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gut Teil der Kultur ihrer Zeit aufgespeichert ist. Im römischen Kaiser- I stoffen vertraut. Daß aber auch schon zu Beginn des 18. Jahr reich hatte ja das Zeitungswesen schon eine gewisse Ausbreitung hunderts das eigentliche Schwarzpulver vorhanden gewesen ist, erlangt, und wenn uns einige Nummern dieses offiziellen Tage- versucht der französische   Gelehrte P. Duhem auf Grund eines blattes, das Casar von Tausenden von Schreibern verwielfältigen der Pariser Akademie der Wissenschaften vorgelegten, anscheinend ließ und über den ganzen gebildeten Erdkreis versandte, erhalten bisher nicht beachteten historischen Dokumentes nachzuweisen. geblieben wäre, würden wir heute besser unterrichtet sein über Berfasser ist der berühmte Mönch und Gelehrte Roger Baco  , und Leben und Treiben jener Tage. Die" Acta diurna   publica" gaben die von Duhem   erschlossene Quelle ist ein Fragment seines Opus Berichte über die prunkvollen öffentlichen Feste, über Feldzüge und tertium". Es handelt sich um eine Abschrift, die aus der Bücherei Siege, über gesellschaftliche und literarische Ereignisse, auch über des Sonnenkönigs" in den Besitz der Pariser Nationalbibliother pikante Abenteuer. Ein Journalist, der sich durch besonderen Witz überging. Sie enthält eine Reihe wissenschaftlicher Abhandlungen auszeichnete, Chreftus, ein Zeitgenosse Ciceros  , ist berühmt ge- und rührt von der Hand Arnauds von Brüffel her, der sie in der blieben. Was wir sonst von dieser ältesten Zeitung der Welt wissen, zweiten Hälfte des XV. Jahrhunderts zu Neapel   anfertigte. Einer stellt sie ungefähr mit den Fliegenden Blättern des Mittelalters der interessantesten Punkte seines für die ganze Geschichte der Natur auf eine Stufe. Neben wichtigen Schilderungen brachte sie auch wissenschaft im XIII. Jahrhundert bedeutsamen Inhalts ist die end­Kuriositäten, wie die, daß es in einigen Gegenden Blut vermischt gültige Lösung der oft umstrittenen Frage, ob Roger Baco   das mit Milch geregnet habe, daß im Hause eines gewissen Galerius   Schießpulver fannte. In seinem Opus majus" erwähnt er eine ein Hahn gesprochen, daß 52 große Steine vom Himmel gefallen explodierende Substanz, die Salpeter enthielt. Sein alchimistisches seien usw.; die Meldung, daß ein Gladiator von dem allzustarken Wert: lleber die wunderbare Kraft der Kunst und der Beifallsjubel feiner Zuschauer taub geworden sei, ist immerhin Natur" spricht in geheimnisvollen Worten von einem Mittel, Donner schon ein hübscher Beitrag zur Virtuosenreklame. Die älteste und Bliz nachzuahmen. Es scheint jedoch, daß Roger Baco   auch aller noch heute bestehenden Zeitungen, ja die erste gedruckte hier zwar von einem Explosivkörper gesprochen, jedoch nicht seine Beitung der Welt ist das chinesische Blatt King- Pao" d. h. An- Zusammensetzung angegeben hat. Dagegen behauptet Duhem  zeigen der Hauptstadt. Es soll im Jahre 911 n. Chr. gegründet nach dem von ihm studierten Text, daß Baco das eigent worden sein, erschien aber erst von 1351 ab regelmäßig im Drud. liche Schwarzpulver bereits fannte. Er spricht in dem Vier Jahrhundert lang erschien es halbmonatlich, seit 1800 täglich. Abfaz Ueber das Pulver der Lombarden" ebenso wie im Heute erscheint es dreimal täglich und seine drei Ausgaben sind " Opus majus" bon einem Explosivstoff, fügt jedoch hinzu, auf verschiedenem Papier gedrudt, das Morgenblatt auf gelbem. Baß er aus Salpeter, Schwefel und Weidenkohle zusammengefegt sei. das Mittagblatt auf weißem und das Abendblatt auf grauem Die drei verschiedenen Stellen, wo Roger Baco   von seinem Explosivstoff Papier  , um jede Verwirrung zu vermeiden. Die Anfänge der spricht, stimmen so sehr überein, daß man annehmen darf, es sei ersten europäischen   Zeitungen sind, wie Salomon in seiner Ge- stets von der gleichen Substanz die Rede. Sie lassen den Schluß schichte des Zeitungswesens ausführt, in Dunkel gehüllt. Gewisse zu, daß das schwarze Pulver vor der Mitte des XIII. Jahrhunderts Bentren bildeten sich allmählich heraus, in denen wichtige Nach- in England, und Frankreich   bekannt war. Jedenfalls gab das Opus richten gesammelt und von denen aus fie verbreitet wurden; so tertium" im Jahre 1267 sein genaues Rezept.

