werden.

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am reichlichsten sein muß, weil dann die ganze Pflanze durch ihre Blätter und Blüten viel Wasserdunst aushaucht; das fortwährend durch die Wurzeleinsaugungen verbrauchte Wasser muß stets erfekt So sehen wir also, taß in der Hyazinthenzwiebel der ganze schöne Bau in der Anlage bereits vorhanden ist, und daß auch die zu ihrer Entwidelung erforderlichen Nahrungsvorräte bereits in ihr liegen und von außen nur Wasser zugeführt werden braucht, um diese Vorräte zum Leben und Wachsen der schönen Blumen tauglich zu machen; daher lassen sich Hyazinthenziviebeln auch in Wassergläsern treiben.

Der Schaft, der die Blüten trägt, ist unbeblättert, denn die Blätter entspringen mit und neben ihm aus derselben Stelle des 3m belkuchens. Vor jeder Blüte steht ein kleines Deckblättchen, wie dies bei vielen Pflanzenarten der Fall ist. Die furzgeftielte Blüte ist vor dem Richterstuhle der Wissenschaft trok ihrer Schön­heit doch eine unvollständige, weil in ihr der Gegensatz zwischen Blumenkrone und Kelch fehlt. Der lettere ist gar nicht vorhanden und man nennt solche Blüten( wohin auch die Lilie, Tulpe, Kaiser­frone gehören) eine Blütenhülle, Perigon oder Perianthium, und zwar eine blumen- oder kronenartige, wenn sie wie in unserm Falle eine Blumenkrone ohne Kelch darstellt. An der Blütenhülle der Hyazinthe unterscheidet man die unten etwas fugelig ange­schwollene Röhre und den aus sechs blumenblattähnlichen zurück­gefrümmten Bipfeln bestehenden Saum, wobei drei dieser Zipfel, abwechselnd etwas größer als die anderen zu sein pflegen; am Grunde umfassen die größeren die kleineren Zipfel etwas. Wenn man die Blütenhülle der Länge nach durchteilt, so sieht man innen etwa auf halber Höhe der Röhre sechs Staubgefäße mit furzem, didem Staubfaden und langem, zweifächerigem Staubbeutel und von der Röhre umschlossen den bauchig- flaschenförmigen Stempel, der auf einem allmählich sich verschmächtigendem Griffel die fnopfige Narbe trägt. Auf dem Längs- und Querschnitt des Frucht­fnotens des Stempels sehen wir in sechs Längsreihen an einem Samenträger befestigt die Samenfnospen, aus denen nach der Be­fruchtung die Samen erwachsen, während dabei der Fruchtknoten zu einer fugeligen, beerenartigen Frucht anschwillt. Sieht man von oben in die Blüte, so erblickt man nur die Spigen der Staub­beutel. Die Blätter sind lang und schmal, überall gleich breit und besiben kein Adernet, sondern längs- und gleichlaufende gerad linige, faum hervortretende Adern.

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Während die Kunst des Parfümisten daß wir für diesen Tausendkünstler noch keinen deutschen Namen haben! beinahe aus allen wohlriechenden Gewächsen die Wohlgerüche zu ziehen und über die Blütenzeit hinaus zu beliebigem Gebrauch zu fesseln weiß, scheint dies mit dem würzigen und erfrischenden Hyazinthen­duft entweder noch nicht gelungen oder wegen der Umständlichkeit der Bucht bisher unterlassen worden zu sein.

Kleines Feuilleton.

Geschichtliches.

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Auffages, baß in diefer Frage immer noch jede bestimmte Stellungs nahme vermieden" werden müsse. Indessen bat Spahn tatsächlich auf Grund neuen Materials einen ebenso interessanten wie fast lücken­lolen Indizienbeweis dafür geführt, daß die leitenden Männer Desterreichs, die Minister wie der Erzherzog Karl  , den Mord beab sichtigt und organisiert haben, um dem Gesandten wichtige Papiere zu rauben, und daß ferner jenes geheime Reinigungs- Protokoll eigens für den Zwed, fünftig einen gutgläubigen Historifer a la Friedjung zu narren, gefälscht worden ist.

