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Neuesten Nachrichten zufolge wird Sven Hebin noch in Sen ersten Tagen dieses Monats in Simla in den Vorbergen des Himas laja erwartet. Er befindet sich demnach schon auf der Rückreise von seiner Expedition in las tibetanische Hochland, als deren Er gebnisse betrachtet werden dürfen: die Erforschung der Indus quellen, die Lösung des Frawadi-, Salween- und Brahmaputras Problems,

dell Kleines feuilleton.

Plasiologisches.

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mente find aufgetürmt und auf einer felfigen Plattform erhebt p sich ein kunstvoll ausgehauenes Götterbild. Man kann sich vor stellen, mit welchen dankbaren und frohen Gefühlen ich hier stand und die Quellen des Indus vor mir fah, wie sie hier aus dem Berge Herborsprangen. Ich stand da und blickte auf den bescheidenen fleinen Bach, wie er da hernieder rauschte in die Täler, und ich bachte an die mannigfachen Veränderungen, die er erfahren muß, ehe in einem immerwährenden Crescendo sein Gesang ausklingt in die rauschende Musik des Ozeans, zwischen den Klippen bon Karachi, wo die großen Schiffe liegen und ihre Waren aus- und einladen. Ich stand da und bewunderte Alegander von Maze­bonien, der, als er vor 22 Jahrhunderten den Indus überschritt, Die Physiologie der Massage. Im Laufe der eine ferne Vorstellung hatte von der Quelle dieses Flusses, und ich genoß das Bewußtsein, der erste Europäer zu sein, der seinen Fuß sich mit ihrer Ausübung gewerbsmäßig beschäftigten, immermehr lebten Jahrzehnte ist die Massage aus der Hand der Laien, die an die Quelle des Indus sette." Bon hier aus wird die Reise in nordöstlicher Richtung bis in die Domäne des Fachmanns übergegangen. Wie die Zeitschrift etiva zum 32. Breitengrad durch völlig unbekanntes Gebiet fort für physikalische und diätetische Therapie" ausführt, ist dies nicht gesetzt. Dann wendet sich die kleine Karawane nach Westfüdwest zum wenigsten dem Umstande zu danken, daß in lekter Beit die und erreicht schließlich am 26. September Gartof, wo Sven Heoin schiedener Forscher eifrig in die Hand genommen worden ist, wo wieder zu dem zurückgelassenen Haupttrupp seiner Expedition durch das Interesse der Aerzte eine Steigerung erfahren hat. Im stößt. Ein außerordentlich reichhaltiges fartographisches Material physiologischen und hydrotherapeutischen Institut der Universität ist gewonnen; allein die Notizen des Forschers füllen 4900 Seiten, Berlin   ist fürzlich eine Reihe von Verfuchen angestellt worden, die wichtige astronomische Punkte sind festgestellt, eine reichhaltig sich mit dem Einfluß der Massage auf die elektrische Erregbarkeit Sammlung interessanten geologijchen Materials ist gewonnen, und sich mit dem Einfluß der Massage auf die elektrische Erregbarkeit des ermüdeten und ruhenden Muskels befassen und damit einen Hunderte von Photographien und Zeichnungen bilden eine er­gänzende Veranschaulichung der gewonnenen wissenschaftlichen tieferen Einblick in die physiologischen Vorgänge ergeben. Wenn man als Wirkung der Massage eine Vermehrung der Blutfülle und Reſultate. Sven Hedin   selbst spricht davon, daß das Schicksal ihn dementsprechend der Lymphmenge im Muskel annimmt, so ließe bei diesem Zug durch Tibet   besonders begünstigt habe; obgleich sich zunächst eine Erhöhung der Reizbarkeit gegen den elektrischen biese Reise nicht zwei Jahre währte, find ihre geographischen Re- Strom beim massierten Mustel annehmen. Es wäre jedoch auch fultate doch reichhaltiger und wichtiger als die während seiner damit zu rechnen, daß anfänglich die Erregbarkeit geringer würde, Testen Reise( 1899-1902) gewonnenen, und sie übertreffen auch um nach einiger Zeit wieder anzusteigen. Die Versuche zur Auf­bas Ergebnis aller früheren Expeditionen durch Tibet  .

