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schmücken, als da find Leberblume, Himmelschlüffel( Primel),| Anregung, aber nicht Vorbild. Seine Phantasie gibt ein Mehr Maßliebchen( Gänseblume), Lungenfraut u. a. An frostfreien Tagen hinzu. Dadurch kommt er unwillkürlich zu einer dekorativen Stilis hebt man solche Pflanzen von ihrem Standort aus und setzt sie in fierung, die viel Intimes, Eigenes hat. Töpfe. Sie verlangen im Zimmer gleichmäßige Feuchtigkeit, recht viel Licht und Sonnenschein. Große Ofentvärme richtet mehr Schaden an, als sie zu nutzen bermag.

In ähnlicher Weise können manche Gartenblumen im Zimmer zur Blüte gebracht werden, so die japanische Spiräe, das tränende Herz( Diclytra), das Veilchen und die Christrose( Helleborus). Diese Pflanzen sind wieder beim Gärtner fäuflich.

Das Treiben der Blumenzwiebeln als Hyazinthen, Tulpen, Krokus und ähnliche ist bekannt, hingegen dürften ein paar Worte über die Maiblume interessieren. Blühbare Keime find billig beim Gärtner zu haben, sie werden in gewöhnlicher Erde in Töpfe ge­pflanzt. Mehrere folcher Töpfe werden in eine Siste gestellt, wobei die Zwischenräume mit Moos auszufüllen sind. Dieses wird stets regelmäßig feucht gehalten. Die Kiste wird in Dfennähe auf gestellt. Sobald die Triebe sich zeigen, werden die Pflanzen nach und nach an Licht gewöhnt und können endlich vor das Fenster Rosen treiben zu wollen, erfordert schon etwas mehr Geschick­lichkeit. Wer es in der Treiberei anderer Pflanzen nicht schon zu etwas gebracht hat, soll sich an das Rosentreiben nicht heran­wagen, er würde wenig Freude erleben. Darum begnüge man sich für den Anfang mit solchen Pflanzen, die leichter zu behandeln sind.

tommen.

Kunst.

e. s. Das Wort Worpswede  " hat in der Geschichte der modernen deutschen   Kunst einen guten Klang. Die neue Landschafts­malerei fand in dieser kleinen Malerkolonie intensive Pflege. Der Kunstsalon Gurlitt bringt eine Gesamtausstellung der Worpsweder  Maler. Verschiedene Temperamente find es. Und es ist interessant, wie eine und dieselbe Landschaft verschieden einwirkt und wie wir die gleiche Natur in wechselnden Bildern sehen. Gemeinsam bleiben immer folgende Merkmale dieser Natur: tiefe dunkle Farben im Boden, im Wald, helle, jauchzende Farben in den Birken, den bunten Bauerhäusern, strahlender Himmel mit weißen Wolfen, der aber auch düster blicken kann, tiefblaues Wasser. Ein wundervolles Bild, wenn Abendstimmung diese Dinge umschleiert, wenn im Früh­ling die Sträucher und Bäume blühen, wenn die Kastanienbäume im Schmuck ihrer Blütenkerzen stehen, wenn der Winter zu den träftigen Farben das helle Weiß gesellt.

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Friz Madensens Bergpredigt" versucht vergeblich aus der Landschaft und den Menschen eine große Einheit zu schaffen. Das Bild ist zu umfangreich angelegt, die Gruppen der Zuhörer wirken gestellt. Dazu reicht sein wohl feines, aber nicht träftiges Talent nicht aus. Abgesehen davon ist der matte Gesamtton des Ganzen fehr vornehra und die Typen der Bauern sind gut gelungen. Sehr fein is das Bild des Holzschuhmachers", der vor seinem Hause fizt, um blauen Bach. Mensch und Natur sind hier fein in eins verschmolzen. Auch Friz Overbed hält mit lauten Tönen zurück. Sein bestes Bild ist die" Düne", eine feine Harmonie in Grau und Grün; grauer Sand mit spärlichem grünen Gras bewachsen.

Hygienisches.