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in Deutschland   das Fuggersche Handelskontor in Augsburg  , das in seinen Schreibstuben alle wichtigen Nachrichten zusammen­stellen und gegen eine jährliche Vergütung versenden ließ. Außer diesen Fuggerschen geschriebenen Zeitungen" berfaßten biel­wissende Männer Beitungsbriefe, 3. B. Melanchthon  . Kaiser Nu­dolf II. zahlte einem Manne in Köln  , der ihm regelmäßig Mel­dungen über die Vorgänge in Frankreich   und den Niederlanden machte, jährlich 200 Goldgulden. Aus diesen geschriebenen get tungsbriefen hat sich dann die gedrudte Beitung um die Wende des 16. und 17. Jahrhunderts entwickelt. Als Begründer des modernen deutschen   Zeitungswesens darf der Oesterreicher Michael bon Aizing gelten, der 1583 auf der Frankfurter Messe   ein be­fonderes Quartheft über die Kölnischen Händel" zwischen dem Papst und dem Kurfürsten Gebhard verkaufen ließ. Diese seine Relationen" fanden solchen Anklang, daß er regelmäßig weiter solche Hefte erscheinen ließ, die feit 1588 alle politischen Vorgänge in den Kreis ihrer Betrachtungen zogen. Da sie immer zur Best der Frankfurter Messe   erschienen, wurden sie Meß- Relationen ge­nannt und erlangten große Beliebtheit, fanden bald vielfache Nach ahmung. Diesen Relationen müssen bald die ersten deutschen  Beitungen gefolgt sein, doch lassen sich die ältesten Jahrgänge nicht nachweisen, sondern wir besiken als älteste auf uns gekommene Zeitungen zwei Jahrgänge von 1609 aus Straßburg   und Augs­ burg  . Der Titel der Straßburger Zeitung lautet: Relation: Aller Fürnemmen und gedendwürdigen Historien, so sich hin und wider in Hoch und Nieder Teutschland, auch in Frankreich  , Italien  , Schott- und Engelland, Hisspanien, Hungern, Polen  , Siebenbürgen  , Wallachey, Moldaw, Türkey usw. Jnn diesem 1609. Jahr verlauffen und zutragen möchten. Alles auff das trewlichst wie ich solche be­kommen und zu wegen bringen mag, in Truck verfertigen will." Die älteste englische   Zeitung ist erst im Jahre 1622 erschienen, während die Berichte des englischen   Merkur  " aus dem Jahre 1588 fich als Fälschungen erwiesen haben. Auch sonstige gedruckte Kriegsberichte, wie sie in Frankreich   schon früher erschienen sind, tönnen nicht als Zeitungen gelten. Die erste französische   Zeitung begründete der Arzt Théophraste Renaudot  , der auch das erste Arbeitsauskunftsbureau geschaffen hat. Die Zeitung hieß" La Gazette  ", sogenannt nach der kleinen venezianischen Scheidemünze Gazetta, für die man sich früher schriftliche Mitteilungen auf dem Rialto getauft hatte; sie erschien zum erstenmal am 30. Mai 1631 in einem Umfang von vier Seiten. Seit 1762 heißt sie Gazette de France  " und besteht noch heute. Die Hemerothet müßte auch merkwürdige Zeitungen umfassen, wie z. B." The Little Standard" das kleinste Blatt der Welt, das 75 millimeter hoch und 69 Milli­meter breit ist. Nur eine Beitung wird man beim besten Willen nicht aufnehmen können, das ist die Gesprochene Zeitung", die vor etwa 20 Jahren in Athen   ins Leben gerufen wurde und in einem Vortrag über die Ereignisse des Tages bestand.

