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Tegle fich eine Geschichte vom Ameisen- Löwen zurecht, die den bei gehende Experimente nach dieser Richtung hin unternommen. Bes Hiob erwähnten Löwen   so erklären möchte: Sein Vater hatte nubt wurden zu diesen Versuchen meist Schmetterlinge, deren nämlich Löwengestalt, seine Mutter die einer Ameise. Der Vater Sommerform sich nicht nur in der Farbe, sondern oft auch in der lebte von Fleisch, die Mutter von Kräutern. Diese beiden zeugten Größe und Gestalt der Flügel von der Winterform unterschied. den Ameisenlöwen, ein Gemisch von beiden und zu einem Teile Man fand hierbei, daß unter Einwirkung niederer Temperaturen beiden ähnlich, denn sein Vorderteil glich dem eines Löwen   und sein auf die betr. Puppen die Sommerform sich in eine Winterform und Hinterteil dem einer Ameise. So zusammengestellt war er weder im umgekehrten Falle unter Einwirkung höherer Temperaturen die fähig Fleisch zu fressen wie fein Vater, noch Kräuter wie seine Winterform in eine Sommerform nach Farbe, Größe und Gestalt Mutter und darum starb er." Den Gipfel dieser Erklärungskunst der Flügel umwandeln ließ. Ja, man konnte weiterhin feststellen, bildet das große Wert des englischen Franziskanermönches Bartho- daß durch Einwirkung von Kälte auf die Puppen von Schmetter Tomäus über Die Eigenheiten der Dinge", das Mitte des 13. Jahr- lings- Varietäten, wie sie in unserer Zone vorkommen, sich Ab­hunderts erschien. Hier findet sich u. a. folgende rührende Er- arten künstlich erzeugen ließen, wie sie den von uns aus nördlicher zählung: Wenn das Krokodil einen Menschen am Rand des Waffers gelegenen Ländern eigentümlich sind und daß durch Wärmes findet, erschlägt es ihn, weint über ihn und verschlingt ihn." Vom einwirkung Varietäten derselben Art wie sie in südlicher von uns Drachen   erzählt der gute Mönch:" Der Drache ist die allergrößte gelegenen Ländern vorkommen, künstlich gezüchtet werden konnten. Schlange, oft erhebt er sich aus seiner Höhle und steigt in die Man fonstatierte damit zugleich, daß diese nördlichen und süd Lüfte auf, und die Luft macht er erbrausen und auch die See lichen Abarten also tatsächlich durch die Temperaturverschiedenheit, schwillt auf gegen sein Gift... Zwischen Elefanten und Drachen unter der sie zur Entwidelung fommen, hervorgerufen werden. ist ständiger Krieg, denn der Drache bäumt sich mit seinem Schwanze Einwirkung von Temperaturen, die sehr viel höher oder tiefer gegen den Elefanten auf und der Elefant wirft mit seiner Nase lagen, als die bei uns herrschende Durchschnittstemperatur, brachte den Drachen nieder Der Grund, weshalb der Drache nach Fermen hervor, die bei uns gar nicht oder nur ganz selten zu seinem Blute trachtet, ist dessen Kälte, womit der Drache sich fühlen finden sind. möchte." Recht fromm ist die folgende Mär:" Die Löwin gebiert Junge, die drei Tage ohne Leben bleiben. Dann kommt der Löwe, bläst über sie und bringt sie so zum Leben... Ebenso war Jesus Christus   drei Tage lang ohne Leben, aber Gott Vater ließ ihn ruhmvoll auferstehn." Nachdem wir dies wissen, fönnen wir schon in aller Gemütsruhe die Mitteilungen anderer Gelehrten vernehmen, daß die Ameisen in Aethiopien Hörner haben und so groß wie die Hunde werden, daß die Adler so hoch fliegen, bis ihre Flügel von der Sonne versengt werden, daß gewisse Vögel aus Bäumen heraus­wachsen und dergleichen mehr.