flärung bieses Sachverhalts wurden der Reihe nach am Frosch, an warmblütigen Lieren und am Menschen durchgeführt. Das Era periment am Frosch zeigte, daß eine Massage des ermüdeten Mus tels dessen elektrische Erregbarkeit ganz erheblich steigert, während sie auf die des nicht ermüdeten keinen nennenswerten Einfluß übt. Die Wirkung der Massage besteht in einer Entfernung der auf­gehäuften Ermüdungsstoffe durch Unterstützung des Blutkreislaufs und vielleicht auch durch Erleichterung des Säfteaustausches zwischen dem Muskelinnern und dem Capillarblut sowie durch Beschleuni gung ber Bewegung in den Lymphbahnen. Auch bei Warmblütern und beim Menschen zur Ausschließung psychischer Beeinflussung wurde Hypnose angewandt waren die Ergebnisse entsprechend. Dabei zeigte sich, daß heftigste Muskelreaktion ohne Arbeitsleistung feine Herabsehung der Erregbarkeit mangels ausreichender Er­müdung bewirkt. Der Nachweis wurde durch ein äußerst inter­essantes Experiment erbracht. Es wurde der Versuchsperson fugge riert, fie fei von einem Felsen abgestürzt und halte sich nur mit dem rechten Arm an einem Aste über einem Abgrunde schwebend. Der Erfolg war überraschend. Die Armmuskulatur spannte sich aufs Aeußerste, die Benen traten vor, die Haut rötete sich und wurde feucht. Alle Anzeichen der Qual und des Entsezens zeigten fich. Ein Hinweis auf nahe Hilfe bestärkte den Vorsatz des An­flammerns noch mehr. Dadurch blieben die Muskeln brei Minuten lang in äußerster Spannung. Gleichwohl wies ihre Erregbarkeit feinen Unterschied gegenüber der vor dem Versuch gemessenen Größe auf. Aus dem Tierreiche.

