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Dann sah man wohl schattenhaft die Umrisse eines herunter­fliegenden Daches, hörte das Einstürzen eines Gebäudes; aber sonst konnte man nichts unterscheiden. Es ist mir unmöglich anzugeben, wie lange das dauerte, aber es ging so schnell vorüber, wie es ge= fommen war, und auf einmal sah ich wieder den Hafen, der nun­mehr ein wogender Wirbel schäumender Wassermassen war, auf denen Schiffstrümmer herumschwammen, und die Stadt lag bor mir, ein Haufen von Ruinen. Die Straßen entlang wälzte sich eine Wasserflut, die unaufhaltsam um sich griff und alles vor sich her schwemmte, wie wenn im vom Regen geschwollenen Rinnstein leichte Schnitzel sich kräuseln. Und gerade gegenüber dem Orte, an dem ich mich zusammengetauert hatte, kaum noch lebendig nach den ausgestandenen Schrecken, war ein stattlicher Schoner aufgefahren und saß da fest, ob vom Sturm oder vom Meer hinaufgeschleudert, fann ich nicht sagen, auf einem Felsenborsprung über 100 Fuß über beschädigt, ein stummer Zeuge von der Macht des Orkans."-

Kunst, die das Streben nach schöner Einhelligkeit, vischen Leib und Jin dieser allgemeinen Vernichtung fortgefegt werden sollte. Bis­Seele zum Ausdruck bringen und so die Menschheit zu erhöhtem weilen schwoll das Getöse deutlich zu einem Höhepunkt an, und Leben führen könne. Soll das aber geschehen, so ist notwendig, dann wieder wurde die Dunkelheit einen Augenblick noch tiefer. daß heute niemand mehr die Zusammenhänge zwischen Kunst und Leben, Bühne und Publikum übersehe so wenig wie die zwischen Leib und Seele. Es sei kein Gebiet, das den Fachleuten über­laffen bleiben dürfe. Jedes Volk hat die Bühne, die es verdient; aber verantwortlich für Volk und Bühne sind alle, die wissen, was sich im Unterbewußtsein der Kulturströmungen abspielt und es nicht zum Lichte leiten, und die fich dabei nicht derjenigen Mittel bedienen, die hier am wirksamsten sind. In der Stufenleiter der Kulturlehr­mittel steht die Bühne als Kunst dem Bolksleben am nächsten. Nur bom Theater könne eine finnenfrohe Kultur", eine Kultur der Freude" ausgehen und in das Volk eindringen. Diese Kultur will der Verein Theaterreform" anbahnen. Jm zweilen Teil des Abendprogramms entwickelte nun ein Herr bon Müller die praktischen Zwecke und Biele" des vorgenannten Vereins. Es ist bereits gelungen, ein tapitalfräftiges Konsortium dem Meeresspiegel hängend. Hier stand er aufrecht und ganz une zu gewinnen, das den Bau eines Reformtheaters" im vornehmsten Berliner   W" übernommen hat. Es soll 800 Bläge nur b. Der neue Gee in Kalifornien  , von dem vor einiger Zeit an Parkett enthalten. Der Theaterraum wird hell erleuchtet sein, so zwar daß man nicht wissen werde, woher das Licht tomme". Eine dieser Stelle berichtet wurde, füllt das große Salton- Becken immer Bachtgesellschaft soll das Theater leiten. Seit Anfang Oktober be- mehr. Die Bemühungen, den gewaltigen Zufluß aus dem Kolorado­steht schon eine Schule zur Vorbereitung der Schauspieler. Es sollen Strom abzuschneiden, find nicht gelungen. Die sommerlichen Hoch­mur Künstler, selbst für die kleinsten Rollen, als Darsteller in fluten aus den schmelzenden Schneemassen in den Sierras haben Betracht kommen. Das Repertoire werde klassische und moderne so ungeheuere Wassermassen herangewälzt, daß alle Widerstände, Dramen umfassen. Der Verein Theaterreform" soll eine unab- durch die menschliche Arbeitskraft errichtet, davon besiegt wurden. Seit zwei Jahren ergießen sich die Fluten des Kolorado  - Stromes hängige Kunstgemeinde bilden. Nur Mitglieder sollen Pläge erhalten. Ferner werden Räume zu Verträgen usw. verfügbar sein. zum Teil in das Salton- Becken, das 260 Fuß unter dem Meeres­Der Verein will seine Mitglieder durch solche Veranstaltungen in- ſpiegel liegt und, wie man annimmt, in früheren Zeiten einmal das Bett eines großen Sees war, der heute wiedererscheint, bereits formieren, heranbilden. Im nächsten Herbst soll das Theater mit 30 Fuß Tiefe gewonnen hat und bis zu einer Ausdehnung von etwa " Hamlet  " eröffnet werden. Der Vorstellung würden Vorträge über 2000 englischen Quadratmeilen wachsen kann. Damit würde der Shakespeare   und das Hamletproblem voraufgehen. Um aber das neue Salton- See einer der größten in den Bereinigten Staaten Ganze zu verwirklichen, wären biel Mitglieder nötig. Der Jahres- werden, ein ganz unerwartetes Resultat der bescheidenen Versuche, beitrag sei auf 40 M. festgesetzt. Dafür hat jedes Mitglied 14 Vor dem Kolorado  - Strom ein wenig Wasser zur Berieselung der Felder ftellungen. Im nächsten Jahre wird Eintrittsgeld erhoben werden. und Obstgärten in einer trockenen Gegend abzuzapfen. Noch gibt Jezt kann man, wenn man 40 M. überflüssig hat, aktives Mitglied die Ingenieurkunst die Hoffnung nicht auf, den mächtigen Fluß in werden. Der Appell des Herrn v. Müller an den Geldbeutel der sein altes Bett zurückzudrängen, aber die Widerstände häufen sich Anwesenden fand aber am Mittwoch noch fein Gehör.- mit jeder Woche und die Aussichten auf Erfolg werden immer geringer.

