599

zur Ernährung in die Organe schiden fann. Schwere Herzstörun- I gehen scheint und dabei Wirkunger erzielt, die sehr eigenartig an gen, Betlemmungsgefühl, Herzkrämpfe, Atemnot wie bei Asthma, muten. Im vorigen Jahre z. B. s ug der Blizz in eine mächtige treten in die Erscheinung und bedingen ernstliche Gefahren für den Kiefer des Grunewalds bei Berlin  . Er fuhr in einen Aft, sprang von solchen Anfällen Betroffenen. von diesem ab auf den Stamm, riß diesen nicht nur bis zum Erd­boden vollständig auf, sondern drehte ihn auch in seiner ganzen Länge so herum, daß ein Teil des abgetrennten Stammes feit wärts zu stehen fam, was einen eigenartigen Anblick gewährte. Noch merkwürdiger war die Wirkung eines Blitzstrahles im Reh­dorfer Forst bei Marienwerder. Per Wetterstrahl berührte den Baum ebenfalls eine Stiefer-i einer Höhe von etwa fünfzig Fuß, riß ihn bis zum Erdboden af und öffnete ihn vajenartig. In diese Oeffnung fant die vollständig unberührt gebliebene Krone hinab. Eine häufig beobachtete Erscheinung bei Blikschlägen in einen Baum ist die Abschälung der Rinde. Man hat die Erklärung darin gesucht, daß der Blitz in der feuchtigkeitshaltigen Saftschicht einen guten elektrischen Leiter findet und die Flüssigkeit unter heftiger Dampfentwidelung zur Verdunstung bringt, die dann die Ninde explosionsartig vom Stamme reißt.

Welche Maßnahmen können nun zur Bekämpfung der Aderverkalkung und ihrer vorzeitigen Schädigung getroffen werden? Jm allgemeinen fann man damit rechnen, daß die Arte­riosklerose als Abnutzungserscheinung, als Symptom borgerückten Alters, niemals vor dem 40. Lebensjahr einzutreten pflegt, bei ver­nunftgemäßer Lebensweise meist erst beträchtlich später. Machen fich arteriosklerotische Erscheinungen sehr frühzeitig bemerkbar, so liegen besondere Gründe dafür vor. Uebermäßige Beanspruchung der Arterienwände durch sehr starke förperliche Arbeit, die eine schnellere Durchspülung der Muskeln mit Blut zwecks vollkomme­nerer Ernährung erfordert, wirkt prädisponierend auf die Ader­berkaltung. Oft kommen aber noch andere Momente hinzu, vor allem der chronische Altoholismus, so daß es oft schwer ist, die Hauptursache der frühzeitigen Erfrantung abzugrenzen. Der chemische Reiz, den der Alkohol ausübt, begünstigt jedenfalls die Gefäßerkrankung sehr, so daß der Genuß alfcholischer Getränke bei Aderverkalkung sehr beschränkt werden muß.

Auch übermäßiger Nikotingenug wird oft als Ursache frühzeitiger Arteriosklerose angesprochen; überhaupt lehrt die Er fahrung, daß Völlerei und überreicher Gebrauch reizender Genuß­mittel die Aderverkalkung begünstigen.

Eine ganz besondere Form der Gefäßerkrankung fällt sodann auf das Schuldkonto der Syphilis, die ebenfalls Verdickungen der Arterienwände herbeiführt und dadurch völligen Verschluß der Gefäße mit ihren jeweils verschiedenen Organerkrankungen berur­facht. Die meisten Schlaganfälle im mittleren Lebensalter, also in einer Zeit, zu der die gewöhnliche Altersarteriosklerose sehr felten auftritt, sind zurückzuführen auf Veränderungen, die die Syphilis an den Hirnarterien gemacht hat. Uebrigens find diese Schlaganfälle durch eine rechtzeitig eingeleitete antisyphilitische Sur oft am besten der Rückbildung fähig; notwendig ist nur, daß ihre besondere Natur rechtzeitig erkannt und nicht mit gewöhnlicher Ar­teriosklerose verwechselt wird.

