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in die Hände der Londoner   Rothschilds übet. Sie haben bei dem Geschäft wohl ihre Rechnung gefunden, denn sie erneuerten den Vertrag wiederholt und hätten allmählich den ganzen Quecksilber­Handel monopolisiert, wenn ihnen nicht die Entdeckung der kali­fornischen Lager einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte. Die nordamerikanischen Fundstätten sind insofern von besonderem Interesse, weil sie sich noch heutigen Tages in der Weiter- und Neubildung befinden. Die Küstentette von Kalifornien   mit ihren Bahlreichen heißen Quellen, den Resten vulkanischer Tätigkeit, ist reich mit Quedsilbererzen durchsetzt. Ferner hat die Gegend von Jdria, einem Städtchen des Herzogtums Krain  , ergiebige Queck­Filberlager, die Ausgangs des 15. Jahrhunderts entdeckt wurden. Auch in Merito, das außer Platin nahezu alle Metalle produziert, wird seit Anfang der 80er Jahre Quecksilberbergbau betrieben. So Bahlreiche Lagerstätten hier vorhanden sind, der Gehalt der Erze ist sehr gering, während z. B. die spanischen   Zinnober bis 9 Broz. reincs Metall ergeben, führen die merikanischen nur 1 Broz. und weniger. Die Gesamtproduktion stellte sich nach einer vor drei bis bier Jahren bekanntgewordenen Statistit auf etwa 3500 Tonnen Reinmetall, von dem fast die Hälfte Spanien   lieferte, dann kam Amerika  , Oesterreich- Ungarn   und Rußland  .

