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Man sieht Sie ja so felten, Herr Evanston  . uns in dem letzten Monat fast gar nicht besucht. Kreis vermißt Ihren lieben Beistand sehr."

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Sie haben paradiesischer Schönheit erglänzen, wenn andere Welten auf uns Auch der herniederschauen und in ihrer stummen und doch so eindrucksvollen Sprache erzählen, daß alles im Universum vor sich geht nach ehernen Gesezen.

Meine neue Gemeinde oben in dem nördlichen Teil von New York   legt Beschlag auf me ne ganze Zeit, Madame," das Polarlicht seinen Silberschleier über den weiten Himmelsdom Doch alle diefe Reize werden in den Schatten gestellt, wenn sagte Evanston   und verneigte sich mit fühlem, geistlichem ausbreitet, wenn plöblich unzählige, in allen Farben schillernde Anstand. Strahlen und Strahlenbündel am Firmament auftauchen und sich Ach, wissen Sie, daß Herr Evanston   im Begriff ist, eine dann zu gewaltigen, vorhangartigen Gebilden formen, die von der geistig bewegtesten Gemeinden in New York   zu schaffen?" den prächtigsten Lichtwellen durchflutet werden und stundenlang rief Frau Mc Carthy glückselig aus, zu Madame d'Ora   gewendet. mit ihrem zarten Licht das Auge des Beobachters entzücken. Herr Evanston   ist auf aller Lippen als moderner Prediger. In unseren Breiten fündet sich das Polarlicht gewöhnlich durch Massenversammlungen da oben in den sittlich verfinsterten mehrere Bollmondscheiben breiten Lichtbogen formt, der in bläulich­einen weißlichen Schimmer an, der sich nach kurzer Zeit zu einem Stadtteilen... Sie haben doch davon Sie haben doch davon gelesen, wie Hert weißem Lichte erstrahlt und in ständiger vertikaler und horizon­Evanston seine Zuhörer pact, indem er von der Kanzel taler Bewegung begriffen ist. Von den hellsten Teilen gehen dann herab Lichtbilder zeigt von weltlichen Berühmtheiten und die prächtigsten Strahlen aus, die oft wie die Halme eines wogenden schamlosen Künstlerinnen, wie... o, mein Gott!" Kornfeldes bewegt erscheinen. Doch eine derartige Erscheinung Frau Me Carthy schweigt plößlich und sieht Madame ist hier in Deutschland   nur selten sichtbar; die meisten hier d'Ora an und beißt sich mit sichtbarem Entsetzen in den bemerkbaren Polarlichter haben nur eine schwache Rötung des nördlichen Himmels zur Folge. Finger. Das Polarlicht auf unserer Halbfugel Nordlicht und auf freundlich und firiert der südlichen Hemisphäre dementsprechend Südlicht genannt Ah!" lächelt Madame sehr freundlich und firiert Evanston  . Ich hoffe doch, Sie haben nicht vergessen, Ihre also nicht etwa eine Erscheinung, die zu allen Beiten und an ist Gemeinde vor mir zu warnen, Herr Evanston  . Es sollte mich allen Orten gleich ist. Man kann mehrere Erscheinungsformen freuen, wenn die Brücke zwischen Ihren Freunden im Herrn unterscheiden, die sich aber häufig zu einer besonders schönen Er­und mir ein- für allemal abgebrochen würde." scheinung vereinigen. So unterscheidet man: " Ich will nicht leugnen, daß ich Kostümbilder von 1. Lichtbogen: Das sind regenbogenartige Gebilde, die nach Madame vorgezeigt und sie mit dem Kommentar begleitet unten scharf abgegrenzt sind, wodurch der untere Teil des Himmels habe, den ich für passend fand," sagt Evanston   und blinzelt besonders finster erscheint und das sogenannte dunkle Segment einen Grad unverschämter und zweideutiger als bisher." Ich gebildet wird. fann wohl sagen, daß Sie, Madame, nicht das geringste Mergernis gegeben haben.

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Und machen Sie uns nicht die Freude, der heutigen Sigung beizuwohnen?" fiel Frau Mc Carthy in ihrer Unschuld ein.

Beider kann ich es nicht, m.ine Zeit verbietet es mir," antwortete Evanston   furz.ch bin nur hier, um mich nach Fräulein Karetins Gesundheit zu erkundigen. Leider ist sie ja nicht zum besten.

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dem Bogen auf und erftreden sich oft bis über den Zenit hinaus. 2. Strahlen: Sie schießen mit großer Geschwindigkeit aus Manchmal gehen diese Strahlen auch fächerartig vom Mittelpunkt des Bogens aus; fie bilden dann die sogenannten Fäden. Die Farbe der Strahlen ist überwiegend weiß, violett oder rot. 3. Bänder: Jn höheren Breiten durchseßen sich oft die vorhin gekennzeichneten Bogen zunächst mit sentrechten Strahlen. Dann beben sich die Seiten des Lichtbogens vom Horizont ab, wobei die ganze Erscheinung in eine heftige Wellenbewegung gerät. Die losgelösten Enden erheben sich oft zu beträchtlicher Höhe, breiten sich über den übrigen Teil des Himmels aus und bilden die fonderbarften, bald spiralförmigen, bald schlangenartigen Win­

Frau Me Carthy öffnete den Mund, um eine Menge von Mirjam zu erzählen, Evanston   aber wandte sich rück- dungen, die man mit dem Namen Bänder belegt. fichtslos ab und nahm seine Unterhaltung mit Madame d'Ora  wieder auf: Wenn ich sicher wäre, daß Sie mich nicht mißverstehen würden, Madame, so würde ich Ihnen die schmeichelhafte Mitteilung machen, daß Sie in meiner Gemeinde Furore gemacht haben. Mehr als ein verhärteter Sünder ist, wenn ich mich so ausdrücken darf, von Ihrer gefährlichen Schönheit erschüttert worden. Könnte man Sie bewegen, Madame d'Ora  , Jesus Christus   an Stelle des Satans zu Ihrem Impresario zu erwählen, so würden Sie in dem dunkelsten Amerika   eine riesenhafte Zukunft vor sich haben.

