Gegend tranken, und da sie das Fieber fürchteten, so brachten fie eine loahre Fülle von Absinth   und Rum mit, die, wenn man die Flaschen entkorkte, ihr Aroma verbreiteten. Da Tonet Saler so belebt sah,, als lagere hier eine Armee, erinnerte er sich an die Erzählungen seines Groß- Vaters: an die Orgien, die die reichen Jäger der Stadt in früheren Zeiten mit Weibern, die von Hunden verfolgt wurden, veranstalteten, an die großen Summen, die man in den elenden Hütten in den langen Nächten zwischen zwei Jagdtagen im Spiel verlor, an all die blöden Vergnügungen einer durch zu rasch angesammeltes Verinögen betäubten Gl- sellschaft, die sich in diesem wilden Winkel unbeachtet von den Blicken der Familie sah, und in der unter der Einwirkung des Blutes und des Pulvergeruchs die menschliche Bestialität in ihrer ganzen Heftigkeit aufs neue erwachte. Ter Onkel Paloma suchte seinen Enkel, um ihn seinem Jäger vorzustellen. Es war ein dicker Mann mit gutmütiger, friedliebender Miene, ein Fabrikant aus der Stadt, der nach einem langen Arbeitsleben den Augenblick für gekommen er- achtete, sich wie die reichen Leute zu amüsieren und die Ver- gnügungen seiner Freunde nachzumachen. Sein schrecklicher Apparat schien ihm lästig zu sein: die Patronen und die Jagdtaschen drückten ihn sehr, ebenso die neuen Stiefel, die er sich erst kürzlich gekauft. Wenn er sich aber mit seinen schönen Patronentaschen, deren Riemen kreuzweise über die Brust gingen, und mit seinem breiten Filzhut im«piegcl sah, kam er sich in jeder Hinsicht wie die Burenhelden vor, deren Bild er ängstlich in den illustrierten Blättern be- trachtete. Er jagte zum ersten Mal aus dem See und verließ sich ganz aus den Schiffer, um zu dem Ort zu gelangen, auf den ihm seine Nummer ein Anrecht gab. Alle drei speisten in einer Hütte mit anderen Jägern. Beim Nachtisch ging es an solchen Abenden recht geräuschvoll zu. Ter Wein floß in Strömen, und um den Tisch schlichen die hungrigen Hunde: die Nachbarn aus dem Dorse lachten diensteifrig über die Scherze der Gäste, nahmen alles an, was man ihnen bot, und jeder einzelne war imstande, das zu trinken, was die Jäger für die ganze Gesellschaft als auZ- reichend erachtet hatten. (Forisehung folgt.Z Tonmalerei. Nicht nur der Maler spricht von Farben. Kolorit und Farben- skala. auch der Musiker kennt daS Orchesterkolorit, die Tonmalerei. die Klangfarben. Natürlich, da man Musik und Töne nicht ieben kann wie Bilder und Farben, nur im figürlichen, übertragenen Sinne.<Et>vaS anderes ist eS mit den sogenannten Farbenklängen. Das sind konträre Siiinesempsindungen. abnorme Erscheinungen bei Leuten, die beim Erklingen bestimmter Töne. Instrumente und Akkorde bestimmte Farben sehen.) Umer Tonmalerei versteh» man in der Musik zweierlei. Eininal in» allgemeinen Prograinmusik. daß ist eine Musik, welche im Gegensatz zur absoluten Musik nur als Darstellung eines näher bezeichneten seelischen oder äußeren Vorgangs verstanden werden soll, der gegenüber der Hörer daher nicht unbefangen sich dem Eindruck der Tonfolge hingibt, sondern mit kritischem Ohr de» Zusammenhang zwischen Programm und Tonstück verfolgt. Dann aber ist Tonmalerei als engerer Begriff das Berfabren, durch die Töne selbst äußere Vorgänge nach- zuahmen, Stimmen und Erscheinungen der Natur in Tönen wieder- zugeben. Die Idee der Tonmalerei als einer Tonsymbolik, als einer Naturkopie ist alt. Als der älteste Tonmaler gilt in der Musikgeschiwte der belgische