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gebildetsten dürfte fie in den westlichen Gegenden des äquatorialen Afrika   sein, doch ist sie faum weniger verbreitet in Ozeanien  , das heißt in den Inselländern, die nordwestlich und nordöstlich von Neuguinea   liegen. Geben fich doch auf Neu- Pommern   die ein zelnen Dörfer auf solchen Trommeltelegraphen Nachricht über weite Strecken hin. Ein weiteres Gebiet der Trommeltelegraphie ist das Tal des Amazonenstromes und Merito. Aehnliche In­strumente befizen auch die Nordwestamerikaner.

Das Instrument, das einen solchen Verkehr ermöglicht, hat in Afrika   ein sehr verschiedenartiges Aussehen. Im südlichen Rongogebiet wird es im allgemeinen umgehängt oder getragen. Im nördlichen dagegen steht es auf der Erde auf vier Beinen oder es ruht auf untergelegten Hölzern. Im Süden kommen zwei Formen nebeneinander vor. Ein walzenförmiges Instrument und ein fastanienartiges, dessen Basis jedoch breiter ist als die nach oben gerichtete Schlißfläche. Im Norden liegen die runden, aus­gehöhlten Baumstämme in den Dörfern und unter dem Dache des Bersammlungshauses direkt auf der Erde. Sie sind bis einein­halb Meter lang. Im Rubigebiet müht man fich erst gar nicht lange damit ab, den Schallförper von dem umgehauenen Baume zu lösen. Es kommt vor, daß die Trommel weiter nichts ist als der untere Teil eines 15-20 Meter langen gefällten Baumes. Die Abanza dagegen, die im Knie des Ubangi wohnen, geben ihren Signalpauten oftmals zierliche Gestalt, z. B. die von Lieren oder Menschen.

Aber der gefällte Baum ist gar nicht notwendig; einige Stämme nordöstlich der Batuba begnügen fich damit, einen stehen­den Baum ein wenig auszuhöhlen. An vielen Stellen des Waldes trifft man derartig hergerichtete Riejen. Ueberall, wo eine Elefantenfalle, eine gute Jagdpofition ist, wo auf der anderen Seite ein Fahrmann zum Leberholen herbeitelegraphiert werden tann, sind derartige Signalstationen angelegt. Im Gegensatz zu diesen Riefeninstrumenten, zu diesen etwas natürwüchfigen Signal­wesen stehen allerliebste und zierliche Kleine Instrumente des Nordens.

Als der verdienstvolle Professor Schweinfurth im Jahre 1870 zu den berühmten Mangbattu als erster vorgedrungen war, be­schrieb er den Bogen ihrer Juftrumente folgendermaßen:

Zhr Bogen ist im allgemeinen 1 Meter lang, hat zur Sehne einen Strang von einfach gespaltenem spanischen   Rohr, der an Spanntraft jede Schnur übertrifft. Ein eigentümlicher Apparat zeichnet indes diese Bogen vor allen anderen bekannten aus, indem zum Schuhe der Finger gegen den Zurüdprall der Sehne in Ge­ftalt eines Weberschiffleins ein ausgehöhltes Hölzchen in der Mitte am Bogen befestigt ist. Der Pfeil gleitet beim Zielen stets durch die mittleren Finger hindurch."

In seiner Arbeit über die afrikanischen Bogen schrieb 1891 Profeffor Rabel: Würde nicht die Autorität Schweinfurths für die Bezeich nung Bogen stehen, so würde dieses Anhängsel an ein Musikinstru­ment wie die Gorra denken lassen." Diese Gorra ist ein im füd­lichen Afrika   gebräuchliches Seiteninstrument, bestehend aus einem einfachen Vogen, auf dessen Sehne eine Kürbisschale hin- und her gezogen und die von der Sehnenansabstelle aus geblasen wird. Frobenius hat einem solchen Sustrument lange Zeit vergeblich nachgestrebt, bis es ihm genau an dem Wendepunkt des vorigen Sahrhunderts gelang, ein solches zu erhalten, dem dann im borigen Jahr ein zweites folgte. Sowie er das erste jah, war ihm Hlar, das Schweinfurths Angabe nicht richtig sein könne, da bei Wagerechthalten des Bogens das Gift unbedingt zur Erde tröpfeln und so das Instrument berlassen muß, da andererseits die Spann­art dieser Bogenformen ein Schutzmittel gegen das Burüdprallen unnötig macht. Sogleich fiel ihm die Aehnlichkeit dieses Apparates mit den Holzpaulen auf. Schon die dunkle Färbung am Schlik deutete darauf hin, daß hier fettige Negerfinger vielfach herum­getastet hatten. Und richtig, von einem Berichterstatter( de Hertogh) erhielt er folgende Nachricht: Dieser fleine Apparat, der zuteilen den Bogen der Amadi, Abarmbo, Mangbattu, Asande, Bangbas angefügt ist, dient dazu, fich z. B. im hohen Grafe zu verständigen; die Eingeborenen haben eine Sprache, die durch leichte Schläge, die mit dem Pfeil oder einem fleinen Stöckchen gegen den Apparat geführt werden, ausgedrückt wird. Sie benuken diese Sprachart auf ihren großen Holzpaufen." Wir haben also hier ganz eine Apparate der Trommelsprache vor uns.

