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tracht herbeigezogen, die in dem fonft fo regensreichen Salzburg , einen Sor acht Jahren erfolgten Kreuzotterbiß zurüdgeführt werden ausnahmsweise vom schönsten Wetter begünstigt, die reizvollen mußte. Es dürfte das der erste derartige Fall sein, der bekannt Nationaltänze vorführten. geworden ist. Die Krankheitssymptome waren aber solche, wie sie fich in der Regel nur bei Intogitationen( Vergiftungen) finden und deshalb war der ursächliche Zusammenhang nicht zu bes zweifeln, und der Patientin wurde auf Grund des ärztlichen Gutachtens Unfallrente zugebilligt.
In der physikalischen Abteilung zeigte Professor HallwachsDresden interessante Spektra von Alkalimetallen bei hoher Temperatur. Die bekannte gelbe Linie des Natriums hat sich so fest dem Bewußtsein eingeprägt, daß die meisten, wenn sie ein Natrium, spektrum bei höherer Temperatur sehen, welches noch andere Linien aufweist, gewöhnlich glauben, diese weiteren Linien rühren nicht vom Natrium, sondern von chemischen Verunreinigungen her. Es wäre sehr instruktiv, auch die Spektren bei höheren Temperaturen mehr zu veröffentlichen. Das vorgeführte Natriumspektrum 3. B., wobei Natrium im elektrischen Bogen verdampfte, zeigte noch eine weitere hellgelbe, ferner zwei grüne und zwei blaue, sowie
eine biolette Linie.
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Der zweite Fall war dadurch interessant, daß nach einer außerordentlich schweren akuten Geistesstörung jede Erinnerung nicht nur für die Zeit der Krankheit selbst, sondern auch für den der Krankheit unmittelbar vorausgegangenen Zeitabschnitt ausgelöscht war. In geringerer Ausdehnung, für einige Stunden oder auch Tage werden solche zurückgreifenden Amnesien( Gedächtnisverluste) öfter beobachtet; hier aber handelte es sich um einen Zeitabschnitt von über 2½ Jahren, für welchen die Erinnerung völlig verloren blieb. In derselben Abteilung führte Dr. Lehmann- Jena sogenannte Interferenzfarbenphotographie" mit festen Metall- Brückner- Wien einen Vortrag über" Klimaschwankungen und In der Abteilung für Geographie hielt Prof. Dr. spiegeln vor. Diese von den französischen Forschern Becquerel( 1848) Völkerwanderungen". und Lippmann( 1891) technisch ausgearbeitete und von den deut- suchungen führte er aus, daß durch ungünstige Witterung und Anknüpfend an seine früheren Unterschen Gelehrten Zenter( 1868) und Wiener( 1888) theoretisch be- mizernten mehrfach große Massen von Menschen in Bewegung handelte Methode stellt die reizvollste und interessanteste Lösung gesezt wurden. Die feuchten Perioden um 1850 und um 1880 des Problems der Photographie in natürlichen Farben dar. entstehen hier Farben von außerordentlicher Leuchtkraft, wie ste Besiedelung der weiten Steppen des Westens der Vereinigten veranlaßten eine starke Auswanderung aus Frland und eine rasche fein anderes Verfahren hervorbringt, gewissermaßen aus nichts, Staaten. Die nach 1890 einießende Trockenheit hat hier einen und das Interessanteste an der Methode besteht in der Möglichkeit, Rückgang hrvorgebracht, der sich in einer Verminderung des be= an ihr die Lehre von der Wellennatur des Lichtes nach verschiedenen siedelten Gebietes um 15 Proz. in dem Jahrzehnt von 1890 auf Richtungen hin praktisch studieren und prüfen zu können. Bisher 1900 ausspricht. Nach den Forschungen von Aurel Stein bestanden nun bedurfte man zur Erzeugung derartiger Interferenzfarben- im alten Tarimbecken in Asien alte Siedelungen an Stellen, wo photographien eines besonderen Apparates, der Quecksilberkassette, heute absolute Wasserlosigkeit herrscht. Eine Reihe alter chinesischer welche an die photographische Kamera angesteckt wird, wodurch das Siedelungen, deren Ruinen in der Wüste gefunden worden sind, Verfahren unbequem und kostspielig wurde. Herr Lehmann hat ging im dritten Jahrhundert zugrunde, später entstanden an ihrer mit Unterstübung des Zeißwerkes in Jena ein Verfahren aus Stelle neue, die im 8. oder 9. Jahrhundert der Wüste erlagen. gearbeitet, bei welchem an Stelle des Lippmannschen flüssigen Der Vortragende meint, daß das Zugrundegehen dieser SiedeQuedfilberspiegels ein fefter Spiegel, Nidel oder Silber, berwendet lungen mit den Völkerwanderungen und mit Klimaschwankungen wird, auf welchem die empfindliche Schicht aufgegoffen wird. Diese in Beziehung zu bringen sei; eine einsetzende Trockenperiode trieb Spiegelplatten machen die Verwendung besonderer Apparate un- die Bewohner der Oasen und Steppen aus den Trockengebieten nötig, sondern können bei jeder beliebigen Kaffette oder Kamera heraus und veranlaßte sie, in die feuchten peripherischen Gebiete benutzt werden. einzufallen.
