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Wenn es sich aber traf, daß die drei sich männlich aufge: Tegt fühlten, so wandten sie den findlichen Freuden des Spiel budenplates nach gründlicher Betrachtung mit kritisch ge­schürzten Lippen den Rücken und gingen noch dreiviertel Stun den weiter nach Hamburg   hinein. Dort gab es nämlich eine Wirtschaft, wo man ein ganzes Seidel echtes Kulmbacher" für fünfzehn Pfennige verzapfte und sechzehnjährige Männer mit Hochachtung behandelte. Sie saßen dort eine Stunde lang bei einem Glase und übter Kritik nach Art der Jugend, das heißt sie rezerjierten die Bälle der Billardspieler, ohne von diesem Spiel etwas zu kennen. Auch das Billardspiel war ein frommer Wunsch Asmussens; aber ach, zu all dergleichen ge­hörte ein Lehrergehalt. Ja, wenn man 1200 Mart verdiente - nach einem vorzüglichen Eramen bekam man jogar 1300 Mark das Jahr dann ließen sich alle Sehnsüchte fühlen. ( Fortsetzung folgt.)

( Nachdruck verboten.)

Der Herr von Kaarnajärvi.

Von Juhani Aho.  

Elus dem Finnischen übersetzt von Laura Feil.

( Fortsetzung.)

Hellman schwang sich in den Schlitten. Da zog das Pferd in ber Tat eine Sekunde zu früh an, und als er die Zügel straffer nahm, stieß es den Schlitten wieder zurüd. Es bekam nun ein Paar mit der Peitsche, worauf es abermals einige Säße nach vor­wärts machte. Aber da die Zügel nicht gelockert wurden, und die Beitsche um seine Ohren nur so sauste, bäumte es sich hoch auf und raste in einem so tollen Galopp davon, daß der Schlitten an den Torpfeiler anprallte.

So wurde es denn wieder ausgeschirrt und in den Stall zurück­geführt.

" Du lieber Heiland!" schrie Hellmans Weib auf. Jetzt wird er es gar auspeitschen!" und eilte in den Hof vor die Küche.

Hier waren bereits die Mägde vollzählig versammelt und sahen einander mit schreckensbleichen Mienen an. Nichtsdestoweniger versäumten sie es nie, herbeizulaufen, wenn der Herr auf seine Pferde loshieb.

Von Zeit zu Zeit vernahm man aus dem Stalle das laute Fluchen des Gutsbesizers, das Niedersausen der Peitsche und das wilde Stampfen von Pferdehufen. Der Stallbursche stand ganz Starr vor Entsetzen an der Stalltür und wußte nicht, was er mit fich anfangen solle. Als aber Hellman das zitternde Tier in den Hef hinausbrachte, wich er hastig zur Seite, damit nicht auch er noch gar einen Hieb abbekäme.

Auch die Hausfrau und die Dienstboten waren im Nu wie bom Winde fortgefegt; denn sie wußten. daß der Herr keine Zu­schauer leiden mochte, wenn er sich mit seinen Pferden zu schaffen machte".

Was stehst Du denn da wie ein Stöter mit eingezogenem Schweife und hältst Maulaffen feil, he?" herrschte Hellman den Stallburschen an." Da, schieb' den Schlitten her, oder Du bekommst ebenfalls meine Peitsche zu fosten!"

Am ganzen Leibe zitternd, jedoch ohne auch nur den geringsten Widerstand zu leisten, ließ sich das arme Tier wieder ruhig ein­spannen.

" Spring' hinten auf!" rief Hellman dem an der Tür lehnenden und sich die Pfeife stopfenden Pulkkinen zu, und Du," tom­mondierte er dem Stallburschen weiter, der sich auf den Kutschbod geschtvungen hatte, nimm hier die Zügel und fahr' au!"...

*

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das fönnen wir ja, mein' ich," fagte einer der Beifiker, ohne den Stopf zu erheben und auf den Fußboden spudend. Der nächste ist der Gemeindeälteste von Kaarnajärvi auf Nr. 5. Jst er persönlich anwesend?" Ich glaube nicht."

Er ist voriges Jahr auf fünfbundert eingeschäßt worden." " So können wir ihn ja auch für dieses Jahr so einſchäßen." Schön."

Nun zum Häusler Pehkonen aus demselben Orte," Der ist da," rief einer, der am Fenster saß und fortwährend hinausgelickt hatte. Er ist vor einer Weile angefahren gekommen." " Ist das nicht sein Pferd, das am Gartenzaun angebunden ist?" fagte der vom Bette her mit emporgestrecktem Halse. Man führe ihn herein!"

Einer der Beametn erhob sich, um den Auftrag auszuführen. Wie hoch taxiert Jor Euer steuerpflichtiges Eigentum für Dieses Jahr, Behkonen?" fragte der Obmann, nachdem der Häusler mit chrerbietigem Gruße eingetreten war. Voriges Jahr war es auf einhundert eingeschäßt."

H

,, Aufrichtig gesagt, meine Herren, heuer ist es fast gar nichts mehr wert," berjebte Behtonen und kratte sich hinter dem Ohre. Könnte ich nicht für dieses Jahr ganz von der Steuer befreit werden?"

Der Amtmann und mehrere andere Kommiffionsmitglieder erhoben lebhaft dagegen Einspruch.

Ganz von der Steuer befreit werden, sagt Ihr? Wen sollte man denn da besteuern, wenn schon Ihr nicht Abgaben zahlen wollt. Wahrhaftig, Jhr, der Ihr noch anderen Geld borgt!"