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das Aufkommen selbständiger Gewerbe in den Dorfgemeinden meist zu verhindern wußten, war doch eine Versorgung der Dorfbewohner mit Gewerbeartikeln mancher Art durch den städtischen Markt nicht immer möglich. Das gilt wohl in erster Linie für das tägliche Brot. Lange Jahrhunderte hindurch geschah das Brotbaden im deutschen   Dorfe im gewerblichen Betriebsysteme des Hausfleißes, d. h. es wurde in der Familie für die Familienmitglieder bas Brot hergestellt, wie das ja nicht nur ganz bereinzelt bis zum heutigen Tage auf dem Lande in fleinen Ortschaften, zum Teil auch auf den Gütern des großen Grundbesizes vorkommt. Wenn auch das Teigmachen bis in das 19. Jahrhundert auf dem Lande vielfach eine häusliche Betätigung blieb, so ergab sich doch früh das Bedürfnis, den Backprozeß außerhalb des Hauses vornehmen zu lassen, weil die wenigsten Dorfhütten und Häuser Defen besaßen, die sich zur Herstellung des Brotes eigneten. Die grundherrliche Gewalt errichtete häufig in den Dörfern Badöfen, für deren Be nutzung eine erhöhte Dienstbarkeit der Dorfgenossen gefordert wurde. Der Grundherr oder, wo er es nicht tat, die Gemeinde, stellte zu dem Backofen auch noch die erforderlichen Geräte, wie Mulde, Sieb und anderes bei. Ein Dorfbewohner übte neben dem bäuerlichen Beruf in der Regel den des Bäckers aus. Auch weibliche Hilfskräfte, die Aus der leichten Verflüchtigung des Quedfilbers ergibt sich Backhausmägde", wurden verwandt. Das Heizungsmaterial lieferte Seine Gewinnung. Die Erze werden in Schacht- oder Flammöfen der oder die Kunden, je nach der Menge des verbackenen Mebles. geröstet, wobei Schwefel zu schwefliger Säure verbrennt, das sich Die Bereitung des Teiges lag bald dem Bäcker, bald dem Kunden bergasende Metall aber in ausgemauerten Verdichtungskammern ob; dieser konnte den Bäcker dann in das Haus tommen lassen, wo­beziv. in von Wasser umgebenen Ton- resp. Eisenröhren auf- für er einen höheren Lohn beanspruchen durfte. Dr. Walter Badtke, gefangen und kondensiert wird. Oder man destilliert den Zinnober dessen interessanter wirtschaftsstatistischen Studie Zur Entwickelung mit einem Gemisch von Eisen und Kalk aus eisernen Retorten, des deutschen Bädergewerbes"( Verlag: Gustav Fischer, Jena  ) wobei der Schwefel an die beiden Zusäße gebunden wird und das wir diese Angaben entnehmen, schreibt dann wörtlich:" An manchen Metall allein entweicht; das so gewonnene Produkt ist aber erklär- Drten ist der Bäcker verpflichtet, Pferd und Karren zum Abholen Cicherweise nicht frei von anderen Metallen. Destilliert man ge- des Teiges zu schicken, er darf den Teig nicht tragen, damit reinigtes Schwefelquecksilber mit Eisenfeilspänen, so soll sich ein niemand sein deit ertalte oder verderbe." Das Holz zum Heizen leidlich reines Metall ergeben. Der elektrische Schmelzofen, mit des Dfens liefert meist der Backgast, bisweilen wird es dem dem man in der Reindarstellung von Metallen so wunderbare Re- Bäcker aus dem Bannholz zur Verfügung gestellt. Die Anzahl der vom fultate erzielt hat, ist auch hier herangezogen worden, man hat ihn Malter zu liefernden Brote ist genau festgesetzt, die Entlohnung mit einer Stall- Zinnobermischung beschickt und das sich berflüchtigeschieht stets in einer bestimmten Anzahl Brote, nie in Geld. gende Metall in Kühlgefäßen kondensiert, aber die Versuche haben Ueberall begegnet man dem Bäcker mit einem gewissen Mißtrauen im Hüttenbetrieb schon der hohen Kosten wegen noch keine Verwen- und die Vorschriften, die Bauernschlauheit ersann, um Unters dung gefunden. Anders steht es mit der elektrolytischen Dar- schlagungen zu verhüten, find überaus mannigfaltig. So muß zum stellung, d. 5. der Zerlegung des Zinnobers durch den elektrischen Beispiel in Guttenberg der Bäcker, wenn er den Teig zum Bad haus trägt, born gehen, der arme Mann" hinter ihm. Damit der Bäcker kein Mehl beiseite schafft, indem er bei dem Aufmachen des Teiges zu viel auf die Beute" streut, ist dem Backgast das Recht gegeben, mit dem Arm über den Backtisch zu fahren und das Mehl abzukehren, aber nicht mit einem Besen. In Hochstetten darf das fertige Brot nicht über Nacht stehen bleiben und dergleichen mehr. Damit der Bäcker nicht ungleich große Brote backte und die größten für sich als Backlohn nahm, war meist bestimmt, der Bäcker hätte das Brot auf einmal in das Haus des Kunden zu fahren, beim Abladen hinten oder vorn mit dem Zählen zu beginnen und seinen Lohn zuletzt auf dem Starren liegen zu laffen.

Strom.

Bevor man das nach einer der genannten Methoden gewon­nene Metall verarbeitet, wird es nochmals durch einen Leder- oder Leinwandbeutel gepreßt, wohl auch nochmals destilliert oder mit Salpetersäure gewaschen und dann in schmiedeeisernen Flaschen auf den Markt gebracht. Die spanischen   und merikanischen Flaschen fassen 34,5 Kilogramm reines Metall zum Preise von 150-160 m., die kalifornischen halten etwas mehr.

