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zur Frühlingszeit. 8wei, drei, ja oft vier und sechs große schöne| Indessen sind wir, wie schon erwähnt, dank der modernen Blütentrauben schmücken jeden träftigen Zweig des Flieder- gärtnerischen Kunst und vor allem auch vermöge der entwickelten strauches, so daß fich oft felbft starte Aeste unter der Last solchen Berkehrsmittel, durch die wir die Kinder des Südens schnell, nach Blütensegens tief herniederbeugen. dem Norden befördern können, in der Lage, Flieder stets um uns

Und wo sich Fliederstrauch an Strauch reiht, erscheinen ganze zu haben. Gärten in lilafarbige und weiße Blütenfelder verwandelt, deren füßer Honigduft vom Frühlingswinde weithin getragen wird. Bu­erst blühen die geringeren Sträucher des persischen Flieders, der fich von unserm gemeinen Flieder dadurch unterscheidet, daß das Gezweig viel dünner, die Blätter nur flein find. Aber nur wenige Tage später, dann haben sich alle die bielen, oft zu starken Stämmen auswachsenden Sorten des großblätterigen gemeinen Flieders zu boller Blüte entwickelt.

Der Flieder gehört vermutlich zu unseren ältesten Kultur­pflanzen; man hat zweifellos frühzeitig die Schönheit und den herrlichen Duft dieses Strauches zu schäßen gewußt. Nirgends mehr sind die edleren Fliedersorten wild wachsend gefunden worden, und weder vom sogenannten persischen noch vom chinesischen Flieder kann der Beweis mit Bestimmtheit geführt werden, daß er in jenen Ländern ursprünglich heimisch war, nach denen er be­nannt ist.

3war wird behauptet, daß der persische um's Jahr 1640 aus Perfien nach Europa   tam, daß er damals in Persien   bereits eine Bierpflanze war und daß die Einführung aus Gärten geschah. In Persien   und Afghanistan   wird er noch heute in großen Mengen ge­zogen.

Auch über die Herkunft unseres gemeinen Flieders( Syringa vulgaris  ) find fich die Gelehrten nicht einig. Man nennt ihn oft türkischen, auch spanischen Flieder, und er kommt tatsächlich in Ungarn  , im nördlichen Teil der Balkanhalbinsel   und im Orient wild vor; an der unteren Donau   bildet er einen wesentlichen Be­standteil des Buschwaldes und tritt dort oftmals in solchen Mengen auf, daß sein Duft betäubend wirkt. Im Jahre 1566 soll er durch Busbecq   von Konstantinopel   nach Flandern   gekommen sein. Nicht weniger als zehn Arten dieses Flieders find in Osteuropa  und dem gemäßigten Asien   bekannt und in zahlreichen Formen ist er als Bierftrauch kultiviert.

Jedenfalls ist der Fliederstrauch schon seit Jahrhunderten in Deutschland   beliebt und sehr bekannt, was auch die verschiedenen Namen zeigen, unter denen er angeführt wird. So ist der lateinische Name Syringa   sehr bekannt, auch wird er nach der Farbe des spanischen   Flieders vielfach Lilat genannt. Sehr oft auch heißt er im Volke, jedoch fälschlicherweise, Holunder, weil man ihn für die fultivierte Abart des Sambucus oder Holunders hält, den man Flieder auch nennt und der sich in alter Zeit großer Volkstümlichkeit erfreute. Der Fliedertee, der als schweißtreibendes Mittel früher große hygienische Dienste leistete, rührt vom wirklichen Holunder her und hat mit unserem Flieder nichts zu schaffen, und der Holunderstrauch, unter dem Kleist sein Kätchen von Heilbronn schlafen läßt, ist wohl vom Dichter als wirklicher Holunder und nicht als Flieder gedacht.

