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An sich bildet das wirbelnde Bumerang durch seine schnelle Rotation eine Art Scheibe, die sich mittels der Schraubenform die. schiefe Fläche des Luftwiderstandes hinaufwindet und nach Auf­hebung der vom Arm mitgegebenen Vorwärtsbewegung wieder auf der Bahn des Luftwiderstandes zurüdgleitet. Wit jebem flachen Pappteller erhalten wir einen gleichen Flugkreis, der ebenfalls oft zum Werfer zurückkehrt aus gleichen Ursachen. Brächte man einem folchen Pappteller auch jene Schraubenstellung bei, so ließe sich das Wesen des Bumerang noch sicherer und einfacher erkennen. Damit verlieren die" echten" australischen Bumerangs allerdings etwas von ihrem Nimbus, abgesehen davon, daß diese" echten" Bumerangs nie die von Wilden benutten, sondern extra zum Ver kauf hergestellten sind. Man konstruierte eine Reihe aus gut ge­trodnetem geraden Eschenholz, die aller Ueberlieferung zum Hoyn nicht aus einem Stück gebogen, sondern aus zwei etwa 40 Zenti. meter langen Brettchen zusammengeleimt waren und erzielte aus­gezeichnete Erfolge.

Die Erfindung des Bumerang dürfte der Naturbeobachtung und dem Zufall zu danken sein. Es ist nämlich eine bekannte Eigen­beit aller Pflanzen, in solchen Spiralen ihre Aeste hinaufzuminden, und ba Holzfnüppel als Wurfgeschoffe die Waffe der Australter sind, so mag einem ein besonders gewundener Knüppel im später so berühmten Bumerangflug vor die Füße gefallen sein. Aus der Vorzeit.