Als einen der größten Ginorüde von dieser wesselbollen Fahrt burch das Land der Lamas schildert der Forscher einen Marsch um den heiligen Kailas  , den heiligen Berg, den die Tibetaner auch ben Kang Rimpoche nennen. Nach dem Glauben der Hindus lebt hier auf dem Gipfel des Verges Siwa in seinem Paradiese, und nur hin und wieder steigen die Götter zu den Ufern des Manasa­rowar- Sees hernieder, um in der Gestalt weißer Edyväne über die filbernen luten dahinzugleiten. Durch alle äler, über alle Bässe ber Nachbarschaft ziehen alljährlich Tausende von ehrfürchtigen schweigsamen Pilgern, in tiefes weltabgewandtes Sinnen ber­funton, zu dieser heiligen Stätte. Sven Hedin   sieht auf dem Wege zwei junge amas; sie gehen nicht wie gewöhnliche Pilger, mit ihrem Leibe felbft fcheinen sie bie Strede zu messen, die sie von dem Biele ihrer sehnsüchtigen Inbrunst trennt. Lang aus­gestreckt liegen sie auf der Erde, über dem Kopf falten sie die Hände und beten, machen dann ein Zeichen in die Erde, stehen auf, schreiten bis zu diesem Zeichen, werfen sich nieder und beten wieder. Auf diese Weise währt die Umkreisung des Berges gegen gwanzig Tage, und diese beiden Lama fvollten zweimal die Reise zurücklegen. Der eine wollte nach Ableistung seiner Bilgerpflicht heimkehren; der zweite aber, ein junger Mensch von kaum zwanzig Jahren, wird den Rest seines Lebens in einer dunklen Grotte an ben Ufern des oberen Tjangpo verbringen. Denn bei den Gläu­bigen gilt diese Selbstaufopferung, dieses Leben in Dunkelheit, Abgeschlossenheit und Einsamkeit als verdienstvollster Weg zur Seligkeit. Im feierlichen Buge werden diese freiwilligen Dulder nach der Höhle geführt, bis auf eine fleine schmale Oeffnung wird Fliegende Schlangen. Wir lesen im Rosmos": biese dann verschlossen, und alltäglich kommt ein rotgekleideter Fliegende Fische   kennt alle Welt, auch von den fliegenden Eidechsen Mönch, um durch den schmalen Spalt dem Einsiedler eine Schüssel und den sogenannten fliegenden Hunden( Pteropus edulis), die in mit Speisen zu reichen. Der Mann, der da drinnen hockt, wird nie Ostindien die Obstgärten verwüsten, hat man schon gehört, aber mehr bas Sonnenlicht sehen, er ist für die Menschheit gestorben. fliegende Schlangen? Nun ist ja allerdings schon längst bekannt, Wir standen draußen und ich fragte einen Lamapriester, ob er daß wir die Schlange, wohl von der biblischen Erzählung aus dem uns sprechen hören könne. Er antwortete: O nein, er fann weder Paradiese her, zu Unrecht als ein an die Erde gebundenes Kriech Hören noch sehen; er ist Tag und Nacht in tiefste Meditation ver- tier betrachten. In den Tropen gibt es zahlreiche Baumschlangen, funken." Nur daran, daß am nächsten Tage die in den Spalt die selbst auf hohe Bäume lettern, und ebenso wurde bezüglich geschobene Speise verschwunden ist, weiß man, daß er noch lebt. unserer Ringelnatter durch zahlreiche Feststellungen bekundet, daß An dem Tage aber, wo die Schüssel unberührt sein wird, wird man sie häufig auf Sträuchern und Bäumen( oft in Höhe von vier bis wissen: er ist gestorben. Diese Selbstaufopferung aber ist feines fünf Metern, bei denen allerdings Zweige tief am Boden vorhanden wegs eine Ausnahmeerscheinung; sehr oft findet man Etätten, waren) gefunden werden. Mit Erstaunen bernahm aber der eng wo weltabgewandte Einsiedler in ewiger Nacht und ewigem lische Reisende A. Chelford auf Sumatra   die Angabe der Eins Schweigen ihren heiligen Betrachtungen nachhängen und den Tod geborenen, daß es dort Schlangen gebe, die sich von hohen Bäumen erwarten. Jn Linga hat ein Lama in dieser Weise 69 Jahre gelebt. herab in schiefer Richtung in Gewässer, ins Gebüsch oder auf die Als einen der herrlichsten Genüsse schildert Sven Hedin   die Erde stürzen, wobei sie in gerader und steifer Haltung durch die Kirchenmufit der Tibetaner. Die menschliche Stimme steht hier Luft fliegen. Shelford hatte bald Gelegenheit, sich von der Richtigs im Mittelpunkte; hell und flar ertönen die jungen frischen Stim- feit der Erzählung zu überzeugen, und er ergründete dann auch die men; aber durch schwere dunkle weiche Draperien sind sie aller Art und Weise, wie diese Reptilien das Kunststück fertig brachten. Schärfe, ja man möhte fast sagen aller Wirklichkeit entfleidet; in Er stellte durch genaue Untersuchungen fest, daß die sonst den weiten Wogen hallen dann die Klänge durch die gewölbten Galerien Schlangenleib halbkreisförmig von unten umschließenden Bauch­der großen Tempelbauten und einen sich zu ergreifenden Chor- schilder bei jenen Baumschlangen auf jeder Seite eine Naht, eine gesängen, zu wundersamen Hymnen von Frieden, Liebe und Sehn- Art Scharnier, haben. Will das Reptil vom Baum herunter, dann fucht. Dazwischen aber tönt gedämpft ber melancholische Klang zieht es den mittleren Teil des Schildes stark ein, wodurch der zu­ber Baßpfeifen oder das rhythmische Klingen von Cymbeln, bis vor annähernd kreisrunde Körper des Tieres die Gestalt einer weilen erheben die Flöten ihre Stimmen zu lauten, hellen, schrillen oben abgeflachten Hohlfehle annimmt. Nun kann das Tier sich Melodien, und von den Wänden des Tempelhofes und den Dächern ohne Gefahr vom Aste herabgleiten lassen, worauf es schräg und hallt dröhnend der dumpfe Schlag der Trommeln wieder. Dann etwas verlangsamt nach unten gelangt. Shelford stellte noch Ber aber wieder überwindet die Menschenstimme das Chaos, in weiten fuche mit der Länge nach durchschnittenen Bambusrohren an, von ergreifenden Akkorden steigt der Chorgesang auf; er trägt empor denen bei einem solchen Falle jede Hälfte meist nahe der Erde und fort von den Leiden dieser Erde.. noch einen flachen Bogen aufwärts beschrieb und diese daher ganz fanft erreichte.

Berantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin  , Drud u. Verlag: Borwärts Buchdruckerei u.Verlagsanft Paul Singer& Co., Berlin   SW

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