Kontrapunktist (Kontrapunkt ist der alte Ausdruck in der Theorie der Musik für die Erfindung der Gegenmelodie zu einer gegebenen Melodie: Punkt Roten köpf; Punkt gegen Punkt) I a n n e q u i n, der im 16. Jahrhundert lebte. Der alte, heute längst verschollene Knabe schrieb schon Tondichtungen mit Ueberschriiten, wieDie Schlacht von Magelhaens",.Weiberklatsch-,.Hasenjagd-,.Die Nachtigall-,.Hirsibjagd-,.Die Wüste". Die Tonmalerei ist dem innersten Wesen der Musik entsprechend nicht besähigt, sachliche Vor- gänge. konkrete Dinge oder sinnlich Wahrnehmbares direkt aus- zudrücken. Natürlich nicht, denn die Musik kann ja nicht unmittelbar den Gefühls-, Geschmacks- oder Geruchssinn wiedergeben, sondern fie ist begrenzt auf eine tonküiistleriiche Kopie des Hörbaren und indirekt aus die Uebertragung von Gesichtowahrnebmungen. Da- gegen kann die Tonmalerei alles musikalisch unmittelbar zum AuS- druck bringen, sobald es sich in Bewegung, in Rhylbmus umsetzen lasten kann. Ein Beispiel: Ter Maler und der Musiker haben die Aufgabe, den Tod darzustellen. Beide werden die Erscheinung des memchcnwurgenden Beruichters möglichst sinnfällig zu schildern ver- suchen. Der Maler stellt den Tod als Knochengerippe mit der symbolischen Sense dar, der Musiker aber kann mit den Mitteln feiner Kunst nur den Takt des dahinschrestenden und mähenden Schnitters Tod, vielleicht auch das Klappern und Scheppern der Knochen ausdrücken, wie daS Ct. S a s n S ebenso naturalistisch wahr wie musikalisch in seinem berühmten TotentanzDan«» macabre" tat. Der Zweck aller Tonmalerei ist nickil. das Hörbare möglichst realisti'ch z» kopieren und in interessanten Klang- Verbindungen und Klangfarben zu illustrieren, sondern eme poetische Stimmung in der Seele des Hörers zu erzeugen. Je einfacher die Mittel der Tonmalerei, desto größer die küust» leriscde Wirkung. Wie in jeder Kunst. Hier muß au§ der Sphäre der Gesichlswahrnehnumgen die geniale Jdeenübertragnng erwähnt werden, die Franz LiSzt   in seinem OratoriumChristus- er-- reicht, als er den leuchtenden Stern der drei Könige, der doch fest am Himmel steht, durch eme über rauschenden Harmonien in der Tiefe immer ruhig forlklurgendes hohes Cis widergab. So setzt sich auf die natürlichste Weise der Glanz in Klang. daS Leuchten in Töne um. Beiden gemeinsam ist die Höhe, die Stetigkeit, der Glanz. Ganz anders steht der Komponist den» Hörbaren gegenüber. Denn er kann ohne den Umweg der Jdeenassociation das Pfeifen des Windes, das Heulen des Sturmes, das Singen der Vögel, den Klang der Wogen am Strand, den Ruf der Glocken, daS Rauschen der Blätter, das Weben des Waldes, das Trappeln der Pferdebufe das Surren des Spinnrades, ja das Blöken der Hammel»wie uns Richard Strauß   in feinem.Don Luichote- gezeigt bat) un- mittelbar mit de» AuSdrucksmitteln der Mufil. als da sind Harmonie, Melodie, RbytmuS und Tonfarbe, Hoch und Tief, Stark und Schwach, Schnell iiud Langsam. Ruhe und Bewegung schildern. Er kann eS mit ausschließlich instrumentalen Mitteln»Klavier, Kammer- mufik, Orcheslerj oder mit Hülfe der menschlichen Singstiinme tun. Die Musik ist die künstlichste aller Künste, fie kann die Natur und ihre Stimmen nicht direkt kopieren, sie kann die Natur nicht naturalistnch" nachahmen, sie muß sich begnügen. Naturklänge wie Windessauien und Donnerrollen und Tierstimmen. wie die»ans dem akuitiich vorläufig nicht darstellbaren Vierteltonsyslein bernhenden) Vogelmelodien durch die zwölf Halbiöne unseres