-
310
Bigarren drehen. Sollte er feinen Eltern, die sich von Sorge au Sorge schleppten, drei Jahre lang auf der Tasche liegen? Nein. Asmus beschloß, feinen Unterhalt durch Privatstunder felbst zu verdienen. Dazu waren freilich nicht wenige solcher Stunden nötig.
Er ging dreimal in der Woche zu den Kindern eines Fettwarenhändlers, drei allerliebsten, wohlerzogenen Kindern, zwei Mädeln und einem Buben. Die Welteste war ein Lachtäubchen, und wenn Asmus über eine seltsame Aufgabenlösung ein humoristisches Augenrollen vollführte, wollte sie sich unter den Tisch fichern; nur wenn er die Frage an das etwas thumbe" Brüderlein richtete, machte fie ein befümmertes Muttergottesgesichtchen. Die Stunden wurden glänzend bezahlt, mit 75 Pfennigen, und jeden Monat zählte Ser blendend weiß beschürzte Vater mit verbindlichstem Dank und höflichen Komplimenten die blanken Silberstücke auf die Ladenbank. Hier war alles warm und gut.
( Fortsekung folgt.)
( Nachdrud verboten.)
Der Herr von Kaarnajärvi.
Aus dem Finnischen überseht von Laura Feil. ( Fortsetzung.)
Ihr wollt so viel zahlen, als ich fordere? Wollt Ihr wirklich?"
Ja, ja, aber nur, was recht und billig ist!"
O, ich weiß nur zu gut, was Ihr unter„ recht und billig" versteht. Ich kenne Euch: Ihr möchtet keinen roten Heller zahlen, wenn Ihr nicht vom Gericht dazu gezwungen würdet."
" Ich will zahlen, sage ich Euch, ich will auf der Stelle zahlen. Wieviel begehrt Ihr?"
"
Auf eine bloße Vergütung in Geld legen wir nicht so großen Bert," sagte der Hauptmann. Ihr müßt uns auch noch eine moralische Genugtuung geben, Ihr müßt uns Abbitte leisten." „ Das habe ich bereits getan und tue es jetzt wieder." " Ja, uns beiden allein; aber das genügt nicht, selbst wenn Ihr Euer ganzes Leben lang um unsere Verzeihung betteln würdet. Ihr habt ja die ganze Korporation beleidigt. Allen, allen müßt Ihr Abbitte leisten."
"
" Der ganzen Korporation?"
" Ja. Eure beleidigenden Redensarten waren gegen sämtliche Mitglieder der Steuerkommission gerichtet, und ein jebes hat mir die Bollmacht erteilt, die Sache bei Gericht anhängig zu machen," fagte der Amtmann.
„ Guter Gott! Alle wollen sie auf mich loshacken! Dann bin ich verloren!" jammerte Hellman.
Botberg weidete sich eine Weile an der Bein des Gutsbesizers, dann sagte er: Ihr seht also, welch gutes Herz ich habe, wenn ich Euch helfen will. Aber mertt es Euch wohl, ich tue es aus reiner Gutherzigkeit. Ihr verdientet es eigentlich gar nicht."
"
" Ja, helft mir, mein Freund. Geht nicht zu hart mit mir um." " Nun, ich will sehen, was ich bei meinen Kollegen werde aus richten tönnen, um Euch aus der Klemme zu ziehen. Große Ver sprechungen kann ich Euch nicht machen; es ist ja möglich, daß fie fich mit einer öffentlichen Abbitte zufrieden geben. Ich will ihnen zureden, und der Hauptmann wird, denke ich, dasselbe tun." Gewiß," entgegnete dieser, die Nase im Glase, aus dem er gerade einen kräftigen Schluck Punsch sog.
Also merit's Euch, Ihr müßt öffentlich, in Gegenwart von Fremden, uns alle, die Ihr gröblich beleidigt habt, um Ver Beihung bitten,"
In Gottes Namen, das will ich tun. Wann soll das sein?" " Die Angelegenheit wäre also Montag vor Gericht gekommen, So erscheinet denn am Nachmittag des vorhergehenden Tages in bem Saal, der sich im rückwärtigen Tratte des Gerichtsgebäudes befindet. Dorthin werde ich alle jene zitieren, die die Sache angeht."
O, bie guten Leute werden nicht fommen," warf der Hauptmann ein, wenn Ihr sie dort etwa im Trodenen fihen lassen wollt. Da müßt Ihr schon etwas auffahren lassen."
ein
troffen fein, wie?"
-
etwas steifen wollt," brauste der Amtmann auf, so erledigen wie die Sache lieber vor Gericht. Uns ist es ja einerlei. " Rein, nein!" lenkte Hellman mit einem gewissen Galgenhumor ein. Es soll meinetwegen Iuftig werden."
Damit war die Sache abgetan, und nach einer furzen Bause wurde wieder von etwas anderem gesprochen. Aber weiß Gott , die Unterhaltung wollte nicht mehr recht von statten gehen. Hell man war in Gedanken versunken, wie geistesabwesend, und ließ die Pfeife, die der Hauptmann ihm angezündet, langsam ausgehen. Nachdem er noch ein Weilchen gesessen, erhob er sich, verabschiedete sich und ging von dannen.
Im Vorzimmer jedoch hatte er nicht übel Lust, noch einmal umzukehren, und vom Torweg winkte er den Amtmann noch einmal zu sich hinaus. Ich wollte nur sagen," sagte er ihm,„ das heißt, ich möchte gern, daß dieses... dieses Bankett nicht gar zu viel Geld koste. Ich bin nämlich momentan ein wenig inapp bei Staffe, und da tönnte man vielleicht den Gastwirt ersuchen, daß Fleisch, Fische und Milch bei mir getauft würden. Ihr könntet übrigens für die Zubereitung der Speisen auch meine Kochfrau haben. Das wird sie alles wohl auch treffen, da es ja, meine ich, fein reguläres Bankett sein soll, nicht wahr?"
