zu g«hen und ihn um den Rachlaß der fälligen Jahrespacht zu er» suchen. Sie sagen," erzählte sie ihrem Manne,Hellman habe letzthin die Herren von der Gemeinde so heruntergemacht, daß er in der rosigsten Laune von der Welt ist und daher wohl einmal zugänglich sein wird. Geh', Antti, und bitte ihn, uns den Pachtzins diesmal zu erlassen... Du weißt, wir können ihn nicht ausbringen, wir sind ja ohnedies schon über und über verschuldet... Geh' und sieh' dazu, daß Du etwas ausrichtest." Ach, es ist umsonst!" versetzte Antti.Erinnerst Du Dich nicht noch daran, wie es im Herbst dem armen Aappo bei Hellman erging?" Freilich, er fuhr ihn hart an... Aber trotzdem, vcrsuch's doch noch einmal, Antti... vielleicht.. Na, gut, so will ich gehen.' Antti machte sich in der Tat aus den Weg; aber sein Schritt war schwer und zögernd, und unterwegs machte er noch einmal vor einem benachbarten Hose Halt und setzte sich bedrückt und miß- gestimmt aus eine Bank. Endlich erhob er sich wieder. Er hatte noch quer über die Felder zu gehen, um zum Hause des Gutsbesitzers zu gelangen. Hellman stand in einem kurzen Pelz vor dem Getreidemagazin und schien jemandem, der sich auf dem Oberboden befand. Befehle zuzurufen. Auch der Zugang zu der unteren Kammer war offen, und über den Flur hin konnte man sehen, wie ein Bursche darin gefüllte Getreidesäcke zuknüpfte, wobei er die Hähne zu Hülfe nahm. Ein anderer Mann trug die gebundenen Säcke hinaus zu einem Schlitten, der dicht vor den Stufen des Magazins hielt. Aha! Er verkauft Getreide... Da wird er hoffentlich bei guter Laune sein," sagte sich Antti. Jetzt wandte sich der Gutsbesitzer wieder seinem Wohnhause zu; doch Antti ging noch nicht divekt an ihn heran, sondern machte erst einen kleinen Abstecher zu dem Magazin hin. Antti warf einen Blick in das Innere des Magazins, in welchem das Korn bis zur Decke aufgestapelt war, und ging dann ebenfalls dem Hause zu. Sorgfältig putzte er sich den Schnee von den Schuhen, bevor er eintrat. Ich weiß, es wird nicht viel Gutes dabei herauskommen," murmelte er in sich hinein, als er auf die Klinke drückte. Hellman, der sich seines Pelzes entledigt hatte, saß jetzt in Hemdärmeln dg und labte sich an Kaffee und Weißbrot. Auch Pulkkinen, der an der Türe saß, löffelt- gerade in der Schale Kaffee, die ihm eine Magd gebracht hatte. Was führt denn Euch daher?" fragte der Gutsbesitzer den Eintretenden, doch weniger barsch, als gewöhnlich. Noch hatte Antti seine Bitte gar nicht vorgebracht, als Hellman sich plötzlich auf etwas zu besinnen schien. A propos, Sinti!" begann er und nahm einen Schluck.Was ist's denn mit der Pacht heuer, he?... Vergangene Woche hätte sie ja schon bezahlt werden sollen... wie Ihr wißt." (Fortsetzung folgt.) (Nachdruck verbot«'.) Sakterien. Von Fritz Hansen- Berlin  . Jede grundlegende Entdeckung auf dem Gebiete der Krank- heitsforschung bringt in kürzerer oder längerer Zeit, mag sie selbst auch völlig auf theoretisch-wissenschaftlichem Gebiete liegen, eine Umwälzung der Heilmethoden zustande, deren unendlich große, in alle Lebensverhältnisse eingreifende Wichtigkeit es erklärt, wenn der Laie begierig mindestens die Schlngworte der neuen Aera auf- greift. , So ist seit der Mitte der achtziger Jahre der Begriff der Bakterien oder volkstümlicher derBazillen"(von ihren bekann- testen Vertretern, den Tuberkel- und Kommabazillen) in weite Volkskreise gedrungen, ohne daß diese im großen und ganzen mehr von diesen Dingen wüßten, als ihren engen Zusammenhang mit diesen oder jenen Krankheiten. Das