Anterhaltungsblatt des Vorwärts
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Nr. 154. mu
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Mafia.
Mittwoch, den 12. Auguft.
( Nachdruck berboten.)
Roman aus bem modernen Sizilien von Emil Rasmussen. Reiner sprach. Man stand bestürzt und sah einander an. Nur Pamfo machte sich nüßlich, nahm sein Kopftuch ab und fing an, die Scherben aufzulesen, eine Tätigkeit, mit welcher er von Carmelas Salons her nicht unbekannt war. Aber als er der Gräfin zu nahe kam, erhielt er einen Tritt, von einem Fluch begleitet.
Steh auf und schere Dich fort, Du Schwein!" sch danke der Gräfin für ihr gutes Herz," sagte er mit feiner drolligen Dickhäutigkeit und verschwand.
Sie fehen wohl iegt ein, Gräfin, daß wir Frieden schließen müssen?" fragte Ficarotta.
Wir? Wir? Von wem spricht der Landstreicher?" Ha- ha!" lachte er höhnisch.
Von mir und dem Baron!" sagte der Graf bestimmt. Kaum hörte die Gräfin ihres Mannes Stimme, als fie sich wie eine Wahnsinnige geberdete. Sie sprang mit einem langen Kreischen auf.
Willst Du auch eine Meinung haben, Du rändiger
Hund, Du stinkender Spund einer Latrinentonne!" Laßt uns gehen!" sagte der Graf ruhig und mit Würde. Alle folgten ihm. Moth
Nur Silvia blieb bei der Gräfin, die weiter raste. Sie ließ alle Kerzen in der Wohnung anzünden und ging Surch alle Gemächer stundenlang auf und ab, ohne sich zu setzen, ohne Müdigkeit zu fühlen.
Es war weit über Mitternacht, als es vorsichtig an die hinterste Gangtüre, die auf Piazetta ging, hämmerte.
Silvia erwachte aus ihrem Halbschlummer und ging hinaus, um zu öffnen. Die Gräfin stand, ängstlich lauschend, bis sie die Stimme des Präfekten erkannte.
Der Präfekt um diese Nachtstunde! Was fonnte geschehen sein?
Der magere ernste Mann mit dem grauen Schnurrbart und den durchdringenden Augen sah nachdenklicher aus als gewöhnlich.
Sie haben zu hohes Spiel gespielt, Gräfin!" Gibt es noch mehr als die beiden Morde?" st nicht das schon zuviel?" sagte er ausweichend. müssen ein Ende davon haben. Sonst steht die ganze bing in Flammen, ehe wir uns versehen."
"
Wir Pro
" Ja, ja, ja, wir müssen ihnen Respekt einflößen. Dies muß gerächt werden!" Deswegen fam ich eben. Dies soll nicht gerächt
werden!"
Sie sah ihn verständnislos an.
Ich will Ihnen sagen, daß, wenn irgend einem aus dem Haufe des Marchese oder Belladonnas ein Leid geschieht, ich meinen Abschied nehme. Dann mögen Sie sehen, wie Sie fich behelfen!"
Ach fo! Sie glauben wohl, ich lebe von Ihren Gnaden, Herr Präfekt! Sie vergessen, daß die Regierung mich braucht."
Und Baron Belladonna auch! Und Sie vergessen, daß sich schon eine neue Cosca bildet, die stärker werden kann, als die Thrige."
Ha! Bruno! Dieser Tropf!"
Sie haben nicht im Sinn, fich zu beugen?" Ich habe im Sinn, mich zu rächen!"
So muß ich Ihnen noch mitteilen, daß Ihre Minen heute Nacht unter Wasser gefeht werden und die Arbeiter nicht eher erscheinen, bis ein Vergleich zwischen Ihnen und dem Baron zustande gekommen ist. Ferner reiche ich noch diese Nacht telegraphisch mein Entlassungsgesuch ein."
Sie erbleichte, sprach aber noch anmaßend wie zuvor. ,, Tun Sie, was Sie wollen! Das fümmert mich nicht!" Dann gute Nacht, Gräfin! Möge diese Sache und Calogeros Prozeß Ihnen nicht zuviele Ueberraschungen bereiten!" Darauf ging er.
Sie stand bei der Türe und lauschte seinen Tritten, die sich die Treppe hinab entfernten. Als er bei der Gangtür stand, faßte sie jedoch einen raschen Entschluß und eilte ihm nach.
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,, Sie müssen auf Ihrem Posten bleiben, Präfekt! Hören Sie! Ich weiche Ihnen noch diesmal!" Er wollte zurück. fommen.
,, Nein, nein, nicht heute abend! Gehen Sie nur! Wir fprechen uns morgen!"
Sie eilte hinaus auf den Balkon, von wo aus sie einen Augenblick später den Präfekten die Steintreppe von der Piazzetta herabkommen und rasch den Korso hinab seinem Hause zugehen sah.
Die ganze Nacht ging fie ruhelos durch die Zimmer wie ein Automat, nervös ihren rechten Arm reibend. Ab und zu nahm fie einen Brief aus der Brust hervor- einen Brief von Ettore- blieb stehen und durchlief ihn. Bald fluchte, bald weinte sie. Dazwischen wiederholte sie wie etwas, das sie festhalten wollte, die Worte: Und ich räche mich dennoch!
Die Kerzen brannten eine nach der anderen herab. Bald begannen die Holzschuhe der Bauern über den stillen Korso au flappern, während verwunderte Blicke auf die offene Altantüre des Grafen und den erleuchteten Salon fielen. Auf dem Sofa lag Silvia und schlief fest.
Fensterläden blickte, nahm die Gräfin eine große Dosis Sulfonal, ging zu Bett und fand endlich Ruhe in einem schweren Schlaf
Erst als der Morgen durch die grünen Latten der
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Acht volle Tage lief Ficarotta durch alle herrschaftlichen Türen der Stadt aus und ein. Er klopfte auf die Schultern, er dämpfte Wogen und Brandungen, er hielt Proben ab und vor allem sprach er früh und spät von seinem Konzerte. Er war bei„ Gellias", wenn die Stammgäste speisten, bei Nomeres, wenn sie Kaffee tranfen. Er füllte die ganze Stadt mit seinem schrecklichen Namen, der mehr Neklame machte als alles andere.
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Als das Konzert endlich stattfand es war sehr vor. nehm auf vier Uhr nachmittags angefekt- war der mächtige Lyceumssaal, die ehemalige Klosterbibliothek, bis zum legten Bläßchen gefüllt. Es gab keine Familie, die sich nicht mindestens für das Spiel eines der zahlreichen Mitwirkenden interessierte. Alles verlief, wie es follte: verschwenderischer Beifall, glänzende Toiletten bedeutende Einnahmen.
Des Abends fchlenderte Lo Forte einsam den Korso auf und ab, die einzige Straße der Stadt, wo man berkehren fonnte, weshalb Belcaro ihn auch il corso forzoso oder den Zwangskurs getauft hatte.
Er ging einher und dachte an Flucht. Für Ettore fonnte er nichts tun: der einzige Grund, warum er geblieben, nach dem er die Verhältnisse durchschant hatte. In den Minen lag alle Arbeit brach, und es war keine Hoffnung, die Arbeiter zu einer Wiederaufnahme zu bewegen, ehe nicht der unterirdische Krieg durch einen Vergleich zwischen den Barteien eingestellt worden. Und während all dieses Müßig gangs wuchsen feine Gefühle für Lidda zu einer Leidenschaft, ja zu einem Leiden an, für das er feinen Ausweg sah als die Flucht.
Sie hatte Liszt gespielt, alle raffiniertesten Schwierig. feiten mit der Gewandtheit eines vollreifen Künstlers überwunden. Aber er hatte sie nur angesehen, ohne sich um die Musik zu kümmern.
Er selbst hatte einige uralte Stückchen von jenem dünnen Spinettflang gespielt, bei dem jeder Ton dazugehört, ganz unentbehrlich ist, seiner eigenen Tonstimmung begegnet und die Sinne aufreizt oder besänftigt.
Er hatte diese fleinen Stücke ihretwegen gewählt. Er wollte die Gelegenheit benügen, ihr etwas von sich selbst zu fagen, in der intimen Sprache dieser Töne zu ihr zu sprechen. Er hatte für sie gespielt.
Er hatte sie gezwungen zu lauschen. Er wußte, sie würde später zu ihm hinkommen, und sie fam.
Ich habe ja nicht Ihre Hand," sagte er. " Sie haben Seele das wußte ich nicht." " Ich würde meine Seele für Ihre Hand geben." Sie faßte den Doppelsinn auf, und ihre Miene wurde vornehm und fremd.
Es war hoffnungslos. Es war hoffnungslos, selbst wenn