Versuche, die Prof. Standfuß mit Puppen des Distelfalters angestellt hatte, zeigten, daß im allgemeinen Wärme den Schmetter ling heller, Kälte hingegen ihn dunkler färbt, und gleiche Versuche, die mit anderen Schmetterlingsarten angestellt sind, bestätigen das. Nur das obengenannte Landkärtchen macht davon eine Aus. nahme. Bei ihm ist die Wintervarietät dunkler gefärbt als die Sommerform. Die Ursachen dieser Abweichung fennt man noch nicht.

Auffällig ist noch die von Fischer festgestellte Tatsache, daß durch Einwirkenlassen von extremer Wärme und extremer Kälte die gleichen Abweichungsformen erzeugt werden. Man erklärt sich diese beinahe verwirrend wirkende Tatsache damit, daß durch extreme Temperaturen die Stoffe, an die die Farbenänderung ge bunden ist, die sogenannte Proteide, gleichermaßen zum Ge M. H. M rinnen gebracht werden.

Aus dem Pflanzenleben.

Auf dem Gebiete der unbelebten Natur stand es nicht viel besser. Hier waren es vornehmlich Himmelserscheinungen, die den Zentral­punkt des Intereffes bildeten. Bezeichnend für die Art der herr­schenden Geistesströmung ist die Erklärung, die für den in den Psalmen vorkommenden Ausdruck Pfeile des Blizes" gegeben wurde. Diese sind aus dem trockenen Dunst geschmiedet, der sich von der Erde erhebt, und entzünden sich an der Hize der oberen Luft, die dann, wenn sie mit einer sich gerade in Regen verwandelnden Bergrünte Blumen. In meinem Garten zeigen fle Wolle in Berührung kommt, gleich Mehl zu einem Teig zusammen- Maßliebchen( Gänseblümchen  , Bellis) dieses Jahr eine auffällige ballt. Da sie aber zu heiß sind, um rasch zu verlöschen, schärfen Menge grün gewordener Blumen. Diese Blütengebilde, die statt sich die Stüde   nur am unteren Rande und werden so zu flammen- der herrlichen rosa- weißen Farbentönung ein schmugiges Gelbgrün den Pfeilen, die alles, was sie berühren, zerspalten und verbrennen." aufweisen, werden dadurch noch intereffanter", wenn auch nicht Wie die Kometen bewertet wurden, kann man in der Schrift unseres schöner, daß sie zum Teil von der sonst üblichen regelmäßigen Form Genossen Diederich, die anläßlich des Halleyschen Kometen   im vorigen abweichen und sich in mannigfacher Gestalt darbieten. Jahre erschienen ist, nachlesen.

Der Raummangel berbietet uns, auf solche Leistungen der mittelalterischen Naturwissenschaft, wie Alchimie, Magie usw. näher einzugehen. Wer für die Sache ein besonderes Interesse hat, wird schon die Schrift von White selbst zur Hand nehmen müssen. Die mittelalterische Natur- und Weltanschauung brach in sich mit dem Aufkommen der bürgerlichen Gesellschaft zusammen. Aber ähre Reste berrammeln noch heute unsern Weg. Und jetzt ist es die Arbeiterklasse allein, die sie zu entfernen strebt: das Bürger­tum will die Religion dem Wolfe erhalten. Desto wichtiger ist es für uns, genau zu wissen, in welchem Zustande geistiger Um­machtung sich die Menschheit befand, als die Kirche sie noch in ihren Banden hielt,

Kleines feuilleton.

Naturwissenschaftliches.

Das Grün ist im allgemeinen bei den Blumen eine seltene Farbe. Wohl gibt es verschiedene grünblühende Pflanzen, allein biefe treten doch gegenüber der großen Anzahl anders gefärbter Blumen in den Hintergrund. Weil eben das Grün bei den Blumen so selten ist, darum ist es umso auffälliger, wenn Blumen, die wir sonst in irgend welcher anderen Farbe tennen, uns plöglich in grüner Tönung entgegentreten. Solche vergrünten Blumen müssen, da sie bon den normalen abweichen, als Fehlbildungen angesehen werden. Bei meinen Maßliebchen zeigen die vollkommenen Blumen außer in der Farbe teinerlei Abweichung von den normalen Blumen. Bei andern sind die sonst bandartig breiten Strahlenblüten, die das ganze Köpfchen ausmachen, verschmälert, gedreht, oder gar röhren­förmig geworden. Manche geben in der Form das spatelige Laub. blatt berkleinert wieder. Wieder andere Blütenknöpfe find gana monftrös geformt. Selten ist nur noch etwas von der ursprünglichen normalen Farbe in der Blume zu finden. Dagegen treten an manchen Pflanzen normale neben bergrünten Blumen auf, während andere Pflanzen nur vergrünte Blumen tragen.

