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noch hören konnte; und damit stimmen zahlreiche Meinungen von jetzt auf Telegraphenstange bei dem Wasserbehälter. Bug dort Musitfreunden überein, die dem allgemeinen Ruhme des Joachim- halten, Wärter mitnehmen und weiterfahren. Verkehrsdirektion schen Spieles gegenüber fühl blieben und bei jüngeren Spielern bitte nötige Maßnahmen treffen." Der Beruf eines Bahn­weit mehr Leidenschaft usw. fanden. Tatsächlich befizen wir schon beamten der Ugandabahn scheint danach gewisse Schattenfeiten zu noch einige Künstler der Geige, welche die Joachim sche Kunst haben. der Phrasierung" ebenfalls, aber in einem weit stärkeren und reicheren Maße besitzen.

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War das Altersschwäche? Im Jahre 1850 schrieb( wie ich einem Bericht über das der Künstlerin geltende Werk von Berthold Lizmann entnehme) Robert Schumanns Gattin Klara über den damals noch blutjungen Joachim: Sein Spiel ist voll­endet, alles schön, das feinste Pianissimo, die höchste Bravour, völlige Beherrschung des Instruments; doch das, was einen padt, wo es einem talt und heiß wird, das fehlt es ist weder Gemüt noch Feuer in ihm, und das ist schlimm, denn ihm steht keine schöne tünstlerische Zukunft bevor, technisch ist er vollkommen fertig, das andere, wer weiß, ob das noch kommt? Er ist übrigens ein lieber, bescheidener Mensch, und eben deshalb tut mir's doppelt leid, daß ich von ihm als Künstler nicht mehr entzüdt ſein fann." Später entstand eine treue Freundschaft und gegenseitige Verehrung zwischen den beiden. Ob aber Lara Schumann ihr damaliges Urteil später nicht nur in der Fassung, sondern auch im Kerne ver­ändert hat? Sie hatte es gerade vor der dreijährigen Weimarer Zeit des Künstlers ausgesprochen. Demnach ist anzunehmen, daß er dort unter Liszt dasjenige gelernt habe, was Frau Klara später wohl als einen Gegensatz gegen 1850 gemerkt haben dürfte. Schwer anzunehmen ist aber, daß Joachim von einer fühlen Weise der ersten Jugend zu einer tief warmen des Mannesalters fortgeschritten und dann wieder als Greis zu der ersten Jugend­weise zurückgekehrt sei.

Kulturgeschichtliches.

und

Ein Tierprozeß. Zu den Beugnissen traffen Aberglaubens und tiefster Unwissenheit, die das Mittelalter uns hinterlassen, ge hören auch die gegen Tiere geführten Prozesse. Es erscheint uns heute unfaßbar, wie sonst ganz vernünftige Leute gegen unwissende und harmlose Lebewesen den ganzen finsteren Ernst, den ganzen schwerfälligen Apparat des damaligen Prozeßganges in Anwendung bringen konnten. Am häufigsten finden wir derartige Prozesse gegen die armen Mäuslein geführt, die in ihrer Unschuld über die ges weihten Hoftien geraten waren. Der ganze Inquisitionsapparat wurde dann im ordentlichen Prozeßgange aufgeboten, pein liche Anllage wegen Kirchenschändung, Gotteslästerung Bauberei erhoben und die Schuldigen, soweit fie era wischt waren, berurteilt und auf dem Scheiterhaufen öffentlich verbrannt. Auch wenn sie sonst dem Menschen Schaden zugefügt, wurden die Tiere dafür bestraft. So wurden 1456 in Offen­ bach   a. M. zwei Schweine lebendig begraben, weil sie ein Kind zu Tode gebiffen. Daß man auch sonst im Prozeßwege gegen Tiere vorzugehen pflegte, beweist eine Räumungsflage gegen die Enger­linge, welche im Jahre 1480 auf Antrag des Doktors und Stadt­schreibers zu Bern  , Thiering Frider und Beneditts von Montferat, Bischof von Lausanne, vor dem geistlichen Gericht zu Lausanne   an gestrengt wurde. Es heißt in dieser originellen Anflageschrift: Du unvernünftig, unvollkommene Creatur, mit Namen Inger( Inger­ling), und nenn dich darum unvollkommen, denn deines Ge schlechtes ist nicht gewesen in der Arch Noä, in der Zeit der Vergiftung und Plag des Wassergusses; nun hast du mit deinem Anhange großen Schaden getan im Erdreich, und auf dem Erdreich einen merklichen Abbruch zeitlicher Nahrung der Menschen und unvernünftigen Tiere. Und damit nun dergleichen durch euch und euren Anhang nicht mehr geschehe, so hat mir ein gnädiger Herr und Bischof von Lausanne geboten, in seinen Namen euch zu ermahnen, zu weichen und abzustehen. Und also von seiner Gnaden Gebots in feinen Namen und bei Kraft der heil. hochgelobten Drei­faltigkeit, und durch Kraft und Verdienen unseres Erlösers und Ves halters Jefu Christi, und bei Kraft und Gehorsamkeit der heil. Kirchen­gebieter und ermahne ich euch, in den nächsten sechs( 6) Tagen zu weichen, all und jegliche, besonders aus allen Matten, Aeckern, Gärten, Feldern, Weiden  , Bäumen, Kräutern und an allen Orten, an denen wachsen und entspringen Nahrungen der Menschen und Tiere, und an die Ort und Stätte auch fügt, da ihr mit eurem An­hang nimmer kein Schaden vollbringen möcht an den Früchten und Nahrungen der Menschen und Tiere, heimlich noch öffentlich. Wäre aber Sach, daß ihr dieser Ermahnung und Gebot nicht nachginget, Das Alter brachte dem bis zuletzt rüstigen Mann auch und meintet Ursach zu haben, das nicht zu erfüllen, so ermahne ich Ehrungen von innigerem Wert. Im Jahre 1889 wurde sein euch als vor und lade und zitiere euch bei Straft und Gehorsamkeit 50jähriges Künstlerjubiläum gefeiert und durch eine" Joachim- der heil. Kirchen am fechsten Tage nach dieser Exekution, so es Stiftung" verewigt, durch welche unbemittelte Schüler Prämien Eins schlägt nach mittem Tag gen Wiflisburg, euch zu verantworten bekommen sollen. Und es ist noch nicht lange her, da brachte der oder durch euren Fürsprecher Antwort zu geben vor meinen Gefeierte unserem Berliner   Boltschor" durch seine Mitwirkung ein wahrhaftiges Geschenk dar, auf das hin eine( von uns damals gnädigen Herrn von Lausanne   oder seinen Bitarius und Statt­Der Gerichtshof zu Lausanne   sette den beschriebene) Huldigung und dieser hinwieder eine herzliche Aeuße- Engerlingen einen gewissen Johann Perrodet als Fürsprecher rung des Künstlers folgte. Sein edler und weicher, etwas zurück­haltender und nicht konfliktsfreudiger Charakter scheint mindestens so groß gewesen zu sein, wie seine Kunst. Wahrscheinlich konnte jener niemand langiveilen; diese konnte es unter Umständen immerhin.­

Gerühmt wird ja ganz allgemein vornehmlich seine besonnene Reife, seine klassische Nuhe". Wie er diese Vorzüge bewährte, das wissen wohl alle Kunstfreunde, die ihn als Solisten wie auch in den seinen Namen tragenden Streichquartetten zu hören bekamen. Was diese Quartette für Berlin   und London   ständig und für andere Städte vorübergehend bedeuteten, kann hier nicht analysiert werden. Einstmal tam Sarasate dazu, und Joachim war so bescheiden, dem Gaste den ersten Quarteitplatz zu überlassen, während er selbst den zweiten ausfüllte. Die Enttäuschung muß aber recht groß ge­wesen sein. Beethoven   war Joachims eigentlicher Komponist. Auch als solcher ist der große Reproduktionsfünstler produktiv aufgetreten. Nur hat er nicht die neudeutsche", sondern die romantische" Fort­setzung des Beethovenschen Schaffens zu der feinigen gemacht. Es find nicht viele Werke, doch sie werden geschäkt. Vorwiegend handelt fichs um Stücke für die Violine und auch für das Orchester. Ueber die Joachim schen Variationen war Brahms   so entzückt, daß er 1856 dessen Begabung über die eigene stellte. Ouvertüren und Konzertstüde( besonders eines in ungarischer Weise") schließen fich daran an.