Borneo  . Es ist noch ein Ohr" erhalten. Das ist ein Ausläufer jener Hängevorrichtung, die man bei der Bambuspaute von Sum­ bawa   erkennt. Die nächste Form der Entwickelung hat nun schon zwei Ohren oder Griffe. Diese beiden bleiben auf den Admiralitäts­inseln und auch Neuguinea  , too es entzüdend geschnitte Instru mente dieser Art gibt, bis nach Neu- Pommern   hin. Dann ber­fchwinden die Griffe dem Often zu. Einige seltsame Formen gibt es noch in der Südsee. Da ist die Bahu, die Kriegsglode von Neu­feeland, die in den Wachttürmen der Festungswerte aufgehängt war und deren dumpfe Alänge zur Nachtzeit den Feind ber­fündeten, daß die Dorfbewohner auf ihrer Hut, und den Dorf­bewohnern selbst, daß ihre Wachen in eifriger Umschau begriffen wären. Ihr Klang war sehr melancholisch; die starken schweren Streiche unterbrachen mit einer feierlichen Einförmigkeit die Ruhe der Nacht, als ob sie verkünden wollten, daß sie das Totengeläute wären für manchen, der am tommenden Morgen sein Ende finden würde.

Ferner find da die mächtigen stehenden Holzpaufen der Neu­Hebriden zu erwähnen, die aus ganzen Baumstümpfen bestehen, die in die Erde gelassen sind und weit über Mannesgröße haben. Ganze Wälder von solchen Baumtrommeln gibt es. Oft find fie oben hübsch geschnißt, stellen Vögel, Menschen und Reliefs von Schiffen dar.

Amerikanische Instrumente dieser Berwandtschaft sind in euro­päischen Museen sehr selten. Besonders zu beachten ist das Tepo­naztli der alten Merilaner. Bei feftlichen Gelegenheiten wird es noch heute in der Stadt Tepoztlan   in der Provinz von Morelos  gebraucht.

Kleines Feuilleton.

Aus dem Dasein der Schmierenfomödianten. Die Außentvelt

erfährt felten, wieviel jammerndes Elend sich allabendlich auf den ist alles: die Schönheit, das Rot der Gefundheit und auf den Brettern häuft, die fälschlicherweise die Welt" bedeuten. Schminfe Wangen  , der Reichtum, den die falschen Edelsteine und pruntvollen Gewänder zeigen, die Tiraden der Leidenschaft, das Flüsterwort der Liebe. Nichts als Schein und Schemen, womit die Blößen des Menschlichen, Allzumenschlichen, das hinter den Seulissen" spielt, nur notdürftig verhüllt sind. Dem forschenden Blick werden die dem Künstlervolt anhaftenden Schwächen, aber auch deren soziale Ursachen, sofort klar, wenn er durch die künstlich aufgeführten Scheidewände hin­durch bringt. Man braucht bloß die Artisten- und Theaterpresse zu durch­Stöbern, d. h. wieder, nur die paar Blätter im großen Haufen, denen an der wirtschaftlichen und moralischen Besserung des Künstler­Standes gelegen ist. Um die Zeit, wenn die winterliche Theater faison ihren Anfang nimmt, pflegen auch allerhand Begleit­erscheinungen aufzutreten, die für gewisse moralische Begriffe und Anschauungen des Bühnenpersonal im lmtriebe charakteristisch find. Wie es übergenug Theaterunternehmer gibt, welche sich aus der rüdsichtslosesten Ausbeutung und Brotlosmachung von fünstlerischen und technischen Bühnenarbeitern lein Gewissen machen, so gibt's allerdings auch unter diesen legteren leichtfertige Elemente genug, die durch verwerfliche Handlungen das Ansehen ihres Standes untergraben. Daß es Leute gibt, die zu gleicher Zeit mit verschiedenen Bühnen Kontvalte abschließen, ist nichts Neues. Viele Direktoren machen dasselbe, nur in umgefehrter Form. In Berlin   ist es ja allgemein gebräuchlich, daß bei Premieren irgend eine berühmte" tünstlerische Zugkraft mitwirkt. Sie tut einige Male gegen eine ihrer Berühmtheit" angemessenen Tagesgage mit und tritt dann diefelbe Hauptrolle an irgend eine Mittelmäßigkeit ab. Solche und andere Täuschungen bezahlt lediglich das Publikum. Draußen, in der Proving", werden aber meistens die Schmieren" Unternehmer von ihren eigenen Truppenmitgliedern geprellt und nicht selten zur Ader gelassen. Das Fernbleiben, wie das Durchbremen" engagierter Leute hängt auch dort mit dem Vorschuß-" Unwesen zu fammen. Reisegeld muß gewährt werden. Borschüsse auf Gage werden meistens verlangt und auch oft gegeben. ein Mitglied nicht kommt, oder nachdem es an Ort und Stelle einen Gagenvorschuß erhalten hat, plötzlich auf Rimmerwiedersehen ber­duftet", so ist das nichts Seltenes. Wenigstens liefern dafür Beweise eine erfleckliche Zahl von Barnungen", die die geprellten Theater­Die ozeanischen Instrumente sind verschiedenartiger als die leiter im Inseratenteil der Fachblätter zu veröffentlichen pflegen. So afrikanischen. Da sind zunächst diejenigen von Java und Sum- fanden sich in nur 5 zwischen dem 28. September bis 26. Ottober bawa, die aus Bambusstücken bestehen. Diese sind außerhalb eines erschienenen Wochennummern des Berliner   Theater Kurier" Gliedes derartig am Halme abgetrennt, daß ein durch zwei Knoten- nicht weniger als 16 solcher Warnungen. Bald betreffen sie scheidewände geschlossener Raum erhalten wird, der nun durch Kontrattbrüche in einfacher Form- d. h. die Durchbremer hinterließen Längsaufschlißen zu einer Bambuspaute gestaltet wird. Diese weder Zechschulden, noch Borschüsse, die unabgearbeitet blieben. Instrumente werden in den Bäumen aufgehängt. Auf Java werden Bald find es Kontraktbrüche unter erschwerenden Umständen". Sie durch Schläge gegen sie die Affen auf der Futterstelle zusammen- zu verschweigen oder bloß diskret anzudeuten, lassen sich die gerufen. wenigsten Geschädigten herbei. Meistens wird der verursachte Schaden Unser Gewährmann nimmt an, daß die Entwidelung folgenden giffermäßig ausgedrüdt. Manchmal wirkt so eine Warnung" be Beg eingeschlagen hat: Anfangs gaben diese Völker Mitteilungen luftigend. Einer Direktion" im Sächsischen   ist nur ein Anfänger durch Schläge gegen Bambushalme. Dann schnitt man einzelne vor der Vorstellung durchgegangen". Welch immenſer Schaden! Glieder heraus und hängte sie auf. Diese hängenden Formen Je eine im Hessischen und Bosenschen weiß zu melden, daß- in wurden zunächst durch Holzpaufen ersetzt. Dies ist die Philippinen  - dem einen Falle durch plötzliche Abreise des Künstlerpaares art. Dann kam die Holzpauke in liegende Form. Wie diese Soundso die Sonntagsvorstellung in Frage gestellt" wurde, in dem Instrumente entstanden sind, lehrt uns ein fleines Merkmal: die anderen, daß zwei weibliche Mitglieder, nachdem sie Krankheit vor­Griefform an den Enden. Da ist zunächst das Instrument von geschwindelt hatten", sich französisch empfohlen haben. Eine Theater­

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