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Scherze der Baffagiere über sich ergehen ließ, die ihr über ihr einer rheinischen Stadt berichtet, daß in dieser im Mittelalter an hübsches, munteres Aussehen Romplimente machten.
Sie war ihrem Manne beim Oeffnen eines großen Sonnenschirmes behülfrich, stellte neben ihn einen großen Strohforb mit Lebensmitteln zu einer Reise, die feine drei Stunden dauern sollte, und empfahl thren Baco schließlich der allergrößten Sorgfalt des Schiffers. Er sollte eine Beitlang in seinem kleinen Hause in Ruzafa verleben. Dort sollte er von den besten Aerzten behandelt werden, denn dem Armen ging es schlecht. Sie sagte das lächelnd, mit freundlichem Ausdruck und streichelte den schlaffen, dicken Mann, dessen ganzen Körper bei den ersten Schwankungen der Barke aitterte, als wenn er aus Gallert bestanden hätte.
Er schenkte dem spöttischen Augenblinzeln der Leute, thren ironischen und spöttischen Blicken, die, bevor sie bis zu Releta huschten, sich auf den Schänfwirt richteten, nicht die geringste Aufmerksamkeit, sondern blieb unter seinem Sonnenschirm fizen und atmete fawer mit schmerzlichem Geſtöhne. Der Schiffer preßte seine dicke Stange gegen das Ufer, und die Barke begann nach dem Kanal zu gleiten, unter dem Geschrei Neletas, die noch immer mit rätselhaftem Lächeln allen ihren Freunden anempfahl, fie möchten auf ihren Mann acht geben,
( Fortfegung folgt.)
( Nachdrud verboten.)
Neujahrsfeiern
und Neujahrswünsche.
Won Dr. J. Wiese.
Obwohl man glauben sollte, daß das Neujahr als ein aftros nomisches Feft von den Völkern der Welt stets zu derselben Zeit hätte begangen werden müssen, so find dennoch bis in das vorige Jahrhundert hinein die Neujahrsfeiern selbst in den Kulturreichen auf verschiedene Tage gefallen. Während die alten Juden, die das neue Jahr mit Bofaunentönen begrüßten, in dem Ersterben der Natur, in der Tag und Nachtgleiche des Herbstes den Beginn der neuen Zeitrechnung sahen und auch heute noch in ihren Tempeln das im Herbst stattfindende Neujahrsfest durch Posaunentlänge feiern, betrachteten die Inder und Barsen das Wiedererwachen des Lebens, den Lenz, als ihr Neujahr und beschenkten sich an diesem Tage mit Giern. Die Christen der morgenländischen Kirche feierten den 6. Januar, die abendländische Kirche den 25. Dezember, der auch bei den alten Germanen und den meisten slavischen Stämmen wie bei den Aegyptern als Tag des neuen Zeitbeginns galt. Unter Karl dem Großen war Anfang und Ende des Jahres der 25. März, der auch in Florena noch bis zum Jahre 1745 als Neujahrstag galt. In Frankreich feierte man bis zum 10. Jahrhundert am Weihnachts tage das Neujahr, um es dann auf den 25. März und noch später auf den Ostertag zu verlegen. Schließlich einigte man fich im
Jahre 1691 auf den 1. Januar.
