entpuppte ft(S als Billy, der vergnügt wedelte und ihm mit seinerwarmen, feuchten Zunge quer über das Gesicht leckte.Und wieder hatte Buck etwas Neues gelernt. So also machteman es! Mit Eifer ging er an die Arbeit, ein tiefes Loch zugraben, schlüpfte hinein, rollte sich eng zusammen, und als dieWärme seines Körpers den kleinen Raum angefüllt hatte, schliefer fest ein; nur ab und zu knurrte und bellte er halblaut, wenn dieErlebnisse des langen, ereignisvollen Tages sich in seine Träumestahlen.So schlief er bis in den hellen Morgen, als im Lager schonlängst alles munter war. Er mutzte sich erst besinnen, wo er eigent-lich war, denn es hatte die ganze Nacht geschneit, und er war unterdem Schnee vollständig begraben. Ueber und neben sich fühlte eretwas Unbekanntes. Eine große Angst überfiel ihn plötzlich, dieFurcht, in eine Falle geraten zu sein.Es war ein merkwürdiger Fall von Atavismus, dieser Beweisder Vererbung aus der Erfahrung seiner Voreltern, denn er selbstwar als zivilisierter, ja sogar ungewöhnlich zivilisierter Hund niein die Lage gekommen, eine Falle kennen zu lernen. Unwillkürlichsträubten sich seine Haare, seine Muskeln spannten sich, und miteinem wilden Geheul sprang er auf, hinein in den hellen Tag, daßder Schnee emporstob. Aber noch ehe er wieder auf den Fützenwar. wußte er, wo er war. Wie ein Blitz war die Erinnerung ge-kommen an alles, was er erlebt hatte von dem Augenblick, als ermit Manuel durch die Felder ging bis zu der Nacht, als er das Lochim Schnee grub.Ein Ruf von Franqois brachte ihn vollends zu sich.„Weiß dieTeifel, dieses Hünd lernen schneller als eine andere."Perrault nickte. Als Bote der kanadischen Regierung, derimmer wichtige Nachrichten zu übermitteln hatte, freute er sich,wenn gute Hunde ihm den Dienst erleichterten, und von allen seinenErwerbungen war es Buck, an dem er seine besondere Freudehatte.�Fortsetzung folgt. H(Nachdruck verboten.»8uic neue Sittengescdicbte.i.In diesen Wochen sind es zehn Fahre her, daß hauptsächlichdurch die körperliche Aufopferung der sozialdemokratischen Reichs.tagsfraktion das Zustandekommen der koniplettcn Lex Heinze der-hindert und damit vorläusig der immer noch schlanke Halsumfangder neun Musenjungfern von den würgenden Fingern der ultra-montanen Vergewaltiger befreit blipb. Durch die Reihen allerernsthaft um die Blüte unserer geistigen Kultur Besorgten gingdamals ein fröhliches Aufatmen, und mau hätte meinen sollen, daßdie Schriftsteller und Künstler, die doch in einem allerseits gebilligtenund vielsach beneideten Konkubinat mit besagten neun Jungfernleben, mit Tränen heiliger Entrüstung im Aug fortan ihren Retternnur Dankeshymnen anstimmen und jedenfalls wenigstens zur Er-kenntniS der eigenen Lage durchdringen würden. Aber das Klaffen-bewuhtsein ist gering und die soziale Schlafmützigkeit leidet enormin einem Stande, der-zwar meistens nichts zu essen hat, dafür aberdas Weltall mit einem Atömchen seines Geistes in die Luft zusprengen glaubt und in jedem neuen Büchlein(gedruckt auf Kostendes Herrn von Maecenas) das Brennglas der gesamten Zivilisa-tion erblickt. Hätten die wahren Künstler nicht den milderndenUmstand für sich, daß sie durchweg große Kinder sind, so möchteman fast dafür plädieren, sie ihrem lyrischen Dusel zu überlassen,bis sie Herr Dr. Hermann Roeren(o Teutschland, auch dieser einCherusker l) aus den Armen der Konkubinen reißt und mit keuscherMännerbundSfauft in die einsame Selbstgenügsamkeit hinterschwedische Gardinen transportiert. Bevor also diese großen Kinderzu