwungen waren. Sie stiegen nun Ks auf die Gipfelder Fichten und nagten dort nicht nur die Knospen des Endtriebcs,sondern auch die Seitenknospen ab. Da sich ihre Lage nicht besserte,so setzten sie ihre zerstörende Tätigkeit im Frühjahr fort, ohne das;dagegen eingeschritten wurde, weil der Jagdpächter das Abschießender Eichhörnchen nicht zugeben wollte, indem er dadurch eine Be-unruhigung der Jagd befürchtete. Schließlich mußte aber ein fach-verständiges Gutachten darüber eingefordert werden, ob der vonden Eichhörnchen vcranlaßte Schaden eine ernste Gefahr für denWald bedeutete. Der Sachverständige bestätigte, daß etwa derdritte Teil sämtlicher Fichten mehr oder weniger beschädigt war.Nunmehr konnte ein wirksames Eingreifen nicht länger hinaus-geschoben werden, die Eichhörnchenjagd begann, und es wurdenbinnen kurzer Zeit gegen hundert Stück abgeschossen. Trotzdemwurde eine Ausrottung nicht erzielt, weil sich immer wieder neueEichhörnchen aus größeren Entfernungen einfanden. Die Fichtenscheinen von der Tätigkeit der langschwänzigen Nager am meistenbedroht zu sein, zumal sie besonders darunter leiden, wenn außerder Endknospe auch die Seitenknospen oder gar der ganze Höhen-trieb abgebissen ist. Zum mindesten entsteht dadurch eine be-deutende Verunzierung der Bäume, indem sich die Bildung einesneuen Höhentciebes unter Abweichung von dem normalen Wuchsvollzieht, wodurch der spätere Nutzholzwert der Stämme beein-trächtigt wird. Auch verschiedene Tannen hatten in jenem Walddurch die Eichhörnchen gelitten, während Schwarzkiefern, Douglas-sichten und andere ausländische Nadelbäume verschont gebliebenwaren. Schließlich stellte der Forstmeister auch an Lärchen schwereBeschädigungen fest; an etwa hundert der kräftigsten jungenStämme war die Rinde sowohl des Hauptstammes wie der stärkstenSeitenäste abgenagt, wodurch die Baume zum Absterben verurteiltwaren.—t. Salpetergewinnung durch Torf. Die Verwertung der Torf-tnoore ist für alle Länder, die einen erheblichen Reichtum an solchenOberflächenbildungen des Erdbodens haben, bon sehr großer Be-deutung. Vorläufig wirken sie nur als ein Kulturhindernis, indemsie die Benutzung des Bodens für die Landwirtschaft entweder ganzunmöglich ncachen oder sehr erschweren. Als Brennmaterial ist derTorf so minderwertig, daß er nach dem modernen Aufschwung desKohlenbergbaues aus den Haushaltungen und Fabriken fast ganzverschwunden ist. Allerdings sind Versuche gemacht worden, denHeizwert des Torfs künstlich zu steigern, indem man ihn durch ge-eignete Austrocknung, Erhitzung und Pressung in Briketts vonhöherem Kohlenstoffgehalt verwandelte. Das darauf abzielendeVerfahren ist aber im Vergleich zu dem Wert des Ergebnisses sokostspielig, daß es mit wirtschaftlichem Erfolg nur da gebrauchtwerden kann, wo Maschinenkraft sehr billig zu beschaffen ist. Daherhat sich die Industrie der Torfbriketts bisher eigentlich nur in derNähe von Wasserfällen in Skandinavien ansiedeln können. Etwasanderes ist es, wenn sich durch eine zweckmäßige Behandlung desTorfs seine Umwandlung in ein wertvolles Produkt erreichen ließe.und darauf zielen gewisse Forschungen und Versuche ab, die jetztvon den beiden Chemikern Müntz und Laine in der PariserAkademie der Wissenschaften beschrieben worden sind. Es handeltsich dabei