Tonsystems, durch rhythmische und dynamische Anpassung, durch die instrumentalen Klangfarben, welche dem Vorbild der Natur am nächsten konimen, stilisiert und im Spiegel der Kunst wiederzugeben. Geschmack und Feiiisinn des Komponisten haben hier schließlich mehr mirzu- sprechen wie das Talent charakteristischer Nachahmung. Der Künstler wird nie vergessen, daß sein Instrument, sein Material: eben der musikalische Ton, eine mystische Doppelnatur besitzt, er ist ein Sinn- lichcS und enthält doch ein Geistiges. Im Ton»st. wie der Musik- ästhenker William Wolff sagt, wiewohl er das Erzeugnis iörver- ltcher Kräfte ist. die Natur des Körperlichen so verklärt, so ver- feiner», daß fie fast abgestreift, fast vergeistigt erscheint. Und so wird der wahre Musiker dieses edle geistige Instrument niemals nllßbrauchcn wollen zu naturalistischer Tonmalerei, zu Tierstimmen- Imitationen»vergl. Richard Strauß  !) zu tönender Phorographie der Meereöbraiidnng, des Blitzes, der Galoppade, des Donners   oder des BogelkonzerteS im Walde. Sehr inreresiant ist die Aufgabe, im einzelnen die Gekchichts und EntWickelung der musikalischen Tonmalerei zu verfolgen. Hier sind mit besonderem Erfolg Mnsikgelehrte und Physiker wie Fechner, Wolfs  , Seidl, Merian, Hauöegger, Helm» boly tätig gewesen mit ästhetische» wie mit physiologischen Unter- suchungen. Zu den Hauptkapiieln gehört hier die ronmalerische Darstellung von Stunn und Gewitter, von Vogelstimnien, von Glockentönen in der Oper wie in Werken des Konzertsaales. Die klaisische und neuere Oper ist besonders reich an Slürmen. Wir nennen in chronologischer Reihenfolge Glucks  »Iphigenie auf TauriS-, MozartSJdomenco-, RossinisBarbier von Sevilla  ", S p o h r s.Jesionda", B o i e l d> e u S.Weiße Dame", WebersObcron"(die berühmte Ozean-Arie), Rossinis.Tcll", Marsch nerSHans Heiling  ", MeyerbeerSAsrikanerin", VerdisOthello  ", d'JndysFcrvaal". Ein bernfener Sturm- komponist war Richard Wagner  , vergleiche seinenHolländer", Walküre  ",Siegfried". Bei Gluck. Mozart, Marschner und Wagner  ist der Sturm ein notwendiger Teil der dramatischen Handlung, bei Meyerbeer  , Rossini und anderen nur hohler Theaterlärm und innerlich ganz unmotiviert. Der Regen ist in zwei Phasen dar- stellbar. Als erstes Tröpfeln(daS kässische Beispiel hierzu ist der Beginn des Gewitters in BeethovensPastmale", ein minder klassisches Beispiel in PsitznersRose vom LiebeSgarten") und als Platzregen(in Rossinis ,Tell"-Ouver»ure). Dem Zickzack des Blitzes enlsprecheiid malen fast alle Komponisten daS himmlnche Feuerzeichen mit jäh fallenden Stakkato-Akkorden. Beethoven  läßt in derPastorale  " dagegen die Blitzfigur in rascher Bewegung emporsteigen. DaS Rollen und Krachen des Donners   besorgen am geeigneisten die Pauken und großen Trommeln, in der Oper oft wirksam unterstützt durch die Donnermaschine hinter der Szene. Interessant ist. daß die Gewitterstürine in der französischen   Oper»N Dar verlaufen. Die Nachahmung der Vogelftiminen besorgten in» 17. Jahr­hundert eigenS daraus reisende Virtuosen, wie F a r i n a, der daS Gackern der Henne o-ff der Violine kopierte. Die ältere französische  Vokalmusik bemächtigte sich dieieS Vorwurfs mit Hülfe charalteristischer onomaropoeii'cher Bildungen, wie daSTurtuNur" der Turteltaube in JanneguinS vieriiimmigenGeiang der Vögel". Beriilnnt find H a y d n s Wachtelruf und Grillenzirpen aus denJahreszeiten" und Beethovens liebliches Vogelterzett zwischen Kuckuck,