Klopf an, llopf anl Ein selig Jahr naht dir heran! Klopf an, klops an; der Himmel hat sich aufgeian. TrauS Heil und Seligkeit geflossen, Damit werdest Du begossen! Der Frau, den Kindern und dem Mann Wünsch' ich, was Gott   nur geben kann: Gesundheit des Leibes und frischen Mut-» Uno waö sonst not dem Herzen tut. So viel Tropfen im Meere sind So viel Vergebung für Deine Sünd! Klopf an, klopf anl" Viele von den gedruckten Neujahrswünschcn, die mit der Hand koloriert wurden, zeigen ein feines künstlerisches Empfinden. Später finden wir auch in den Kalendern einleitende Glückwunsch- gedickte und Ansprachen an die Leser zum Neujahrsfest. Schließlich hat sich in unseren Tagen mehr als je zuvor die Kunst in den Dienst der Neujahrsgratulationen gestellt, und Künstler und Künst- lerinnen von Ruf nehmen keinen Anstand, die herrlichsten Entwürfe herzustellen, die die Kunst der Vervielfältigung dann in Massen zum Verkauf bringt. In den letzten Jahren ist bei uns und in anderen Ländern der Neujahrsbesuch in Aufnahme gekommen. In Schweden   und Norwegen   werden sämtliche Gratulationsbesuche wo- möglich am Neujahrstage abgemocht, und in jedem Hause wird da- zu alles, was man Kostbares an Geschirr von Silber. Porzellan und Kristall besitzt, bervorgesucht, um das kalte Frühstück recht prächtig zu servieren, das keine der Personen, die ins Haus kommen. unberührt lassen darf. Auf dem Lande hat sich bei unS noch der Brauch erhalten, ein- ander das neue Jahrabzugewinnen". Man sucht, um ein Ge- schenk zu erhalten, dem anderen mit seinem Gluckwunsch zuvorzu» kommen. So ist es in der Eise!, in Tirol, in Schwaben und im Böhmerwald  . Kaum erwacht z. B. im Böhmerwald   ein Knecht, so steht er sachte auf, schleicht sich zum Bette seines MitknechtS, stößt ihn leise an und raunt ihm ins Ohr: Brüadcrl! Nuis Gohr l Nuis Gohr! 'S Kristkindl liegt im Kröstnhoor;- Longs Löm, longs Löm llnd an Badl völl Gald danö'ml" (Vriider! I Neues Jahr I NeueS Jahr! Christkindlein liegt im krausen Haar; Langes Leben, langes Leben Und einen Beutel voll Geld daneben I")' Beide begeben sich dann an die Kammern, wo die Mägde und die Herrschaft schlafen, donnern an die Türen und rufen:Ladla (Leutchen), Nuis Gohrl" und bald erklingt von allen Seiten und von allen Ecken der hergebrachte NeusahrSwunsch, der den ganzen Morgen über von allen wiederholt wird, die sich ansichtig werden. Am lebhaftesten geht es wohl am Reujahrstage auf der Insel. Helgoland zu; denn wohl nirgends wird so eifrig Glück gewünscht Wie dort Vom frühen Morgen bis zum späten Abend findet eine ununterbrochene Wanderung von einem Hause zum anderen statt. Gesundheit. Glück und Segen kommen natürlich zuerst an die Reihe. dann folgen die besonderen Güter, die man nach den obwaltenden Umständen für wünschenswert hält, wie ein junger Freier, eine junge Frau, viel Schellfische, reichen Fisch- und Hummerfang usw. Nie aber fehlt der für diese, im tosenden, oft wildstürmcnden Meere wohnenden Insulaner besonders charakteristische und bedeutsame Wunschein ruhiges Herz". (Nachdruck Verbotenz 8tiefKan<t-I?iirle. Im September d. I. fand in derStadt der reinen Vernunft" im Turnsaal der 3. MädchcnvolkSschule eine Ausstellung statt, die, gleich den vorangegangenen Unterrichtskursen, die erste ihrer Art. wenigstens in Teutschland war. Außergewöhnliches vermochten Unkundige ihr allerdings nicht anzumerken, und wer um die Sache wußte, bewunderte staunend die Durchführbarkeit. Auf