um die chemische Herstellung von Dungstoffen aus Torf,die in der Weise geschehen soll, daß der zerkleinerte Torf mitBakterien gewissermaßen geimpft wird, die dann für die Erzeugungsalpeterartiger Verbindungen sorgen. Die ersten einschlägigenVersuche wurden mit pulverisierter Knochenkohle und einerSalmiaklösung gemacht und ergaben für 1 Kubikmeter 0,8 Kilo-gramm Salpeter täglich oder, auf 1 Hektar Fläche berechnet 580«Tonnen jährlich. Diese bereits beträchtlichen Mengen haben sichjetzt durch den Ersatz der Knochenkohle durch Torf noch erheblichsteigern lassen, indem sich etwa die achtfache Menge, nämlich(P/bbczw. 48 000 Kilogramm ergeben haben. Während die Bildung vonstickstoffhaltigen Verbindungen durch Bakterien bisher als ein not-wendig sehr langsamer Vorgang betrachtet worden ist, haben diebeiden französischen Forscher ihm eine solche Beschleunigung zu er-teilen gewußt, daß er sich danach mit einer schnellen alkoholischenGärung vergleichen läßt. Dazu kommt, daß sich alle Sorten vonTorf als verwendbar erwiesen haben. Allerdings scheinen dieleichten und schwammigen, die sich schon in etwas vorgeschrittenerZersetzung befinden, etwas besser geeignet zu sein, indem sie denBakterien eine leichte Durchdringung gestatten. Es gelingt mitihrer Hülfe, in sehr kurzer Zeit ungeheure Mengen voncnnmoniakalischen Salzen in Salpertcrsalze zu verwandeln. Diewichtige Aufgabe einer künstlichen Salpetergewinnung scheint durchdie Benutzung des Torfs gelöst zu sein. Was das bedeuten will,ergibt sich aus der Tatsache, daß die Lager von natürlichem Sal-Peter ihrer Erschöpfung� unaufhaltsam entgegengehen. Der Vor-gang wird durch Erwärmung beschleunigt, aber es genügt, eineTemperatur von etwa 30 Grad, da trifft es sich wieder günstig,daß diese Erhitzung mit Leichtigkeit wiederum durch Benutzung vonTorf als Brennmaterial geschaffen werden kann. Daraus folgt,daß Salpeterfabriken auf den Torfmooren mit bestem Erfolg an-gelegt werden könnten. Uebrigcns enthält auch der Torf selbstziemlich erhebliche Mengen von Stickstoff, nämlich 2— Z v. H. seinesVerantw. Ncdakt.: CarlWermuth, Bcrlin-Rixdorf.— Druck u. Verlag:Trockengewichts; die beiden Pariser Chemiker wollen jetzt der-suchen, auch diesen Gehalt noch zu einer unmittelbaren Ausnutzungzu bringen.—Ans dem Pflanzenleben.ü. Vererbung. Bei den Pflanzen besteht, wie bei denTieren, eine Vererbung in der Weise, daß die Nachkommen denBorfahren im Aussehen völlig gleichen und auch derselben Nahrungbedürfen wie diese. Hin und wieder zeigt sich aber auch eine weiter-gehende Vererbung, eine förmliche Vererbung von Anlagen. EinSchimmelpilzrasen wurde mit einer Flüssigkeit genährt, der zuerst�wenig, dann immer mehr Kochsalzlösung zugesetzt war. Sonst ge-"deiht der Pilz bei Kochsalzlösung nicht, hier aber gewöhnte ersich daran und gedieh sehr gut dabei. Aber damit war die An-Passungsfähigkeit dieses Pilzes an das Kochsalz nicht erschöpft,sondern sie übertrug sich auch auf die nächste Generation. Keimevon Schimmelpilzen wurden von verschiedenen Stammpflanzenentnommen, ausgesät und wieder mit Flüssigkeit ernährt, der Koch-salzlösung zugesetzt war. Dann entwickelten sich nur die Keime der-jenigen Stammpflanzen, die selbst schon längere Zeit hindurch andas Kochsalz gewöhnt waren, die übrigen gingen zugrunde. Hierist also eine direkte vererbte Neigung von Pflanzen, die Anpassungs-fähigkeit an eine sonst schädliche Nahrung, nachgewiesen.