hat da gar keinen Platz. Aber wozu auch? Denn man nur ver- dient l Ich verdiente auch wirklich. ES ging mir gut. Wer ich hatte keinen Spaß mehr dran. An nichts I Als ich ungefähr zehn Häuser vertäust hatte, machte mir mein Chef den Vorschlag, als Kompagnon einzutreten. An dem Tage, als ich unterschreiben sollte, starb meine Frau." Ihre Frau?" fragte ich erschreckt.Und wie war das mittler- weile geworden?" Ja, diese letzten Jahre waren schrecklich. Seit der Geburt hat sie sich nicht wieder erholt. Ich sagte Ihnen doch, daß sie in der jüdischen Familie Amme geworden war. Nach einigen Wochen be- kam sie das Fieber. Es hieß, die Milch sei ihr zu Kopf gestiegen. Sie konnte nicht mehr nähren. Das Kind wurde krank. Die Leute warfen mir vor, ich hätte von der Krankheit meiner Frau gewußt. Ich hatte keine Ahnung davon gehabt. Trotzdem nahmen sie sich chrer an. Sie hatten sie gern und schafften sie auf ihre Kosten ins Krankenhaus. Ich konnte ja nichts tun. Sie lag anderthalb Jahre. Als sie wieder herauskam, war sie vollständig gebrochen. Mit einundzwanzig Jahren! Die Aerzte sagten, sie wird nicht wieder gesund! Es kann morgen zu Ende sein. Es kann auch noch ein paar Jahre dauern. Borhersagen läßt sich das nicht. Das waren die Folgen der Geburt und der Not zu- gleich. Sie hatte ein unheilbares Nierenleiden. Sie kränkelte und kränkelte. Natürlich war sie reizbar und verdrießlich wie alle Kranken. Tolstoi hat recht, die Liebe ist weiter nichts als Sinn- lichkeit! Sinnlichkeit und Egoismus, das find die Grundlagen, auf denen jedes Zusammenleben beruht. Jeder Teil sucht seinen Vor- teil. Fällt das weg. dann wird die Ehe zur Hölle. Allmählich fing ich an. meine Frau zu hassen! Wenn ich sie ansah, stieg es mir auf! Ich konnte sie nicht essen sehen! Jede Bewegung war mir widerlich, die sie machte! Ich haßte sie, wie meinen Todfeind! Aber ich zeigte ihr das nicht. Ich durfte ihr es nicht zeigen. Sie konnte doch nichts dafür. Das wollte heraus und schrie! Aber ich hielt ihm den Mund zu und bändigte est Das dauerte vier Jahre! Allmählich kam ich auf den Stand- Punkt, da sagt man nichts mehr. Ich hatte gar nicht mehr das Bedürfnis. Ich war ganz abgestorben. Wir lebten so nebenein- ander. Das einzige waren die Kinder. Es war trotz allem noch zwei gekommen. Ich hatte abgeschlossen. Ich hatte keinen Wunsch mehr und keine Leidenschaft. Auch die Dollars machten mir nicht mehr Spaß. Da starb meine Frau. Sie war fünfundzwanzig Jahre alt geworden. Sie hat nie erfahren, wie mir eigentlich zumut gewesen ist! Ich Hab' ihr das wirklich verheimlicht...!" Wie sind Sie eigentlich zurückgekommen?" fragte ich nach einer Pause. Wie gesagt, ich sollte gerade den Kontrakt als Kompagnon unterschreiben. Ich hatte die Wahl, in Amerika   zu bleiben oder nach Deutschland   zurückzugehen. Blieb ich da. dann riskierte ich, daß eines Tages alles umsonst gewesen war. Man kann da seiner Sache nie ganz sicher sein. Ich mußte den Kriegszustand in Perma­nenz erklären. Das wenige, was ich noch vom alten Menschen hatte, ging dann auch drauf. Aber das war mit einemmal wieder auf- gewacht. Und dann wollte ich meine Kinder in Teutschland er- ziehen lassen. Ich entschloß mich kurz, brach meine Beziehungen ab und kam zurück. So bin ich hier. Es lebt sich hier besser, trotz aller Vor- urteile, die man in Kauf nehmen muß. Mein Vermögen ist nicht groß. Dazu war ich nicht lang genug drüben. Das sollte erst noch kommen! Aber es konnte ebensogut verloren gehen! Für die nächsten Jahre reicht's hin, und für die Erziehung meiner Jungens. Nachher bin ich fertig. Dann Hab' ich nichts weiter zu tun." Und erwarten Sie wirklich nichts mehr vom Leben?" Nein! Das System dort drüben hat mich ruiniert. Dies ver- fluchte System, das