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famen sozialdemokratische Parteihäupter, die mit Johannes| Menschengeschlechter, durch Tausende von Knechtsgenerationen Semper wichtige Dinge von aufgelösten und anzumeldenden hindurch, weit zurück zu den Menschenwesen der Vorzeit, die Versammlungen zu beraten hatten. Da kam der Kontrolleur auf öden und weiten Klippen umhergingen, Wesen, die in des Fabrikanten, der nachschauen mußte, ob die Bigarren gut langen Sprüngen über mondhelle Steppen setten, verfolgt und nicht zu schwer gemacht würden, ein ernster, steifer Mann, vom ungeheuren Wolfsgetier der Wälder. der aber jedesmal warm wurde, wenn Ludwig Semper mit ihm vom Theater sprach, und der diesem angelegentlichst empfahl, er möchte sich doch einmal den Lohengrin  " anhören. Ludwig Semper faßte denn auch um diese Zeit zum ersten Male den Entschluß, in den Lohengrin  " zu gehen.

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( Fortsetzung folgt.)

Proletarier.

( Nachdrud verboten.)

Von Christen Bundgaard.

( Schluß.) X.

Die Wege der sogenannten Landstreicher sind nicht leicht zu verfolgen. Es ist ein lichtscheues und nachtschleichendes Wolf.

Es kann geschehen, daß man eines frühen Morgens nach einer regnerischen Nacht, ehe die Landstraße noch zertreten ist, eine einsame, unförmige Spur an dem lehmigen Weg­rande entlang laufen sieht.

Und wenn man, gleich dem Jäger, der die Frühfährte des Wildes aufnimmt, die Spur verfolgen will, die das un­bestimmbare Schuhzeug getreten hat, so wird man vielleicht draußen vom Hügel aus eine menschliche Gestalt in der ver­Lassenen Ferne vorwärtsstreben sehen.

Oder es steht an einem naẞtalten Herbsttage einer an der Tür und zittert auf seinen kalten Beinen und bettelt. Und während man ihn anblickt und sieht, wie das Dach­gerinnfel auf seinen erfrorenen Rücken aufschlägt, denkt man bei sich:

Was will der schnüffelnde Hund hier? Wozu ist es doch auf der Welt, dieses Tier, das der Herrgott da in seiner Gedankenlosigkeit geschaffen hat?"

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Und wenn er selbst an eine Stelle kommt, wo sich die Wege scheiden, dann weiß er nicht, wohin er gehen soll. Er fieht sich verlassen um vorwärts und rückwärts. Er steht so trübselig müde da und erhebt seine Augen zum feuchten Himmel, als ob auch er sagen wollte: Was, beim leib­haftigen Teufel und seiner Großmutter, soll ich hier auf Erden tun?" Bis er nach irgendeiner anderen Gegend seines sinnlosen Weges weiter trabt.

Und das ewig hämmernde Leben um ihn herum bedient fich zuweilen seiner Arbeitskraft. Beim Kohlenlöschen oder Kanalgraben, auf den Feldern des Rittergutes und im Stall des Bauern. Und aus der unablässig rotierenden Tätigkeit des Lebens schleudert dieses ihn wieder heraus in einer noch unvernünftigeren und verrüdteren Form, mit einem noch quälenderen und tiefer eingebläuten Haß.

Und während er immer mehr den Zusammenhang mit der Weltbewegung verliert, in der für ihn kein Plaß ist, ver­birgt sich sein fümmerliches Dasein in den Zwangsarbeits­häusern oder in den großen Herbergen der Städte, in Aus­märkerhäusern und düsteren Knechtskammern.

Schmiede- Martins Schicksal unterschied sich in feiner Hinsicht von dem anderer Landstreicher. Vielleicht war er zäher als die meisten von ihnen. Vielleicht konnte er auch zeitweise eine verhältnismäßig ungewöhnliche Konzentrations­gabe aufbringen.

Daß sein Lehrer ihn als Kind lobte und von seiner Be­gabung große Dinge prophezeite, hat in diesem Zusammen­hange weniger zu sagen. Wenn die Menschen zugrunde gehen, so trägt der Mangel an Begabung selten die Schuld daran.

Sein erster Sprung in das Planlose hinaus war wie ein Sprung in einen Brunnen. Wo Dunkelheit ihn um schloß und kalte Wasser über ihm zusammenschlugen. Wo der Tod ihm in die Ohren heulte und seinen eiskalten Mantel um des Knaben zitternden Körper schlang.

Aber in der Kälte der Verlassenheit, in dem großen schwankenden Raum des aller Möglichkeiten baren Dunkels entwickelte sich bei ihm eine Anpassungsgabe, die Menschen mit festem Wohnsiz, Menschen, deren Tätigkeit und Lebens­weise sich infolge der Regelmäßigkeit der Zustände formt, sich faum recht vorstellen können.