Nichtraucher 4. Klasse! Für diese notwendige gesund­beitliche Forderung tritt nachdrüdlich ein Aufsatz im Naturarzt" ein. Die Zustände in den Wagen 4. Klasse sprechen tatsächlich dem sonst mit so großem Aufwand an Geld, Autoritäten und Spezialis täten in Heilsystemen und Heilmitteln betriebenen Kampfe gegen die Volksseuchen direkt Hohn. Wenn es auch beffer geworden ist mit der Lüftungsmöglichkeit dieser Wagen, so herrscht doch in ihnen oft ein unerträglicher Dunst. Man bedenke, daß in ihnen oft bis zu 50 Menschen, verstaut zwischen großen Reisegepäd­stücken, sich stundenlang aufhalten müssen und daß in diese durch Atmung, Ausdünstung und alle möglichen Gerüche schon verdorbene Stickluft oft noch einige Dußend Männer dicke Tabatswolfen hinein­blasen. Kränkliche Personen, z. B. Lungenleidende, auch Kinder können in solcher Luft sehr leicht schwer geschädigt werden. Ja, sie werden es nur zu oft, denn heftige Hustenanfälle von Lungen­Darum ist die Forderung von Nichtraucherabteilungen für die tranten und schwere Katarrhe sind häufig die Folgen solcher Reisen. 4. Klasse unbedingt ebenso berechtigt wie für die anderen Klassen. Es handelt sich hier zugleich um eine wichtige Phase des Kampfes gegen die Volksseuchen, wie auch der hygienischen Erziehung breiter Volksschichten, wenn endlich auch in der 4. Klasse die Inschrift " Rauchen verboten" in der Hälfte aller Wagen angebracht wird.

Notizen.

Jm Goethe Verein spricht am Sonntag, den 16. Dez., nachmittags 3½½ Uhr, im Saale der Sezession, Kurfürstendamm 208/9, Dr. A. C. Kalischer   über: Beethoven  . Gefang: Betsy Schot. Ferner gelangen verschiedene Klaviersonaten Beethovens zum Vor­trag. Eintrittskarten( 50 und 30 f.) bei Wertheim  , Leipzigerstraße  , bei Plothow, Kantstr. 21, und Sonntags an der Kasse der Sezession bon 2 Uhr ab.

-Ein historisches Konzert mit historischen Instrumenten veranstaltete die in München   im vorigen Jahr gegründete, Deutsche Vereinigung für alte Musit" am Mittwoch im Bech­steinsaa I. Werke von Dietrich Buxtehude  ( 1637-1707), dem Vor­läufer Bachs und von Bach selbst und von Gaßmann und Stamiz ( 1717-1757) von eigenem Reiz. Die Viola d'amore und die Viola da Gamba  , die älteren Formen der Violine und des Violoncello und dazu der bald an Harfen bald an Schlagzeug erinnernde Kielflügel ( Cembalo) wirkten wundersam zusammen. Zum Gesang scheint das Cembalo weniger zu passen.

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Aus dem Lande der Unberechenbarkeiten. Der Beitschrift, unst u. Künstler" ist eine seltsame Mär zugegangen.

Sie behauptet allen Ernstes:

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Hans am Ende   wächst sich kräftiger aus. Seine Land­Alfred Messel  - der Erbauer des Wertheimschen Warenhauses­schaften haben böcklinisch heitere, helle Farben. Speziell das eine Bild, wo helle Wolfen hoch über weißen Blütenfeldern schweben, hat ist vom Kaiser ausersehen worden, Baumeister der zunächst geplanten Sollte eine viel Frische. Der Künstler arbeitet den geschlossenen Bildeindruck nenen Museen zu werden. Nach Tuaillon nun Messel.  borzüglich heraus, wie die violett blühende Heide, mit dem hohen" glückliche Wendung" eintreten? Dann wäre noch Hoffnung für das blauen Himmel über der tiefliegenden Ebene besonders beweist. neue Opernhaus, das Brandenburger Tor  . Aber warum denn nicht Was alles hätte nicht verhindert werden Otto Modersohn   sieht vorwiegend das Düstere der Landschaft, zehn Jahre früher? fönnen!" Abendstimmungen. Wo das Dunkel lagert und alle Dinge Ob ein Künstler wie Messel   indessen sich zum Ausführer kaiser­in Traum versinken. Phantastisch stehen die Bäume bei licher Willensregungen hergibt, ist doch sehr die Frage.

