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Tunde mit mehreren anderen Abteilungen, in der Dr. Keller dächtiger Blutspuren große Bedeutung gewonnen. Jeht aber fann ( Berlin  ) und Dr. Reicher( Wien  ) über die Bedeutung es, wie der Vortragende ausführt, auch für die Fleisch- und des Kinderschutes durch Findelanstalt und Nahrungsmitteluntersuchung praktische Bedeutung gewinnen; man öffentliche Armenpflege referierten. Sie schilderten kann mit dieser Methode bei Huckfleisch, Wurst und Räucherwaren die entsetzliche Vernachlässigung, die den unehelich geborenen ermitteln, ob Pferdefleisch in ihnen enthalten ist, was bisher eins Kindern der Armen sowohl in Oesterreich   wie im Deutschen Reich wandfrei nicht möglich war. Seit dem 1. April d. J. ift die And auteil wird, in eindringlicher Weise. eindringlicher Weise. Ihre Ausführungen wendung der Methode auch nach den im kaiserlichen Gesundheits­gipfelten in folgenden Leitsätzen: amt ausgearbeiteten Vorschriften für die Fleischbeschau des aus dem Auslande kommenden Fleisches eingeführt. Weitere praktische Bedeutung hat diese biologische Methode auch für die Unterscheidung von Milcharten und die Prüfung von Nährpräparaten. In der Abteilung für angewandte Chemie empfahl Herr Wimmer( Bremen  ) als ein neues, sehr gesundes Genußmittel toffeinfreien Kaffee, der im Aussehen, Geschmack und Aroma dem gewöhnlichen Kaffee ganz gleich sei, aber von dem Gifte Koffein" befreit sei, auf welchem die Störungen des Al­gemeinbefindens bei reichlichem Kaffeegenuß beruhen.

1. Es empfiehlt sich, in dem Deutschen Reichsgefeße betreffend den Unterstüßungswohnfiz und in dem Desterreichischen Heimat­geseke in unzweideutiger, klarer Weise zum Ausdruck zu bringen, daß unter dem unentbehrlichen Lebensunterhalt auch die der Ge­fundheitspflege entsprechende Ernährung und Körperpflege des armen Kindes zu verstehen ist und daß somit die Armenverbände beziehungsweise die Gemeinden zu einer solchen verpflichtet sind. 2. Die Gemeinden und Ortsarmenverbände mit Ausnahme der großen Städte sind in der Regel zur Bewältigung einer so schwierigen und verantwortungsvollen, Volkswohlfahrt und Staats­wohl so nahe berührenden Aufgabe, wie es die Pflege und Er­ziehung von Kindern ist, nicht geeignet.

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Die Fürsorge für arme Kinder ist daher den kleinen leistungs­unfähigen Verbänden abzunehmen und größeren Verbänden zu übertragen und im Wege einer wirksamen Aufsicht sicher zu stellen. 3. Es empfiehlt sich im Anschlusse an die öffentliche Gebär­anstalt eine Einrichtung, welche die Fürsorge für die daselbst ge­borenen armenrechtlich hilfsbedürftigen Säuglinge mit der Berufs­bormundschaft über dieselben verbindet.

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In der lebhaften Diskussion, die sich an die Referate anschloß, wurde besonders die Frage der Berufs- oder Einzelvormundschaft erörtert. Für die unehelichen Säuglinge wurde der Berufs­vormundschaft der Vorzug gegeben, dagegen meinte man, wenn das Kind zwei bis drei Jahre alt ist und die wirtschaftlichen Ver­hältnisse einigermaßen geregelt sind, dürfte es nicht allzu schwer fallen, gute Einzelvormünder zu finden. Professor Schloß mann( Düsseldorf  ) glaubt, daß man für die nächsten Jahre auf eine Aenderung des Bürgerlichen Gesetzbuches nicht rechnen dürfe, wohl aber könnte es vielleicht zu erreichen sein, bei der Novelle zum Krankenversicherungsgeseh die Mutterschaftsversicherung durch­zusehen. Dr. Lennhof( Berlin  ) hebt hervor, wenn die Mutterschaftsversicherung einfach dem bestehenden Gesetz zugefügt wird, so würde sie nur den gewerblichen Arbeiterinnen zugute tommen, während doch gerade unter den Dienstboten und den land­wirtschaftlichen Arbeiterinnen ein sehr großer Prozentsatz von un­ehelichen Müttern zu suchen ist. Die Ausdehnung der Zwangs­versicherung auf diese Kreise sei daher unbedingt notwendig. Die Leitfäße und die in der Diskussion gegebenen Anregungen wurden von der Versammlung zur Kenntnis genommen und einer Kommission überwiesen, die das Material weiter bearbeiten soll. Sie besteht aus den beiden Referenten, sowie den Herren Professor Rubner( Berlin  ), Heubner( Berlin  ), Leopold( Dresden  ).