Eine Anpassungsgabe und Lebenszähigkeit, deren Ur sprung sich erstreckt durch die ewige Unteriochuna der

Das Geschlecht der Arbeitenden und Hungernden, der Frierenden und Flüchtenden befizt in unserer Kulturzeit ihre primitiven Gaben.

Deshalb beben ihre falten Tierschnauzen in der Ahnung früherer Kräfte. Und durch die mageren von Arbeit und Hunger verheerten Körper gehen heiße und franke Triebe. Und ihre Augen sind scheu und ängstlich wie die Augen jener, die in flüchtenden Sprüngen von den Wäldern über die Ebenen stürzten.

Aber schlau und listig werden sie auch oft in ihren Be­strebungen, sich das kümmerliche Futter zu verschaffen.

Martin Schmied hatte Landstreicher getroffen, die bettelten, die sammelten, gestohlene Sachen versetten, manch­mal Handel trieben und manchmal arbeiteten.

Da war weiter nichts zu machen, als es mit den Leuten zu halten, zu denen er gehörte. Eine Haut über sein Ge­wissen zu ziehen, sein Ehrgefühl auszuspeien und sich die Routine anzueignen zu versuchen, mit der er sein Leben fristen fonnte. Es fonnte ja auf die Weise gehen, das sah er. Er kam sogar ziemlich gut dabei durch.

Hatte sich von Kolding   nach Aarhus   durchgebettelf. Bierzehn Tage bei einem Dampfdreschwert in Stjoldelev ge­arbeitet. Dann mit Holzlöffeln nach Skanderborg   zu. Mit der Fähre kam er ungesehen nach Fünen   hinüber, und dann ging die Reise über die südfünischen Rittergüter mit Ab­itechern nach Langeland und Taasinge. Da entsann er sich einer Nacht in Troense, wo er mit dem Sohne eines anderen Landstreichers bei einer Art Ball jeder sechsundzwanzig Glas Bier trant.

Mit einem Fischer aus Tunö segelte er im Herbst umher und fing Dorsche im Smaalandsmeer, und als dies nicht mehr ging, fanden er und ein Kamerad einen alten Brahm, auf dem sie sich mit Mühe und Not in den Fiord von Odense  hinaufbugsierten, wo sie die Absicht hatten, Aale zu fangen. Der Kamerad war aus Klintebjerg und früher Sandschiffer gewesen und hatte damals Aale im Fiord gesehen.

Ein paar Tage lang waren sie auf dem Fang. Es fror fie in dem kalten Wasser, daß sie bis zum Unterleibe hin gana rotblau angelaufen waren.

Das war zu schlimm.

Die Aale waren auch nicht mehr da, wo sie der ehemalige Sandschiffer gesehen hatte. Und als nun ein paar Männer famen, die sich ihren Brahm ansehen wollten, überließen sie ihnen fröhlichen Sinnes das Fahrzeug und den ganzen kleinen Weltteil, Fünen geheißen.

Worauf der eine nach Jütland   zog, während der andere die Inseln behielt.

Ja, was wußte er noch, wenn er an diese Dinge zurück­

dachte. In Randers   war er eines Sonnabends Ausschreier bei einem Kraftmesser und Sonntag darauf wilder Mann aus den Urwäldern gewesen.

Er entsann sich langer Herbsttage, wo er auf dem Felde von Marselisborg pflügte. Bald dieses, bald jenes dieser Rittergüter tauchte vor seinem inneren Auge auf.

Diese Heime, die sie doch für die Leute von der Land­straße bedeuteten, für die vernachlässigten und verpfuschten und umherstreifenden Existenzen, die die Freiheit so blind und sinnlos liebten, daß sie sich eher zu Sklaven auf einem Rittergut machten, als sich den Zuständen unterordneten, die die Gesellschaft zu bieten hat.

Auf den Rittergütern fanden sie einander. Da lagen die Erinnerungen an ihre Liebesabenteuer und Kämpfe und wilden Feste. Da hatten ihre Liebesklagen geklungen- und ihr Branntweingeheul!

In jeder Gesindestube hatte die Luft widergehallt von ihrem Schreien und Fluchen, diese Töne starben nie aus, und sie kannten sie.

Gingen sie eines Abends draußen zwischen Gräben und Grenzscheiden und schlotterten mit tndmüden Knien im Sturm, und die Lärme fhmersten vor Leere, und die empfindlichen Glieder der Finger und Zehen krachten in dem trockenen Reif da sehnten sie sich nach einer dieser Kammern, wo die Luft so wundervoll warm und dick war vom Gestank und Dampf, vom Dreck und Mist, wo fettes Ungeziefer wohlbehaalich in den feuchten Kissen des Bettes

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