Erwachsenen werden, müssen schon andere Sachwalter den Schildüber sie halten. Einer der wackersten Kämpen, der noch stets gleichmit Haubitzen und Granaten gegen die Dunkelmänner auffuhr,ist Eduard Fuchs.Seine neue.Illustrierte Sittengeschichte vomMittelalter bis zur Gegenwart" ist sein reifstes undim wahren Sinne des Worts ein groß angelegtes Werk. Es er-scheint bei Albert Langen in München, in Lieferungen zu 1 Mk.,und wird vollständig 3 Haupt- und 3 Ergänzungsbande umfassen.Letztere enthalten ein etwas freieres, aber für die ernsthafte Er«kenntnis der Wirklichkeit höchst wichtiges und notwendiges Mate-rial zur Sittengeschichte; werden indessen an Jünglingsvereine derfrumben Klerisei und sonstige unwissenschaftliche Bonzen nicht ab-gegeben.Natürlich ist die oben erwähnte Beleuchtung der Lex Heinze-Mackierci nur ein unausgesprochener Ncbeneffckt der umfassendenDarstellung. Es ist ein Fazit, das der Leser von selber zieht, wenner an der Hand von Fuchs aus den Niederungen gegenwärtigerBorniertheit auf den freien Berg der weiten Umschau gestiegen istund den Wechsel der Zeiten und Völker mit raschem Rundblick er-mißt.Analysieren wir den Inhalt des Werkes, soweit es bis jetzt vor-liegt, d. h. ungefähr bis zur Hälfte. Da ergibt sich zuerst als Auf-gäbe einer Siltengeschichtsschreibung der planmäßige Wiederaufbauder vergangenen Wirklichkeit aus ihren jeweils charakteristischenErscheinungen. Zu betonen ist aber sogleich, daß et keine Sitten»gesetze gibt, die unabhängig von Raum und Zeit unsere Hand»lungen regeln, also auch für den Forscher keine allgemein gültigensittlichen Maßstäbe. Diese Erkenntnis, die Fuchs seiner Be-trachtung voransetzt, ist von der allergrößten Bedeutung, da die land-läusigen Kulturhistoriker ihren Kram bisher immer mit der Ellezu messen pflegten, die ihnen die Anschauung ihrer eigenen Zeitan die Hand gab. Wir können heutigentags durch eine Reise zueiner beliebigen fremden Völkerschaft jeden Augenblick feststellen,daß dort die Ansichten über sittlich und unsittlich von den unsrigenmanchmal recht beträchtlich abweichen. Ganz das gleiche gilt vonden verschiedenen Zeitabschnitten im Leben ein und desselben Volkes,gilt von einzelnen Klassen der Gesellschaft untereinander, von StaStzu Land, Provinz zu Provinz, und so fort. Bei näherem Zusehenstoßen wir schließlich auf Unterschiede bei den einzelnen Jndivi-duen, die je nach Geburtsanlagen, Bildung, sozialer Lage usw.außerordentlich groß sein können. Das sind eigentlich ganz selbst-verständliche Dinge. Indessen haben die Sittenschilderer altenSchlages diesen Umstand geflissentlich übersehen und die gott-gegebene Moral im eigenen tadellosen Mannesbusen als den unab-änderlichen Wertmesser ausgeschricen, nach dem sich die gesamteübrige Welt zu richten habe. Hinzu kam die obligate Verbeugungvor dem, was die betreffenden Leserkreise als sittlich abkonterfeit zusehen wünschten. Fuchs wirft alle diese Tendenzlügen, diese Welt-mittelpunkts-Auffassung des schriftstellerischen Ichs, über denHaufen und wurzelt vielmehr sein Werk in den Boden einer echtnaturwissenschaftlichen Betrachtungsweise. Er erblickt eine absoluteUnsittlichkeit nur in Verstößen wider die sozialen Triebe derGesellschaft, und Gesetze nur in der Art. wie sich die Sitten-anschauungen wandeln.Mit einer bloßen systemlosen Tatsachensammlung ist dem Ber-faffer nun fteilich nicht gedient. Beliebig aneinander gereihte Tat-fachen, und wären sie einzeln noch so bemerkenswert, hält er mitRecht für unfähig, ein plastisches Bild der Vergangenheit zu