«nfltigen Landschenlungen der Regierung an die Babnen erwähnt, wovon Harriman den Löwenanteil hatte: 81 713 Quadratmeilen I Harriman ist ein schlechter Schwnrgenosse für die kapitalistische Ehrbarkeit und Gottähnlichkeit. Und die Harrimäniier leben noch. kleines feuilleton. Eine Perlhütte im Fichlclgebirgc. Das Steinachtal im West- lichen Teile dcS FichtelgebirgcS, eines der schönsten unter allen Mittelgebirgstälern Deutschlands   überhaupt, ist seit langem der Sitz einiger bedeutender Zweige der Glasfabrikation. Die Wasser- kraft der Steinach nutzen die Spiegelglasschlcifereien aus, die schon von weitem daran erkenntlich sind, daß der rote Bolusstaub ihre Mauern und Schwellen, Fenster, Stege und Räder überzogen und gefärbt hat. Von gleicher, wenn nuP größerer Bedeutung ist die GlaSperlenindustrie des Fichtelgebirges, deren Mittelpunkt das reizende, als Sommerirische vielbesuchte Oertchen Warmen- steinach bildet. Gegenstand der Fabrikation find nur die massiven Rund« und Langperlen mit glatter, nnvcrzierter Oberfläche, die sogenannten Paterln; die geblasenen Hohl- und Röhrenperlen kommen barchtsächlich von Murano   bei Venedig  . Auch die Perlhütte ist, wie die Glasschleiferei, schon von weitem kenntlich: sie ist von einer dichtgefiigten Mauer großer Holzscheite in weilen, Viereck um- geben. Die Perlhütte kann dieses alten, kostspieligen Brenn- Materials nicht entraten, da Kohlenfeuerung die Reinheit der Glasmasse beeinträchtigt. Der zweite Vorzug der Holz- feuerung. das Fehlen schädlicher Dünste, kommt den Arbeitern wie auch der Luft des ganzen Talkessels von Warmensteinach   zu- gute. Die Rohbestandteile des Glases wie auch die Färb- fubstanzen, meist Mineralfarben, werden in Sand- bezw. Pulverform in die Perlhütte geliefert, um dort zunächst zu Glasmassen von ge- wünschter Farbe verschmolzen zu werden. Man stellt 20 bis 25 ver­schiedene Farbennuancen, vom zartesten Milchweiß, Seegrün und Türkisblau bis zum tiefsten Dunkelblau und Schwarz her; besonders schön ist die bernsteingelbeGold"-Farbe. Die Vorräte an fertigen Glasmassen werden in einem seitlich offenen Anbau der Perl- Hütte in offenen Holzfässern zur Verwendung bereitgehalten. Die Mitte der im äußeren Bau nur wenig von einem Wohnhause abweichenden, ebenerdigen Hütte nimmt der langgestreckte, kuppelförmige Schmelzofen ein, dessen Betrieb ein kon- tinuierlicker ist. Das Feuerloch befindet sich an einem Ende des- selben. In dem weißglühenden Inneren stehen die großen, zur Be- reitung der Glasmasse dienenden Häfen aus Chamotte. In den LängSwänden des OfenS   ist eine Reihe kleinerer Oeffnungen an« geordnet, vor deren jeder ein Arbeiter auf einem Schemel sitzt. Dicht hinter der Oeffnung im Ofen steht ein kleinerer, mit Glas- masse gefüllter Hafen. Der Arbeiter, dessen Augen eine rauchgraue Brille schützt, hat einen runden, konisch spitz zulaufenden Stahlstab von über 1 Meter Länge. In einem neben ihm stehenden Gefäß befindet sich Tonschlicker, in den er den vorderen zugespitzten Teil des Stabes taucht, der sich dadurch mit Ton überzieht. Nun führt er den Stab durch die Oeffnung in den Glas- Hafen ein, nimmt mit der Spitze ein wenig von der weißglühenden, zähflüssigen Glasmasse auf und formt auS derselben durch Drehen und Wirbeln des Stahlstabes eine Perle. Die zähe Glasmasse im Hafen hat sich in einer Spitze nach oben gezogen, die er nun geschickt mit einer weiter zurückliegenden Stelle des Stabes ergreist, um mit der aufgefangenen Masse eine zweite Perle zu formen-, die folgenden Perlen werden auf gleiche Weise gemacht. Ein geschickter Arbeiter stellt Reihen von 15 bis 20 