>rt zu übertragen. Die Schwalben lassen von der Dachfirst ihr Liebchen vor den Ohren der Geliebten ertönen und unterstützen den Frohlaut ihrer Kehle mit anmutigem Flugspiel. Der tropische Tagichläfer klatscht mit den Flügeln, vollführt seine graziösen Schwenkungen und lästt dazu seine sanften Weisen hören, die ihm nur in dieser Zeit geläufig sind. Der Flug der Tauben entfaltet sich in der Zeit der Werbung zu wundersamen Neigen, und ihr anmutiges, zärtliches Gelose, das sie Brust an Brust geschmiegt vollführen, ist den Dichtern mit Recht ein beliebtes Beispiel. Die Finken flattern leidenschaft- lich umher, anstatt zu fliegen, und schmetten» ihr jubelndes Lied in die Lüste. Die Ammern haben alles sittige Fliegen verlernt und üben «mlde Bajazzosprünge in der Lust, dabei wiederholen sie ihr med- licheS Verschen, das JuliuS Molen so reizvoll übersetzt:.Wie, wie Hab' ich Dich lieb 1" Das Pochen der Spechte tönt lauter, das Hüpfen der Kraniche ist lebhafter und die Bachstelze trippelt schwänz- wippend uni ihr Liebchen herum. Die Hühnervögel, die keine eleganten, eindrucksvollen Flugreigen aufführen können, gebe» ihrer rauschartigen Leidenschaft durch einen Tanz Ausdruck, den der JägerBalze" nennt. Verstärkt wird die Anmut der Balze durch den zu ihrer Zeit am schönsten bestellten Federschmuck der männlichen Vögel. Unser Auerhahn sucht sich zur Balze einen starken Ast aus, von dem aus er in immer schnellerem Tenrpo sein Schnalzen ertönen lägt, vom Waidmann   das.Vers- und Gesetzclmacben" genannt. Mit radartig ausgebreitetem Schwanz, gesenkten Schwingen und erhobenem Kopfe tänzelt der Vogel auf seinem Ast umher, macht Knche und Verbeugungen und ist in seiner leidenschaftlichen Balze so sehr aller Erdensorgc» entrückt, daß er sich nach Aussage erfahrener Jäger nicht in seinem Liebesspiel stören lästt, wenn nur Feuer und Knall erfolgen, ohne datz ihn ein Schrot- korn trifft. Seine natürliche Vorsicht ist untergegangen in einem stärkeren Gefühl, und dies benutzt der Jäger zu seinem Vorteil. Dem Auerhahn ähnlich balzt auch der Birk- oder Spielhahn, nur führt er seinen noch heftigeren Liebestanz zu ebener Erde aus, purzelt übereinander, schlägt wild mit den Flügeln und begleitet sein tolles Gebaren mit eigentümlich schleifenden Tönen. Die Fasanen, Hasel- und Schneehühner balzen ebenfalls, alle aber über- trifft der Hornhahn im südöstlichen Asien   an leidenschaftlichem Aus- druck zur Zeit der Balze. Der schönste Ausdruck der Liebeswerbung der Vögel ist ihr Gesang, der ihnen nie so kunstvoll und rührend gelingt, als in der Minnezcit. Einige, und gerade die tüchtigsten Sänger, finden nur in dieser Zeit im Gesang ein Mittel, die Mitwelt an ihrem Innen- leben teilnehmen zu lassen. Von den Nachtigallen singt der Dichter mit Recht: .Willst du nach den Nachtigallen fragen, Die mit seelenvoller Melodie Dich entzückten in des Lenzes Tagen... Nur so lang sie liebten, sangen sie!" Aber den Weibchen genügt oft weder Flugreigen, Gesang, noch Balze zur endgültigen Wahl, sie wollen, jenen sagenhaften Helden- töchtern gleich, Blut sehen. Kühl schaut das Weibchen zu, wie die bis zur Todesverachtung erregten Männchen mit Schnabel und Klauen auf einander einhacken. Im bunten Wirbel stieben die Federn umher, und wenn einer der Streiter blutend die Flucht er« greift, so stürzt der andere wütend hinterdrein. Bald entbrennt der Kampf von neuem, bis endlich einer der Kämpen Sieger bleibt und sich als SicgeSpreis der Gunst des Weibchens