Deckung zu bleiben, wo er nur konnte; er kroch wie eine Schlange und starrte wie diese auf sein Opfer. Er tonnte ein Kaninchen töten, wenn eS noch schlief, und einen Truthahn im Fluge fangen, wenn er auch nur eine Sekunde zu spät an Rettung dachte. Er fing die Fische im fließenden Wasser und wußte den Bieber aus seinem Damm zu belauern. Er tötete aber nur, um Nahrung zu haben, nicht aus Lust am Morden. Ein Vergnügen aber hatte er daran, sich an Eichhörnchen heranzupürschen. Wenn er sie ge- fangen hatte, dann ließ er sie wieder laufen und freute sich, wenn sie dann laut schimpfend in die höchsten Spitzen der Bäume flüchteten. Im Laufe des Jahres mit dem kälteren Wetter zogen sich auch die Elche tiefer in das Land. Schon einmal hatte Buck ein Schmal- tier gerissen, aber er wünschte sich würdigere Gegner. Am liebsten hätte er ein starkes Stück gehabt, und das trat ihm in der Morgen« dämmerung einst in den Weg. Ein Sprung von zwanzig Elchen kam aus der Flußgegend herauf, und unter ihnen ein starker Schaufler. Er war entsetzlich aufgeregt, und als das wohl sechs Fuß hohe Tier dem Hunde gegenüberstand, war das wohl ein so würdiger Gegner, wie er ihn sich nur wünschen konnte. Nach allen Seiten stieß das mächtige Tier seine Schaufeln, die wohl sieben Fuß Durchmesser hatten; die kleinen Augen blickten scharf und drohend, und es schnaubte vor Wut beim Anblick des Hundes. Aus einer Flanke stand der Schaft eines Pfeiles hervor, der bunte Federn trug, wie die Indianer ste zu gebrauchen pflegen. Von dem Instinkt aus uralten Jagdtagen geleitet, versuchte Buck nun zunächst, den Elch von den übrigen abzuschneiden. Das war kein leichtes Werk. Er bellte und sprang vor ihm her, stets dicht davor, doch immer gerade noch aus dem Bereich der schweren Schau- feln und der mächtigen Hufe, von denen ein Tritt genügt hätte, ihn zu zermalmen. Es war dem Elch nicht möglich, voranzukommen, und seine Wut steigerte sich immer mehr. In solchen Augenblicken ging er zum Angriff über, doch Buck wich aus und griff nun von der Seite an. Oftmals, wenn er den Elch von den übrigen ge- trennt zu haben glaubte, kamen drei oder vier der jüngeren Stücke zurück und machten sich mit Buck zu schaffen, bis der alte Schaufler wieder bei dem Sprung angelangt war. Aber die Geduld, mit der die Spinne endlose Stunden lang regungslos im Netz sitzt, und der Panther im Hinterhalte lauert. die Geduld, die alle den Tieren eigen ist, die ihre Nahrung lebend jagen, die bewies auch Buck in der Verfolgung des Elches. Er reizte die jungen Tiere, plagte die älteren mit seinem Gekläff und versetzte die Kälber m Angst und Schrecken. Einen halben Tag lang ging das so. Von allen Seiten griff Buck an, so daß die Elche überhaupt mcht zur Ruhe kamen, und immer wieder schnitt er dem alten Elch den Weg ab, bis er schließlich vor Wut schimubte. Der Tag ging bald zu Ende, und die Sonne sank im Nord- Westen. Die Dunkelheit kam schon früh und die Nächte begannen lang zu werden. Die jungen Elche mußten dem alten immer häufiger zu Hilfe kommen, und der Weg, den sie an diesem Tage zurückgelegt hatten, war kurz. Und doch mußten sie, ehe der Winter hereinbrach, noch weit wandern, aber es schien ihnen, als ob sie der lästige Quälgeist so bald nicht freigeben würde. Und all sein Tun galt immer nur dem einen von ihnen. Nur er, nicht der ganze Sprung war in Gefahr. Nur sein Leben wurde gefordert, und es galt doch nicht so viel, als da? von allen den anderen. Als die Schatten der Bäume lang und schräg fielen, stand der alte Elch allein und sah dem abziehenden Sprunge nach. Da gingen sie hin, die Tiere, die er so lange geführt