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Herr Edmund Hall," sagte Mason endlich mit einem gefchäftsmäßigen Nebengeräusch in der Nase, Herr Edmund Hall, Sie scheinen nicht wohl zu sein. Sie machen einen nervösen Eindruck, Herr Edmund Hall."

Wollen Sie nicht hinunter gehen und essen?" fragte Sall müde und brutal. Milder fügte er hinzu:" Es ist ja schon lange her, seit es geläutet hat. Ich will nicht hinunter, falls Sie aus dem Grunde warten."

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,, Keinen Appetit, Herr Hall?" fragte Mason. ,, Sagen Sie mir doch ganz offen lassen Sie uns zur Sache kommen was meinten Sie vorhin mit der Frage, ob ich mein Leben versichert habe? Sollte das eine Drohung sein, eine freundliche Aufforderung an mich, Ihnen vom Leibe zu bleiben? Sie scheinen ein wenig aufgeregt zu sein. Was meinten Sie damit? Beschäftigen Sie sich mit dem Gedanken, daß mein Leben oder das Leben irgend eines anderen, aber hier speziell das meine, auf dem Spiel stehen könne? Wie, Herr Edmund Hall? Welchen besonderen Grund haben Sie, die Tasche, die Sie da in der Hand halten, nie von sich zu Iassen? Warum gehen Sie umher wie ein Mann, den irgend etwas bedrückt, warum sprechen Sie nicht mit Ihren Reise­gefährten? Ich habe Sie beobachtet, Sie können sich darauf verlassen, daß ich Sie beobachtet habe. Sehen Sie die Sache einmal ganz ruhig an ist es schlimm für Sie, quält es Sie? Sehen Sie es immer vor Augen?"

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Jetzt wurde Hall ärgerlich, wie es schien, er wollte Ruhe haben vor diesem Menschen, deffen Gerede er wohl faum ge­hört hatte.

" So schweigen Sie doch endlich," bat er ohne irgend­velches Kolorit in der Stimme. Was reden Sie eigent lich? Gehen Sie hinunter zum Essen und lassen Sie mich in Frieden.'

Mason trat einen Schritt zurück und brachte einen Knurrenden Laut im Halse hervor. Und während er ein paar Handeisen aus der einen Rocktasche in die andere steckte, nickte er Halls Rücken zu und ging die Treppe hinab.

2.

Sall blieb allein zurück. Er ging langsam auf dem ganz kurzen Ende des Decks auf und nieder, als suche er in seinem Gedächtnis nach irgend etwas. Es war jest ziemlich dunkel, aber der Himmel leuchtete in falter Klarheit. Die See hatte sich ein wenig beruhigt. Ein Heizer, der in Schweiß und schwarzem Del gebadet war, kam aus einem Loch hervor und wandte sich teif atmend nach dem Horizont um, wo ein Teichter Schimmer den Mond verkündete. Dann drehte er die Ventile beffer in den Wind. Hall stand still und versuchte, dem Blick des Heizers zu begegnen, aber sie hatten einander nichts zu sagen, und der Heizer kroch wieder hinab und ließ eine fleine eiserne Luke über seinen Kopf zufallen. Hall ging ganz vorne auf die Kommandobrücke, die gleichsam in einem Altan   endete, wo man fast frei in der Luft stand, haushoch über der See. Der Schaum da unten glitt leise dahin in großen marmorierten Figuren, fühl und leise. Alles war Dunkel. Wie das Schiff bebte, und wie die ganze nervöse Masse troßdem sich ruhig ihren Weg bahnte!

Es kam jemand die Treppe hinauf, Hall wandte sich mit einem Rud um und sah einen großen Damenhut mit nickenden Federn, er zog sich weiter auf das Deck zurück, richtete seine Schritte nach einem der großen Schornsteine, wie um sich dahinter zu verbergen, blieb aber stehen.

Komm doch und hilf mir die schreckliche Treppe hinauf, Edmund," ertönte eine Stimme halb ängstlich und halb fec. Die Stimme an sich war tief und schön wie ein Cello, von wundervoller Wärme im Klang.

St!" sagte Hall furz und machte eine Bewegung mit Ser Hand. Der Kapitän geht oben auf der Brücke!" Madame d'Ora   blieb oben an der Treppe laut feuchend Stehen und fah sich um.

Nein, wie frisch es hier weht! Warum bist Du nicht zum Geffen hinuntergekommen? Der Kapitän kann uns hier nicht hören."

Schnee unter den Stiefeln.

Von Dr. H. Gerstmann.