den langen Tischen lagen Zeichnungen, in nicht geringer Zahl, buntfarbig ausgeführt, Proben deutscher und lateinischer Schrift, teils mit der Blei-, teils mit der Stahlfeder gegeben. Papp- und Holzarbeiten, aus Stäbchen znsammcngestellte Sächelchen. Es handelt sich um Arbeiten, die Schüler und Schülerinnen städtischer Volks- und Bürgerschulen geliefert hatten. Besonders die Zeich- nungen, aber auch andere Gebilde z. B. Kästchen and Schlüssel» bretter aus Holz trugen zum großen Teil«in. vollständig künstle- risches Gepräge. Ansehen ließ sich diesen hübschen Sachen, an denen man seine herzliche Freude hatte, ivahrlich nicht, daß sie mit der linken Hand hergestellt waren. Nur die Buchstaben zeigten, der Mehrzahl nach, eine gewiss« Steifheit und muteten hiermit etwas fremdartig an. Das wurzelte aber eigentlich mehr in der Zusammenstellung. Außerhalb dieser Umgebung hätte man die vereinzelten Auszeichnungen für eine Art neuer Steilschrift ge- halten. Die Kurse, deren Abschluß die Ausstellung bildete, dauerten, im Herbst 1900 beginnend, ein Schuljahr an. Probieren geht über Studieren, sagt das Sprichwort. Die Frage der Rechts- und Linköhändigkeit ist eingehend nach den der- ichiedenstcn Seiten hin erörtert worden. Bei den Kursen in Königsberg kam es nun darauf an, die Ausbildungs- und Lei- ltungöfähigkeit der Stieshand praktisch zu erhärten. Professor Walter Simoa il» Königsberg, der sich seit Jahren mit der Sache 3 beschäftigt, regte die Einrichtung an. Er hat die Kurse, tm Ein- vernehmen mit dem Stadtschulinspektor Fromnau vorgehend, nach jeder Richtung hin gefördcrt. Vier städtische Schulen, die 6. und die L. Knabenvolköschule > und die Haberbcrger und die Tragheimer Bürgerschule für Mädch« dienten dem Unterricht als Stätte, und städtische Lehrer und Lehrerinnen gaben, ihn. Die Stadt als solche war aber unbeteiligt und das Unternehmen privater Natur. Auf dem Lehrplan standen Schreiben und Zeichnen für Mädchen und Knaben und für letztere außerdem der Handfertigkeitsunter» richt. Bei ihnen machten Schreiben und Zeichnen ein Fach aus, > dem sich auf der Unterstufe auch der Handfertigkeitsunterricht eiu- . gliederte. Was dieser hier die kleinen Stifte hervorbringen ließ, - verkörperte sich in den eingangs erwähnten Sachen Fröbelscher Art. ) In der Mädchenabteilung bildeten Schreiben und Zeichnen je ein » vesondercs Fach. Für diesen Schreib-, Zeichen- und Handfertig- - keitsunterricht bestand die Abweichung darin, daß statt der rechten : Hand die link« in Tätigleit trat. Sonst entsprach er im Ivesent- > lichen dem in öffentlichen Schulen. > Lehrer und Lehrerinnen mußten sich vor dem Beginn der > neuartigen Tätigkeü erst selbst auf den Gebrauch ihrer linken Hand > einarbeiten, also mit dieser zu schreiben, zu zeichnen, zu schnoiden. ' zu hämmern usw. lernen. Der Plan, nach dem sie unterrichteten, > beruhte auf einheitlich methodischer Grundlage und rechnete damit. t daß zwischen ihnen Fühlung bestand, scknürte sie aber keineswegs < in spanische Stiekcl ein. Beivegungsfrciheit blieb ihnen, und damit den Kindern gleichfalls, gewahrt. Wt Lust und Liebe haben denn ' auch beide Teils, Lehrende und Lernende, gearbeitet. ' Die Schüler setzten sich aus Mädchen uns Knaben der Unter-, ' Mittel- und Oberstufe zusammen und gehörten im allgemeinen den > als Unterrichtsstätte dienenden Schulen an. Von den 19 Kursen > entfielen fünf auf Mädchen, fünf auf Knaben. Jeder 5burfuö um- l faßte ein Fach und für jedes Fach waren wöchentlich zwei Stunden an je einem schulfreien Nachmittag angesetzt. Durchschnittlich nahmen an einem Kursus 17 Kinder teil. In mehr als einem Kursus wurde aber kein Kind zugelassen. Der Ge- fahr einer Ueberaiistrengung sollte vorgebeugt werden. Wohl aus gleichem Grunde hielt man sich für die engere Wahl auch an Mädchen und Knaben, die von gefestigter Gesundheit und den An» forderungen ihrer Klasse gewachsen waren. Unvermittelt wurde kein Fach in Angriff genommen. Zu» nächst übte man die Kinder darin, allerlei Dinge nicht wie gewöhn- ) lich mit der rechten Hand, sondern mit der linken zu vollführen. i Sie hatten z. B. mit der linken Hand Blcifedern anzuspitzen und ) mit ihr beim Ausschneiden von Bildern die Sckere zu halten. ,Luftzeichncn" gehörte zu dem, was auf das Zeichnen im befon- . deren vorbereitete. Hierbei fuhr die Linke in Linien, die der Skiz- I zierung eines Gegenstandes entsprachen, durch die Lust. Man zog t die Uebungen, deren Stufenleiter sich nach dem GrundsatzVom e Leichten zum Schweren!" aufbaute, aber nicht bloß für die ersten Stunden heran, sondern griff weiterhin wieder und wieder auf sie zurück. Am ausgedehntesten waren die den Handfertigkeitsunterricht e einleitenden Uebungen. Die Jungen reichten sich die linke Hand, i. lüfteten mit ihr den Hut oder die Mütze, legten mit ihrer Hülfe e Kleidungsstücke an und ab. Sie griffen mit der Linien beim Vor- e ziehen. Aufschlagen. Zurückstecken der Bücher zu. benutzten sie, um etivas herbeizuholen oder fortzuschaffen usw. Bei den Beratungen über die Gestaltung der Kurse ist auch davon die Rede gewesen, nur für daö betreffende Fach noch nicht eingearbeitete Kinder heranzuziehen. Solche Forderung erwuchs wohl aus der Annahme, die erforderliche Umgewöbnung könnte den Fortgang erschweren oder die Sache überhaupt lähmen. Gerade daS " Gegenteil trat dann aber in den Kursen zutage. Die der rechten >. Hand bereits gewordene Ausbildung erwies sick für die werdende x der linken nickt als Hemmnis, sondern als wesentliche Förderung. n Knaben, die schon HandfertigkeitSunterrickt erhalten hatten, die e also mit der rechten Hand zu schaffen verstanden, erlernten es, dies nun mit der linken zu tun, weit schneller und leichter als solche, x deren reckte Hand ungeübt war. Diese rückten viel langsamer von x der Swlle. >, Hinsichtlich des Zeichnens lag die Sache in gleicher Art. Weiter s fortgeschrittene Kinder konnten bedeutend rascher gefördert werden x als. die aus unterer Stufe. Die Gewöhnung an den Gebrauch der l- linken Hand verlief überhaupt um so glatter, je älter und verstän- ;C diger die Kinder waren. Andererseits aber fiel es beim Schreib- unterficht auf der Unterstufe den Kleinen, die noch keine latei- n nischen Buchstaben schreiben gelernt hatten, durchaus nicht schwer, _ sie nun zuerst mit der linken Hand zu ziehen. Diese ist das haben die Kurse dargetan genau so leistungsfähig wie die rechte [l Hand. Für technische Fächer besonders befähigte Kinder offenbarten t ihre Veranlagung mit der linken Hand nicht minder a'S mit der e rechten,_ E. J, Rleined fcuillcton- > Neusahrskarten ln alter Zeit. Seit der Einführung der n Kalenderrechnung haben sich an den Wechsel des Jahrcö die mannig» i- fachsten Sitten und Gebräuche geknüpft, von denen sich die Glück» r wunschkarten biö auf den heutigen Tag erhalten haben. Erst die ic Kunst des Holzschneiders, des Buchdruckers und des Kupfcrstecherl