find bielmehr auch in der..leblosen" Natur auf der Erde vorhanden.In erster Linie sind es Kohlenstoff, Sauerstoff, Waffer» und Stick-stoff, welche sich an der Bildung derselben beteiligen. Die lebendenKörper sind also„Erde" wie alle übrige Materie auf unseremPlaneten. Wie aber war es möglich, daß Materie unserer Erdein den Besitz eines besonderen Vorgangs und damit in den Besitzeiner besonderen Wärme gelangen konnte?— daß sie zu„leben" an-fing? Daß diese Möglichkeit für unsere Erde einmal wirklichgegeben loar, daS darzulegen hat Dr. Emil Koenig in einem soebenim Verlage von Strecker u. Schräder, Stuttgart, erschienenenBuche„Wie ist das Leben entstanden?" unternommen. Hier dieGrundgedanken seiner Ausführungen.Die Erde besitzt, wie jeder Weltkörper, ihre eigene Wärme.Früher war sie in einem ähnlichen Zustande wie die Sonne, hatfich aber im Laufe der Zeiten abgekühlt, hat ihre Wärme aus-gestrahlt, an den Weltraum abgegeben. Die Eigenwärme der Erdebeträgt heute auf ihrer Oberfläche etwa— 73 Grad, die Be-strahlungswärme durch die Sonne daselbst 4-83 Grad, so daß aufder Oberfläche der Erde eine Durchschnittstemperatur von etwa-s-ltS Grad herrscht. Die Eigenwärme muß früher einmal höhergewesen sein als die Bestrahlungswärme und dann mit der Ab-kuhlung der Erde bei ihrem Sinken die Bestrahlungswärme ge-kreuzt haben. Erst mit dem Heruntergehen der Eigenwärme derErde an ihrer Oberfläche unter die Bestrahlungswärme kam dieletztere zur Geltung; erst jetzt setzte die wirksame Bestrahlung derErde durch die Sonne ein, während gleichzeitig die Erde ihreWärme nicht mehr an den Weltraum abgeben, nicht mehr aus-strahlen konnte, da ihre Ausstrahlung von der Sonne zurückgeworfenwurde. Das Ergebnis war ein Kampf zwischen der Ausstrahlungder beiden Weltkörper, der sich auf der Oberfläche der Erde ab-spielte in rhythmischen Bewegungen der Ausdehnung und Zu-sammcnziehung der Erde zum Ausdruck gelangte. Dieserhythmischen Bewegungen an der Erdoberfläche machten sich nunin einer besonderen Materie und in einer besonderen Weise be-inerkbar, indem die chemischen Bestandteile dieser Materie sichrhythmisch banden und lösten, sich rhythmisch ausdehnten und zu-sammenzogen. Die Masse kam damit in ständige Bewegung, siebegann zu„leben", und in ihr wird jene Wärme zurückgehalten,welche die Erde infolge der einsetzenden Bestrahlung durch dieSonne nicht mehr abgeben, nicht mehr ausstrahlen kann. DieseMaterie kam also nicht nur in den Besitz eines besonderen Vor-gangs, sondern auch in den Besitz einer besonderen Wärme. Besaßsie von vornherein Eigenwärme, so befand sie sich auch von vorn-herein in Spannung und konnte nur als eine Summe von Ge-bilden in Erscheinung treten. Das Leben stellt also nach Koenigein kontinuierliches Verhältnis, einen kontinuierlichen Vorgangauf unserer Erde dar. Dieser Vorgang erfolgte aber von Anfangan in einer gewissen Abhängigkeit von dem übrigen Geschehen ausder Erde, und da sich die Dinge auf unserem Heimatsplaneten imLaufe der Zeiten allmählich änderten, so mußte der Lebensvorgangdiesen Veränderungen Rechnung tragen und sich ihnen anpaffen.Damit wurde der Lebensvorgang immer mehr modifiziert: auSdem ursprünglich einfachen und einzigen Vorgang wurde ein Kom-plex von verschiedenen besonderen Vorgängen, und die besondereMaterie, an welche dieser ursprünglich einfache Vorgang geknüpftwar, erhielt immer mehr besondere Fähigkeiten, d. h. die Lebe-Wesen wurden immer höher organisiert. Das Leben und die Lebe-Wesen haben sich also„entwickelt". Daß das Leben auf der Erdein einem Abhängigkeitsverhältnis von der Sonne steht, hat derMensch längst erkannt oder gefühlt; dahbr auch die besondere Ber-chrung dieses Himmelskörpers bei vielen Völkern! Ihre Strahlenhaben also auf der Erde auch das Leben erweckt, und mit dem„Es»«de Licht!" war auch der Anfang des Lebens gegeben.Humoristisches.— Verbesserter V ü ch m a n n. Simon Feilchenblüt, An-Haber eines Herrenwäschegeschäfts on gros feiert sein Geschäfts»Jubiläum. Ein als poetisch bekannter Kommis wird aufgefordert,üe Festrede zu halten. Und er macht seinem Rufe alle Ehre. Mitmarkigen Worten feiert er die Verdienste seines Chefs auf demGebiete der Herrenwäsche on gros und schließt mit den Worten:Auf unfern Simon Feilchenblüt paßt so recht, was der Dichtersagt:„Es kann, die Spur von seinen HerrenkragenNicht in Äonen untergehn!"—„Haben Sie eine Idee, wie ich meine Sachen schone?Beispielsweise diesen Hut— vor orei Jahren habe ich ihn gekauft,mindestens sechsmal Hab' ich ihn Herrichten lassen, ziveimal nahte ichmir selbst ein neues Band daran, und einmal Hab' ich ihn gegeneinen neuen im Cafö unigetauscht l"(„Lustige Blätter".)Notizen.— Oeffentliche Vorträge de? Instituts fürMeereskunde. Die Direktion des Instituts für Meereskundewird auch in dem komnienden Winterhalbjahr, in der Zeit vom4. November 1907 bis 8. März 1908, einen Zyklus öffentlicher Vor»träge veranstalten. Das Institut hat fich mit der Veranstaltungdieser Vorträge die Aufgabe gestellt, Sinn und Verständnis für dasMeer und seine Erscheinungen, den Reichtum seines Lebens unddessen wirtschaftlichen Wert sowie für die volkswirtschaftliche undstaatliche Bedeutung von Schiffahrt, Seeverkehr und Seemacht inweiteren Kreisen anzuregen und zu verbreiten. Die Vorträge sindöffentlich und finden in dem großen Hörsaal im Gebäude de?Jnftituls und Museums für Meereskunde, Georgenstr. 34—36, inden Abendstunden statt. Einlaßkarten werden in den Geschäfts-räumen des Instituts, Georgenstr. 34— 36. wochentäglich in denStunden von 12— 2 Uhr und an den Vortragsabenden selbst von6 Uhr ab gegen Entrichtung eines Entgeltes von 0,2S— 0,50 M. ausgegeben.— Ein neues Drama von Erich Schlaikjer, daseinen modernen Stoff behandelt und den Titel„Leidenschaft-führt, wird im Frankfurter Schauspielhause zur Uraufführungkonunen.— DaS Kernerhaus in Weinsberg, das eine Füllevon Erinnerungen an Justinus Kerner und die schwäbische Dichter-schule birgt, ist für 50000 M. in den Besitz des Justinus Kerner-Vereins übergegangen, der eS in feinem bisherigen Zustande er-halten wird.— Ein Denkmal für Furtwängler in Athen.Die Archäologische Gesellschaft zu Athen beschloß, dem dort ver-storbenen Professor Furtwängler ein Denknial zu errichten, seineMitarbeiter bei der Fortsetzung der Ausgrabungen zu unterstützenund die Ergebnisse der Ausgrabungen auf Kosten der Gesellschaft zuveröffentlichen.— Das Ende der BouquinisteS. Aus Paris wirdder„Köln. Ztg." geschrieben: Man muß nicht glauben, daß in demleicht beweglichen Paris die gute alte Zeit keine-Lobredner habe.Man empfindet ihr Schwinden dort vielleicht schärfer als anderswo.So berührt es uns altväterisch, um nicht zu sagen kleinstädtisch-sentimental, wenn wir in den Tagebüchern derGoncourts lesen, wieEdmond Goncourt klagt, es gäbe jetzt keine eigentliche Literaturin Frankreich mehr, weil es keine Sitze in, den Buchlädenmehr gibt.