die Menschen zu Bestien macht! Ich bin mir zetzt vollständig klar darüber, auch theoretisch. Sie wissen, ich be- schäftigte mich sehr viel damit. Ich will nur wissen, wie das mit dem System noch wird. Darum interessiert mich die Zukunft. Nennen Sie es Neugierde oder wie Sie wollen! Ich bin dahin gekommen, keinem Menschen mehr was vorzuwerfen! Ich begreife alles. Ich halte mich nur an das System. Das muß weg! DaS möchte ich noch erleben! Sonst ist mir alles gleich. Dies nieder- trächtige System...!" Und er hielt meine Hand und drückte sie in der seinen und schritt von bannen, gesenkten Kopfes. Ich aber stand und blickte der untersetzten Gestalt nach, lange, lange, in die Dunkelheit, darinnen sie untertauchte, tiefer und tiefer. BUfctnfcbc fifcbe. Trotzdem die Nutzbarmachung der Elektrizität erst dem lg. Jahr- hundert vorbehalten war. hat mau schon in der ältesten Borzeit die Wirkung elektrischer Erscheinungen beobachtet, wie die des Blitzes, der Anziehungskrast des Magnersteins, des geriebenen Bernsteins und der elektrischen Fische. Im Mittelländischen Meere, besonders an den Küsten von Italien   und Griechenland   find die elektrischen oder Zitterrochen sebr verbreitet. Dieser Fisch teilt bei seiner Berührung elektrische Schläge von solcher Stärke aus, daß der Arm eines Mannes davon eine Zeitlang gelähmt wird. Diese elektrische Kraft wurde schon von griechischen und römischen Aerzten zu Heilzwecken bcmitzt, die als Mittel gegen migräneartigen Kopfschmerz empfehlen, einen oder mehrere lebende Zitterrochen auf die leidende Stelle zu legen. DaS Slezepk stellt damit die erste Anwendung der Elektrizität in der Herlkunde dar, Si« bekanntlich heute ein großer Faktor in der Medizin ist. Viele alte Schriftsteller haben versucht, die konfuse, betäubte und zittrige Empfindung auszudrücken, die durch den Schlag des Fisches in dem betroffenen Teil hervorgerufen wird. DaS Tier benutzt die Wirkung seiner Schläge zur Abwebr von Feinden und zur Erlegung seiner Beute. Seine elektrische Kraft ist so stark, daß selbst Fischer, die ein Netz mit lebenden Zitterrochen ans Land zogen, wie von einen, Schlage getroffen wurden und manchem harmlosen Angler mittels der Angelschnur die lähmende Wirkung des elektrischen Stromes zu- geleitet wurde. Ein elektrischer Fisch, der im Gegensatz zu dem Zitterrochen im Süßwasser lebt und in allen Flüssen Afrikas  , besonders im Nil vor- kommt, ist der elektrische Wels. Auck dieser Fisch wurde schon frühzeitig zu Heilzwecken verwandt, wie der Jesuit Godigo erzählt, der im 16. Jahrhundert eine Reise nach Abessinien unter» nahm und dort beobachtete, wie die Aethiopier den Fisch benutzten, umdie Dämonen auszutreiben", worunter unzweifelhaft Nerven- krankheiten zu verstehen find. Godigo sagt, daß wenn man einen lebenden Zitterwels auf einen Hausen toter Fische legt, und er sich darin beweg:, die von ihm getroffenen Tiere wie von neuem Leben ergriffen, zuckende Bewegungen machten. Ein im 12. Jahrhundert lebender Arzt Abd-Allanf. der in Bagdad   wohnte, beschreibt die Wirkung des elektrischen Schlages vom Wels ebenso wie bei dem Zitterrochen, und erwähnt, daß Schwimmern die Elektrizität des Welses so stark mitgeteilt wurde, daß sie wie betäubt waren. Der Toscaner Francesco Redi  , der ebenso bedeutend als Arzt. wie als Naturforscher und Dichter war, fand im Jahre 1S6S bei einem lebend gefangenen Zitterrochen, den er zergliederte, dieelektrischen Organe", wie sie heute heiße», und die ersichelförmige Körper oder MuSkeln" nannte. Er verfaßte eine vortreffliche physiologische Beschreibung über den Zitterrochen, deren Richtigkeit von späteren Forschern in allen Teilen ihre Bestätigung fand. Zu derselben Zeil, als Redi seine Forschungen über den Zitterrochen