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Bei den Persern war in alter Zeit der Fliederbaum heilig. Merkwürdigerweise ist die persische Symbolik des Fliederbaums der altgermanischen des Holunders verwandt. Unseren ger manischen Vorfahren nämlich war der Holunder heilig, weil nach den Lehren ihrer Priester in seinem Schatten Bercunnos, der Gott der Kranken, sein Mittagsschläfchen hielt. Gesegnet war der, der ihn pflanzte, während sein Zerstörer dem Tode verfallen war. Es ist dies ein deutlicher Beweis, daß die alten heidnischen Priester die wunderbare Heilkraft des Holunders tannten, bei dessen Anblick der große Arzt Hufeland stets den Hut zu ziehen pflegte, um die durch ihn befundete Allmacht der göttlichen Natur zu ehren. Möglich, daß bei den Persern ähnliche Anschauungen vom Flieder vorherrschten, möglich auch ferner, daß dem persischen Flieder ähnliche Heilfräfte innewohnten, als er noch in seiner Heimat wild wuchs. Jedenfalls ist es Tatsache, daß auch altpersische Sitten von einer ähnlichen Verehrung des Flieders erzählen. Ja, ein gewisser Flieder- Aberglauben läßt sogar noch in unserer Zeit in Perfien Krante sowie Behausungen von Kranken mit Flieder schmücken. In der Türkei   und Rußland   dagegen verbindet die Anschauung des Volkes den Flieder mit dem Tode und Todes ahnungen. Man soll, betäubt vom Fliederduft, wie eine füd­russische Volkssage behauptet, den Tod im Traume sehen können und so bestimmte Voraussagungen machen können, wie einem selbst oder den Angehörigen der Tod erscheinen wird und ob er bald fommt oder später.

Vielleicht hängt damit auch die in Deutschland   verbreitete An­nahme, daß, wenn der Flieder blüht", die Menschen besonders müde und schlaff seien, zusammen.

Kleines feuilleton.

Theater.

Deutsches Theater: Ulrich, Fürst von Walded", Schauspiel von Herbert Gulenberg. Der junge, sehr fruchte bare, doch eben so flüchtige Autor, der vor Jahren von einem Teile der Kritik als der kommende Erneuerer des deutschen Dramas an gekündigt wurde, hat nichts von den Verheißungen erfüllt.. Sein Ritter Blaubart" fiel bei der Aufführung im Leffing- Theater mit Baufen und Trompeten durch und seinem Ulrich" blieb dies Schicksal allein infolge der bewunderungswürdigen Klatschkraft ein geschworener Anhänger und der höflichen Toleranz des übrigen Publikums erspart. Nur einmal nach dem vierten Aft, der alles Boraufgegangene an unerträglichkeiten übertrumpfte, brach der Wenn der Flieder blüht das deutsche Bolt pflegt mit diesem Das Schlimmste ist, daß dieses neue bei der Bremiere glimpflicher zurückgehaltene Unwille in einem kondensierten Maffenzischen aus. zeitlichen Begriff den Höhepunkt des Frühlings zu bezeichnen. davon gekommene Wert dem Blaubart" gegenüber einen unzweifel Tatsächlich ist auch die Zeit der Fliederblüte in der Wissenschaft haften Rückschritt darstellt. Dort zeigten immerhin die ersten Auf gleichsam als der Höhepunkt der Frühlingsblütezeit angenommen. züge Ansätze eigenartiger, gedankenvoller Stimmungskunst, es gab in Man berechnet nach der Fliederblüte die Entwickelung des ihnen Ausblicke und Spannung Vorzüge, um deretwillen dem sonstigen Lebens in der Natur. Die Pflanzenphänologie, d. i. die Wissenschaft, die sich mit der zeitlichen Entwickelung des Pflanzen- ganz verfehlten zweiten Teil vielleicht eine weniger harte Ablehnung lebens im Laufe des Jahres, vornehmlich mit der Belaubung, dem zu wünschen gewesen wäre. Man hatte den Eindruck eines mit Be Aufblühen der Fruchtreife, der Laubfärbung, dem Laubfall usw.cheidenden, an der Kraft der Sammlung gebrach. Hier aber fehlt gabung ausgerüsteten Willens, dem es nur am Letzten und Ent­usw. beschäftigt, und zwar im Verhältnis dieser Erscheinungen zum jedes versöhnende Moment, es sei denn, daß man die fleine lyrisch Klima, wählt nicht ohne Grund gern den Flieder, um phänologische warm empfundene Liebesszene des jungen Fürstenpaares im ersten Karten und Statistiken nach seiner Blütezeit aufzustellen. Einer- Aft und den starken Bilderreichtum der Verse als solches geltend feits ist der Flieder durch seine weite Verbreitung dazu geeignet, vor allem aber durch seine schnelle Entwickelung der Blüte.