einander. Die bunten Farben leuchten im Sonnenuntergang auf. wohl noch einmal grell Um so eigentümlicher wirkt der Abendhimmel, der in dieser Dunkelheit hell erscheint. Aber auch helle Frühlingseindrücke malt Modersohn, blühende Maienlandschaft. Auch hier betont er die Schönheit so kräftig, daß wieder beinahe etwas Phantastisches daraus wird: Schneeige Blütenbäume, die auf Hellgrüner Wiese stehen.

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Gerhart Hauptmanns Weber" in England. Die Londoner Bühnengesellschaft" hat im Scala- Theater eine Auf­führung von Gerhart Hauptmanns Webern" veranstaltet, zu der die Londoner Presse in ziemlich abweisender Form Stellung nimmt. Während manche Blätter sich nur darüber wundern, daß trotz der 43.. redenden Personen so wenig Handlung in dem Stück ist, und eines sogar das Werk als eine freilich nicht mehr aktuelle Sensations­dichtung in der Art von Upton Sinclairs Sumpf" auffaßt, sind die führenden Kritiker" der Ansicht, daß diese Aufführung nur historisches Interesse habe und daß das Stück nur eine literarische Kuriosität, ein Dokument in der Geschichte des deutschen Dramas" Es ist ein Werk des doktrinären Naturalismus, in dem jeder sei. Schein fünstlerischer Absicht mit Bedacht vermieden ist," meint Archer. Der Kritifer des Daily Telegraph  " schreibt: Das Werk ist ziellos und inkonfequent, weil der Autor kein Drama hat aufbauen können, sondern uns nur einen Ausschnitt des wirklichen Lebens von feiner Beobachtung und großer Naturtreue gibt. Es ist in Wahrheit keines Künstlers Wert, sondern eines Photographen Werk. Abgesehen von der allgemeinen Jdee des Leidens und Hungerns, die mit einer bei den abschreckendsten Einzelheiten niemals zitternden Hand gegeben wird, kommen wir wenig oder gar nicht weiter. Es sind lebendige Bilder des Lebens, die noch kein Drama ausmachen."

Eine neue Note bringt Heinrich Vogeler   hinein. Er ist speziell für das Deforative veranlagt. Sein reiches Linienspiel, seine aus­gesprochenen Farben geben etwas Phantastisches. Eine zarte, behutsame Schönheit gibt er mit diesen Linien und Farben, die etwas Märchen­haftes, Träumendes, Reiches haben. Ein Anklang an den Bieder meierstil ist zu konstatieren, eine gefühlvolle Sentimentalität, die fich in den Köpfen seiner Menschen, in dem Stil der Möbel, in den Kostümen ausspricht. Mit besonderer Liebe malt er Interieurs aus feinem Hause, die die Bauernkunst mit Glück benutzt zeigen; derbe Farben und Formen zu einer praktischen Intimität vereint. Eine äußerst graziöse Führung der Linie ist Vogeler   eigen. Mit subtilster Arbeit malt er eine Hecke z. B., jedes Zweiglein, jede Knospe, und es kommt ein graziöses Linienspiel heraus, dessen Reichtum erfreut. Daß aber Vogeler auch den einfachen Natureindruck fräftig wiedergeben kann, das zeugt fein Heideweg" mit den blauen, weißumränderten Wolten am Himmel, ein Bild von Herrlicher Frische. Vogeler   ist der eigenartigste der Worpsweder   Das englische Theater von heute ist so ziemlich das gleich­Maler. Wie fein und eigenartig ist z. B. der rote Kakadu vor gültigste und fadeste auf der Welt. Daß die Kritik in England auch hellem, geöffnetem Fenster, bei dem ein heller, gelber Blütenstrauß nicht viel höher steht, verraten die Urteile über Hauptmanns Weber. in braunem, japanischem Korb steht. Vogeler   ist nicht so an die Landschaft gebunden, wie die anderen Maler. Die Natur ist ihm

Berantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin  . Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.

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