hatte, die er be- schützt und beherrscht hatte. Er sah ihnen nach, bis daß sie im dämmerigen Licht verschwanden. Er konnte ihnen nicht folgen, denn vor ihm her hüpfte und bellt« ein erbarmungsloser Feind, der eS ihm verbot, und der doch so klein war, daß einer seiner Hufe ihn hätte zertreten können. Ec hatte ein langes, langes Leben hinter sich, ein Leben voll mutiger Kämpfe; dieses war nun sein Ende: der Tod von den Zähnen eines Geschöpfes, das ihm kaum bis an die Knie« reichte. (Schluß folgt.) Kometen Mffenfcdaft unä Aberglaube. Wenn uns jemand ernährt, uns wärmt und alle Lebenskraft uns einflößt, so werden wir ihn für außerordentlich wichtig halten, für so wichtig, daß alles andere daneben verschwindet. Wenn ein Himmelskörper uns Erdenmenschen alles Leben erhält, uns nährt, wärmt und beleuchtet, so wird neben ihm alles andere verschwinden. Wie vernünftig war doch der Sonncnkultus im Prinzip, den manche Völker trieben! Und welchem Blödsinn huldigt ein Zeit- alter, das den Kometenerscheinungen so viel Raum gibt wie namentlich das Mittelalter! Dabei find die Kometen die geborenen Windbeutel am Himmel, und alles, was sie uns vormachen, ist eitel Windbeutelei, gerade gut genug, um uns zu amüsieren! Gut genug, uns manches zu lehren und zu bestätigen, was wir ander- weitig schon gefunden haben sagt der Naturwissenschaftler. Als Förderer unserer Wissenschaft zu fungieren, ist den Ko- meten erst sehr spät vergönnt gewesen. Eigentlich erst im letzten Jahrzehnt wenigstens soweit es die Kometen selbst betrifft. Weil nämlich die Erscheinungen, die bei ihnen die Hauptrolle Eielen, physikalischer Natur find und erst elne Würdigung erfahren nnten. nachdem die physikalische Wissenschaft den nötigen Grad von Reife erlunot hatte. Die Deutung der Kometengestalt, der eigentümlichen Ausströmungen am Kopf« der Kometen, des Schweifes und seiner stets von der Sonne abgewandten Richtung usw., alles das konnte erst verstanden werden, nachdem der große schottische Physiker Maxwell seine grundlegenden Untersuchungen über den Strahlungsdruck vorgenommen hatte, nachdem sich in dem schwedischen Chemikophysiker Svante Arrhenius   einer gefunden hat, der es verstand, die Maxwellschen Entdeckungegn auf die Himmelserscheinungen anzuwenden und deren Deutung zu geben. Arrhenius   sieht das Entstehen und das Vergehen der Weltkörper als einen ewigen Kreislauf ohne Anfang und ohne Ende an, und legte seine Anschauungen und ihre Begründung in einem Werke dar:Das Werden der Welten"(Leipzig  , Akademische Verlags» gesellschaft 1908). Auch die Frage nach dem Wesen und dem Ur- sprung der Kometen zieht Arrhenius   dabei in den Kreis seiner Be« trachtungen. Im Rahmen dieser wissenschaftlichen Anwendungen spielen daher die Kometen eine Rolle, aber nur eine wissenschaftliche, keine praktische. Der gemeine Mann, die Praxis des Lebens brauchte von den Kometen glicht die geringste Notiz zu nehmen, und ihr fehlte gar nichts. Höchstens das Amüsement, das diese himmlischen Schaustellungen vermitteln können. Allerdings hat die Wissenschaft schon früher von den Kometen eine Förderung erfahren. Die wichtigste wohl durch den Halleyschen Kometen, und zwar in seiner Erscheinung vom Jahre 1682, die die wissenschaftliche Geburt der Kometen überhaupt bedeutete. Halley   erkannte in dem Kometen dieses Jahres eine periodische Erscheinung, die sich der Erde schon des öfteren gezeigt und deren Wiederkehr er für das Jahr 17b9 voraussagte. Die glänzende Be- stätigung seiner Prognose war allerdings ein wertvolles Beweis» stück für die Keplerschen und die Newtonschen Entdeckungen, die nicht bloß für die