Kulturgeschichtliches.

Die Erfindung des Schießpulvers. Explosive Gemische waren lange vor der Entdeckung des Berthold Schwarz  bekannt, der etwa um das Jahr 1813 die ersten Feuerwaffen konstruiert haben soll. Die Chinesen gingen auch auf diesem Gebiete der Entdeckungen den abendländischen Völkern voran. Erstürmung von Byzanz soll das griechische Feuer" zur Anwendung gekommen sein und die Araber waren mit salpeterhaltigen Sprengs

Bei der

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Technisches.

Elektrische Entstäubungspumpen. Die Fortschritte der Elektrotechnit haben auch für das Gebiet der Hygiene wichtige Neuerungen gezeitigt. Ein solches Beispiel bietet die maschineйe Staubentfernung mittels elektrischer Kapselpumpen, wie diefelben von einer hiesigen großen Firma jezt auf den Markt geworfen werden. Die maschinelle Anlage, die sogenannte Entſtäubungseinrichtung, ist für transportable Zwecke auf einem Wagen fahrbar angeordnet dem Staubaufnehmer, der Schlauchleitung und besteht aus Der Betrieb geschieht in folgender und der Kapselpumpe. Weise: Zur Aufnahme des Staubes dient der Saugrüssel, ein flach ausgebildetes Rohrstück, welches durch die Schlauchleitung mit der Kapfelpumpe verbunden ist. Diese Kapselpumpe wird von einem Elektromotor in Bewegung gefeßt, der ebenfalls auf dem Wagen montiert ist und an jede Leitung angeschlossen werden kann. Die Luft wird nun mit allen Staubteilchen durch die Pumpe eingesaugt, durch ein Wassergefäß geführt und dort vom Staub gereinigt. Der Staub schlägt sich nieder und die nahezu gereinigte Luft fann durch ein Drudrohr oder durch ein anderes größeres Waffergefäß aus strömen.

Die Verwendung einer solchen transportablen Entstäubungs anlage ist natürlich nur dort möglich, wo es sich um große Betriebsverhältnisse handelt und eine maschinelle Staubentfernung sich lohnt. So werden auf Bahnhöfen neuerdings die Eisenbahn­wagen nach dieser Methode gereinigt. Der Kleine Handwagen wird die Schlauchleitung in an dem Bug entlang gefahren und der Arbeiter läßt den Saug jeden Wagen eingeführt, Wände, vor allen Dingen aber rüssel über Fußboden und über die Sigpolster, die sich auf anderem Wege schwer reinigen lassen, hinweggleiten. Der Saugrüssel zieht alle Staubteilchen ein und macht damit eine schnelle Reinigung möglich. Handelt es sich um die regelmäßige Entstäubung von Räumen in Wohnhäusern, Hotels, Krankenhäusern, Fabriken usw., so wird die maschinelle Anlage unten im Maschinenhause stationiert und die Rohrleitung am Hause hinauf fest verlegt.

Militärzüge aufLandstraßen. In den leitenden Militär. freisen hat man sich fürzlich mit der Frage beschäftigt, Militärzüge ein zurichten, die nicht zwangläufig an den Schienenweg gebunden sind, sondern auch Chauffeen usw. paffieren können. So hat vor einigen Wochen die neugegründete Freibahngesellschaft in Tegel   auf der dortigen Chaussee über Charlottenburg  - Westend  - Schildhorn zum Kaiser Wilhelms- Turm im Grunewald   einen von ihr zu fammengestellten Zug probiert, der diese Strecke ohne Schienen durchfahren bermag. Der Bug bestand aus einem Tender, zwei Motoren- und sechs Anhängewagen, die man mit ge füllten Säcken belastet hatte. Die Hauptprobe mußte der eigentüm liche Zug beim Baffieren der sogenannten Kilometerchaussee beſtehen, einer langen und starken Steigung beim Staiser- Wilhelms- Turm. Die Versuche haben gute Resultate erzielt; das Militär soll derartige Züge erhalten, um event. im Kriegsfalle Fourage auf die schnellste Weise den Truppenkörpern zuzuführen.

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Berantw. Redakteur: Georg Davidsohn  , Berlin.- Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u. Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.