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e. k.

k. Ein Zyklon in Havanna  . Der furchtbare Wirbelsturm, der die tubanische Hauptstadt in den letzten Tagen heimgesucht hat, ist Leider ein nicht so seltener Gast in diesen fruchtbaren Gefilden. Gine farbenprächtige und anschauliche Schilderung dieses ge waltigen Naturphänomens hat vor einiger Zeit F. T. Butlen in feinen Schilderungen von Kuba   gegeben. Er schreibt:" Die Luft war so dick und drückend, daß ich kaum atmen fonnte;" ich blickte lange Zeit in dumpfer Mattigkeit auf die Wasser des Safens und hatte die dunkle Sehnsucht, mich in sie hineinzustürzen, so wenig einladend fie auch aussahen. Aber mir fehlte die Tatkraft, um ein Bad zu nehmen. Plötzlich verbreitete sich über das ganze Himmels­gewölbe ein feltsamer Nebel, der dem glühroten Flimmern des brennenden Sonnenlichtes eine violette Färbung beimischte. Dann Stieg über dem drohenden Moro- Kastell langsam eine riesige Wolke auf, schwer geballt, samtschwarz, deren Ränder fahl und geisterhaft Teuchteten, wie wenn in einem Hochofen über der Masse des ge­Schmolzenen Stahles blasse Flämmchen aufzuden. Eine dichte Dunkelheit streckte von dieser Wolfe her ihre Fänge über das Land; je mehr sie sich entfaltete, je gewaltiger den Himmel bedeckend sie heraufstieg, desto dichter und schwerer wurde die Finsternis, und bald war alles in Nacht gehüllt. Und trotz ihrer düsteren Schwärze ging von der Wolfe eine glühende Hize aus, die wie eine Warnung kommenden Unheils von ihrem Mittelpunkt niederzustrahlen schien, wie wenn sie nur den Krater eines ungeheueren Bultans verberge, deffen Ausbruch nahe bevorstände. Ganz gebannt von dem seltsamen Anblick, drückte ich mich fest zwischen zwei vorspringende Pfeiler den geschützten Winkel eines Lagerhauses und wartete die weitere Entwickelung dieses Schauspieles ab. Bald kam die Wolle näher, wie ein düsterer Unheilsbogel, und auf ihrer tiefschwarzen Ober­fläche schossen beständig Myriaden von feurigen Fäden auf, die wie die vibrierenden Fasern eines aufzuckenden Nervengeflechtes un­aufhörlich hinspielten über den schwerherabhängenden Wolken­borhang. Eine Todesstille breitete sich für eine furze Zeit aus; es mag vielleicht eine halbe Stunde gewesen sein. Dann wurden die ruhelos hinlaufenden Lichtlinien heller und stärker und folgten in schnellerem Jagen aufeinander. Gin heiseres Dröhnen erschütterte die Luft, das aus den tiefen Abgründen des Erdinnern heraufzu steigen schien, und über dieses tiefe Donnern pfiff schrill und schneidend das Sausen des nahenden Sturmes. Einige wenige Regentropfen, groß wie Talerstücke, fielen flatschend nieder, und bann begann plötzlich der himmlische Aufruhr in graufig- grandioser Heftigkeit. Breit aufflammende Blize zerrissen die Dunkelheit, und Die Wollenmaffen zerbarsten zu lobernden Feuergründen, die in tausendfachen Farben strahlten. Die Hölle schien da am Himmel fich aufzutun mit all ihrer blendenden Glut, so daß die Augen sich schmerzhaft schlossen vor dieser Lichtfülle. In wenigen Minuten waren Sturm, Regen und Blitz zu einem einzigen finnverwirrenden Aufruhr der Elemente vermählt; man schien in ein Chaos von Feuer, Waffer und ohrenzerreißendem Lärm geworfen zu sein und feuchte, vergebens mit schwerer Brust nach Luft schnappend, wie wenn der Weltuntergang herangekommen wäre und alles Lebendige Verantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin  .