erfreuen kann. Hat sich ein Vogelpärchen zusammengetan, so geht es unverzüglich an den Nestbau. Entweder eS verbirgt sein Glück vor den Augen der Artgenossen oder dem Spürsinn feindlicher Wesen in lauschiggrüner Waldeinsamkeit, im Gebüsch eines Baches, oder es tut sich mit vielen Seinesgleichen zusammen, und die Bewohner solcher Brutkolonien sind oft so zahlreich, daß man sich nur eine Vorstellung davon machen kann, wenn man sie mit eigenen Augen gesehen hat. Die Sicdelungcn der Schwalben am Nil, der Webervögel, der Republi- kaner, der Reiher und Scharben in den ungarischen Sümpfen werden trotz ihrer Fülle von Lebewesen bei weitem übertroffen von den Vogelbergen des Nordens, auf denen dichtgedrängt Möwen, Lummen, Seeschwalben, Sturmvögel, Alken  , Scharben, Taucher usw. usw. alle Felsspalten. Vorsprünge', Ausbuchtungen und Gipfel benutzt haben. um ihre Rester zu bauen. Sie erfüllen die stille Einsamkeit des hohen Nordens mit einer Ueberfülle von Bewegungen und Töne», von der Worte keine Vorstellung geben können. Kleined feuiUeton. Hygienisches. Verhütung von Stottern. Mögen die Ansichten über die Ursache des Stotterns noch so verschieden sein, aber darüber herrscht Einigkeit, dast zur Verhütung deS StotternS viel getan werden kann, und zwar in Schule und Haus in gleich hohem Matze. Besonders wichtig ist in dieser Beziehung die Zeit der Sprach- entwickelung, die Zeit der ersten Schuljahre. Da ist die Sprach- entwickeluug schneller als die Sprachferttgkeit, der Gedankengang des kindlichen Geistes rascher als die Bewegungsfähigkeit der Sprach- organe. Der Geist eilt voraus, die Sprache bleibt zurück. Dabei ninimt das Kind bei irgend einem Laute, irgend einer Lautverbindung Anstoß; ein gewisses Angstgefühl befällt es, sobald später der Laut wiederkehrt. Neue Klippen, neue Hinderniffe stellen sich noch ein; die Furcht steigert sich; das Stötten  , ist da. Da heißt es. gleich Hand ans Werk legen. Vor allen Dingen suche man das Vertrauen und das Selbstverttauen zu erhalten: man rede er« munternd und aneifernd auf das Kind ein. Die geringsten Leistungen und Fortschritte im Sprechen erkenne man lobend an; man überzeuge es wiederholt, daß eS glatt und fehlerstei sprechen kann, wenn es nur Mut, nur Energie zeige. Man bewahre selbst bei seinem Vorgehen strenge Ruhe und fordere gleiches vom Kinde. Härte und strenge? Dazwischensahren sind vom Hebel; sie schaden mehr, als sie nützen. Man laffe daS Kind nicht sprechen, wenn es aufgeregt ist. Der Stimmeinsatz sei leise. die ganze Tonlage eine mittlere. ES darf nichts gewährt werden, wenn nicht fehlerfrei gesprochen worden ist. Die scheinbar größte Strenge ist hier die größte Liebe zu den Kindern. Kontrolliert und korrigiert man, wie gesagt, gerade in dieser Zeit die Sprache deS Kindes aufs peinlichste, so wird die Mühe insofern reichlich belohnt, als das Kind vor dem Stottern mit seinen unangenehmen Folgen bewahrt bleibt. Geographisches. Daß Pflanzen- und Völkergrenzen vielfach mtt- einander übereinstimmen, weist Prof. Dr. Scharfetter inPetermanns Geographischen Mitteilungen  " an einigen treffenden Beispielen nach. Es sind wohl in erster Linie wirtschaftliche Gründe, die diese auf den ersten Augenblick frappierende Uebereinstimmung hervorriefen. Häufig sind Pflanzenvereine. Vegetationsstrccken wie undurchdring- licher Sumpfwald  - ein unmittelbares Hindernis für die Ausbreitung eines Volkes, das erst die fortschreitende Kultur allmählich hinweg- räumt. Andere