Die Ursachen solcher Vergrünungen und der Nebenerscheinungen find noch nicht voll erforscht. Aber so viel dürfte sicher sein, daß Der Einfluß der Temperatur auf die Färbung neben äußeren Einflüssen auch innere Veranlagung dabei eine Rolle von Schmetterlingen. Geit langer Zeit schon ist den spielt. Daß übermäßige Zufuhr von Feuchtigkeit und Nahrung bei Naturforschern bekannt, daß es bei einigen Schmetterlingsarten den Pflanzen leicht zur Bergrünung von Blumen führen kann, dafür entsprechend den Jahreszeiten, in denen sich ihre Raupe berpuppte, finden sich mancherlei Belege. So zeigt sich beispielsweise die grüne awei in bezug auf Färbung und Zeichnung verschiedene Formen Farbe beim weißen Klee um so häufiger, je nahrhafter und feuchter gibt. Die im Sommer entstanderen Formen sind nämlich anders der Standort der Pflanze ist. Besonders start ist die Vergrünung gefärbt als die derselben Art, die als Puppe überwintert haben. oft dort, wo die Erkremente weidender Kühe dem Boden Man bermutete bald, daß diese als Saisondimorphismus bezeich eine reiche Düngung zuführten. Auch der Umstand, daß nete Farbenverschiedenheit durch die verschiedenen' Temperaturen, die Blütenknospen bei Azaleen, Kamellien und Alpenrosen denen die Sommer- und Wintergeneration in ihrer Entwidelung beispielsweise dann leicht durchwachsen, d. h. fich zu Laubtrieben ausgefeßt waren, zustandegekommen sei. Experimente, die man umbilden, wenn in der fritischen Zeit der Boden mehr seit Jahrzehnten nach dieser Richtung hin angestellt hat, zeigen feucht als troden ist, mag bei Betrachtung der Ursachen der Ver nun, daß diese Vermutung richtig war. grünung herangezogen werden. Dem Pflanzenkörper wohnt neben Die ersten experimentellen Untersuchungen über den Einfluß der Fähigkeit vegetativer Bermehrig die Anlage zur geschlechtlichen der Temperatur auf die Färbung von Schmetterlingen wurden Fortpflanzung inne. Nun ist Erfahrungsfag, daß reichliche Nahrungs­1864 von Dorfmeister und 1875 von Weismann angestellt. Der zufuhr das vegetative Wachstum fördert, aber das geschlechtliche deztere benutzte für seine Versuche die Puppen eines Edfalters hemmt. Da liegt es nahe anzunehmen, daß die gleiche Ursache zur ( Vanessa) des fogen Landkärtchens. Bewahrte er z. B. Puppen Vergrünung und Umbildung der Blume in Blattgebilde führt, dienen diefes Schmetterlings, die sich im Sommer entwidelt hatten, aus doch die grünen Laubblätter dem vegetativen Fortkommen. Die denen also die sogen. Sommerform hätte entstehen müssen, in erwähnten vergrünten Maßliebchen haben auch einen feuchten Stand Räumen mit niedriger Temperatur auf, so entstand entweder die ort in nahrhaftem Boden. Winterform( V levana) oder ein Uebergangstypus von der Aber mit solch äußeren Einflüssen ist das Vergrünen nicht ganz Sommer zur Winterform. In neuester Zeit haben nun einige erklärt. Das Problem der Bergrünung harrt noch der Lösung. deutsche   und englische Gelehrte äußerst zahlreiche und recht ein­

h. h.

Berantw. Redakteur: Richard Barth  , Berlin  . Drud u. Verlag: BorwärtsBuchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.