—?>Humoristisches.— Gewissenhaft. In einem Schnellzug lehnt sich einReisender beim Durchfahren einer Station zu weit aus dem Fenster,verliert das Gleichgewicht und st ü r z t heraus.Glücklicherweise befindet sich an der Absturzstelle ein Sand-haufew so daß es wenigstens ohne eine ernstliche Verletzung ab-geht.— Arg zerschunden und geprellt, mit zerfetzten Kleidern,kläglich aussehend, fragt der R e i s e n d e den Betriebsbeamten:„Was soll ich denn jetzt tun?"Inspektor:„Auf Ihrer Fahrkarte haben Sie die Fahrt-Unterbrechung bestätigen zu lassen!"—— Zwillinge.„Nicht wahr. Frau Nachbarin, IhreZwillings schwefter ist schon kurz nach der Geburt g e-st o r b e n?"„G�wiß kann i''s net sagen, Frau Müller.— Mein' Mutterhat immer net b'stimmt g'wußt, ob i' oder in e i' S ch w e st e rselig g'storben ist"—(„Fliegende Blätter.")Notizen.— Die„Frankfurter Zeitung" feiert am 26. d. M. dasFest ihres fünfzigjährigen Erscheinens.——„Frau Inger von O e st r o t", ein JugendwerkIbsens, kommt am I.September im Schiller-Theaterzur Aufführung. Die Buchausgabe erscheint im Verlage von EnnoOuchl, Berlin-Steglitz.—— Verboten wurden nach fünfmaliger Aufführung imIntimen Theater zu Nürnberg die dramatischen Szenenvon Henry Lavedan:„Das Bett".——„Bürgerliche Mesalliance", ein Volksstück vonKarl Metz, hatte im Wiener Raimund-Theater starkenErfolg.—— M ü n ch e n soll eine Komische Oper erhalten.—— Zwei Gräber aus der Merowingerzeit wurdenin einem Garten bei C e s s y(Frankreich) entdeckt.—— Binsen Papier. Neuerdings ist es nach„Le Papier"gelungen, die gewöhnliche Binse(lunvus), die bisher lediglich zurHerstellung von allerlei Flechtwerk Verwendung fand, mit Vorteilzur Verwendung eines sehr weißen und festen Papieres heranzu-ziehen. Die frischen grünen Binsenhalme werden sehr fein zer-schnitten, mit einer kaustischen Lauge von etwa 30 Grad Baumsbehandelt und in einem der üblichen Zellulosekocher unter 6 Atmo-sphären Dampfdruck— 170 Grad Celsius etwa 5—6 Stunden langgekocht. Die so erhaltene Papiermasse wird in Wasser, dem etwasSchwefelsäure zugesetzt wurde, gewaschen, dann mittels Chlorkalkgebleicht, abermals gründlich gewaschen und gelangt dann in diePapiermaschinen.—(„Prometheus".)—„Hier liegt der Hund begraben!" Ucbcr die Her-kunft dieser Redensart wird berichtet: In dem kleinen Orte Winter-stein im Thüringer Walde steht mitten im Dorfe, unweit der Burg-ruine, ein altes steinernes Grabdeirkinal. Es ist das Denkmal destreuen Hundes„Stntzel", eine einen Meter hohe Steinplatte mitdem Bilde des Hundes und eigenartiger VerSunterschrift aus denrJahre 1630, sowie der Aufschrift:„Hier liegt der Hund begraben I"Im Orte Winterstein und der Umgebung des Ortes erzählt man sich/der Hund„Stützet" habe den Liebesboten zwischen einem Edel-fräulein auf der Burg Winterstein und einem Junker in demSchlosse Friedenstein in Gotha gespielt. Das Tier habe die Ueber-.bringung der Briefe so schnell und zuverlässig besorgt, daß man ihmnach seinem Tode dieses Grabdenkmal gesetzt habe. Von hier aussoll dann das häufig gebrauchte Wort in die Welt gegangensein.—Vorwärts Buchdruckerci u.VerlagsanstaltPaul Singer LcCo.,BerlinLiiV,■