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Spahn knüpft an das erste und einzige Geständnis eines österreichischen Würdenträgers an, das wir feit kurzem kennen. Es ist eine Aeußerung Friedrich von Geng's, des ebenso ver derbten wie genialen Schriftstellers der heiligen Allianz, die uns in den am Schlusse des vorigen Jahres veröffentlichten Tage­büchern des Grafen Prokesch von Osten überliefert worden ist. Graf Profesch war ein Vertrauter Geng's und er verzeichnet 1830 in seinem Tagebuch: Mit Genz. zu Tifche.. Der erste Anstoß, daß der damalige preußische Kriegsrat und Herausgeber des Politiichen Journals" in unsere Dienste trat, war ein Aufsatz von ihm, de bona fide, zur Verteidigung des Sages geschrieben, daß der Gesandtenmord zu Rastatt   nicht österreichischerseits an befohlen worden sei, 15 Jahre später erfuhr ich das Gegenteil!" Es ist den Geschichtsforschern längst bekannt, daß gewisse kompromittierende Atten verschwunden sind. Im Jahre 1804 schrieb der Nachfolger Thuguts, des österreichischen Ministers zur Zeit des Rastatter   Kongresses, Graf Cobenzl   an den Grafen Colloredo: Mir ist aus glaubwürdiger Quelle versichert worden, daß bie mit der Redaktion der Geschichte des legten Krieges beauftragten Offiziere des Generalstabes Aftenstüde in Händen haben, die sie in den Stand sezen, alles im Detail kennen zu lernen, was zu dem traurigen Ergebnisse Anlaß gegeben hat. Man fügt dem sogar hinzu, daß sich unter den Papieren ein Billett von Thugut   befindet, was ihn auch mit verwickelt; diefer lettere Umstand scheint mir eine verleumderische Erfindung des Uebelwollens; immerhin follten Papiere, die sich auf diese unglückliche Begebenheit beziehen, nicht von so vielen Leuten gefannt sein, und es wäre möglich und notwendig. diese Papiere aus den anderen für die fragliche Geschichte bestimmten Atten zu entfernen." Von diesen Bapieren fehlte bisher jede Spur. Spahn hat nun unbekannte Schrift stücke eingesehen, die von dem sehr geschäftigen Agenten Frankreichs  in jener Zeit, Theobald Vocher, stammen. Bocher, der auch französischer Spion auf dem Regensburger   Reichstage war, hat 1800/1801 mit Talleyrand   und dem ersten Konjul Napoleon   über den Erwerb von Aften über den Rastatter   Mord verhandelt, die den Desterreichern ge­stohlen waren. Aus der ausführlichen Inhaltsangabe Bochers geht hervor, daß fie identisch mit den Papieren sind, von denen vier Jahre später Graf Cobenzl schrieb. Das Geschäft tam mit Frankreich   nicht zu­stande, und Desterreich hat dann offenbar die ihm entwendeten Papiere getauft, um fie alsbald verschwinden zu lassen, damit sie nicht die , andern für die fragliche Geschichte bestimmten Aften" stören. Kurze Zeit lang waren sie noch vorhanden, dann versenkte sie der Befehl des österreichischen Ministers in ewiges Dunkel und übrig blieben nur die für die Geschichte bestimmten" Aften eine liebenswürdige diplomatische Wendung für gefälschte" Aften. Zu dieien eigens bestimmten" Aften gehört auch das Cristesche Protokoll, für dessen Unechtheit außerdem zahlreiche innere und äußere Gründe sprechen. Durch die Bocherschen Schriftüde aber schließt sich der Ring der vielen Indizien für die Schuld Desterreichs. Aftronomisches.

