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fich sofort frank. Nach einigen Jahren sind e wieder so gesund wie jeder andere."
Mich schaudert, wenn ich daran denke, wieder in die Kaserne zu gehen. Das wird mir doch sicher nachgetragen. Man wird mich direkt als aussäßig betrachten und sich von mir zurückziehen."
Was wissen denn Ihre Kameraden?"
" Ich weiß doch, wie die Unteroffiziere von den Gemeinen Sprechen, die mal solche Krankheit hatten. Ich war ja früher felbst so, bis ich am eigenen Leide erfahren habe, wie's drum fteht."
Wenn Sie nun abgehen?"
" Das ist leicht gesagt. Was soll ich dann anfangen?" Für den, der arbeiten will, findet sich schon etwas." " Als Straßenkehrer, ja. Ich habe doch nichts gelernt!" So schlimm ist es nicht. Sie haben doch eine gute Handschrift und sind sonst intelligent. Damit kann man sich schon einen Beruf gründen."
sett tät ich's schon, wenn ich nur wüßte, wie." ,, Na, wir werden darüber noch sprechen." Sinnend sah der Sergeant Volter nach.
Die gehobene Stimmung in der Manövererwartung hatte auch dem ruhigen Lazaretteinerlei größere Regsamkeit gegeben. Wenn es der Zustand der Rekonvaleszenten irgendwie erlaubte, wurden sie als dienstfähig der Front zurückgestellt.
Die Krankenzahl war auf ihr Minimum gefallen. Die Gefreiten, die ausersehen waren, das Manöver mitzumachen, empfingen die dazu nötigen Ausrüstungen und ordneten ihre Anzüge.
( Fortsetzung folgt.)
( Nachdruck verboten.)
Ranzenräuber und Zottelbär.
Während die Sennerin auf der nördlichen Svinstölhütte im Begriff war, das Vieh loszubinden, schlich sich Christian einen Augenblick an das Sennhüttenfenster und steckte den verbogenen Messingtamm zu fich.
Darauf ließ er das Kleinvieh hinaus und tricb es schnell über den Hügel hin.
Heute vergrub er die Hände nicht in den Hosentaschen, wie er es zu tun pflegte, er fühlte die warme Morgensonne nicht und blickte nicht nach den blauen Bergen. Er fühlte sich etwas schwach und zitternd in den Knien und fümmerte sich gar nicht um die zärtlichsten Ziegen, die sich immer zu hinterst hielten, den Kopf umdrehten und ihm entgegenmederten. Der einzige, um den er fich fümmerte, war der große Bock, der Ranzenräuber hieß, seit er legten Frühling Christians Ranzen geöffnet und ihm das Brot und den Schinken weggefressen hatte.
Denn heute galt es. Gestern waren sie auch auf den südlichen Svinstöl gekommen, und jetzt sollte entschieden werden, wer diesen Sommer Oberhirte sein würde, er oder Per Nordberg, und Oberhirte sollte der sein, der den stärksten Bock hatte.
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Letztes Jahr hatte Christian verloren, da hatte 3ottelbär über Ranzenräuber gefiegt. Darein hatte Christian sich finden müssen, und es war auch gar nicht so ärgerlich gewesen, solange sie auf der Sennhütte waren, denn es zog keine anderen Nachteile nach sich, als den Schimpf, den schwächeren Bock zu haben und da räumte auch Per ein, daß es nach Zottelbär keinen besseren Bod gäbe als Ranzenräuber und dann da: fte der Oberhirte immer den Platz wählen, wo sie die Herden trennen sollten, wenn sie zusammen gewesen waren. Aber im Winter war es ärgerlich gewesen; da trafen fich Per und Christian nur in der Schule, und da konnte Per es nicht sein lassen, davon zu reden, und Ranzenräuber, so daß alle es hörten, einen ganz gewöhnlichen Bock zu schimpfen. Und außerdem war es nicht sicher, daß es so ganz richtig zugegangen war, als sie letztes Jahr aneinander gerieten; Per hatte ein Viertel Tabak für Zottelbär gehabt, das er ihm während der Mittagsruhe gegeben hatte, und trotzdem hätte dieser sicher nicht gewonnen, wenn er nicht Ranzenräubers Borderfuß zwischen die Hörner bekommen und ihn beinahe ausgevenkt hätte.
Christian schob den neuen Strohhut in den Naden und warf einen Blick nach der Sennhütte zurüd. Ja, jetzt war sie nicht mehr zu sehen.
Er loďte:
Stomm, fomm, Ranzenräuber!" Ranzenräuber legte den Kopf schief nach hinten und mederte. Darauf drehte er um und kam langsam, die langen Hörner hoch in die Luft streckend, auf Christian au.
Christian stellte sich in Bereitschaft, streckte beide Hände vor und packte ihn an den Hornenden:
"
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Laß Dich mal erproben!"