Bemerkenswerter aber und launenhafter" sind die Wirkungen des Blizes in bezug auf den Menschen. Merkwürdig sind vor allem die Fälle, in denen der Blizz die Getroffenen entkleidet. Jm vorigen Jahre erst wurde von der seltsamen Blitwirkung auf die Frau des Metalldruders Mar Bogel in Mannheim   berichtet. Die Getroffene ging während eines Gewitters mit ihrem Manne Bon Berufskrankheiten scheint die chronische Bleibergif- bic Kleider vom Leibe gerissen, wahi end sie selbst nur mit einigen spazieren und wurde dabei vom Blitz getroffen. Der Frau wurden tung, von sonstigen Krankheiten die chronische Nierenent- Heinen Brandwunden und einer leichten Betäubung davontam. zündung, die mit einer starken Erhöhung des Blutdruckes ein- Der neben ihr gehende Gatte blieb unverlebt. Aehnliche Fälle hergeht und deshalb die Gefäße sehr in Anspruch nimmt, die Ar- haben sich mannigfach ereignet. Im Jahre 1909 wurde in England teriosklerose zu beschleunigen. Die Stiefel fand man am Fuße des Mannes, der Körper lag einige ein Mann getroffen, der sich unter einen Baum geflüchtet hatte. Meter abseits vollständig nadt mit Ausnahme des linken Armes, der noch mit dem Aermel der Flanelljacke bekleidet war. Der ganze Raum war auf einige Meter im Umkreis mit Kleiderfetzen bedeckt. Aus dem Jahre 1898 berichtet Camille Flammarion   von einem Fall, in dem drei Frauen, die auf dem Felde mit Landarbeiten beschäftigt waren, vom Blitz getroffen wurden. Die eine wurde getötet, die zweite blieb unverletzt, aber bis auf die Schuhe wurden ihr sämtliche Kleidungsstücke vom Körper gerissen, der dritten passierte nichts. Einen eigenartigen Unfall erlitt auch der Oekonom Mindorf in Worms   im Jahre 1900. Er war auf dem Felde mit dem Umpflügen eines Acers beschäftigt, als er durch ein heftiges Gewitter überrascht wurde. Das Unwetter veranlaßte ihn, die Fortführung der Arbeit einem Knechte zu übertragen. In dem Augenblick aber, in dem der Knecht den Pflug übernehmen wollte, traf seinen Herrn ein Blitzstrahl, der ein etwa faustgroßes Loch in den Strohhut Mundorfs riß, hinter dem rechten Ohr noch den Hals hinabfuhr, ein Stück aus der Innenseite des Kragens wegrij und dann auf den eisernen Pflug übersprang, durch den er in die Erde fuhr. Mundorf, der nur einige Brandwunden am Hals dabongetragen hatte, fonnte, auf den Knecht gestützt, nachhause gehen, wo er sich allerdings infolge von Schwäche niederlegen mußte. Später erholte er sich wieder, hat aber seitdem das Ge dächtnis verloren.

Wir tönnen also die Arteriosklerose nur prophylaktisch behan­deln, indem wir die schädigenden Momente beizeiten bekämpfen. Es steht nicht in unserer Macht, eine Alterserscheinung zu beseiti­gen, wohl aber, ihr verfrühtes Einsehen zu hindern. Dazu ist vor allem die Beseitigung der schädlichen Momente erforderlich, die Besdyräntung alfoholischer Getränke und des Tabaks, der Schuß vor förperlichen und geistigen Ueberanstrengungen. Diese Maßnahmen sind besonders bei solchen Menschen notwendig, die Herzbeschwerden infolge arteriosklerotischer Veränderungen haben. In einzelnen Fällen muß die besondere Schädigung ausgeschaltet werden, etwa das Blei, und ein Berufswechsel angestrebt werden, eine vorhandene Nierenkrankheit, eine Syphilis entsprechend behandelt werden. Im allgemeinen muß der Organismus, der infolge feines angegriffenen Gefäßsystems leicht Gefahren ausgesetzt ist, möglichst geschont werden.