4. Draperie- oder Mantellicht: Häufig bilden sich am Horizont mehrere Lichtbogen, von denen fich jeder bänderartig entfaltet. Diese verschiedenen Bänder ergeben dann als Gesamtvirfung ein Gebilde, das deutlich an einen faltenreichen, tuliffenartigen Vor­Farbe und werden von großartigen Lichtwellen durcheilt. Sie zer­hang erinnert. Die einzelnen Bänder wechseln sehr oft Form und reißen auch hin und wieder und lösen sich in einzelne Strahlen­büschel auf, die sich dann zu neuen Formen gruppieren.

Evanston   greinte und zog die Brauen um seine hellen und boshaften Augen zusammen. Und die Wirkung seines giftigen Wites beobachtend, der Madame d'Ora   gänzlich zu lähmen schien, senfte er die Stimme völlig und murmelte:

Sollten Sie Lust haben, Bekanntschaft mit meiner Tätig feit zu machen, so find Sie stets willkommen in meiner Privat­wohnung 214 West 147 Straße vergessen Sie die Nummer nicht."

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( Fortsetzung folgt.)

( Nachdruck berboten.)

Das Polarlicht.

Von Hans Prull. I.

Auch die Nacht, in der nach der Ansicht abergläubischer Menschen häßliche Kobolde und böse Geister ihr Unwesen in Wald und Feld treiben sollen, hat ihre eigenen Reize für den Natur­freund. Wie feierlich ist es nicht, wenn wir in schönen Nächten unsere Schritte durch den schweigenden Wald lenken und uns diese tiefe, weihevolle Stille umfängt, die nur dann und wann unter brochen wird, wenn der Nachtwind leise über die Erde streicht. Dann rauscht und raunt es geheimnisvoll in den Wipfeln der Bäume, und ein tausendstimmiger Flüsterchor raschelnder Blätter spricht zu uns von einer kommenden Morgenröte, die alle Schatten verscheuchen und ein neues Leben einleiten wird, verheißt uns, daß über Finsternis und Tod doch endlich Licht und Leben trium­phieren müssen. Dann werden Herz und Hirn erfaßt von jener Siegesgewißheit, die die Vorfämpfer besserer Gesellschaftszustände beseelt.

Und wie schön ist es nicht, wenn der Mond mit seinem alles verklärenden Licht die Erde überflutet, daß Fluren und Auen in

5. Lichtkrone: Ist das Polarlicht besonders schön, wie es nur in höheren Breiten der Fall ist, dann bilden die hoch über dem Kopf des Beschauers zusammenlaufenden Strahlen einen Kranz bon wunderbarer Schönheit, der an Großartigkeit selbst das Draperielicht übertrifft: die Lichtfrone. Sie ist nur eine Wirkung findet, wird sicherlich nichts weiter als das oben beschriebene der Perspektive. Ein Beobachter, der sich in niederen Breiten be­Mantellicht oder Lichtbogen wahrnehmen.

6. Lichtdunst: Ist das Polarlicht langsam berschwunden, dann bleibt ein schwacher dunstartiger Lichtschimmer zurück. Dieser Lichtdunft kann aber auch manchmal schon gleichzeitig mit dem Bolarlichte auftreten, und zwar häufig an ganz anderen Stellen des Himmelsgewölbes, als die Erscheinung selbst.

Die Berteilung der Polarlichter, die in den höheren Breiten natürlich weit öfter und intensiver auftreten als bei uns, ist ein­gehend untersucht worden. Diese Untersuchungen hatten das Er­gebnis, daß es auf der nördlichen Halbfugel gelang, Kurven für bie Orte mit gleicher Nordlichthäufigkeit zu ermitteln. Es ergab sich da die interessante Tatsache, daß diese Kurven beide Nordpole, ben geographischen und den magnetischen, umrahmen. Sie haben also eine elliptische Gestalt. In ihrer Mitte befindet sich der Nordlichtpol. Als Zone größter Nordlichthäufigkeit ergab sich ein relativ schmaler Streifen, der die nördlichsten Teile von Norwegen  , Sibirien   und Alaska   berührt, der dann nördlich von den kanadischen Seen über die Hudsonsbai und Labrador weiterführt und endlich über Jsland nach dem nördlichsten Norwegen   zurückgeht. In dieser Bone ereignen sich durchschnittlich über 100 Nordlichter jährlich. Nach Süden hin nimmt ihre Häufigkeit sehr rasch ab. So machen sich in Deutschland   im Jahre durchschnittlich nur zwei deutlich erfennbare Nordlichterscheinungen bemerkbar. Auf der südlichen Halbfugel, wo erst in neuerer Zeit ausgedehnte Beobachtungen an­gestellt wurden, die aber noch nicht zu festen Resultaten führten, ereignen sich die meisten Südlichter auf Tasmanien   und Neuseeland  , viel weniger schon in Australien   und Südafrika  , während in Süd­ amerika  , das ja erheblich weiter bom magnetischen Südpol   entfernt ist, nur äußerst selten Südlichter zu beobachten find.

Das Polarlicht spielt sich fast immer in ganz foloffalen Höhen über der Erde ab. Die Bestimmung der Höhe geschieht wie bei der Entfernungsmessung der Sterne durch die Parallagenmethode. Man beobachtet einen ganz bestimmten Punkt der Erscheinung von