herbeizuführen. Der Leiter der biologischen Station in Plön  , Profeffor| daß im Fluge eins nach oben, bas andere nach unten strebt. Auf Zacharias, hat diese Reformgedanken seit längerer Zeit nach dieser Schraubenform beruht zweifellos das zu beobachtende An brücklich vertreten. In einem im Archiv für Hydrobiologie und steigen des fliegenden Bumerang, während die Kurve auf die vers Planktonkunde veröffentlichten Vortrage hat er mit einer Darlegung schiedene Länge der Schenkel zurückgeführt werden könnte. seiner pädagogischen Ansichten einen beachtenswerten, auf eigene Lehrerfahrungen gestützten Vorschlag ausgesprochen, der das Blautton als Grundlage eines verbesserten naturkundlichen Unterrichts empfiehlt. Als Plankton" bezeichnet die Naturwissenschaft die in füßen und falzigen Gewässern treibenden Wassen pflanzlicher und tierischer Organismen verschiedenster Art, die wie nichts anderes ge­eignet sind, die Beziehungen zwischen dem Vorkommen und den äußeren Lebensmöglichkeiten der Lebewesen von den niedrigsten bis zu den höchstentwickelten aufzuzeigen. Jeder Tümpel oder kleiner Teich wird dem Unterricht genügendes Material bieten. Die niedrigsten Formen der tierischen Lebewelt, die Einzeller, stellen sich dann dem Lernenden dar; gleichzeitig aber auch die aus dem Zusammenschluß vieler Zellen entstehenden Tierstöcke der Volvor und Synura­Gattungen, die als" Bellenstaaten" eine anschauliche Analogie für den Aufbau der höheren Tiere aus Millionen ebensolcher Bau­steinchen darstellen. Auch Algen sind in den treibenden Blanktonmassen reichlich zu finden. Die Infuforien wählen sie zur Nahrung, und man kann unter dem Mikroftop be­obachten, wie in den durchsichtigen Zellen allmählich der Verdauungsprozeß vor sich geht. Zahllose höhere Kleintiere wie Flohkrebse, Wassermilben, Insektenlarven und ähnliche geben Gelegenheit zu mannigfachen Beobachtungen bon grundlegender Be­deutung, z. B. der Anpassungserscheinungen. Der Schüler sieht, wie fich die Organismen zum Zweck des freien Umherschwebens im Wasser die günstigsten Körperformen gleichsam aussuchen und ent­sprechende ruderartige Drgane ausbilden. Er wird durch die Mög- Die Riesen gräber" auf Sardinien  . Ueber die lichkeit, bei Betrachtung des Blanktons die verschiedenartigsten Stufen Ergebnisse seiner jüngsten Forschungen auf Sardinien  , die den alten des Werdens vergleichen zu fönnen, zur Erfahrung tieferer Buſammen- sogenannten Riefengräbern und deren Beziehungen zu den Nuraghen hänge angeleitet. Ein gleiches geschieht durch die Beobachtung. daß die galten, hat der englische Archäologe Dr. Duncan Mackenzie der höheren Entwickelungsstufen auf das Vorhandensein der anderen un- Britischen   Schule in Rom   einen interessanten Bericht erstattet. Die mittelbar angewiefen sind, weil sie sich von ihnen nähren. Die Plankton- Nuraghen, jene seltsamen Bauten, deren man auf Sardinien   mehr algen werden von kleinen Serebsen und Drehtierchen gefressen, die als 5000 findet, viele von ihnen noch trefflich erhalten, find massive, ihrerseits wiederum das Futter der jungen Tiere bilden. Der Fisch freisrunde, turmartige Bauten von wenigstens 10 Meter Durch aber nährt wieder eine Reihe von Wasservögeln und Wasserfäuge- messer. Ihre Form gemahnt an riesige Bienenkörbe, sie sind aus tieren, deren Leib also im Stofffreislauf mittelbar aus dem rohen, unbehauenen Steinblöcken errichtet, ihr Inneres besteht aus Plankton hervorgeht und in eben solchem Sinne kann man fagen, einem runden Raum, oft aber auch aus mehreren Gemächern, die daß gewisse Menschengruppen wie die Grönländer, die fast aus- dann übereinander gelegt sind und durch eine in die dicken schließlich Fisch- und Seehundfleisch genießen, von ihm abhängen, Mauern eingegrabene Wendeltreppe erreicht werden. Oft gruppieren gleichiam durch das Plankton ermöglicht" werden. Endlich ist noch sich noch weitere Gemächer, Bastionen und Vorwerke um den auf den ästhetischen Wert hinzuweisen, der die Betrachtung der niedern Mittelbau, der stets die gleiche Anlage zeigt. Ueber den Zweck Lebensformen in sich schließt. Wer jemals einen Blick auf die dieser eigenartigen Bauten ist viel diskutiert worden, allein man Tafeln geworfen hat, die die entzückenden Formen der von Ernst pflegt sie jetzt als befestigte Wohnungen anzusehen. Unzweifelhaft Häckel zu seinem Lieblingsstudium erwählten Radiolarien darstellen, stammen sie aus prähistorischen Zeiten, während man früher in wird sicherlich von tiefstem Staunen über die wundervollen ihnen phönizische Bauten erkennen zu können glaubte. Leistungen der Natur im Kleinen ergriffen, und seine stehungszeit, die sich in vorkarthagische Epochen verliert, fällt allem Gedanken werden zu weiterem Fluge ansezen. Die Eignung Anschein nach mit denen der sogenannten Riesengräber" zusammen; des Planktons als Grundlage des Unterrichts hat auch in beiden fand man Geräte, deren Gleichförmigkeit darüber keinen bei vielen Zustimmung gefunden. Auch der Baseler Zoologe Zweifel laffen. Die Riesengräber bestehen aus einem Gemache, Bichotte hat sich mit folgenden Worten für den Gedanken aus dessen Länge von 4,5 bis zu 16 Metern schwankt, bei einer gesprochen: Der Schüler erhält die flare Borstellung des Begriffs Breite von etwas über einen Meter. Die Vorderwand bildet eine der Lebensgemeinschaft; er lernt die biologischen Fäden kennen, große, aufrechte Grabplatte, die bei einigen der Gräber noch erhalten welche die Fülle der verschiedenen Formen miteinander verknüpfen. ist. Eine schmale rechteckige Deffnung in dieser Platte bildet die Ferner wird ihm die fast verwirrende Vielheit der morphologischen Eingangspforte, vor der zwei Mauern auslaufen und die Platte Erscheinungen begreiflich, wenn er sie als Anpassungen an das halbkreisförmig einschließen. Dem entsprechen auch die Wände im. Schwimmen und Schweben im freien Wasser, au das Leben auf dem Junenraum, die sich zu einer Art gewölbter Apsis zusammenschließen. dunklen Grunde, am lichtbestrahlten Ufer und im rasch fließenden Die geschweiften Mauern am Eingange bildeten einen Stüßpunkt Bache aufzufassen versteht." für die Erdmassen, mit denen ursprünglich der ganze Bau bedeckt wurde. Man leitete die Anlageart von den Dolmengräbern her, und die ältesten sind aus aufeinandergetürmten Platten errichtet. Erst die jüngeren zeigen ein Mauerwerk, das feine Herkunft von den Nuraghen nicht verleugnet, aber auch bei ihnen bilden massive Platten die Bes dachung. Dr. Mackenzie gelang die Auffindung einer Reihe von diesen Riefengräbern, die bislang unentdeckt geblieben waren. Es ist anzu nehmen, daß diese Gräber, die ihren populären Namen dem Volls­glauben verdanken, wonach sie zur Aufnahme von Riesenförpern errichtet wurden, Familiengrabstätten waren, in denen die Verstorbenen in sigender Stellung beigesetzt wurden, und daß diese Gräber jeweils von dem Bewohner der nächsten Nuraghen errichtet wurden. Denn die Nuraghen sind stets au Stellen errichtet, die ihrem Festungscharakter entgegenkamen und sich besonders zur Ver­teidigung eigneten, während die Riesengräber stets tiefer liegen, zwar an leicht sichtbaren Stellen, aber ohne Rücksicht auf strategische Vorteile angelegt. Oft sind die einzelnen größeren Nuragben von einer Gruppe fleinerer, ebenfalls freisförmiger Bauten, umgeben, die zuweilen so zahlreich sind, daß sie ganze prähistorische Städte bilden. Aber das dem großen Nuraghe entsprechende Riesengrab steht stets allein, und keine ähnlichen oder kleineren Grabmäler umgeben cs. Die Frag ist noch ungeklärt, auf welche Weise die Bewohner der kleineren Bauten ihre Toten bestattet haben. Auf jeden Fall ist die Theorie nicht mehr aufrecht zu erhalten, wonach die Nuraghen selbst als Begräbnisstätten gedient haben, denn dann wäre es schwierig, die Frage zu beantworten, wo die Lebenden gewohnt haben und warum man zu zwei so grundverschiedenen Gräbertypen gegriffen