Die Arteriosklerose stellt also gewissermaßen die natürliche Todesursache dar, da wir den Tod als den natürlichen Abschluß des Rebens betrachten müssen. Selbstverständlich aber nur die Ar­teriosklerose des hohen Alters, nicht die frühzeitige, die eine Krank­heit ist wie alle anderen, und, wie wit saben, mit verschiedenen Mitteln beeinflußbar ist. Alle die vielen Menschen, die nicht einer besonderen Todesursache wie etwa der Tuberkulose oder dem Krebs usw. erliegen, sondern an Altersschwäche" sterben, fallen dieser natürlichen Todesursache anheim. Andere Körperschädigungen fönnen wir heilen oder sollten es wenigstens fönnen; das ideale Ziel der fortschreitenden medizinischen Wissenschaften muß es sein, auch die gefährlichsten und bisher unheilbaren Krankheiten zur Heilung zu bringen. Es ist etwas ganz anderes, ob ein Mann mit bierzig Jahren an einem Magenkrebs zugrunde geht oder ein Greis an Altersschwäche mit achtzig Jahren stirbt. Der Altersschwäche, der Arteriosklerose, als dem natürlichen Ausgang unseres Lebens, tönnen wir nicht entgehen. Wir leben, solange unsere Schlag­adern ihre Elastizität bewahren und dadurch den ganzen Organis­mus hinreichend mit Blut versorgen. Die natürliche Todesursache fönnen wir hinausschieben, indem wir den Körper vor anderen, nichtnatürlichen Schädigungen nach Kräften schüßen.

Gg. Wolff.

Merkwürdige Wirkungen

des Blitzes.

In den letzten Wochen sind wieder in einzelnen Gegenden heftige Gewitter niedergegangen, in denen der Blik gewaltige Verheerungen angerichtet hat. Mächtige Bäume riß er von oben bis unten auf, oder er zerbrach die Stämme, wie eine fräftige Männerhand ein Streichholz knickt. Solchen zermalmenden Wir­fungen, die die Regel sind, stehen jedoch eine ganze Menge von Fällen gegenüber, in denen er mit launenhafter Eleganz vorzu­

Am eigenartigsten aber sind die Fälle, in denen der Blik die getroffenen Personen selbst nicht verletzt, dagegen z. B. die Uhr oder Uhrkette schmilzt oder ähnlich launenhaft wirkt. Vor einen Reihe von Jahren fuhr der Bliz in der Nähe von Leipzig   auf einen auf der Chaussee dahintrabenden Reiter nieder. Das Pferd wurde augenblicklich erschlagen, der Reiter erlitt nur infolge des Sturzes eine Verstauchung des Beines. Der Blik als solcher schadete ihm persönlich nicht, dagegen zeigte seine lederne Degenscheide ein Loch, und ein Stück der Klinge war zerschmolzen. Hin und wieder tritt auch bei den Getroffenen sofort bie Todesstarre ein. Acht Landleute siken unter einem Eichbaume beim Effen, als der Blik in den Baum schlägt und die ganze Gesellschaft tötet. Aber auch nach dem Gewitter fißen sie Steinbildern ber­gleichbar stumm und starr da. Der eine hält ein Glas in der Hand, als ob er es zum Munde führen wolle, während ein anderer die sand der Schüssel nähert, um sie anzufassen. Ein dritter ist im Begriff, in ein Stück Brot zu beißen usw. Alle waren tot und in derselben Stellung, in der sie der Blizz getroffen hatte.

Kleines feuilleton.

Hauswirtschaft.

Die Gurte, die sich gegenwärtig in der Gestalt der fauren Gurke und des Gurkensalats einer ebenso allgemeinen wie wohls berdienten Beliebtheit erfreut, soll in Europa   schon in vorchriftlicher Zeit und zwar in Ungarn   bekannt gewesen sein. In Deutschland   ist ihre Verwendung zu Genußzweden noch fein Jahrtausend alt. Von jeher waren es vor allem die flatis ben Volksstämme, die der Gurke einen wahren Kultus widmeten. Noch heute versteht sich im Spree wald die alteingesessene wendisch- ilawische Bevölkerung meisterhaft auf Gurkenzucht und nicht minder auf die Fabrikation der fauren Gurke, von der ein Sprichwort fagt: faure Burke ist auch Kompott.

Durch das Einfalzen und nachfolgendes Bären wird die unreife und schwer verdauliche Gurte zu einer leicht verdaulichen und be