Das taiserliche Rom fererte den 1. Januar als den Beginn des römischen Jahres. Auch bei den Römern herrschte die Sitte der gegenseitigen Beglückwünschung. Freunde und Bekannte erschienen mit Geschenken, die man geradezu Neujahrsgeschenke( strenae, daher franzöfifch étrennes") nannte. Die gewöhnlichen Geschenke waren die fogenannten Sigilla, Puppen oder Figürchen, die für die Armen aus gebranntem Ton, für die besser Situierten aus Glas und Wachs, für die Reichen aus edlem Metall, Gold und Silber gefertigt wurden. Dann aber schidten sich die Erwachsenen auch gegenseitige Geschenke, Figürchen und andere Nachahmungen natür. licher Gegenstände zum Scherz. Reiche Trinkgelder wurden an die dienenden Klaffen gespendet. Allmählich wurden nicht nur die Neujahrsgefchente luguriöser, sondern die freiwilligen Gaben oiteten in drückenden Zwang aus. Die Klienten mußten notgedrungen ihren Patron beschenken; das Geschenk wandelte fich in eine Abgabe um. Bis in die Tage des Augustus waren die Herrscher anständig genug, Gegengeschenke zu machen, aber später betrachteten fie die Strenae lediglich als eine regelrechte Abgabe. Gewöhnlich waren diese Strenae von Glückwünschen, die vielfach eingraviert waren, begleitet. Fast stets lehrte die Inschrift: Annum novum faustum felicem tibi"( ir wünschen ein glüd liches Neues Jahr) wieder.
Alle Straßen Noms wimmelten am Neujahrstage von Gratu fanten in festgewändern. Man zog nach dem Kapitol, um dort Janus, dem doppelföpfigen Gotte des Tages, durch Darbringung ven Weihrauch und Wein seine Verehrung zu bezeigen. Während die Konfuln am Abend auf dem Kapitol einen großen Festschmaus vecanstalteten, nahmen an ven Familienfeftlichkeiten auch die Hauss fflaben teil. Sie vertauschten an diesem Freudenfefte, an dem allgemeine Freiheit und Gleichheit herrschten, mit ihren Herren bie Rollen und wurden von diesen bedient. Natürlich fehlte es dabei nicht an Ausschweifungen und Orgien.
Bon jeher war es auch Sitte, in der Silbefternacht Schmausereien und Trinkgelage zu veranstalten. Die Chronit
Silvefterabend 7850 Bratwürfte, 500 Starpfen, 300 Dußend Austern, 100 Schinken, 600 Gänse, 200 Kälber und 90 Tonnen Bein ver braucht wurden. Wenn heutzutage solche großartigen Gelage auch nicht mehr vorkommen, so trinken doch jetzt noch viele Familien am Silvesterabend ihren Grog oder Punsch. Mit dem lehten Schlage der zwölften Stunde jubelt, jauchzt und flingt überall das Profit Neujahr 1"
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Eine große Rolle spielten die Neujahrsgeschenke im alien England, und hier hatten sie merkwürdigerweise denselben Charakter wie im alten Rom . Neujahrsgeschenke erhielten in erster Linie die Herrscher des Landes; sie hielten alle streng auf die Beachtung des alten Brauches, am energischsten wohl die Königin Elisabeth. Hofbeamte, die Pairs und ihre Gemahlinnen, Bischöfe, Ritter, Königin ihren Tribut zollen und sich durch die Annahme ihrer Ge Edelleute und die Untertanen jedes Standes, fie alle mußten der schenke aufs höchste geehrt fühlen. Bon niemand nahm die Königin eine Entschuldigung an, und es wird berichtet, daß sie sogar von ihrem Müllfuhrknecht ein Neujahrsgeschent forderte und erhielt. Und was für Geschenke das sein mußten! Schatullen, besetzt mit Edelsteinen, foftbare Armbänder, Halsketten und Ringe, schwere Seiden- und Atlasstoffe, geftidte Mäntel, Unterröde, aierlidhe dächer und Spiegel- kurz, alles, was nur der Eitelkeit dieser dieser Neujahrsgeschenke hat auch ein historisches Intereffe; au