Volksbewußtscin hat sich in der Wichtigkeit dieser rasch populär gewordenen Entdeckung nicht getäuscht. Mit ihr beginnt tatsächlich eine neue, von allem bisher Bekannten völlig abweichende Einsicht in das Wesen der sogenannten Infektionskrankheiten, und ihre ungeheure allseitig anerkannte Wichtigkeit rechtfertigt ein näheres Eingehen auf den vielgenannten Gegenstand der Entdeckung. An der Hand der zum Teil sehr geistreich ersonncnen Untcrsuchungsniethodcn soll hier ein Bilb Dieses Gebietes entworfen werden. Untersucht man ein Tröpfchen irgendeiner bakterienhaltigen Flüssigkeit, z. B. Tümpelwasser, mit einem Mikroskop, und zwar mit den stärksten, tausend- bis fünfzehnhundertfach wirkenden Ver- größcrungen, so sieht man alÄiald ein Gewirr von verschieden- artigen Körperchen. Da gibt es längliche und kurze, schmale und breite, runde, gewundene und ovale Körperchen, zum Teil wie Hanteln, zum Teil wie Stecknadeln, zum Teil kommaartig geformt, bald in lebhafter zitternder Ortsveränderung, bald langsam sich be- wegend, bald völlig bewegungslos, die einen einzeln, andere in Ketten oder Haufen vereinigt. Keinerlei Organe sind in diesem Zustande an den Körperchen erkennbar. Die ganze Körperform wird anscheinend von einer gleichartigen meist farblosen� durchscheinenden Masse gebildet. Dabei ist ihr« Größe so gering, daß in bakterienreichen Flüssigkeiten Tausende im Gesichtsfelde sichtbar sind; oder in Zahle» ausgedrückt, ihre Länge berechnet sich nach Tausendstel Millimeter oderMikron"(ein Tausendstel Millimeter 1 Mikron). Das sind Bakterien, und zwar unterscheidet man noch ihrer Gestalt längliche, rundliche und gewundene, Stäbchen-, Kugel- und Schraubenbakterien oder entsprechendBazillen", Kokken" undSpirillen". Mehr ist in diesem Zustand nicht von ihnen zu erfahren, und zur weiteren Beobachtung müssen die Bakterien mannigfachen Maßnahmen unterworfen werden. Die Kleinwesen werden zunächst gefärbt. Man verwendet dazu fast ausschließlich die aus dem Teer hergestellten sogenannten Ouilinfarben, deren wissenschaftliche Er» forschung und praktische Verwertung die Welt dem unvergeßlichen A. W. von Hofmann dankt. Diese Farben besitzen die Eigentum« lichkeit, daß sie bei der Färbung von den Bakterien energischer festgehalten werden, als von anderen Körperbestandteilen, so daß man bei geeigneter Behandlung eine isolierte Färbung dieser Kleinwesen erreicht. So sind nun die Bakterien in blauer, roter, violetter Färbung zu sehen, ihre Gestalt und Größe tritt stark hervor, während alles Nichtbakterielle als ungefärbt verschwindet, Bei den allermeisten von ihnen zeigen sich nun gcißelförmige Anhänge des Körpers, die vorher unsichtbaren Werkzeuge der beob» achteten Bewegung. Ferner sieht man bei manchen Bakterien, daß eine rundliche Stelle ihres Körpers ungefärbt geblieben ist, und mit Hülfe später zu besprechender Methoden hat man ermittelt, daß diese Stelle sich als selbständiger Organismus von dem Körper des Bakteriums ablöst, und befähigt ist, aus sich einen neuen Bakterienstaat hervorgehen zu lassen. Diese FortpflanzunaS- form, die sogenannteSpore", zeichnet sich, sehr zum Leidwesen der Menschen, dadurch aus, daß sie gegen äußerliche schädliche Ein» flüsse, Wärme, Trockenheit, Licht und Chemikalien, erheblich wider» standsfähiger ist als das Bakterium selbst, so daß bei den krankheit- erregenden Bakterien, soweit sie Sporen bilden, besonders die Ver» nichtung der letzteren von Wichtigkeit ist. Die Sporenbildung tritt indessen nur dann ein, wenn unter ungünstigen Umständen da? Fortleben des