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Br. 32. 17. Jahrgang. 1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Donnerstag, 8. Februar 1900.

Reichstag  .

142. Sigung vom 7. Februar 1900, 1 hr. Am Bundesratstisch: Nieberding.

nicht enthalteit.)

Die Abgg. Beck h( Coburg  ) u. Gen.( fr). Vp.) beantragen, diesen Paragraphen zu streichen.

Abg. Müller- Meiningen  ( frf. Vp.):

Vatikans eingegangen.

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dem Geschäft zwei von diesen Vorlagen verlangt,- das stimmt Rören ist ja über 18 Jahre alt( Heiterkeit) und der Verkäufer hatte wieder nicht mit dem von dem Herrn Borredner angeführten Vorfall die Bilder nicht öffentlich ausgestellt. Jeder dumme Junge aber, überein. Der Verkäufer gab mir darauf eine ganze der solche Bilder kaufen will, hat in: mer einen älteren Bruder oder Kollektion, nicht dieser Vorlagen, sondern solcher Bilder, wie Wetter, der für ihn in den Laden zu gehen bereit ist. ich sie Ihnen hier überreiche. Sie mögen felbst beurteilen, Daß die Zahl der Sittlichkeitsdelikte nach der Statistik zu­Die zweite Beratung der sogenannten lex Heinze wird fort- ob da von Kunst die Rede ist. Weiter überreiche ich Ihnen eine genommen hat, ist richtig. Das liegt aber zum großen Teil daran, ejezt bei§ 184a. Er lautet in der Kommissionsfassung: Mit Ge- Kollektion von Postkarten, die von einer Anstalt an sämtliche Ober- baß heute viel schärfer aufgepaßt wird und zahlreiche Dinge zur fängnis bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 600 Mart felner geschickt wurde. Die Handlung schreibt:" Unfre Karten find Anklage kommen, die früher überhaupt nicht zur Aburteilung ge wird bestraft, wer Schriften, Abbildungen oder Darstellungen, welche decent, humoristisch, pikant, werden von der Post befördert, und langten. Namentlich sind häufig Knaben und halbwüchsige Burschen, ohne unzüchtig zu sein das Schamgefühl gröblich Sie können sich durch den Vertrieb einen schönen Nebenverdienst weil sie nackt gebadet haben, wegen unzüchtiger Handlungen ver­o erleben, einer Person unter 18 Jahren gegen Entgelt überläßt, erwerben." urteilt worden.( Hört! hört! bei den Socialdemokraten.) Es fehlt oder anbietet" oder zu geschäftlichen Zweden oder in der Man hat gesagt, die Erwachsenen hätten wenigstens berechtigten der Beweis dafür, daß so und so viele Tausende, die wegen Unzucht Abficht das Schamgefühl zu verlegen" an öffentlichen Straßen, Anspruch auf stunstgenuß. Doch die Erwachsenen können ja in die verurteilt worden sind, durch diese Schriften dazu verführt worden Plägen oder andern Orten, die dem öffentlichen Verkehr dienen, in Museen gehen, und viele von ihnen würden sich auch sicher eine find. Gewöhnlich ist die Jugend schon viel früher verdorben, ehe Mergernis erregender Weise ausstellt oder anschlägt.( Die in An- Einschränkung ihres sogenannten berechtigten Kunstgenusies gefallen derartige Schriften an sie herantreten. Uebrigens für mich haben führungsstriche gesezten Stellen waren in der Regierungsvorlage lassen im Hinblick auf die große ſittliche Gefahr für die die Bilder, die Herr Rören gezeigt hat, auch nicht einmal etwas Jugend. Herr Müller ist auch auf die Kunstschäße des so entseglich Abschreckendes, wie es Herr Rören geschildert Jch wiederhole, daß dieser Paragraph hat. Die eine Postkarte stellt das bekannte Bild Corregios Zeus  von der Regierung eingebracht ist und frage nochmals, was die in den Wolken" dar. Es ist ein nacktes Frauenbild von hinten dar­verbündeten Regierungen mit dem Vatikan   zu thun haben. Wir sind gestellt, aber ich habe nie an die Möglichkeit gedacht, daß jemand Da sind Der Begriff der Schriften usw., welche das Schamgefühl ver- doch nicht verantwortlich für das, was im Vatikan   ausgestellt ist und dabei unkeusche Empfindungen haben könnte.( Heiterkeit.) lehen sollen, ist ein so vager, richtet sich so sehr nach der subjektiven wenn wir diese Bilder nicht als unzüchtig erklären, so würde das weiter nackte Weiber, die photographiert worden sind. Was ist denn Anschauung des Einzelnen, daß wir nicht in der Lage find, diesem nur beweisen, eine wie freie Anschauung wir über wirkliche Kunst- dabei. Die Bilder find gemacht worden zum Studium für junge Paragraphen zuzustimmen. Herr Rören hat versucht, diesen vagen werke haben.( Sehr richtig! in Centrum.) Hier in diesem Para- Künstler. Diese sind oft petuniär nicht so gestellt, um sich Modelle Begriff etwas deutlicher zu machen. Er sagte, ohne unzüchtig zu graphen handelt es sich nur um Ausstellungen zu geschäftlichen fommen zu lassen und vor ihnen nach der Natur zu zeichnen. Es sein, verlegt das Sittlichkeitsgefühl nur das Gemeine. Das ist aber 3wecken.