anspruchsvollsten unter allen Königinnen dienen konnte. Eins Neujahr 1561 wurde der Königin ein Baar schwarae, seidene, ges stridte Strümpfe von ihrer Seidenhändlerin Mrs. Montague ges schenkt. Das war etwas ganz Neues, und diese Gabe gefiel ihrer Majestät so, daß sie von da ab teine andere Strümpfe mehr tragen wollte." Queen Bess" war auch leineswegs darüber erhaben, von ihren getreuen Untertanen Geld anzunehmen. Vom Erzbischof von Canterbury erhielt fie 800 Mart, der Grzbischof von Dort tam mit 600 Mart davon, andere Bischöfe hatten ihr 200-400 Mark zu schenken", und ein weltlicher Bair war auf 400 Mar! tagiert; fo betrugen die Geldgeschenke zu jedem Neujahr gut 24 000 Mart. Wer sich aber bei der Königin besonders in Gunft setzen wollte, machte ihr geradezu fürstliche Geschenke. So erhielt die jung fräuliche Königin am 1. Januar 1571 von Lord Leicester ein Armo band aus Gold, schön mit Rubinen und Diamanten befeht, mit einer Uhr in der Schließe, an deren Borderseite ein schöner rauten förmiger Diamant fißt, von dem ein rundes Schmudſtüd mit Diamanten und Perlen im Gewicht von elf Unzen herabhängt". Dafür schenkte die Königin ihren Untertanen Silbergeschirr. Im übrigen waren in England in diesen guten alten Zeiten beliebte Neujahrsgeschenke Handschuhe und Nadeln, die damals recht teure Gegenstände waren, da sie häufig aus Silber hergestellt wurden. Als Sir Thomas More Großkanzler von England war, erhielt er au einem Neujahr von einer Mrs. Croater, zu deren Gunsten er in einem Streitfalle entschieden hatte, ein Paar HandSchuhe geschenkt, in die 40 goldene Engelstaler geftedt waren. Der feinfinnige Humanist schickte ihr das unwillkommene Neujahrsgefchent mit folgendem Briefchen aurüd: Mistreß, da es gegen die guten Sitten verstoßen würde, wenn ich Ihr Neujahrsgeschent zurückweisen wollte, nehme ich Ihre Handschuhe mit Dant an; aber das Futter muß ich entschieden zurückweisen." jahrsgeschenke außer Brauch gekommen, um so mehr wird aber Heutzutage find fast in allen Ländern Deutschlands die Neus in gesprochenen handschriftlichen und gedrudten Neujahrswünschen geleistet. Auch sogar vor Erfindung der Buchdruderkunst sandte man sich schon häufig bemalte und beschriebene Neujahrszettel zu. die Universitätsbibliothek zu Marburg bewahrt in einer Hand. schrift einen alten niederdeutschen Neujahrssegen auf, der in hochs deutscher Ueberschung ungefähr so lautet:
Gott grüße dich, mein allerliebste Lieb, Mein Herz sendet dir diesen Brief, Darzu jende ich dir ganz offenbar Mein Lieb zu einem feligen neuen Jahr, Speer, Nägel, Kronen und Bande,
Da Christus mit wurde gebunden sein Hande, Dazu seine heilgen fünf Wunden,
Die er empfing au felbigen Stunden, Der beschirme uns vor allem Weh.
Er ist von Sünden also flar,
Das sende ich dir, Liebe, für ein neues Jahr, Nicht mehr in dieser Stund
Mein Gott erhalte uns lange gesund.
Ein Neujahrsgedicht befindet sich auch im Liederbuche der Klara Häßlerin:
Gott grüße dich, Frame( Fraue) an diesem neben jahr Gott grüße dich, Frawe, uh( aus) aller Engel Schar, Gott grüße dich, schönes Lieb besunderbar,
Daß es dir widerfahr
Als wol und ich dire gan Dein nicht vergessen kann."
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Alwin Schult teilt in seinem Buche Deutsches Leben im 1%. und 15. Jahrhundert" mehrere solcher gereimter Neujahrewünsche mit, die eigentümlicherweise oft mit dem Worte beginnen: Klopf an. Die meisten entstammen der Feder der nürnberger Meister sänger, besonders des Barbiers Hans Folz . Giner von ihnen lautet: