die der mitdichtende Volksgeist seit sehn Jahren um den wahr-scheinlich elend im Rordpoleise umgekommenen Forscher ge&UMErziehung und Unterricht.Die Prügel st rase und ihre Gefahr für unsereKinder. Wenn man von Verblutungen reden hört, so denktman im Volke stets daran, dah sich das Blut nach ausien oder ineine der Körperhöhlen ergießt. Das braucht aber nicht immer derFall zu sein, denn der Tod kann, wie Dr. Marx in der„BerlinerKlin. Wochenschrift" hervorhebt, zweifellos auch an Verblutung in-folge von außerordentlich zahlreichen und ausgedehnten Blutungenui die Haut erfolgen. Diese werden sehr leicht bei der Prügel-strafe herbeigeführt, so daß solches der Grund ist. wenn man davonredet, jemand sei zu Tode geprügelt. In gewissen Gegenden derrussischen Ostseeprovinzen werden z. B. die erwischten Pferdediebemit Ruten— und Stockschlägen gezüchtigt, wobei mächtigeBlutungen in die Haut zustande kommen, die dem Gefäßsystem imInnern des Körpers so viel Blut entziehen, daß der Tod an Ver-blutung eintritt.— Es ist also von feiten unserer Pädagogen undMenschenfreunde eine wohlberechnete Forderung, die Prügel-strafe bei Kindern abzuschaffen, denn bei ihnen wirdman noch mehr als beim erwachsenen Menschen an die Möglichkeiteiner durch Züchtigungen bedingten Verblutung in die Haut denkenmüssen, ohne daß eine äußere Verletzung vorhanden ist. Bei kleinenKindern sind schon geringe Blutverluste außerordentlich gefährlich,und Säuglinge können bereits verbluten, wenn sie nur 50 Kubik-Zentimeter Blut verlieren.— Also fort mit der Prügelstrafe.klg.Technisches.E i n neuer Torpedo wird nach einer Mitteilung von„English Mechanic" gegenwärtig von der französischen Regierungerprobt. Das Neuartige an dieser Waffe besteht darin, daß sie nichtwie bisher die Torpedos in gerader, sondern in gekrümmter Bahndurch das Wasser auf das Ziel zuschießen, so daß es schwierigerwird, die Richtung festzustellen, aus der es abgefeuert worden ist.Diese Eigenschaft würde in kriegstechnischem Sinne ohne Zweifeleinen Vorzug bedeuten, scheint aber bei der bisherigen Konstruk-tion auch manche Gefahr mit sich zu bringen. Das Unterseeboot„Truite"(Forelle) entging nämlich mit genauer Not einem solchenTorpedo, das von ihm selbst abgeschossen worden war. Der Torpedokam in seinem gebogenen Lauf zurück und verfehlte das Boot nurum wenige Zoll. Unter diesen Umständen würde die neue Waffeeine Selbst mordgefahr für die Torpedoboote bedeuten.Eine Petroleumleitung von ungeheurerLänge ist von der Gesellschaft der Suvpacificeisenbahn im Westender Vereinigten Staaten geschaffen worden. Sie führt in einerLänge von nicht weniger als 4Ö0 Kilometer aus dem Bezirk desKernflusscs bis zu einem Punkt an der Bai von San Francisco.In technischer Hinsicht bedeutet dies Riesenwerk noch eine Besonder-heit, da eine ganz neue Form von Röhren benutzt worden ist, dieähnlich den Läufen eines Geschützes im Innern gerieft sind. Nachder Ansicht der Ingenieure wird dadurch das Pumpen verringertund es werden einige Pumpstationen erspart werden können. Nachdem Voranschlag soll diese Leitung in 24 Stunden 30 000 Hektoliter Brennstoff befördern. Es läßt sich begreifen, daß die großenPetrolcumgesellschaften dem Erfolg dieses Versuches mit lebhafterSpannung entgegensehen.Humoristisches.»DaS