Bakteriums gefährdet erscheint. Gewöhnlich pflanzen sie sich fort, indem sie über ihr Normalmaß hinauswachsen und dann in zwei Individuen zerfallen, die nun gemeinsam oder ae» trennt weiterleben. Die Sporenbildung ist dagegen ein Mittel, dir Art, auch trotz des Unterganges der gewöhnlichen Lebensform, zu erhalten. Mit Hülfe verschiedener Farbenmethoden, gegen die sich lfle Bakterien verschieden verhalten, ist es möglich gewesen, unter ihnen verschiedene streng geschiedene Arten festzustellen. Im wesentlichen aber hat man gelernt, Bakterien voneinander ihrer Art nach zu unterscheiden, ihre Eigenschaften und besonders ihr Verhältnis zu menschlichen und tierischen Erkrankungen festzu- stellen, seit Robert Koch   die Isolierung und künstliche Züchtung der einzelnen Arten durch feine geniale Methode gelungen war. Erst von dieser Zeit an wuroe die Bakterienlehre aus einer Anhäufung von Tatsachen eine eigentliche Wissenschaft. Diese Methode beruht darauf, daß durch eine Zusammensetzung von Gelatine oder ähn- lichen Stoffen mit verschiedenenNährsalzen" feste, gewöhnliche» plattenartige Körper gebildet werden, auf" denen und aus deren Kosten die auf sie verpflanzten Bakterien zu leben und sich zu vermehren imstande sind. DieseNährböden" werden in der Weise beschickt, daß das Bakteriengemcnge mit Nadeln in möglichster Ver» dünnung auf ihnen ausgeiät wird. Da nun das Verhältnis zwischen Baktcrienmenge und Nährbodenmcnge so gewählt wird, daß verhältnismäßig wenige Bakterien auf einen großen Nähr» boden angewiesen sind, so können die entstehenden Bakterienkolonien sich ungestört voneinander entwickeln und beobachtet werden. Das Verfahren arbeitet mit einer Anzahl von Glasplatten, auf denen die Nährgelatine heiß ausgebreitet wird mit einigen Reagens» röhrchc», wie sie in der Chemie gebraucht werden, einigen Nadeln aus Platindraht und einer Gas- oder Spiritusflamme, und ist dabei so verblüffend einfach und so lückenlos, daß eben diese Ver» einigung die gerechte Bewunderung vor dem genialen Erfinder erzwingt. Beim Einsäen der Bakterien muß vor allem darauf geachtet werden, daß in die anzulegende Kolonie keine anderen Keime gelangen als nur die der zu prüfenden Substanz. Die Nährböden und alle mit ihnen in Berührung kommenden Jnstru- nlcnte, Glasgerätc, Hände müssen daher vorher sorgsamsterili» sicrt" oderkeimfrei" gemacht, das heißt, di- Instrumente, Glas- schalen, Wattestückchen, Nährböden ausgeglüht resp. ausgekocht, die Hände gründlich desinfiziert werden Dieser Teil des Verfahrens ist deshalb von allgemeinem Interesse, weil er sich bei jeder moderneu Operation, Wundbehandlung usw. in fast derselben Weise vollzieht. Seitdem man erkannt hat, daß die sogen. Wundkrank- heiten: Rose, Starrkrampf, Eiterungen usw. auf der Aerunreini- gung der Wunden mit gewissen Baktericnarten beruhen, ist man peinlich bemüht, nach Möglichkeit alle diese Keime von Wunden fernzuhalten, und hat als das sicherste Verfahren dasjenige gewählt, das der berühmte Bakteriologe zur Reinhaltung seiner Nährböden anwendet. Ja, ein bekannter Berliner   Chirurg ist sogar soweit gegangen, die Instrumente zum Teil direkt in Rährgclatine ein- geschmolzen aufzubewahren, um jederzeit über die etwaige Ver» unrcinigung derselben dadurch die Kontrolle ausüben zu können, daß etwa an den Instrumenten haftende Keime sich selber durch Kolonialbildung in der Gelatine verraten. Ist nun unter diesen peinlichen Vorsichtsmaßregeln die Einsämung vollendet, so bleibt der zubereitete Nährboden einige Tage unberührt steh«», entwednl