Wenn wir solch eine phänologische Karte, die das Aufblühen von Syringa vulgaris   darstellt, betrachten, so sehen wir, daß in Europa   der Fliederfreund von der ersten Hälfte des April, oft schon vom März bis in die zweite Hälfte des Juni hinein unter blühenden Fliederbüschen wandeln könnte.

Er müßte in Spanien  , Italien   und Griechenland   beginnen, würde sich dann in die Hochgebirgsteile von Jtalien, die höher liegende Türkei   oder nach Frankreich   begeben müssen, um in der zweiten Hälfte des April der Fliederblüte beizuwohnen.

In der ersten Hälfte des Mai dagegen blüht der Flieder in Deutschland  , ausgenommen in den höher gelegenen Gegenden, dann auch in England, Irland und durch das ganze weite Südrußland bis nach Kleinasien   hinein. Und je nördlicher man dann kommt, je weiter hinaus rückt die Blütezeit des Flieder. Die ungefähre Polargrenze der Syringa vulgaris   geht durch Finnland  , etwa an der unteren Grenze von Grönland  .

Natürlich ist ein jedesmal eintreffender bestimmter Termin ebenso wenig für das Erblühen des Flieders für irgendeine Gegend feststellbar, wie für irgendeine andere Blütezeit. Es hängt das in jedem Jahre von der Temperatur ab. Aber man hat die mittlere Aufblühzeit aus einer längeren Reihe von Jahren aufnotiert und banach als Durchschnittsdaten für die Blütezeit des Flieders folgende Termine gefunden: Coimbra   22. März, Frankfurt   a. M. 28. 1, Wien   30. April, Brüssel 1. Mai, Hermannstadt   3. Mai, ebenso Ewaffham- Bulbed in England, Gießen   7. Mai, Karlskrona  in Schweden   1. Juni und Janakkala   in Finnland   den 13. Juni.

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machen will. Die Perfonen bleiben in der blutlofen Marionetten­Gräuel wirken teils abstoßend, teils lächerlich, und weder in den haftigkeit ihres Handelns maßlos gleichgültig, die gehäuften Einzelheiten noch im Ganzen taucht irgend ein Problem auf, das Jutereffe bietet.

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Fürst Ulrich findet die Hofgesellschaft die ihn umgibt mit pathie in einer etwas exaltierten Weise Ausdruck zu verleihen. In vollem Recht entsetzlich öd und langweilig und liebt es, seiner Anti­einen Melancholien tröstet ihn allein, daß ihm in seiner jungen, schönen Gattin eine gleichgesinnte empfindungsvolle Seele zuteil geworden, der er fich rückhaltlos vertrauen kann. Darauf baut seine Frau Mutter, die ihren Erstgeborenen, man weiß nicht recht warum, ingrimmig haßt, und ihren zweiten abgöttisch geliebten Sohn, einem albernen Faselhans die Krone Ulrichs zuschanzen möchte, einen Plan von auserlesener Teufelei. Da es der Dame auf einen Mord absolut nicht ankommt, sollte man meinen, sie werde geradewegs aufs Biel losgehen und den verabscheuten Ulrich mit einem ihrer Gifttränklein aus dem Wege räumen. Doch diese Logit ist für eine Eulenbergsche Teufelin zu einfach. Nicht etwa, daß irgend ein Rest von Gewissen und mütterlichem Instinkt oder die Furcht vor möglicher Entdeckung fie von einer solchen Tat abhielte! Aber der Dichter braucht seinen Helden noch für die späteren Afte, und hält zudem die Logit, wie der Gesamtverlauf des Dramas zeigt, offenbar für eine Schwäche, die sich mit poetischer Originalität nicht verträgt. So vergiftet die Bösewichtin, um den Thron für ihr Lieblingsfind frei zu machen, an Stelle Ulrichs feine junge Gattin! Der Grund: fie talkuliert, daß Ulrich dann in seinem Schmerz vollständig über­schnappen und die Fürstenwürde von fich werfen werde! Pünktlich