verbotene Russenstück. Der Autor reicht dasDrama zur Zensur ein. In dem Stück befinden sich als handelndePersonen zwei russische Minister, die den Höhepunkt der Korruptionvorstellen, das Volk aussangen, die Staatskasse begaunern. Der Zensorveönetet aus politischen Gründen.Der Autor geht nach Hanse und arbeitet das Stück um. Busdem einen Minister wird ein Rabbiner aus Kischinew, der seinenGlaubensgenossen empfiehlt, sich dem Verbände echt russischer Leuteanzuschließen. Der andere Minister wird in eine aufgeklärte Heb-amme aus Tula verwandelt. Der Zensor verbietet, weil der russischeGesandte Einsprache erheben könnte.Der Autor unterzieht sein Drama einer gründlichen Revision.DaS Stück spielt nunmehr nicht mehr in der Gegenwart, sondern inder Vorzeit. Die anstößigen Figuren sind entfernt und durch eineBallette iulage ersetzt worden. Im Mittelpunkt der Handlung stehtein Märchenprinz, dem eine gütige Fee drei Kilo ungesalzenenKaviar in die Wiege legt. Der Zensor verbietet, weil dieser Märchen-Prinz eventuell für einen russischen Zar gehalten werden könnte.Der Verfasser streicht den Märchenprinzen und verlegt dieHandlung nach Paris. Aus dem bedrückten Volk werden lebens-lustige Kokotten. Eine radikale Umarbeitung des Dialogs vertilgtdie letzten Spuren des ehedem russischen Szenariums. SaftigePointen beleben das Milieu. Der ganze zweite Akt spielt m einen,Bett. Im dritten ziehen sich sämtliche Personen bis auf die Unter-hosen auS. Mehrere Schutzleute, die in das Manuskript blicken,flüchten errötend auf den Aleranderplatz. Der Zensor zieht seinVerbot zurück und gibt das Stück frei, in der Hoffimng, daß dieHerren von der russischen Botschaft sich bei der Premiere göttlichamüsieren werden.(.Lustige Blätter.")Notize».—.Sonnenfinsternis" nennt sich ein neues Dramavon Arno Holz, das Ende Oktober in den Kammerspielen desDeutschen Theaters die erste Aufführung erleben wird.— Max Klinger hat unS seit langem zum ersten Malewieder ein Werk seiner Griffelkunst geschenkt, die er leider zugunstender Malerei und Plastik lange vernachlässigte. ES nennt sich„Epithelamia"(Hochzeitslieder) und enthält Randzeichnungen zueinem von Klingers Gattin Elsa Asenieff geschriebenen Texte.— Der X. internationale Pressekongreß, ein Ver-gnügungsunternehmcn, das außer Festesien auch die Besprechungvon„Standes'interepen(lies: die Harmonie von Verlegern undAngestellten) und nebenbei angeblich die Verfriedigung der von derkapitalistischen Presse aufgehetzten Völker betreibt, soll inVerlin tagen. So wurde auf der IX. Tagung inBordeaux beschlossen. Bisher hat man wohlweislich sich ge-hütet, einen Pressekongreß auf deutschem Boden abzuhalten. Inder Tat selbst die Presse, die auf diesen Kongressen vertreten ist,sollte sich schämen, dies Land der Preß- und Redemtfteiheit zu betreten.Oder hofft man durch den Kontrast zu wirken?