In derselben Abteilung sprach Dr. Seiffert( Leipzig  ) über Milchsch muß und seine Bekämpfung. Er betonte die besondere Wichtigkeit einer genauen Milchuntersuchung, die nicht nur chemisch sein darf, da die chemische Untersuchung allein zur wirksamen Bekämpfung des Milchschmutzes nicht ausreichen tann. Der Vortragende verlangt daher, daß die Milch unter die Bestimmungen des Fleischbeschaugefeßes gestellt werde; da die Unterstellung unter das Nahrungsmittelgeseß sich als nicht aus reichend erweist. Weiter zeigte der Vortragende an tatsächlichen Fällen den Vorteil einer milchhhgienischen Untersuchungsstelle, wie fie zurzeit in Leipzig   besteht, wo die Milch, welche frankheits­erregende Keime enthält, bis in den Kuhstall verfolgt wird.

In der Abteilung für Agrikultur- Chemie wurde über die mit dem Kaltstickstoff gemachten Erfahrungen berichtet. Vor etwa zehn Jahren ist es gelungen, aus der Luft den Stickstoff in einer Form zu erhalten, die für die Landwirtschaft verwendbar ist, ein Problem, das zuerst von Professor Frank( Charlottenburg  ) gelöst wurde, indem ihm die technische Darstellung des Kalzium­zhenids, gewöhnlich Saltstickstoff genannt, gelang. Seit dieser Zeit sind zahlreiche Erfahrungen über die Verwendung des Kaltstickstoffes als Dung gemacht worden. Ueber solche Erfahrungen berichteten Professor Jm mendorf( Jena  ), Professor Popp( Darmstadt  ) und Professor Stuber( Sönigsberg). Sämtliche Erfahrungen lauten durchweg günstig, so daß in Aussicht steht, daß die Land­wirtschaft vom Chilisalpeter unabhängig wird. Das ist um so wichtiger, als die Salpeterlager in Chile   ihrer Erschöpfung in nicht zu ferner Zeit entgegengehen.

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An den Vortrag knüpfte sich eine zweistündige Diskussion, in welcher von chemischer Seite dem Redner vielfach entgegengetreten und behauptet wurde, der sogenannte toffeinfreie Kaffee sei gar nicht koffeinfrei, wie aus den eigenen Angaben der Fabrik hervor­gehe. Das Koffein werde durch das Verfahren sogar löslicher, und deshalb wirke das, wenn auch in geringerer Menge vorhandene Stoffein viel stärker auf den menschlichen Organismus, als das Stoffein in gewöhnlichem Kaffee.

Einige Aerzte dagegen erwähnen, sie hätten gute Erfolge bei dem Genuß von foffeinfreiem Kaffee beobachtet. Sehr interessant waren die Darlegungen, die Professor Drecker( Aachen  ) über Germanen und Sonnenuhren in der Abteilung für Physik machte. Es wird den meisten un­bekannt sein, daß die Sonnenuhren auch als Taschenuhren aus­geführt wurden, deren älteste sicher schon vor dem Jahre 80 vor Chrifti Geburt hergestellt wurde. Im Laufe der Zeit wurden sie so vervollkommnet, daß man die Zeit in kurzer Zeit recht genau bestimmen konnte. Durch die ersten Gewichts- und Federuhren wurden sie auch keineswegs verdrängt, denn diese waren noch so unvollkommen, daß von ihnen galt, was Seneca   von den alten römischen Wasseruhren sagte: Es ist leichter, daß zwei Philo­sovhen übereinstimmen als zwei Wasseruhren." Erst mit der Ein­führung der elektromagnetischen Telegraphen und der dadurch überallhin vermittelten Uhrenzeichen verschwand der allgemeine Gebrauch der Sonnenuhr.