Quecksilberdämpfe find bekanntlich ein schweres Gift und da fich das Metall schon bei Zimmerwärme verflüchtigt, sind die damit beschäftigten Arbeiter, wie die Berg- und Hüttenleute, die Ber  fertiger von Thermometern, Barometern, Manometern und Luft­pumpen großen Gefahren ausgesetzt. Beim Betrieb von Quede Filberhütten sind weibliche und jugendliche Arbeiter vollständig aus. geschlossen, fürzeste Arbeitsschichten, Wechsel der Kleidung beim Berlassen des Betriebes, sorgfältigste Reinhaltung von Mund und Händen, ständige ärztliche Kontrolle sind Mittel, die Wirkungen des Giftes zu mildern, fie aufzuheben ist nicht möglich. Bei der Herstellung von Spiegeln hat das giftige Metall glücklicherweise mit Justus Liebigs Erfindung dem Silber Blah machen müssen; two noch Quecksilberspiegel hergestellt werden, sind weitestgehende Vorsichtsmaßregeln zur Milderung der Gesundheitsschädigung ge­troffen. In der Farbenfabrikation spielt der Binnober eine her­borragende Rolle, ja, seine Anwendung geht bis weit in die vor­christliche Zeitrechnung zurüd; heute stellt man ihn für die Farben­Endustrie meist auf fünstlichem Wege her, und zwar nach dem Trocknenverfahren durch Zusammenreiben bon Quecksilber und Schwefel und Sublimation( Trennung durch Erhihung dieses Ge­misches; die dunkelrote, kristallinische Masse wird dann noch ge­waschen und zu feinem Pulver zermahlen. Beim sogenannten nassen Verfahren erwärmt man die beiden Bestandteile mit Kali­lauge und wäscht sie dann, sobald sie den gewünschten Farbton er­halten haben, gleichfalls aus. Bei den Verrichtungen, welche be­sonders viel Staub entwickeln, müssen die Arbeiter eine an den Taucheranzug erinnernde Kleidung tragen, ferner ist Gesichts­maste mit Vorrichtung zum Zuführen frischer Luft vorgeschrieben. Daß zu allen Quecksilber gewinnenden und verarbeitenden Be­trieben nur terngesunde Arbeiter zugelassen werden, ist selbstver­ständlich, die meisten müssen aber schon nach kurzer Zeit einen an­deren Beruf ergreifen. Außer beim Amalgamationsverfahren in der Gold- und Silbergewinnung, zum Aeßen von Horn und Me tallen findet das giftige Metall in der Medizin( Sublimat, Kalomel) Verwendung.

Kleines feuilleton.

Kulturgeschichtliches.

Das Brotbaden im mittelalterlichen Dorfe. Wenn die grundherrliche und die städtische Politit im Mittelalter

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Technisches.

Marconis neuer Funtengeber. Die Gesellschaft für drahtlose Telegraphie, die den Namen Marconis trägt und ihren Sitz in England hat, wird nunmehr eine Neuerung einführen, die im Falle des Erfolges einen lange gehegten Wunsch erfüllen wird. Es handelt sich um eine vollständig neue Art der Gebereinrichtung, deren Zweck eben darin besteht, den elektrischen Wellen eine bes stimmte Richtung zu geben, so daß sie weder durch unberechtigte Stationen aufgefangen noch durch deren Tätigkeit gestört werden können. Die Hauptsache bei der Neuerung liegt darin, daß nicht mehr wie bisher eine senkrechte Antenne( Draht), fondern eine wagerechte gebraucht wird, die einfach auf den Boden gelegt oder dicht über dem Boden oder auch über eine Wasserfläche ausgespannt wird. Das eine Ende dieses Leiters steht mit einem Funfengeber in Verbindung, das andere Ende führt in die Erde. Die elektrischen Wellen gehen nun von dieser Antenne hauptsächlich in einer Ebene aus, die auf dieser senkrecht steht und zwar in besonderer Stärke von dem Funkenende. Es können also nur Empfänger, die ganz oder nahezu in der Nichtung dieser Ebene liegen, von den Wellen getroffen werden und eine Botschaft auf nehmen. Wenn die Wellen eine weite Reise zurücklegen sollen, so darf der Leiter nicht ganz auf dem Boden liegen, aber braucht sich auch nicht weit darüber zu erheben, was selbstverständlich ein Vorzug ist, da die Notwendigkeit solcher turmhoch aufragenden Bauten wie bei der Nauener Station dadurch vermieden wird. Wird die Antenne außerdem noch so eingerichtet, daß sie in einer wagerechten Ebene um das Funtenende gedreht werden kann, so können Depeschen nach jeder beliebigen Richtung ausgesandt werden. Ob diese Erfindung den Ansprüchen, die man an sie stellen wird, zu genügen vermag, darüber scheinen noch keine hinreichenden Erfahrungen vorzuliegen, und der Elektrotechnische Anz.  ", der eine Beschreibung dieser neuesten Marconi  - Anlage gibt, enthält sich jeder Prophezeiung über ihren Erfolg.

Berantw, Redakteur: Georg Davidsohn  , Berlin  ,- Drud u. Verlag: Borwärts Buchdr, u. Berlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW