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erklären fich Sprachformen wie Police   und solise. In der gefeßes geschaffene Wort Bodspiel für das französische   agent Studentensprache  , aber auch weit über sie hinaus finden wir den provocateur, dann das Wort Meester Fir, Pad an, Plempe, die Ausdruck Polyp, der einerseis antlingt an die amtliche Bezeichnung, Berliner   Bezeichnung für Säbel, weiter das aus dem Italienischen  bann aber an die Fangarme des Vielfußes erinnert. In Berlin   stammende Wort Sbirre, Echerge, und der Schmußmann für Schuß soll die Bezeichnung vor allem für die nicht uniformierten Polizisten mann, der Schurke für Polizeiagent, der Sechsknepper oder Sechs gelten. Um 1600 war in Oberdeutschland   das Wort Raup oder knöppler, wegen der blanken Rockknöpfe der Leipziger   Rats- und Raupe bei den Studenten gebräuchlich. In ihren Zusammenhängen Polizeidiener. Die Stockamsel, weil die Polizisten früher in Leip­nicht mehr zu erklären sind die Ausdrüde Rosenhaner und Rotkopf, zig einen Stod führten, der Wiener   Ausdrud Wastel. Schnurrbart und Schnurre, die wohl aus irgendwelchen heute nicht mehr feststellbaren lokalen Zusammenhängen zu erklären sein werden, während die Bezeichnung Stieglitz   auf die bunte Amts­tracht der Polizisten bei Feierlichkeiten zurückzuführen sein dürfte. Natürlich verallgemeinern sich Bezeichnungen, die weit über ben Kreis ihrer Erfinder gebraucht werden. So soll der Ausdruck Achtgroschenjunge, der für die Vigilanten der Berliner   Polizei und auch sonst in Deutschland   viel gebraucht wird, aus der Dirnen sprache stammen. Aus dieser kommen auch sonst noch manche Bezeichnungen, wie die leicht erklärliche des Greifers, und wie die Abkürzung die Sitte für die Sittenpolizei und wie die schwer­verständliche des Kreuzritters.

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Manche anderen von Klenz angeführten Bezeichnungen wären noch anzuführen, aber sie sind wegen ihrer niederdeutschen Ab­stammung oder aus sonstigen Gründen nicht gut zu verstehen und nicht besonders wichtig. Auch für Gefangenenwärter und Gendarm gibt es eine reiche Fülle von Ausdrücken, die hin und wieder auch für die Polizisten angewandt werden.

Die außerordentliche Reichhaltigkeit der Bezeichnungen für die Polizisten ist nicht nur interessant aus kulturhistorischen Er­wägungen, die ganze sprachschöpfende Kraft des sogenannten niede­ren Boltes zeigt sich gerade bei dieser Fülle von Sprachgestaltungen für die Polizeiorgane. Es zeigt sich auch der Gegensaß, die ganze unfreundliche Stimmung gegen die Polizei, die immer wieder zu Hohn und Spott, zu Schimpf und Schelt herausfordert. br.

Kleines feuilleton.

Aus dem Tierleben.

Ueberaus reich ist die Gaunersprache, mit deren mannig fachen Ableitungen aus dem Hebräischen, an Schimpf- und Spott­namen für die Polizeiorgane. So bezeichnet sie einen starken und gefunden Mann, das heißt einen der Gaunersprache fundigen und flugen Kriminalbeamten, als Balcholem, dann spricht sie von dem Befert als einem untersuchenden Polizeibeamten, einen Gerichts­Siener nennt die Gaunersprache Bindfaden  . Aus der Gauner­sprache ward zu einer in Berlin   allgemein üblichen Bezeichnung die des Blauen nach der Farbe der Uniform der Berliner   Schußleute. Der Berliner   erklärt den Polizisten als ein blauanjestrichenes Ab- Krähenwanderungen. Im Spätherbst, wenn die Scharen führmittel". Die Gaunersprache spricht von dem blauen Jagd der Zugvögel uns längst berlassen haben und in fernen, sonnigen hund. Von der blauen Kalitte. Das Wort Kalitte, das früher in Ländern nichts von der Not des nördlichen Winters kennen lernen, Berlin   für einen Schuhmann gebräuchlich war, wird auf Kohlweiß- erscheinen auf unseren Fluren in zahlreichen Flügen die grauen ling oder Schmetterling zurückgeführt. Auch vom Blaufopf spricht Rebelfrähen, teils um hier den Winter über an günstigen Orten man in Berlin  . Mit Blaumasel, eigentlich kleine Blaumeise", zu bleiben, teils um nach kurzem Aufenthalt weiter westwärts soll die moderne Wiener Gaunersprache die Polizeiagenten bezeich zu wandern. In der Mart Brandenburg, also auch in der Um­nen. Aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammt die Bezeichnung gegend von Berlin  , ist die Grauträhe heimisch, d. h. sie nistet Blaustrumpf für einen Polizeiagenten, wegen der zur Uniform der hier und ist zu allen Jahreszeiten zu finden. Anders ist es aber Gerichtsdiener gehörenden Wadenbekleidung. Kehren wir nun von in den Gebieten westlich der Elbe, dort brütet die Nebelkräbe nicht, den Blauen wieder zur Gaunersprache zurück, die für einen Be- sondern sie erscheint erst zu Anfang des Winters, und sie heißt dort amten, der die Schliche und Sprache der Gauner kennt, die Be- daher auch Winterkrähe. Aus ihrem mehr oder weniger häufigen zeichnung Bochur hat. Ebenso wie dieser Ausdruck stammt der für Auftreten schließt man vielleicht mit einigem Recht auf das Wetter einen Polizeikommissär, Bolgermann was Zänferer heißen soll des kommenden Winters. was Zänferer heißen foll des kommenden Winters. Woher kommen nun diese wandernden aus dem Hebräischen. Das gleiche gilt für die nachfolgenden Krähenscharen und wohin gehen sie? Der verdienstvolle Leiter der Gaunerausdrücke: Terfen- Schmuch, das man mit Salte fest über Vogelwarte Roffitten auf der Kurischen Nehrung, Dr. Thienemann, Er ließ und febt, dann Hadatsch, das Greifer, weiter Kapdon, das Fesseler be- hat auf originelle Art diese Frage beantwortet. deutet! Ferner ist da Moschel zu nennen, d. i. Machthaber, die läßt heute noch die über die Nehrung ziehenden Krähen nach Mög­Gaunerbenennung eines Polizeidirektors, dann die Worte Peih- lichkeit fangen und versteht einen Ständer der gefangenen zaddik und das gleichflingende Bezaddit, das ist Gerechter, der recht Vögel mit einem leichten Aluminiumring, der die Aufichrift hat. Schmierer und Schmiermichel, das wohl mit Wächter zu Vogelwarte Roffitten" nebst einer Nummer trägt. Wird ein solcher übersehen ist; Baddekim, der Gerechte, stammen alle aus dem Vogel erlegt und der Ring nach Roffitten geschickt, dann lassen sich Hebräischen  . Aber es gibt auch reichlich viele andere, nicht aus sichere Schlüsse über seine Wanderung ziehen, die im Laufe der dem Hebräischen stammende Gaunerausbrüde für die Polizei Jahre ein lidenloses Bild von dem Zuge der Krähen ergeben müssen. beamten, so zum Beispiel der Fleischmann für für Gendarmen, Die bisher mit dieser Methode erzielten Resultate find äußerst inter­später für Polizisten und Henker, der Jltis für die Stadtknechte, effant und lehrreich. in Bewunderung ihrer Gewandtheit und List. Karten nennt der Gauner die Polizeipatrouille, er verunstaltet das Wort Kibitz   in Kiawisch, mit das er den Vifitierer, d. H. den untersuchenden Be­cmten benennt. Mette ist auch ein Gaunerausdrud für Polizist, Kuberer wird ein Sittenpolizeifommiffär, Lampe   ein Nachtwächter, Baterne und Licht, ja auch Mohrrübe und Mondschein, so speziell in Wien  , werden die Polizisten von den Gaunern genannt. Die Wiener Gaunersprache hat für den Polizeiwachmann die gemütliche Bezeichnung Schant, in anderen Gegenden nennt man den Ge­fangenenwärter oder den Gerichtsdiener Schanter, in Schwaben nennt man den untersuchenden Polizeibeamten Schienkel, den Un­glück bringenden, den Späher der Polizei nennen die Gauner Schlamasser. Die Bezeichnung Schauter ist vielleicht aus Schuster entstanden, auch die Bezeichnung Schuter tommt bei den Gaunern für Polizisten vor. Ein Späher wird Spanner, auch Spenz ge­nannt. Endlich wird ein Polizeikommissär mit dem aus dem Mittel­Hochdeutschen stammenden Worte Zenserer gekennzeichnet.

Aber auch sonst kommen mannigfache Bezeichnungen bor  , ohne besondere Zusammenhänge mit bestimmten Berufen, oft aber wohl mit literarischen Beziehungen, oder auch mit Ausdrüden, die durch häufige Anwendung in den Zeitungen weite Ver­breitung gefunden haben. Schillers Liede von der Glocke ver­danken wir das Auge des Gefeßes, aus dem Zeitungsdeutsch stammen die Worte Behelmter, Hüter der Ordnung, wobei man an einen ironischen Gebrauch des Wortes denken muß. Sohn oder Wächter der heiligen Hermandad, die aus dem Spanischen  tommende Bezeichnung, wurde zuerst von Blumauer angewandt. Dem Zeitungsdeutsch soll angehören der Verwalter des Amtes des Erzengels Gabriel  .

Bon anderen Bezeichnungen, die Klenz anführt, nennen wir den Buettel, der auf die bunte Uniform zurückzuführende Aus­drud für die Nürnberger Stadtdiener, Flecklisbube, dann Fuchs­schwanz, Haltefest, Haescher, Hilgen( Heiligen), Engel, Kommstracks, Leisetreter, das von Karl hendell in der Zeit des Sozialisten­

Westfalen.

Auf der Kurischen Nehrung werden hauptsächlich Graufrähen gefangen, die im Herbst von Rußland fommend, den Zug nach dem Westen angetreten haben. Im Laufe weniger Jahre sind dort bis jetzt ungefähr 1000 Strähen gezeichnet worden, von denen etwa 100 Fußringe wieder eingeschickt worden find. Hierbei hat sich nun herausgestellt. daß die in Rußland   beheimateten Krähen zum Winter ganz gewaltige Wanderungen unternehmen, und zwar ers streckt sich der Zug hauptsächlich durch die Küstenländer der Ditfee, also nach Ost- und Westpreußen  , Pommern  , Mecklenburg  , Hannover  , Von einer Schar beringter Krähen, die am 4. Oktober 1906 auf der Kurischen Nehrung aufgelassen wurden, war eine bis zum Sambrefluß in Nordfrankreich gezogen, wo sie am 8. No­vember bei der Ortschaft Solesvet erlegt wurde. Dies ist der süd­lichste und zugleich westlichste Punkt, der für die aus Rußland  wandernden Krähen bisher festgestellt werden konnte. Für Nord­deutschland ist als südlichster Fundort Aachen  , für Mitteldeutschland Trettin an der Elbe   ermittelt worden. Jm zeitigen Frühjahr wandern die Grauträhen wieder in ihre russische Heimat zurüd, und war benutzen fie denselben Weg wieder, wie aus dem Fang ge zeichneter Strähen hervorgeht, die im Frühjahr in derselben Gegend der Kurischen Nehrung wieder gefangen wurden, in der sie schon einmal auf dem Hinzuge im vorhergehenden Herbst oder schon ein Jahr früher gefangen waren. Die östlichsten und nördlichsten gezeichneten Exemplare stammten aus der Gegend von St. Peters­ burg   und Helsingfors  . Aus den bisher erzielten Ergebnissen geht also hervor, daß die aus Rußland   stammenden Nebelträhen sich all­winterlich über ganz Norddeutschland, ja sogar bis nach Frankreich  hin verbreiten, sie nehmen im Winter ein ganz gewaltiges Gebiet ein, aus dem sie im zeitigen Frühjahr wieder aufbrechen, um ihren russischen Brutplägen zuzustreben.

Verantwo. Nedakteur: Richars Barth, Berlin  . Drud u. Verlag: VorwärtsBuchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.