Astronomie und auch sonst für die Wissenschaft neue Grundlagen schufen, sondern auch für die ganze Welt» anschauung von größter Bedeutung geworden sind. Indirekt haben uns die Kometen noch manches wertvolle For- schungsergebnis vermittelt. Für sie selbst aber fiel erst zuletzt etwas ab, und das war für sie sehr vorteilhaft, denn sonst hätten sie nicht so lange eine so große Rolle für die gesamte Menschheit gespielt, von der sich nun herausstellt, daß sie weiter nichts war als die eines Mystifikanten. Man macht sich kaum eine Vorstellung davon, welche Bedeutung die Kometenerschcinungen einstmals einnahmen und welches Maß von Unglück sie schon über die Menschheit gebracht haben wenn auch die Menschheit selbst nicht ganz unschuldig daran ist. Eine Darstellung könnte ganze Bände, ganze Bibliotheken füllen. DaS wissen die wenigsten, und darum ist es gut, daß wir eine knappe Darlegung haben, die von unseren Genossen Fritz Düvell und Franz Dl« der ich verfaßt wurde und vor kurzem in dem Dres» dener Parteiverlage von Kaden erschien.(Der Preis des reich illustrierten Buches beträgt nur 1 M.) Dieses Kometenlesebuch gibt eine eindringliche Darstellung namentlich der kulturhistorischen Seite des Kometenproblems, die natürlich nur im Zusammenhange mit der allgemein verbreiteten Sterndeutung, der Astrologie, ge« würdigt werden kann. Der Glaube an die Sterndeuterei, die auch im Altertum überall gepflegt wurde und bei den Arabern aufblühte, als ihre Wissenschaft im Mittelalter hoch emporkam,ging auch auf die sich emporarbei» tende italienische Wissenschaft über und wurde von ihr um so williger aufgenommen, weil die Kultur des klassischen Altertums eben jetzt in Italien   eine Wiedergeburt Renaissance bedeutet Wiedergeburt erlebte. Von Italien   wanderte die Astrologie nach Deutschland  , gefördert durch die Buchdruckerkunst. Hier spukte sie zuerst in der Medizin, die sich nach und nach ganz mit ihr er- füllte, dann in den Kalendern. Zwar hatten schon manche Männer, wie Thomas von Aquino  , sich gegen die Sterndeuterei gewehrt, und der Nürnberger   Franz Folz, der Franzose Rabelais gössen ihren beißenden Spott über sie aus; es ist doch aber bezeichnend, daß eine ganze Reihe anderer Autoren, die sich in der gleichen Rich- tung betätigten, nicht wagten, ihren Namen auf das Titelblatt ihrer Werke zu setzen, daß andere sogar nicht einmal den Druckort nannten aus Furcht vor den Nachteilen, die ihnen daraus ent» stehen könnten. Wie ernst die Sterndeuterei während des Dreißig- jährigen Krieges noch genommen wurde, mag der Hinweis auf Wallenstein   andeuten. Namhafte Gelehrte hinwiederum trieben sie ohne Glauben des täglichen Brotes wegen. Auch der große Kepler, einer der Grundsteinleger der modernen Astronomie. Er hielt eS nicht für unter seiner Würde, Prognostika und Praktiken zu der- fertigen, und sich selbst und anderen Horoskope zu stellen, d. h. die Einflüsse zu ermitteln, die in der besonders wichtigen Geburts- stunde von den Gestirnen auf den Menschen ausgeübt wurden. Im stillen dachte Kepler über die Sache anders.Die Astrologia", schrieb er,ist wohl ein närrisches Töchterlein; aber du lieber Gott, wo wollte ihre Mutter, die hochvernünftige Astronomie, bleiben, wenn sie diese ihre närrische Tochter nicht hätte? Ist doch die Welt noch viel narrischer und so närrisch, daß derselben zu ihrem Frommen dies« alt« verständige Mutter durch der Tochter Narrentavdung ein- geschwatzt und eingelogen werden mutz. Und seind der Mathema- ticorum Salaria(die Einkünfte der Mathematiker) so gering, daß die Mutter gewißlich Hunger leiden müßte, wenn die Tochter nichts erwürbe".