(Geschrieben um etwa 1875.) Das war die gute, alteZeit! Die Buchläden waren literarische Zirkel, die Berühmtheitentrafen sich da, man besprach die neuesten Erscheinungen und manplauderte, auf Stühlen sitzend, stundenlang, ohne daß es jemandeinfiel, etwas zu kaufen. Dazu hat die geschäftswütige Gegenwartkeine Zeit mehr. Alles kommt und geht heute, zum behaglichenPlaudern und Stehenbleiben gelangt niemand mehr. Eine der Eigentümlichkeiten von Paris, die„douguinistss" der Kais, merken dieseVeränderung des Zeitgeistes auch. Wie wohl alle Fremden wissen.ziehen sich auf dem linken Ufer der Seine in endloser Reihe auf denSteinplatten der Kais die Auslagen der Buchhändler—„bouquinistes"— hin, die hier ihre alten Sachen ausbieten. Für billiges Geld kannman sowohl wertlosen Schund, wie auch, wenn man den Blick dafürhat, eine interessante Rarität erwerben. Hier ist das große Antiquariatvon Paris, ein Antiquariat in freier Lust und unter grünen Bäumen.Wenn der Blick von den Büchern ermüdet ist, trifft er auf die Schiffe.die unten auf der Seine fahren, auf die Palasttürme deS Louvre, diegerade gegenüber am anderen Ufer liegen. Hier läßt fichs behaglichflanieren, dort von dem Werk ein bißchen naschen, hier von dem.Ja. es gibt Leute, die hier halbe Stunden lang stehen und lesen,dann weitergehen und niemals einen Sou für irgend ein Buch aus-geben. Die Buchhändler, die friedlich daneben auf einem Stuhlmitten auf dem Kai sitzend ihre Zeitung lesen, nehmen scheinbar keineNotiz von all diesen Passanten. Diese Bücherauslagcn auf den Kaismit ihren Buchhändlern bilden eine natürliche Ergänzung des ge-lehrten lateinischen Viertels mit seinen Anstalten, Instituten undAkademien. Aber in neuerer Zeit sind die Geschäfte dieser„doiiqiümstos" aar zu schlechte geworden, und einer von ihnen hatkürzlich einem Interviewer geklagt, daß sie der Konkurrenz derSortimenter, die ebenfalls das Antiquariat betreiben, bald ganz er-legen sein werden.— Opfer der wildenTiere inJndien. Nur schwermacht sich der Europäer eine Borstellung von der Größe derMenschenopfer, die alljährlich in Indien durch die wilden Tiere ge-fordert werden. Die letzten amtlichen Feststellungen zeigen, daß imJahre 1906 nicht weniger als 2034 Menschen durch Raubtiere ihrLeben verloren haben; 1905 zählte man 2051 Opfer. Allein durchdie Wölfe wurden 178 Menschen getötet. Im Distrikt Madras finddie Tiger die schlimmsten Feinde der Menschen. In Sholapur,Bombay hat ein einziger toller Wolf 16 Todesfälle verursacht. InBengalen haben die Elefanten 18 Opfer gefordert gegen 9 imJahre 1905. Die siirchtbarsten Verheerungen aber werden nicht vonden Raubtieren, sondern von Giftschlangen angerichtet. ImJahre 1906 sind 22854 Menschen infolge von Schlangenbissen ge-storben, 1905 zählte man 21797 Todesfälle. Die Steigerung wirdmit der Hochflut in Zusammenhang gebracht, durch die die Reptileim Jahre 1906 mehr als je in die menschlichen Siedelungen undHeimstätten getrieben wurden.«erantwortl. Redakteur: HanS Weber, Berlin.— Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.VerlaqsanstaltPaul Singer �Co.,Berliu5W.