er-geben. Es muß daher für jede Epoche der innere Zusammenhangzwischen dem fitllichen Gebaren und dem gesellschaftlichen Sein derMenschen untersucht werden; es sind ferner jene Faktoren aufzu-decken, die die sittlichen Anschauungen jede» Zeitalters prägen undumformen helfen.Wenn sich ein Forscher so gewaltige Probleme zu lösen aufgibt.und wenn diese Lösung in ihren starken Umrißzügen als wohl-gelungen begrüßt werden darf, so liegt eS den, Kritiker nicht ob, inkleinen Einzelheiten zu widersprechen. Fuchs steht so fest undfreudig im Marxismus, daß seine ökonomische Auslegung ver-schiedener, rein sexueller Erscheinungen auch dann hörenswert ist,wenn sich die Dinge etwa auf bloß psychologischem Wege schon hin-reichend beleuchten ließen. Gerade diese Methode der Deduktionbezeugt, meine ich, den tiefen Ernst eines Werkes, das von fröm-melnden Sittlichkeitsheuchlern stets mit schelen Augen betrachtetwerden wird. Nichts wäre ja leichter gewesen, als zu der fabelhaft interessanten und einzig dastehenden Auswahl von Bildernaller Produktionsartcn einen leichten und pikanten UnterhaltungS-text zu schreiben. Diese Klipp« braucht Fuchs nicht einmal zu um»schiffen, weil sie ihm ganz außer Sehweite bleibt.Die Einzelehe hat nach Fuchs nichts mit der individuellen Ge»schlechtsliebe zu schaffen; sie beruht vielmehr, wie die gesamteKultur, auf der Einrichtung des Privateigentums. Es befindetsich durchaus in der Hand der Männer, und damit werden diese zuHerrschenden; die Frauen aber zu Unterdrücken und Ausgeben-teten, von denen im Interesse der legitimen Nachkommenschastabsolute vor- und außereheliche Keuschheit gefordert wird. DerMann und Herr leistet sich dagegen beliebige Extratouren. DerUnterdrückte rächt sich dann mit dem Mittel, durch das er besiegtwurde. So werden Ehebruch und Prostitution zu unoer-meidlichen und unausrottbaren gesellschaftlichen Begleiterschei-nungen. Theoretisch verlangt die Moral beiderseitige Treue derEhegatten. Die Wirklichkeit schwankt aber innerhalb einer ge-wissen Breite zwischen diesem Ideal und seinem Gegenteil hin undher. Es gibt Zeiten und Völker von strengerer und wiederumandere von fast völlig vorurteilsloser Auffassung. Einmal galtenMann und Frau schon als untreu, wenn sie nur in Gedanken sün-digten, das andere Mal durfte die Frau einen Äurmacher zu weitgehenden Kühnheiten aufmuntern, wofern sie nur den eigentlichenFortpflanzungSakt dem Ehegatten reservierte. Aehnlich wird dieProstitution hier mit der Schmach grenzenloser Verachtung über-schüttet, dort rangiert die Hetäre in der Gesellschaft obenan. Aehn»lich ist auch der Wandel im Ton der Unterhaltung; die Galanteriein Schrift und Bild wechselt in ihrem Gefichtsausdruck schnellerals Aprilwetter. Badefitten, Tanz, Kostüme, Bühnenaufführung,alles widerstreitet seiner eigenen Erscheinung von Land zu Landund Zeit zu Zeit. Im 17. Jahrhundert gilt eS in Deutschlandals höchst sittlich, die Ehe zu einer betriebsamen Kindcrfabrik aus-zugestalten; im Frankreich des 18. Jahrhunderts heißt dasselbeder Gipfel der Unanständigkeit. Warum das alles? Die bisherigeAnnahme von der Willkür und Lannenhaftigkeit modischen Wechselserklärt Fuchs für grotesk und gedankenlos. Im 18. Jahrhundertsei der Zusammenhang ohne weiteres klar zwischen der Summeder Ausschweifung, der pornographischen Mode, der erotisch freienSprache und dem allgemeinen gesellschaftlichen Sein dieser Klassen.Ebenso im 17. Jahrhundert der Zusammenhang zwischen der un-nachsichtlichen Sittenstrenge der englischen Rundköpfe, ihrer düster