Ranzenräuber, der das Spiel kannte, ftellte sich auch in Bereit schaft und begann zu schieben. Nach kurzer Zeit stieß er Christian gegen einen Birkenstamm, daß es krachte. " Ja, schwach bist Du nicht, aber Du mußt Dir nicht einbilden, daß ich meine ganze Kraft anwandte."
Christian Iniete nieder und holte den Messingkamm hervor. De: Bock schmiegte sich an ihn.
" Jetzt sollst Du geputzt werden für die Musterung."
Er fämmte den Bart und die Büschel an der Stirn und an den Seiten, die blauen Botteln fielen so seidenweich und fein, wie Christistan sie noch nie gesehen hatte. Das war hübscher als die langen schwarzen Zotteln vom Bären.
Als er fertig war, betrachtete Christian den Bock noch einmal genau, und dann trotteten die beiden Seite an Seite der Herde nach, die weit vorangekommen war.
Bald waren sie oben auf der Höhe und blidten den Abhang nach dem Riefenmoor hinunter.
Ja, wenn sie zur richtigen Zeit auf dem südlichen Kvinstöl Todten, so konnte Ber jetzt nicht mehr weit sein..
Christian begann zu jodeln, daß es durch das Birkenwäldchen schallte.
Sogleich ertönte von weit unten her die Antwort. Ja, das war Per.
Christian faßte Ranzenräuber am Naden und ging vor der Herde den Abhang hinunter. Die ganze Zeit jodelte er, und die ganze Zeit antwortete es noch lauter, er tonnte hören, daß Ber auch schnell herauftam. Dort sah er etwas Weißes hinten zwischen den Birken auftauchen. Ob wohl Per auch einen neuen Strohhut hatte? Er hatte wenigstens geglaubt, das für sich zu haben. Bald waren sie einander so nahe gekommen, daß sie sich vera stehen konnten:
.He, Junge, hier kommt der Oberhirte."
He, hier auch! Hier kommt einer, der über dem Ober Hirten ist!"
"
Was kannst Du für Dich ins Feld führen?"
" Einen blauen Bock mit hohen Hörnern, einen forschen Jungen mit neuem Hut!"
" Und was hast Du?"
Einen schwarzen Bod mit höheren Hörnern, einen forschen Jungen mit feinerem Hut!"
Wann soll der Kampf stattfinden?"
" Wenn die Sonne zwischen der Tieflluft und der Kvinhorn schnute steht."
" Da sollst Du beide, den Bock und den Jungen treffen." Wo soll die Schlacht stattfinden?"
„ Auf der Ebene zwischen dem Riesenmoor und dem Blausee. " Dort wirst Du beide, den Bod und den Hut, treffen."
Sie gingen näher aneinander. Als sie ein Paar Schritt ente fernt waren, rief Ber:
" Jest sollen die Kämpfer sich begrüßen."
" Das meine ich auch."
Sie führten die Böcke gegeneinander vor und ließen sie los. Sie beschnoberten sich ein wenig, legten die Köpfe schief und fingen an, sich leise zu reizen, indem sie die Mähnen erhoben. Sie waren auf dem Sprunge, aufeinander loszufahren. Stampf sollte erst am Nachmittag stattfinden und führten sie zur Da nahmen Per und Christian jeder den seinen wieder der Herde zurück. Als sie sie wegführten, warfen sie beide einen ber stohlenen Blick nach rüdwärts, fie fanden eigentlich beide, daß der Bock des anderen seit dem letzten Jahre unglaublich groß ge worden war.
sammen, das Nähere zu verabreden. Sie waren beide nicht mehr Als sie die Böcke zurückgeführt hatten, trafen sie wieder zu sicher, und darum schnitten fie gewaltig auf und erzählten fich, wie fie das feinste Gras auf der Weide pflücken und es den Böden während der Mittagsruhe geben wollten, und als Per zum Schluß ein Viertel Tabat vorzeigte, tat Christian dasselbe, und noch dazu war seiner vom Aeußersten in der Rolle, während der von Ber nur Einlage war. Dann entstand ein Streit wegen der Hüte; es war ja schon etwas, wenn man sich den feinsten Hut gesichert hatte, für den Fall, daß man den schwächsten Bod bekam. Und dann trennten sie sich, um zur Mittagsruhe nach Hause zu ziehen. ( Schluß folgt.)
Geschichtliche Vorbilder des
Schnapsboykotts.
Die dem Schnapsboykott zu Grunde liegende allgemeine Idee ist nichts Funkelnagelneues. Es lassen fich vielmehr geschichtliche Vorbilder für die jetzige Betwegung anführen, die dartun, daß es möglich ist, die Waffe des Bontotts für allgemein politische Zwede nußbar zu machen. Der Gedanke, auf dem Wege der Boykottierung von bestimmten Waren oder Waren bestimmter Herkunft eine poli tische Wirkung im Kampf gegen Unterdrüdung und Ausbeutung au Während erzielen, ist bei weitem älter, als das Wort Boykott. dieser Ausdruck erst seit einem Menschenalter in Gebrauch gekommen