— DaS Norwegische Rational-Theater inK r i st i a n i a, das dem Volke hohe Kunst bieten soll im SinneIbsens und BjörnsonS, deren Standbilder vor dem herrlichen Bau«werk an diese Aufgabe gemahnen, würde wohl bald, trotz der Unter-stützungen durch die Stadt und den König, an finanziellenSchwierigkeiten verbluten, wollte mm» nicht auf den minder gut ent-wickelten Geschmack des zahlungsfähigen Publikums Rücksicht nehmen.In der Saison 1905—1900 hatte das National-Theater ein Defizitvon 40 172 Kronen; die Saison 1900—1907 schließt dagegen miteinem Ueberschuß von 00 000 Kronen, die fast ausschließlich.Dielustige Witwe" eingebracht hat.DaS Neue Theater in Berlin kündigt Gastspiele der FrauJohanne Dybwad und einiger anderer Mitglieder des NorwegischenNational-Theaters an, die Ende dieses Monats beginnen. DieseKünstler planten eine Gastspielreise durch Amerika. Die Ver«Handlungen hatten jedoch nicht den gewünschten Erfolg, weshalb mansich dann nach Europa wandte. Wegen dieser Gastspielreise hatnun Björnstjerne Björnson in.Morgenbladet" einen heftigenAngriff gegen die Leitung des Rational-TheaterS, unddamit gegen seinen Sohn, den Theaterchef Björn Björnson,gerichtet.' Er spricht von einer.Aristokratie" der Schau-spieler, nämlich der Dybwad und ihrer Reisekollegen, die tunkönnten, was sie wollten, und von einem.Proletariat", den zurück«bleibenden Mitgliedern, die des Tage? Lasten tragen müßten.Während um den großen Sternenzug von Stadt zu Stadt dieChampagnerpftopfen knallten, gehe da? Proletariat in das verlassene Haus und trage seine bescheidenen Rollen vor, während dieverschüchterte Leitung die Hintertreppen auf und ab krieche.— Björnist auf diese Angriffe die Antwort nicht schuldig geblieben. Der alteBjörnson aber hält in einer neuen Veröffentlichung seine Vorwürfeaufrecht.— Eine Rogenstatistik. Camille Flammarion, der be-kannte französische Astronom, hat interesiante Studien über dieRegenstatistiken angestellt, die bis auf das Ende des 17. Jahr-hmlderts zurückreichen. Räch Prüfungen der vorhandenen Dokumentekommt er zu dem Ergebnis, daß im Laufe der letzten 300 Jahredie jährliche Regenmengs ständig zugenommen hat. Von 1089bis 1719 sind ungefähr 49 Kubikzentimeter Wasier gefallen, währendvon 1890 bis 1900 58 gerechnet werden. Zweitens zeigen dieJahresziffern eine gewisse Periodizität; von etwa fünf zu fünfJahren soll eine Reihe von feuchten Jahren mit einer Reihe vontrockenen Jahren abivechseln. Im Jahre 1890 hatten wir einMaximum, in» Jahre 1901 ein Minimum, und im letzten Jahrescheinen wir ein neue? Maximum erreicht zu haben. Weim dieseAm, ahmen Flammarios richtig sind, so wird die Regenfülle, überdie wir uns in der letzten Zeit zu beklagen hatten, nun wieder ab-nehmen, um gegen das Jahr 1911 ein neues Minimum zu erreichen.Man hätte asso Hoffnung, daß in den nächsten Jahren die Sonunernicht wieder so gründlich verregnen werden wie in diesem.— Ein prähi st arisches Ungeheuer. In der Nähevon Skidegate, Königin Charlottc-Jnsel(Vancouver), wurden dieKnochen eines enormen prähistorischen VierfiißlerS gefunden. EinTeil des Skeletts ist bereits nach Vancouver geschafft worden. Ver-mefflingen des Schädels ergaben, daß die Stirn von Auge zu Augeeine Breite von sieben Fuß sechs Zoll hatte. Die Augenhöhlenhaben einen Durchmesser von achtzehn Zoll bis zwei Fuß. Einerder gefundenen Knochen ist eine Rippe von sechzehn Fuß Länge.Dr. Bayfield von Vancouver stellte nach den Vermessungen fest,daß das Tier, wenn cS saß, einen Flächenraum von 1375 Quadrat-sich bedeckte und mit Leichtigkeit die Gipfel der Bäume abfreffenkonnte.Berantwortl. Redakteur: HanS Weber, Berlin.— Druck u. Verlag:Vorwärts Buchdruckerei u.VKUg»anstalt Paul Singer ScEo.. Berlin L W.