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Notizen.

-Einer der probençalischen Dichter, die Frédéric Mistral   in der Verbreitung der Literatur ihres sonnigen Landes vor gearbeitet haben, Louis Pelabon, ist im Alter von 92 Jahren gestorben.-

-Für ein Heine Denkmal in Hamburg   hat die dortige Literarische Gesellschaft   bisher etwa 21 000 m. gesammelt.- - Das Neue Schauspielhaus am Rollendorfplatz foll nunmehr am Freitag mit Shakespeares, Sturm" eröffnet werden. Am Donnerstag wird eine Generalprobe vor geladenen Gästen statt­finden.

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frauen von Bischofsberg" soll im Januar seine Urauffüh Gerhart Hauptmanns   Stück Die Stück Die Jung­Sein neuestes Werk rung im Lessingtheater erleben. Gabriel Schillings Flucht" hat der Dichter zurück­gezogen.-

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-Professur für Stimmbildung und Redekunst. Dr. Albert Fischer vom Düsseldorfer   Schauspielhause ist vom Kultusminister zum Lektor für Stimmbildung und Redekunst an der Universität Bonn ernannt worden.

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Gestorben ist in Petersburg   der berühmte Chemiter & edor Fedorowitsch Beilstein im Alter von 68 Jahren. Seine zahlreichen Forschungen erstreckten sich auf alle Gebiete der Chemie. Die wichtigste Arbeit Beilsteins liegt in der gründlichen Erforschung der Kohlenwasserstoffe, der Tuluolbasen, des Stein­fohlenpechs, Anilin, Naphthalin usw.

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h. Ameisen als Förderer von Gummi arabicum. Das Gummi arabicum wird bekanntlich von verschiedenen Atazien bäumen Afrikas   abgesondert, sobald die Ninde durch irgend einen Umstand verletzt wurde. In Deutsch- Ostafrika   ist das Austreten dieses Harzes abhängig von der Anwesenheit einer bestimmten Ameisenart. Nach den Untersuchungen Dr. Busses bahnen die Ameisen sich durch die Ninde der Akazien Gänge, um in das Holz zu ges langen, wo sie sich Höhlungen schaffen, die sie als Wohnungen benutzen und worin sie ihre Eier ablegen. Bisweilen werden solche Höhlungen sehr umfangreich angelegt. Afazien mit weichem Holz zeigen im allgemeinen nur wenige Bohrlöcher, während solche mit hartem Holze häufig über und über mit Gummiflümpchen bedeckt sind, deren jedes einer Wunde entspricht. Das aus den Wunden der inde ausfließende Gummi wird von den Ameisen nicht verwertet. In vereinzelten Fällen konnte Dr. Busse allerdings beobachten, daß das nicht völlig erstarrte Gummi von einer anderen Ameisenart in eine frümelige Masse verwandelt wurde.

Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruderei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.