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In derselben Abteilung machte Profeffor 8eeman( Amfters dam) eine sehr wichtige Mitteilung. Zeemann ist der Entdecker der nach ihm benannten Erscheinung, daß eine Verdoppelung der dunklen Linien im Spektrum einer Lichtquelle stattfindet, wenn in der Nähe der die Strahlen aussendenden Lichtquelle ein magneti sches Kraftfeld vorhanden ist. Vielfach ist nun schon behauptet worden, daß von der Sonne magnetische Wirkungen ausgehen, und speziell wurde die Erscheinung der Sonnenflecken damit in Ver bindung gebracht. Professor Hale in Amerika   hat nun bei wirbel­förmigen Sonnenflecken die Verdoppelung der dunklen Linien im Spektrum des Fleckes, also den Zeemann- Effekt, gefunden, und soeben hat er, wie er Professor Zeemann telegraphisch mitteilte, auch feststellen können, daß bei einer Umkehrung des Sinnes der Wirbelbewegung in einem Sonnenfleck gewisse Wirkungen der Lichtstrahlen, die den verdoppelten Linien entsprechen- es handelt sich um sogenanntes zirkular polarisiertes Licht, ihren Sinn umkehren.

Daß die Sonne den Zeemann- Effekt in so großartiger Weise zeigt, wurde allgemein als eine bedeutungsvolle Beobachtung be­zeichnet. Die Physiker werden am Freitagnachmittag einen Aus­flug nach Bonn   unternehmen, wo im physikalischen Institut der Universität eine Reihe von Photographien und Photogrammen, die Professor Hale übersandt hat, eingehender in Augenschein ge­nommen werden sollen, als es bei der im Vortrag allein möglichen Projizierung möglich war.

( Nachdruck verboten.),

Der Schutz gegen die Cholera.

Von Dr. med. Wilh. Küh 1.

Es ist eine befannte Erscheinung, daß manche Menschen meht zu Erkrankungen neigen als andere, und so steht es auch mit der Cholera. Das kommt daher, weil der menschliche Körper über ein Versuche von Professor Schulze( Breslau  ) über den Gang gewisses Maß von Abwehrstoffen verfügt, das jedoch verschieden ist. der Bodentemperaturen im Vergleich mit den Tempera- So liegt z. B. eine vollkommene Empfänglichkeit vor bei turen der Luft und des Flußwassers, über welche er in derselben Influenza, Scharlach, Masern und Syphilis, während umgekehrt Abteilung berichtete, ergaben das interessante Resultat, daß die die Menschen von Hause aus gegen Hühnercholera, Lungenseuche Temperatur des fließenden Wassers ungefähr gleich ist der und Rinderpest immun, d. h. unempfänglich sind. Bei der Cholera Temperatur des Bodens in einer Tiefe von 20 bis 130 Zentimeter. handelt es sich um eine Veranlagung, Disposition, die die In einem Vortrage über Die biologische Eiweiß- Art betrifft, daneben haben wir aber eine Rassendisposition, wie differenzierung fam Dr. Weihdenz( Berlin  ) zu sehr z. B. die schwarze Bevölkerung immun gegen das gelbe Fieber ift. interessanten Ergebnissen. Das Uhlenhutsche Verfahren beruht Alles, was wir bis jetzt gesagt haben, gilt von der Veranlagung darauf, daß das Blutserum von Kaninchen, die mit Menschenblut des einzelnen Menschen, von der individuellen Disposition. vorbehandelt find, die Eigenschaft besißt, nur im Menschenblut, Bei der Cholera betrifft diese in der Hauptsache Menschen nicht aber in anderen Blutarten bei Zusatz des Serums einen mit einem allgemeinen schlechten Ernährungszustand und mit Von Wichtigkeit Niederschlag zu erzeugen. Dieses Verfahren hat für die gericht- Erkrankungen des Magen- und Darmfanals. liche Praxis schon seit länaerer Reit aur aenaueren Erkennuna ver- find ia überhaupt bei dem Eindringen von Anstedungs­