Perlen auf ein- mal her; die großen Perlen von 2'/» bis 3 Zentimeter Durchmesser werden jedoch einzeln gefertigt. Der Arbeiter zieht den Stab mit den fertigen Perlen aus den, Ofen, lockert die Perlen durch Klopfen auf den Stab und streift sie in einen bereitstehenden Kasten, der, sobald er gefüllt ist, zur weiteren Ab- kühlung beiseite gestellt wird. Aus einem anderen Kasten füllt der Arbeiter die Glasmasse nach, die schnell schmilzt und sich mit der weißglühenden Flüssigkeit vermischt. Zu bewundert, ist die Geschicklichkeit und gleichmäßige Ruhe, mit der selbst jugendliche Arbeiter ihr Werk verrichten. Der Verdienst der Paterlarbeiter ist kein hoher; ein geübter Arbeiter bringt es auf höchstens 3,60 M. pro Tag. In einem Nebcnraum der Hütte werden die Perlen von Arbeiterinnen aufgereiht, von den kleineren Perlen je 50 auf eine Schnur, von den größeren entsprechend weniger. Die Schnüre werden zu je zehn oder weniger zuMaschen  ' vereinigt und werden so an eine Bayreuther   Firma verschickt, die sie in alle Welt ver- sendet. Bis in die unzivilisiertesten Gegenden reichen ihre Geschäfts« Verbindungen, und mancher Negerhäuptling ziert sich mit ge- wichtigem Schmuck, der dem schönen Steinachtal seine Entstehung verdankt. Teer- und Pech-BrikeUZ. Im Lause der letzten Jahrzehnte hat man gelernt, den KohlcnstSab als wertvolles Gut zu betrachten, das bei geeigneter Behandlung im Verein mit Teer einen nützlichen Brennstoff liefert. Das Ruhrkohlengcbiet liefert jährlich, nicht weniger als 3 Millionen Tonnen Briketts, und die Gesamterzeu- gung hat sich in den letzten zehn Jahren rund verdoppelt. Die Hauptmcngen von Briketts werden in Deutschland   und England 1 hergestellt. Deutschland   vermag nur den eigenen Bedarf zu decken. während England namentlich nach Amerika  , Rußland   Und Belgien  ausführt. Teer ist ein vorzügliches Bindemittel zur Herstellung von Stcinkohlenbriketts, die er hart und damit zum Transport auf weite Strecken geeignet macht. Er hat jedoch andererseits auch Schattenseiten. Zunächst verursacht er eine sehr starke Rauchent- Wickelung und unangenehmen Geruch. Da die Teerdämpfe über- dies ätzende Eigenschaften besitzen, sind sie der Gesundheit der Ar- beiter recht schädlich, indem sie Haut, Augen und Lunge angreifen. Außerdem wird der Teer bei höherer Temperatur bald weich. Ein weiterer Nachteil ist sein niedriger Entflammungspunkt. Sofern er mit leicht brennbarem Material gemischt zur Verwendung ge- langt, macht er sich allerdings nicht geltend, Wohl aber, wenn die Briketts aus dem Staube schwer brennbarer Kohlensorten her- gestellt werden, Anthrazit, Koksstaub und Verwandtes konnten bis in die jüngste Zeit überhaupt nicht zur Brikettsabrikation gebraucht werden. Neuerdings ist in dem sogenannten Sulphitpech, einem Nebenprodukt der Sulphit-Celluloseindustrie, ein geeignetes Binde- mittel gefunden worden, das gegen den früher gebrauchten Teer mancherlei Vorteile bietet. Seine Bindekraft ist sehr groß, und es ist auch sparsam, da 5 V. H. Sulphitpech dasselbe leisten, wie 7 bis 10 v. H. Teer. Es verleiht den Briketts große Härte und brennt vollkommen rauch- und geruchlos, so daß diese Pechbriketts nament- lich ein gutes Feuerungsmittel für den Haushalt darstellen und gleichzeitig der Rauchplage in den großen Städten entgegenarbeiten.' Versuche, die zur Verwendung in Hochöfen wie auf Torpedobooten gemacht wurden, haben sehr günstige Ergebnisse geliefert. Im ersten Fall wurde, abgesehen von sehr beträchtlicher Kohlenerspar- nis, die auf 30 v. H. angegeben wird, ein vollkommen schwefel- freies Eisen erzielt. Bei Verwendung