Hört, Nachbar," entgegnete der Amtmann heftig,„ entiveder wir überlassen die Herrichtung des Nachteffens einfach dem Gast wirt, oder wir gehen, wenn Ihr Euch dazu nicht verstehen wollt, zu Gericht, und Ihr seid aller Umständlichkeiten" enthoben."
Behüte," behüte," wehrte der Gutsbesitzer abermals ab. Also macht, was Ihr wollt. Adicul"
" Die Geschichte muß aber jetzt gehörig herumgeschwazt werden," meinte der Amtmann lachend, als er dem Hauptmann das Ges spräch mit dem Geizhals Wort für Wort wiederholte.
" Gewiß; sie ist zu drollig."
„ Der Teufel hole den schmutzigen Filz!"
Und vergnügt rieben fie fich die Hände, daß fie vermocht hatten, den größten Geizhals der Gemeinde zu einem solennen Bankett zu zwingen.
Wir wollen so viel Fremde einladen, als das Haus nur bergen fann," wiederholte Bolberg einmal über das andere, und sie toastierten auf ihren gelungenen Einfall.
Gutsbesitzer Hellman fuhr indes mit sehr gemischten Gefühlen in die Nacht hinaus. Die Landstraße war von neuem beschneit, und er konnte daher nur langsam und mit großer Mühe vorwärts fommen. Zunächst trieb er das Pferd durch laute Zurufe an, und als dies nichts half, griff er ärgerlich zur Peitsche. Das Tier machte zwar einige Sprünge nach vorwärts, ftapfte aber danach gleich wieder sehr langsam durch den tiefen Schnee, und Hellman blieb nichts anderes übrig, als sich darein zu fügen.
Zwei Sachen gingen ihm quälerisch durch den Kopf: erstens die Ahnung, daß er den beiden Kumpanen am Ende gar aufgesessen und von jetzt ab stets der Spielball ihrer Launen sein könnte, und zweitens der Gedanke an die großen Kosten des Banketts.
Sicherlich hatte er ihnen zu viel Freiheit dabei eingeräumt. Sie allein sollten Eßwaren und Getränke sowie die Zahl der Gäste lich dabei sein würden, aber er scheute davor zurüd, einen beibestimmen dürfen. Er zählte im Geiste die Leute ab, die mutmaß läufigen Kostenüberschlag zu machen.
Zum Unglüd tamen ihm die Bankette des Handelsrates v. Uleaborg in den Sinn, wo Champagner und kostbare Leckereien etwas ganz Gewöhnliches waren. Nun, bei feinem Bankett würden sie wohl den Champagner bei Seite lassen? Champagner! So gottlos würden sie doch nicht sein? Aber wer konnte dafür eins stehen? Die Schufte waren zu allem fähig, um so mehr, als sie ihn ja haßten!
Er
und als er endlich daheim war, geberdete er sich ganz frank. Je näher er seinem Hause fam, defto lauter jammerte er, pustete und schnaufte und zog die Stirn in jämmerliche Falten. In feinen Belz gewidelt, warf er sich aufs Bett; er wollte schlafen schlafen, die ganze verteufelte Geschichte im Schlaf vergessen.
-
Das war eine helle Freude unter den Dorfleuten, als es be fannt wurde, daß Hellman gezwungen worden war, ein Bankett zu geben, zu dem der Amtmann Gäste nach Belieben einladen durfte. Wo zwei Leute einander trafen, sprachen sie von nichts anderem, als von dieser Neuigkeit.
So muß der alte Fuchs auch einmal in die Falle gehen!" jagten fie und rieben sich vergnügt die Hände.
Was Botberg und seine Verbündeten nur an Bekannten auftreiben konnten, wurde eingeladen. Da gerade der Gerichtshof togte, wurden sämtliche Affefforen, Sollizitatoren, Regiftratoren, Advokaten usw. usw. zugezogen; der Arzt, der Apothefer sowie der Brüdeninspektor fehlten natürlich auch nicht.
" Freilich," beträftigte Botberg, so ein fleines Nachteffen werdet Ihr schon leisten müssen. Einverstanden?" " Meinetwegen, aber es wird doch nicht... es kann doch nicht... Ich selbst habe noch nie ein ähnliches Arrangement ge Das große Zimmer des Gemeindegasthauses, wo der Gerichte Es soll doch nicht etwa ein regelrechtes Bankett hof sonst tagte, war für den solennen Abend gemietet worden. Die Tafel, an der die Richter Platz zu nehmen pflegten, wurde be Ein Bankett? Ja, das hängt davon ab, was Ihr unterscheiden an die Wand geräumt, die Bibel und das Gesetzbuch auf Bankett versteht. But, laffen wir es ein fleines Bankett sein, das oberste Fach des staubigen Bücherkaftens verbannt. Dagegen wenn Ihr es so wünscht. Also auf Gure Rechnung ein fleines stellte man den größten Anrichtetisch aus dem Backhaus in die Bankett!" Mitte des Zimmers und bededte ihn mit einem weißen Tischtuch; hier sollte der Willkommstrunk als Einleitung zu dem Bankett genommen werden. ( Fortsetzung folgt.)
Kann man nicht im vornhinein berechnen, wie hoch fich so etwas belaufen wird?"
O, wenn Ihr Euch wegen ein paar Duhend Mark oder so