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Gefälschte Geschichtsurkunden. In dem Wiener Prozeß Friedjung ist die Tatsache enthüllt worden, daß der leitende Staatsmann eines großen Reiches mit ungeheueren Opfern einen Strieg vorbereitete, weil er auf lächerlich plump gefälschte Aftenstüde Hineingefallen war. Staatsmänner, die Aftenstücke fälschten oder Wandernde Sterne. Der Ausdruck Wandernde Sterne" fälschen ließen, um einen gewollten Strieg zu provozieren, und gleichzeitig als berechtigte Vertreter zu begründen, sind der Geschichte ift insofern nicht ganz zutreffend, als er keine Besonderheit ausdrüdt, nicht unbekannt; das gilt auch für innere Kriege gegen revolutionäre weil ja alle Himmelskörper auf der Wanderschaft begriffen find. Bewegungen. Aber der Ruhm, auch als Dipe(?) un- Auch die Figsterne, die ihren Namen von der gegenteiligen Voraus fäglich roher Fälschungen beinahe die Entzündung eines fegung erhalten haben, erscheinen bekanntlich nur feststehend, weil Weltbrandes begonnen zu haben, blieb dem österreichischen Herrn wegen ihrer ungeheuren Entfernung ihre oft unvorstellbar schnelle von Aehrenthal   vorbehalten. Es ist immerhin ein Zeichen Bewegung innerhalb kürzerer Zeiten für unsere Beobachtungs­für die fortschreitende Moralisierung der österreichischen Diplomatie, mittel ummerklich ist. Dennoch hat ein bedeutender Astronom, in bon wandernden Sternen daß ihre verantwortlichen Genies lieber als Dummköpfe und Tölpel Professor Turner, einer be denn als Fälscher und Verbrecher erscheinen wollen. Indessen flingt sonderen Bedeutung gesprochen. Im Laufe der Jahrhunderte, diese Geschichte vom mangelnden Dolus einigermaßen unösterreichisch. in denen eine genauere Beobachtung der Sterne möglich Denn gerade zum Hansrat der Habsburgischen Politik gehört die gewesen ist, hat man in einigen Gruppen schon deutliche Ber So namentlich ben schlechten Zweck beiligende Fälschung. Und fürzlich erst hat schiebungen der einzelnen Sterne feststellen können. Professor Martin Spahn   in einem Aufsatz der Deutschen   Rund im Sternbild des Stieres, wo in einer bestimmten Gegend die schau" in einer an Geriffenheit grenzenden Wahrscheinlichkeit be- Sterne fich einander zu nähern scheinen, während sie sich wahr Mit welch un wiesen, daß Desterreich sogar für die eigenen Geheimarchive, also zur scheinlich doch in parallelen Bahnen bewegen. Beeinflussung des zweifelhaften Weltgerichts, in dem die archiv- geheurer Geschwindigkeit diese Bewegungen erfolgen müssen, Stöbernden Geschichtsschreiber das Urteil im Namen der Nachwelt läßt sich daraus schließen, daß dieser Sternhaufen jett noch mehr als. 120 Lichtjahre bon fprechen, gelegentlich Aftenstücke fälscht. der Erde entfernt

Es handelt sich um die Verantwortung Desterreichs für die ist. Ein Lichtstrahl braucht also mehr als drei Menschen Niedermezzelung des Gesandten der französischen   Republik   zum alter, um von dort zu uns zu gelangen. Daraus folgt auch, Rastatter Kongreß im April 1799. Die Schuld der leitenden Ber- daß heute die Verhältnisse in jener Himmelsgegend schon fonen Desterreichs an dem durch österreichische Husaren verübten ganz andere find, als unser bloßes oder bewaffnetes Auge fie uns Gesandtenmord ist immer behauptet, aber bisher niemals zwingend zeigt. Heute nimmt der Stern an der Himmelstugel eine Fläche ein, und unwiderleglich nachgewiesen worden. Und seitdem es dem wie sie bergleichsweise der Ausdehnung von Indien   auf der Erdkugel österreichischen Militärschriftsteller Criste 1899 gelungen war, ein im entspricht. Man hat aber schon berechnet, daß die Sterne dort nach Wiener   Haus, Hof- und Staatsarchiv aufbewahrtes umfangreiches etwa 65 Millionen Jahren so weit zusammengerückt sein werden, daß Protokoll" der militärischen Untersuchung vom Mai 1799 zu ent- fie einen ganz dichten Haufen bilden, dessen Ausdehnung im Ver­becken und zu beröffentlichen, schien Desterreich sogar nahezu von hältnis etwa ebenso groß sein würde wie die Fläche des Fürstentums dem Verdacht entlastet. Auch Spahn meint am Schlusse seines Reuß jüngere Linie. Berantw. Redakteur: Richard Barth  , Berlin  . Drud 7. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt aut Singer& Co., Berlin   SW.

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