Kleines feuilleton.

SZ.

halter."

und der Bischof fällte folgendes Urteil:" Und darauf, so haben wir in dieser Sach geurteilt aus Rat der Schriftgelehrten, daß die Be­rufung wider die schändlichen Inger kräftig sei und daß sie bes schwöret werden in der Person Johannes Perrodet, ihres Bes schirmers. Und demnach gebieten ihnen und verfluchen sie durch den Water, den Sohn und den heil. Geist, daß sie von allen Feldern, Erdreichen, Samen und Früchten kehren sollen ohne allem Verzuge. Und also in Kraft solchen Urteiles erkläre ich euch bännig und be schwört; und aus Wirkung des allmächtigen Gottes, so sollet ihr verfluchet heißen und wohin ihr immer fehret täglich abnehmen, also daß von euch ganz nichts verbleibet als allein zu Nuzz mensch­licher Notdurft."

a. a.

Ein Johll aus Uganda  . Der in Nairobi  ( Britisch- Ostafrika  ) erscheinende Globetrotter" berichtet von einem Vorkommnis auf der Ugandabahn, das bei aller Gefährlichkeit für den Europäer einer gewissen Komik nicht entbehrt. Trifft da von dem Stations- Natürlich nuzte dieses Urteil nichts, und so rief man noch die meister Babu aus Simba   bei dem Verkehrsdirektor folgendes Tele- Hülfe des St. Magnus Heiligtum in St. Gallen   an. 1490 schrieb gramm ein:" Dringend. 1,45. Löwe auf der Veranda. Bitte die Geistlichkeit in Uri nach Konstanz   um Hülfe gegen die Enger­Lokomotiv- und Zugführer instruieren, vorsichtig und geräuschlos linge. Der Generalvifar empfahl ihnen Prozessionen, fasten und Station einfahren. Passagiere warnen, damit nicht aussteigen. beten. Die Messe solle man lesen für die Früchte der Erde und Vorsicht auf dem Wege zum Amtszimmer." Während der unglüd- nach deren Vollendung die Litanei fingen samt den vorgeschriebenen liche Babu von dem Löwen   belagert in seinem Stationszimmer Beschwörungen. saß, tam als zufällige Rettungsexpedition ein Jäger vorüber und Aber geholfen hat das natürlich auch nichts. befreite mit einem wohlgezielten Schuß den bedrängten Beamten aus seiner ungemütlichen Lage. 50 Meter von der Station ent­fernt stieß er auf eine Löwin, die die Schienen beschnüffelte, und fonnte auch diese erlegen. Eine Weile später trifft der Jäger wiederum am Bahndamm ein neues Löwenpaar; der eine fällt von einer Kugel getroffen, der zweite wird nur verwundet und greift den Schüßen an. Inzwischen hat der Stationsmeister von Simba weitere Abenteuer mit einem Löwen  . Um 9 Uhr abends trifft beim Verkehrsdirektor ein zweites Telegramm ein: Ein Afrikaner 6 Uhr wieder durch einen Löwen   verwundet; mit Draisine nach Matindu- Hospital gesandt. Bitte mit Vieruhrzug sicher Patronen schicken"; und ein paar Stunden später kommt ein neues Telegramm, diesmal Extra dringend":" Signalwärter von 2 Löwen umzingelt, auf Rückkehr von Signalposten angegriffen, sitzt

Aus dem Tierleben.

Bei den Murmeltieren. Ueberschreitet man in den Alpen, z. B. in Nordtirol  , beim Aufwärtssteigen die Baumgrenze, die bei etwa 1800 Metern liegt, so gelangt man ins Knieholz und schließlich auf die großen Alpenmatten. Wo sie von Trümmer­feldern durchbrochen werden, in die sich Schneeflecke einlagern, die die Nähe der Grenze des ewigen Schnees anzeigen, da ist das Reich der Murmeltiere. Lange ehe man die scheuen Tiere zu Gesichte bekommt, hört man ab und zu ih turzes, scharfes Pfeifen, den Warnruf, den sie beim Herannahen eines Feindes, und sei es auch ein harmloser Tourist, ausstoßen, ehe sie blitzschnell in ihren Erdhöhlen verschwinden. Bleibt man in dem Augens