machte, kam die erste Nachricht von einem dritten, mit Elektrizität ausgestatteten Fisch nach Europa  , nämlich von dem in südamerika  - nischen Flüssen lebenden elektrischen Aal. der unter den drei Fisch- arten mit der größten Dosis elektrischer Kraft ausgerüstet ist, die mit seiner großen Körperdimension im Einklang steht. Alexander v. Humboldt gab in seiner Rcisebeichreibung interessante Einzelheiten eines Kampfes von elektrischen Aalen   mit Pferden. Die furchtbare Gewalt der elektrischen Entladungen dieser Tiere belogt die von Humboldt mitgeteilte Tatsache, daß man bei Uritucu einer Landstraße eine andere Richtung geben mußte, weil die Zitteraale sich in eine», Flusse so vermehrt hatten, daß sie alle Jahre eine Menge Maultiere, die belastet durch den Fluß wateten, umbrachten. Die füdameri- konischen Indianer nennen die AaleArnnna", das heißtder die Bewegung raubt". In Surinam   in Slldamerila wurde der Ztiteraal wie anderen Ortes Wels und Roche   als Heilmittel gegen Lähmungen benutzt. Der elektrische Aal besitzt nicht die starke Leibesmuskulatur unserer einbeimischen Aale. Bei ihm besteht fast der ganze Körper vom Hinterende deS Kopfes bis zur Schwanzspitze aus den elektrischen Organen, die in zwei Paaren, einem größeren oberen und einen: kleineren unteren, langö der Wirbelsäule angeordnet find. Die biologische Frage nach einer Erklärung der elektrischen Organe dieser Zitterfische ist letzten Endes noch ungelöst. Sie war ein Steckenpferd Du BoiS-ReymondS, der in seinen Vorlesungen nie verfehlte, lebende Zitlerfische vorzuführen, die er für schweres Geld importieren ließ. Jetzt hat sich übrigens der SpezialHandel der Sache bemächr.gt; so hielt Schreiberin dieses neulich in der Aquarinmabteilung eines hiesigen Warenhauses einen singerlangen elektrischen Wels in der Hand bis er sich durch eine unerwartet peinliche Entladung aus der für ihn nicht behaglichen Situation befreite. Du Bois-Rcymond lehrte, daß die elektrischen Organe nicht einheitlich seien, sondern aus ungezählten übereinandcrgeschichteten Platten beständen, von denen jede für sich einen elektromotorischen Apparat darstelle. Die Entladung wirkt natürlich mit vereinter Kraft und ist bei einem Aal, der unter Umständen MannSlänge und Scbcnkeldicke erreichen kann, beträchtlich genug, um alles Lebend« in verhältnismäßig weitem Umkreise des leicht leitenden Wassers zu betäuben. Es entsteht die Frage, warum der Zittcrfisch, der sich selber in der vallsten Stromkctte befindet, nicht an der eigenen Entladung zu Grunde geht. Aber das ist so eine Doktorsrage. Das elektrische Organ, das also in seinem Aufbau etwa der bekannten Voltaichen Säule gleicht, ohne mit ihr identisch zu sein, ist in seiner Wirksamkeit, wie alles animalisch sich Regende, abhängig vom Bor- handensein eines speziellen und komplizierten Nervensystems. Zu jeder Endplatte führt eine Nervenfaser, die sich nach rückwärts, nach Rückenmark und Gehirn zu, entweder mit andern, eben- solchen zu Kabeln vereinigt, oder die aus der Verästelung einer einzigen, ungeheuer starken Nervenfaser hervorgeht. Als Zentral- organ besitzt dann das Gehirn einen besonderenelektrischen Lappen", oder alle Willensnnpulse gehen von einer einzigen, mit bloßem Auge bequem sichtbaren Ganglienzelle aus. Der Fischwill" also zuerst, und danach erfolgt, nach Ablauf einer meßbaren Zeit, die Entladung, es sei denn, daß er schon durch Ermüdung geschwächt ist. Genau der gleiche Vorgang wiederholt sich beim Spiel unserer Muskeln, weshalb man auch die elektrischen Organe für eine Abart der Muskeln erklärt und allerhand darwinisiische Schlüsse daraus ge- zogen hat. Auch hiermit kommen wir nicht sehr weit. Wir scheu nur folgende Analogie; 2>/z Pfund Wasser, Salze und Eiwech-