Herr Dr. Seit aus Aachen führte eine neue Röntgenröhre von starter tonzentrischer Wirkung vor. Innerhalb gewisser Grenzen nimmt die Intensität der Röntgenstrahlen in außerordentlich raschem Verhältnis ab, wenn die Entfernung von der Antikathode. zunimmt. Um eine verhältnismäßig fleine Fläche möglichst inten fiben Strahlen auszusehen, was bei chemischen, physiologischen und medizinischen Versuchen notwendig sein kann, muß daher das zu bestrahlende Objekt der Antikathode möglichst nahe sein. Am besten wird dies erreicht, wenn es in die Röhrenwand selbst eingesetzt wird und zugleich als Fenster für die Strahlen dient. Bei den borgeführten Röhren wurde auf ein in die Glaswand eingeschmotzenes Platinrohr das Antikathodenblech, platiniertes Aluminium, aufgelötet. Die Strahlen, welche direkt an der Rüdseite des Antitathodenblechs auftraten, ergaben etwa den 200fachen Wert der Strahlendichte, die bisher erreicht werden konnte.
** In der Abteilung für Sygiene sprach der Berliner Impfarzt Georg Levy über statistische Erhebungen über die Ernährungsart bei 1081 Erstimpfungen. Der Vortragende hat bei allen ihm zur ersten Impfung vorgestellten Säuglingen Erhebungen über die Ernährungsart aufgestellt. Die einzige Feststellung über die Ernährungsart der Säuglinge geschieht jest lediglich, wenn ein Säugling stirbt, indem auf dem Totenschein eine entsprechende Rubrit auszufüllen ist. Dadurch wird natürlich nur ein Bruchteil der Säuglinge erfaßt. Den Impfärzten dagegen werden sämtliche Kinder im ersten Lebensalter vorgestellt, und zwar meist in Begleitung der Mütter, wodurch am besten umfangreiche und einwandfreie Resultate über die Ernährungsart der Säuglinge gewonnen werden können. Es wäre zu wünschen, daß alle Impfärzte ihre Aufmerksamkeit auf diesen Gegenstand richten. Dem Vortragenden zeigten die von ihm beobachteten 1081 Fälle, daß die von der Mutter gestillten Kinder tonstitutionell bedeutend besser für den Daseinstampf ausgerüstet sind als die künstlich ernährten.
In der Abteilung für Pharmazie( Heilmittelkunde) sprach Profeffor Mittlacher- Wien über die Kultur der Arzneipflanzen. Er zeigte die Vorteile, welche die landwirtschaftliche Kultur bestimmter Arzneipflanzen gegenüber dem Einsammeln wild wachsender Pflanzen haben muß; einerseits würde sich durch ein genaues Studium ergeben, daß man den Gehalt an wirksamen Heilstoffen steigern fönnte, was ja bereits Versuche verschiedener Autoren bewiesen haben, und andererseits würde es auch möglich sein, bestimmte Heilpflanzen zu afklimatisieren. Es ist ja bekannt, daß der Mohn und die das Opium liefernde Pflanze identisch sind; während aber unser einheimischer Mohn Opium nicht liefert, ist es bei der in Kleinasien wachsenden Pflanze der Fall. Von Wichtigfeit wäre auch die Kultur der Alpenpflanzen, welche durch das rüdsichtslose Vorgehen der Wurzelgräber sehr gefährdet sind; diese wichtigen Pflanzen durch rationelle Kultur zu erhalten, wäre von großer pharmakologischer Bedeutung.