auf Torpedobooten spielt die Rauchlosigkcit eine wesentliche Rolle. Das Sulphitpech erweicht nicht bei warmem Wetter und besitzt eine hohe Entzündungstem- peratur. Sofern weiche bituminöse Kohlen zur Briketterzeugung verarbeitet werden, dürfte man mit den bisherigen Zusätzen aus- kommen, doch wurde die Verarbeitung der schwerverbrennbarcn Materialien durch das Sulphitpech überhaupt erst möglich. In der Nähe von Barmen ist ein großes Werk zur Herstellung solcher Briketts in Betrieb, und ein anderes bei Aachen   befindet sich der- zeit im Bau. Völkerkunde. Eine Sammlung von Bauernschmuck. DaS Bremer  Gewerbemuseum, das kürzlich eine Abteilung für nordwestdentschen Trachtenschmnck eröffnete, nm darin wichtiges Material zur Geschichte des Trachtenschmuckes zusammen zu bringen, hat neuerdings auch die Bremische Sammlung Focke übernommen, die den Grundstock der neuen Abteilung bildet.' Es bietet sich hier, wie demCicerone" ge- schrieben wird, eine systemattsche Zusammenstellung des Bauern­schmucks von ganz Norddeutschland, die die Geschichte dieses Kunst« zweiges für die letzten 150 Jahre gibt. Fast immer find es die- selben Gegenstände: Halskette, Hemdspange,Leibhaken', Ohr- und Fingerringe; dazu kommen aus einigen Bezirken noch besondere Verzierungen, wie die Stirnbänder auS Südhannover, die Spitzen» ornamente der Haubenende aus FrieSlanb oder die Nackenschleife. So weit in der Dekoration nicht nur die geometrische Verzierung an- gewandt wird, herrschen die alten primitiven Symbole der Liebe, wie Taubenpaare in Früchten und Blättern, der Blumenkorb, das Herz vor; im katholischen SüdostfrieSland kommt das Kreuz hinzu, in den Küstcngegenden der Anker. Manchmal hat das ganze Schmuckstück ornamentale Formen, eine Spange z. B. die des Herzens oder eine Schließe die eines Miniaturmicders. Viel Phantasie haben die Bauern nicht entwickelt; höhere Ansprüche wurden schlichtweg mit der größeren Kostbarkeit besiiedigt. Di« Größe einer Hemdspange erhebt sich manchmal bis zum Umfang eines mäßigen Tellers. Dabei muß zwischen den verschiedenen Gegenden ein sehr lebhafter Austausch stattgefunden haben. Aus dem Tierreiche. Da? Vorrücken des Ziesels. Von der interessanten Tierwelt, die Deutschland   in seiner Steppenzeit beherbergte, haben sich nur ganz wenige Arten bei uns gehalten, als das Klima sich änderte und die Steppe dem Walde Platz machen mußte. In jener Zeit lebten Springmäuse, mehrere Ziesel- und Hamster- arten, das Steppenmurmeltier oder Bobak, die rüssclartige Saiga- antilope, Wildpferde und Wildesel bei uns. Sie alle wichen zurück. als der Wald immer mehr Land bedeckte, bis auf den Hamster, der sich in Ost- und Mitteldeutschland   hielt und den Ziesel. Nach Albertus Magnus   kam er früher noch bei Rcgensburg vor, ist aber dort schon lange verschwunden. Bei Wien  , im südöstlichen Böhmen  und in Schlesien   behauptete er sich noch und rückt seit einiger Zeit, begünstigt durch die Zunahme der Getreidesteppe, mehr nach dem Westen vor. So hat er die niedrigen Sättel des östlichen Erz- gebirges überschritten und sich im Königreich Sachsen zwischen Lauenstein und Hellcndorf angesiedelt. Dieses zierliche, fand- farbige Zwergmnrmelticr lebt in Erdlöchern auf besseren Böden, nährt sich von Wurzeln, Kräutern und Insekten und kann, wo es massenhaft vorkommt, durch sein Wühlen unter Umständen lästig werden. Für Deutschland   ist das kaum zu befürchten, da das feuchte Klima seiner Vermehrung nicht günstig ist. Kerantw. Redakteur: Emil Nnger, Grunewald. Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Berl«g»anftalt Paul Singer LcTo..Berlin   L>V.