wenn er vom Himmel herunterfällt, gibt er dem, der den Schnee­Das wahre Wetterzeichen des Winters ist der Schnee. Schon vom fall warmen, gemütlichen Zimmer aus betrachtet, durch seinen Anblick die Empfindung des Winterlichen; wer freilich zur gleichen Zeit im Freien sein muß, hat oft ein recht ungemütliches Gefühl, wenn ihm scharfe, stachlige Schneeflöckchen ins Gesicht fliegen, oder wenn ihm die feucht- talten Flocken von oben her in den Halskragen hinein­stieben, aber doch sagt er sich mit einer gewiffen Befriedigung: Das ist das rechte Wetter für diese Jahreszeit. Wenn sich der Schnee auch bald geschwunden; hier ist es nicht die Sonne, die nichts auf der Erde gelagert hat, ist er allerdings für den Großstädter Weißes duldet, sondern der starke Verkehr, der die weiße, faubere Dede schnell in einen häßlichen, schlüpfrigen und un­angenehmen Brei umtvandelt. Wo aber nur wenig Verkehr ist, oder auch in berkehrsreicher Gegend, wenn ausnahmsweise der Schnee in solchen Massen gefallen ist, daß er der Reibung der vielen Füße trott, macht die weite Schneefläche den großartigen Eindruck des Friedlichen, des aller leidenschaftlichen Erregung Entrüdten, und das ist ja gerade der Charakter des Winters. Schnee gehen muß, unerfreulich gestört: Der Schnee ballt fich Aber durch Eines wird man, wenn man einige Zeit durch unter den Stiefelsohlen, und hauptsächlich unter den Absätzen zu einer festen Masse zusammen, die den schnellen Wanderer Gehen start belästigt; und die den Versuchen, fie durch fräftiges Aufftampfen zu beseitigen, einen eben so fräftigen Widerstand entgegensezt und nur mit vieler Mühe zu zerstören ist. Die Mühe, die man daran setzen muß, den unter den Stiefeln zu­fanmengeballten Schnee zu lösen, versetzt die Menschen in nicht ge­rade freundliche Stimmung, vielleicht wird der Merger geringer sein, wenn man weiß, daß man es hier mit einer merkwürdigen Natur­erscheinung zu tun hat, die bei anderen Gelegenheiten großartige Naturschönheiten zuwege bringt, nämlich mit der Regelation des Eises. Das Wort Regelation" hat nichts zu tun mit einer Regel, sondern ist abzuleiten von den lateinischen Wörtern re= wiederum, und Gelation= Gefrieren, starr werden.

im

Waffer gefriert oder geht aus dem tropfbar- flüssigen in den festen Zustand über bei einer ganz bestimmten Temperatur, die durch allgemeine lebereinkunft als Anfangspunkt, als Nullpunkt bei allen Temperaturmessungen angenommen ist. Ueberhaupt geht jeder Körper bei einer für diesen Körper ganz fest bestimmten Temperatur aus dem einen in einen anderen Aggregatzustand über. Wasser wird stets und überall bei der Temperatur, die wir als Siedepunkt be zeichnen und die bei 100 Grad Celsius oder 80 Grad Reaumur liegt, dampfförmig, wie es überall bei null Grad( fowohl Celsius als auch Reaumur) zu einem festen Körper wird; Butter schmilzt bei 31 Grad( hier find immer Celsiusgrade gemeint), Wachs bei 32 Grad, Blei bei 322 Grad, Silber bei 999, Gold bei 1144, Eisen bei 1587 Grad. Die Tem peratur, bei der alle diese Substanzen in Dampf übergehen, ist noch nicht bestimmt; zu erreichen ist sie mit irdischen Mitteln sicher, denn dampfen können, und bei außerirdischen Erscheinungen weiß man, im elektrischen Lichtbogen z. B. hat man die meisten Metalle ver­daß in ihnen Metalle ohne weiteres als Dampf vorkommen, z. B. gibt es auf der Sonne Eisendampf. Quecksilber ist bei den auf der Erde meist vorkommenden Temperaturen, wie jeder weiß, flüffig, es gefriert erst bei 39 Grad unter Null und verdampft bei 354 Grad über Null. Eine ganz eigenartige Stellung nimmt die Kohle ein; darauf beruht gerade die Existenz der elektrischen Bogenlampen mit im elektrischen Lichtbogen sprühen feine Stäubchen von ihr ab, und derjenigen Temperatur recht nahe gekommen ist, bei der Kohle ver­ihren Kohlenbogen. Man könnte also vielleicht sagen, daß man hier dampft. Andererseits ist es aber noch nicht gelungen, Kohle zu schmelzen, wenigstens hat man es noch micht beobachten tönnen. Möglicherweise wird bei den Versuchen des französischen   Chemiters Moissan  , der in diesem Jahre durch den Nobelpreis filr Chemie ausgezeichnet wurde, Kohle flüssig. Moissan hat nämlich durch die ungemein große Hige eines elettrischen Ofens, und dann durch übergeführt, das heißt fünftlich wirkliche Diamanten hergestellt, außerordentlich starken Druck, Kohle in die Form des Diamanten und vielleicht gelangt bei diesen Prozeduren die Kohle auch in den flüffigen Zustand; aber man fonnte es eben noch nicht feststellen, noch viel weniger war man im stande, die Temperatur zu messen, bei der dies sich ereignete.

Wenn mun gesagt wurde, daß dieser Körper bei dieser bestimmten Temperatur flüssig wird, bei jener dampfförmig, so find dazu mehrere Bedingungen zu erfüllen. Zunächst muß der Körper, um den es sich handelt, rein sein, d. h. er muß frei sein von anderen Freilich fann er es," entgegnete Hall fühl. Schrei Bufägen. Wenn man einem Metall einen anderen Körper zusetzt, Soch nicht so laut. Ich weiß, daß er französisch versteht." bem Kohle beigemischt ist, schmilzt schon bei etwa 1100 Grad, also " 10 befommt es dadurch einen anderen Schmelzpunkt; Eiſen z. B., Beruhige Dich, mein Freund. Ich werde flüstern." Sie blieb stehen, ohne die Arme zu rühren und drang mit ihrem Blid förmlich zu ihn hinein, während ihre Worte, die einen hoffnungsvollen Klang gehabt hatten, die Luft mit Getön erfüllten.

( Fortsehung folgt.)

mehreren Metallen schmilzt bei einer Temperatur, erheblich früher, als reines Eisen. Eine Legierung von von der Schmelztemperatur jedes einzelnen der in der Legierung die sich enthaltenen Metalle wesentlich unterscheidet, und zwar liegt dieser Legierungsschmelzpunkt stets unter dem Schmelzpunkt jedes Bestands teils. Man hat recht merkwürdige Legierungen zusammengefest Das fogenannte Rosesche Metall 3. B. besteht aus 25 Proz. Blei 25 Broz. Sinn und 50 Proz. Wißmuth, es schmilzt schon bei 95 Grad