In der Abteilung für Psychiatrie berichtete der Direktor der Provinzialheilanstalt zu Bunzlau , Dr. Neißer, über zwei intereffante Krankheitsfälle. Der erste betraf eine 60jährige Frau, deren schwere geistige Erkrankung mit hoher Wahrscheinlichkeit auf
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Kleines feuilleton.
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Amüsantes von chinesischen Hochzeiten erzählt Louis de Canully im Gil Blas". Die Chinesen verheiraten fich sehr jung und gehorchen bei diesem wichtigen Lebensschritt mit äußerster Sorgfalt den zahlreichen Riten und Zeremonien, die ihnen eine uralte Tradition vorschreibt. Wenn die Eltern ihren Sohn verheiraten wollen, wenden sie sich an eine ganz offiziell eingeführte Berjönlichkeit, den Unterhändler, der die Vermittelung übernimmt. Solche Vermittelung ist direkt eine nationale nationale Einrichtung. Hauptsächlich Frauen widmen sich dem Beruf; sie durchreisen bestimmte Provinzen und kundschaften dabei die Schönheit und die guten Eigenschaften der zahlreichen Mädchen aus. bringen zugleich in diese entfernten Gegenden den guten Geschmac und die neue Mode. Sie lehren die Mädchen, denen sie einen Mann verschaffen wollen, alle Künfte der Stofetterie, legen ihnen dicke Schichten Schminke auf die Wangen, bringen ihnen bei, die Augenbrauen zu schwärzen und die Lippen rot zu färben, unterweisen sie im Spiel der Gitarre, verstümmeln ihnen die Füße, kurz verleihen ihnen all die physischen und geistigen Eigenschaften, die die Frau eines vornehmen Mannes haben muß. Hat die Vermittlerin die Familien des Bräutigam und der Auserwählten bekannt gemacht, banu empfängt sie die„ Padze" der zukünftigen Eheleute, das sind zwei große rechtedige, rote Papierblätter, auf denen Name, Alter, Geburtsort und Eigenschaften der beiden jungen Leute aufgeschrieben Er stellt aus dem find. Nun wird ein Wahrsager konsultiert. " Padze" das Horoskop, berechnet den Einfluß des Mondes und der Planeten und spricht danach das Urteil über die Aussichten auf Eheglück. Trifft alles glücklich zusammen, dann ist das schwierigste Hindernis der Verbindung beseitigt. Wem sehr am Zustandekommen der Ehe gelegen ist, der lenkt wohl auch durch eine kleine Bestechung das Schicksal der Gestirne zu seinen Gunsten. Aber wehe! Wenn der Wahrsager schlecht gelaunt ist, wenn seine Opiumpfeife keine Luft hat, sein Tee schlecht schmeckt oder irgend etwas anderes den heiligen Mann ärgert. Dann findet sich in dem Horoskop des jungen Mädchens ein Besen, das uutrügliche Zeichen von Faulheit, eine fupferne Base, die leichtsinnigen Charakter anzeigt, ein Gewand aus Hanf, das Vorzeichen eines gewaltsamen Todes. Dann werden alle Verhandlungen abgebrochen. Sind die Vorverhandlungen aber zu glücklichem Ende gediehen, dann erhält die Vermittlerin eine Geldfumme für Kosten der Erziehung" und Geschenke. Nun erst werden die beiden Verlobten, die bisher nichts davon wußten, mit dem Heiratsplan bekannt gemacht. Nach alter Sitte muß die Brautmutter der Tochter eine Aussteuer mitgeben, wenn sie feinen Sohn hat; um das zu umgehen, nehmen viele Chinesen eine Waise als Sohn an, um diese Ausgabe zu vermeiden. Unter tausend Höflichkeiten, Romplimenten und zeremoniösen Gebräuchen ist endlich die Sache so weit gediehen, daß der große Tag der Hochzeit herannaht. Beim ersten Hahnenschrei begibt sich der fünftige Gatte, von allen männ