Pflanzen sind Hauptnahrungs- oder Erwerbs- pflanzen eines Volkes, gedeihen aber nur in ganz be» stimmten Gebieten; damit ist auch der Berbreitungsbezirk für das betreffende Volk gegeben. So finden sich die Kulturreste aus der Steinzeit und der vorrömischen Metallzeit im mittleren Europa   nur in den alten Steppenbezirken, in denen ein Ackerbau mit den damaligen primitiven Geräten möglich war. Unser« heutigen Getreidefelder sind nichts Iveiter als eine Art modifizierter. künstlich kultivierter Steppe. Auf dieser Kulturstufe bildete der Wald die wirtschaftliche und Stammcsgrenze. Erst in der Römer- zeit begann man mit der Rodung der Wälder, als die ver- mehrte Bevölkerung eine erhöhtere Ausnutzung des Boden? er- heischte. Und zwar wurden die Laubwälder zuerst ausgerodet; einen überraschenden Beweis dafür bieter der Limes, die römische Wall- und Befestigungsanlage, die sich vom Rhein   über Main   und Donau   bis nach Ungarn   hinein verfolgen läßt. Dieser läuft fast genau parallel mit der Grenze deS fränkisch-germanischen Radelwald- gebietes. Im nordwestdeutschen Flachland deckte sich im Mittelalter die Grenze des Nadelwaldes mit der der Verbreitung der Slaven  . Im Gebirge findet die Rodung deS Waldes zugunsten eine» inten« siveren Ackerbaues eine andere Grenze, die Höhe, bis zu der Getreidebau möglich ist. Daher die verhältnismäßig spärliche und späte Besiedelung derGebirge. Eine Pflanze, deren Verbreitung die früherenGrenzeneincr großen Nation sehr deutlich bezeichnet, ist die Dattelpalme. Die Araber nahmen sie mit sich bi? Indien   im Osten und Spanien   im Westen, so wenig vermochten sie sich von ihrem wichtigsten Heimat- lichen Hauptnahrungsmittel zu trennen. Fast möchte eS daher scheinen, als ob die Araber nur so weit ihre Eroberungen aus» dehnten, als der Anbau der Dattelpalme sich ermöglichen ließ. Ebenso auffallende Pflanzengrenzen finden sich in den Alpen   da, wo Deutsche  , Italiener  , Franzosen  «nd Slowenen zusammenstoßen. Technische?. Lufterneuerung in Straßenbahnwagen. Aus Amerika   kommt die Nachricht von einer praktischen Einrichtung für Straßenbahnwagen, in denen man besonders bei feuchtem Wetter oft unter der schlechten Luft im Wagen zu leiden hat. Nach einer Mitteilung in derElektrotechnischen Zeitschrift" sind nämlich die neuen Wagen der Chicagoer   Straßenbahn mit einer Anlage für st ä n d i g e Lufterneuerung versehen. Ein auf dem Perrondach am Oberlicht aufgestellter, elektrisch betriebener Ventilator saugt ständig aus einem breiten Kanal die verbrauchte Luft nach außen ab. Der Kanal ist im Wagen unmittelbar unter dem Laternendach angebracht und steht mit dem Wagenimiem durch gleichmäßig verteilte Oeffnungen in Verbindung, so daß die schlechte Luft tatsächlich aus allen Teilen des Wagens entfernt wird. Die von außen kommende Frischluft strömt durch Oeffnungen im Fußboden, die sich unter den Wagensitzen befinden ins Wageninnere. Die Luftgeschwindigkeit ist so gering gewählt, daß kein lästiger Zug bemerkbar ist. Im Winter bestreich: die Frischluft die gleichfalls unter den Wagensitzen an- geordneten elektrischen Heizkörper, sodaß sie angenehm vorgewärmt wird. Die Anordnung soll sicb gut bewähren, sodaß weitere Ver- suche im Jntereffe des Großstädters liegen, der gezwungen ist regelmäßig für längere Zeit dieElektrische" zu benutzen. Lttt. Birantw. Redakteur: Richard Barth  , Berlin. Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanitalt Paul Singer SrEo..Berlin   SW.