" Was, ich leihe Geld aus? Jch?" entrüstete sich Behkonen. " Ich möchte wissen, wo ich das Geld dazu hernehmen sollte!"

Na, macht uns nur keine Flausen vor, Pehkonen. Daß Ihr Geld verleiht, weiß so mancher.'"

Meiner Treu, es wäre durchaus nicht zu viel, wenn wir von Euch jest dreihundert Mark einforderten," meinte der Amtmann. " Dreihundert Mark! Aber, meine werten Herren!" " Dreihundert sind vielleicht doch etwas zu hoch gegriffen," warf der Obmann ein, aber sagen wir zweihundert, das wird nur recht und billig sein. Sind Sie damit einverstanden, meine Herren?" " Jawohl, wir sind's alle... alle!"

" Aber das ist zu hoch, niederträchtig hoch," stammelte Behkonen und verließ brummend das Zimmer.

Und nun," fuhr der Obmann mit einem feinen Lächeln um die Lippen fort und rückte seine Brille wieder auf die Stirn ,,, nun temmen wir zu Gutsbesizer Hellman." " Sind wir schon bei dem?" Jawohl also wie hoch sollen wir denn diesen besteuern?" fragte er mit besonderem Nachdrucke. Kein Mensch hat eine Ahnung davon, wie reich eigentlich der Mann ist. Sie erinnern sich doch daran, was wir heut morgen sprachen?"

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Na und ob!" beteuerte der Amtmann und ging zum Ofen, um die Asche aus der Pfeife zu klopfen. Wir wissen nur allzu wohl, daß wir ihm gar nicht wehe tun, wenn wir ihn höher als jeden anderen besteuern.".

Aber wir müssen die Sache ernstlich beraten, damit wir ihm nicht etwa Unrecht tun," ermahnte der Borsitzende, seine Pfeife neu in Brand steckend.

Man unterbrach nun die Abwickelung der weiteren Steuer­angelegenheiten, um sich einzig dabei aufzuhalten, wieviel Hellman im Vermögen habe und hauptsächlich, wie er eigentlich dazu ge= femmen sei. Man wußte sehr gut, daß er wohl schon damals etwas besessen haben mochte, als er aus Defter- Bottnien gekommen war, um den unter dem Hammer stehenden Hovi- Hof zu erwerben, daß er indes den Grundstock zu seinem immensen Vermögen erst durch eine Heirat mit einem Weib aus seiner Heimat gelegt, das ihm eine hübsche Summe zugebracht hatte. Mit diesem Gelde hatte er dann Geschäfte gemacht und sein Anwesen in die Höhe gebracht. Aber sein Weib war wenige Jahre später an der Auszehrung ge­

" Ich möchte wissen," warf einer höhnisch ein, wer nicht sterben würde, der einmal in die Klauen solch eines Ungeheuers fällt, solch eines niederträchtigen, hundsgemeinen...

Die Steuerkommission tagte, wie bereits erwähnt, in der Gestorben. meindestube. Ein großer Tisch stand dicht vor dem Fenster, durch das man einen Ausblick auf die zur Pfarrei gehörigen Aeder, sowie die dahinter aufragende Kirche hatte. An dem einen Ende des Tisches, die Brille auf der Nase und den Federstiel im Munde, thronte der Obmann ein ehemaliger Hauptmann der Reserve, jetzt Gutsbesitzer- der eifrig in der Steuerliste blätterte. Ihm gegenüber saß als Vertreter der Regierung der Amtmann. Er lehnte den Rücken an die Wand, stützte den rechten Ellenbogen auf den Tisch und stopfte sich seine Pfeife; denn unter so guten Be­kannten war das Rauchen selbst im Amtszimmer feine verbotene Sache.

So rauchten sie denn fast alle, wenn sie es nicht vorzogen, müßig dazuhocken und von Zeit zu Zeit zwischen den Knieen durch auf die Erde zu spucken. Manche taten nicht einmal das, sondern sahen nur hie und da durch das Fenster auf den Hof' hinaus, wo sich eine Schwabende Menge aufhielt.

Einer der Steuerbeamten hatte es sich sogar in des Gemeinde­Dieners turmhohem Bette bequem gemacht, und je tiefer er in die Matraße einfant, desto höher schwollen die schmutzigen Federpolster um feine. Ohren fast bis zur Dede empor.

Also, wir halten jetzt bei Suffanen," begann der Vorsitzende, als er ein Blatt umwandte. Bergangenes Jahr wurde er mit einhundertfünfzig eingetragen. Ellen mir ibm für dieses Jahr denfelten, Betraa borichreiben?"

( Fortseßung folgt.)

Neue Ueberfetzungs- Literatur.

Anna de Savornin Lohmann: Fragensmüde, Roman; Gerard van Hulzen: Vagabunden, Novellen; Bico van Suchtelen: Quia absurdum, Norian.( Verlag von Maas u. van Suchtelen, Leipzig   und Amsterdam  .)

Man darf getrost behaupten, daß es auch in der Literatur eine Länder- Mode gibt. Dänemark   und Norwegen   standen für uns eine Beitlang tonangebend an der Spige; die lebersetzungen aus dem Nordischen sind noch heute in der Ueberzahl. Frankreich   schlüpfte immer dazwischen, namentlich auf novellistischem Gebiet und seit Gorti ist der Osten in die Mode gekommen. Wir haben fchon eine ganze Literatur von Uebersetzungen ans dem Russischen  , die dea Interesies weiter Streise sicher ist. Daß der Verlag Haas u. van