Völkerkunde.

Vom Bumerang. Dieses berühmte Jagdgerät und Spiel­zeug der wilden Australier macht noch immer den Forschern erheb­liche Arbeit, weil man bisher vergeblich das darin verborgene Natur­geseb zu bestimmen suchte. Da das Bumerang heute in jedem Spiel­warengeschäft zu haben ist, dürfte es an sich bekannt genug sein, obwohl die dort verkauften Hölzer kaum den echten Bumerangzived, nämlich zum Werfer zurückzukehren, erreichen. Das Wesen des Bumerang besteht darin, daß dieses zweischentlige, fuieförmig ge­bogene Holz, nachdem es mit dem rechten Arm heftig horizontal borwärts geschleudert ist, einen weiten Bogen beschreibend zum Werfenden zurückkehrt. Dieses Zurückkehren geschieht oft dazu in einer eigentümlichen Art, indem das Holz etwa über dem Werfer oder in dessen Nähe in der Luft wirbelnd stehen bleibt und in wagerechten Drehungen ganz langsam herabschwebt. Eine Flugbahn dauert etwa 15 Gefunden, der Durchmesser des Flugkreises ist je nach der Wurffraft bis 50 Meter und die Höhe des Fluges bis 30 Meter. Bemerkenswert ist, daß jedes Bumerang sich im Wurf anders verhält, andere Endspiralen und Kurven zieht, ja daß bei ein und demselben Holz durch eintretende Luftfeuchtigkeiten ganz andere Bahnen erzielt werden und zwar schlechtere. In Deutsch­ land   hat vor allem Professor Buchner durch die Braris versucht, die Ursachen der Flugerscheinung zu ergründen, indem er mit selbst­konstruierten Bumerangs experimentierte. Wesentlich für den Er­folg ist danach, daß beide Schenkel verschieden lang sind, ferner baß die beider Flächen ungleich geformt sind, also die eine gewölbt, haben sollte. die andere flach ist und schließlich, was das wichtigste ist, daß die beiden Flügel zueinander in einer Art Schraubenform stehen, so

Ihre Ents

Verantw. Redakteur: Georg Davidsohn  , Berlin.- Drud u. Verlag: Vorwärts Buchbr. u. Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.