( Buruf: Reproduktionen!) Den Unterschied zwischen Kunst- handelt sich um die ganze Tendenz des Antrages, und diese richtet doch nur ein noch dunklerer Begriff.( Sehr richtig! links.) Unire werk und Reproduktion habe ich schon hervorgehoben. Es wird ge- fich gegen die Nudität an sich. Im alten heiligen Köln   wurde vor Richter verstehen doch offenbar von Kunst so viel, wie der Elefant sagt, der Begriff der Verlegung des Schamgefühls soll zu umbestimmt einigen Jahren ein Künstler bestraft, weil er das ungeheuer vom Flötenspiel.( Heiterkeit.) Ich mache ihnen daraus teinen Vor- fein. Unsere Rechtsprechung praktiziert aber mit diesem Begriff schon feusche Kunstwerk Canovas Drei Grazien" im Fenster aus­turf. Das ist ja ganz natürlich, da sie nicht die geringsten Kunst- seit dreißig Jahren ohne Schwierigkeit, denn auch der Begriff der gestellt hatte; das gilt also schon heute. Ich begreife also wozit tvir ein neues Gesetz brauchen. In studien gemacht haben. Wir befürchten von diefen Bestimmungen Unfittlichkeit setzt voraus, daß das Schamgefühl in gröblicher Weise absolut nicht. eine Gefährdung des reellen deutschen   Kunsthandels. Ich glaube verlegt wird. Etwas arbitrium( eigenes Ermessen) muß schließlich den letzten Tagen hat ein wegen seiner berufenen und uns ja nicht, daß die Herren vom Centrum besonderes Mitleid dem Richter doch überlassen bleiben. Maßgebend ist das berufenen Schriften sehr bekannter vornehmer Herr der Kunsthand­mit den Kunstschäßen in Florenz  , Dresden  , Berlin   usw. Schamgefühl eines normalen Menschen oder das allgemeine Scham- lung Heller u. Reimer die Einlaßkarte zurückgeschickt, weil auf der­haben werden. Da muß ich doch Gewisse Streise, deren an ihr Pietätsgefühl gefühl, wie es einem gefitteten und civilisierten Bolle innewohnt. selben ein nadtes Weib abgebildet sei. avpellieren in Bezug auf die Kunstschäße im Vatikan  . Ich stelle dem( Lachen links.). Daß von den Gerichten ein zu strenger Gebrauch Jugend sonst nicht gerade größern Wert auf Kenschheit zu legen Hause eine Liste von Aktstudien aus dem Vatikan   zur Verfügung, von diesem Paragraphen gemacht werden würde, brauchen wir nicht pflegt, find merkwürdigerweise heute an die Spitze der sogenannten die in Tausenden von Reproduktionen verbreitet sind und die zum zu befürchten. Auch Herr Bebel hat gestern mit Recht hervor Sittlichkeitsbewegung getreteten. Am sonderbarsten ist aber, daß der großen Teil nicht als teusch bezeichnet werden können. Ich erinnere gehoben, daß unsre Gerichte gerade gegenüber Sittlichkeitsvergehen Kampf gegen die Nacktheit von Leuten geführt wird, die ihrer reli­auch daran, daß das jüngste Gericht" von Michel Angelo  , das im eine ungeheuer lage Auffassung vertreten. Der Herr Staatssekretär giöjen Stellung nach doch in dem nackten Menschenleibe ten. Dem Para­Auftrag des Papstes Clemens VII.   unter dessen Aufsicht hergestellt hat bei der ersten Lesung hervorgehoben, daß wir in einer Periode as Ebenbild Gottes sehen müßten. wurde, von dessen Nachfolger Paul IV.   für so uusittlich erklärt wurde, des sittlichen Niedergangs begriffen sind. In der That betrug im graphen liegt die Furcht vor dem Fleisch und der Haß gegen das daß ein Maler beauftragt wurde, es mit jenen schändlichen Hosen zu Jahre 1887 die Zahl der Sittlichkeitsverbrechen und Wer- Fleisch zu Grunde. Nun kann aber die Kunst die Nacktheit nicht versehen. Will der Kunsthandel leben, so ist er darauf angewiesen, gehen, die zur Verurteilung famen, rund 7000, 1897 betrug entbehren. Man sagt, es sei notwendig, die Jugend zu feine Sachen zu geschäftlichen Zweden auszustellen. Ist denn sie rund 14 000, und zwar fam die Zunahme wefentlich auf Rechnung schüßen. Ich für meine Person bin aufgewachsen in der übrigens die Polizei bisher nicht prüde genug gewesen?( Sehr der jugendlichen Personen. Ich weiß von zwei jugendlichen Fabril Anschauung Klassischer Bildwerke, die lauter Nuditäten waren, und richtig! links.) Ju Stuttgart ist aus dem berühmten Wert arbeitern. die wegen Sittlichkeitsvergehen bestraft wurden. Diese er das gab mir eine glüdliche Unbefangenheit, die keinen liisternen Das Leben Michel Angelos" ein Bild fonfisciert worden. flärten, sie seien durch schlechte Lektüre und unfittliche Abbildungen Gedanken kannte. Bedenken Sie: je mehr Sie die Jugend Beiter ist es ein glücklicher Zufall für uns, daß gerade in den letzten auf die Bahn des Verbrechens geführt worden. Gefährlich find a bsperren von derartigen Dingen, desto mehr Tagen die Berliner   Polizei eine große Thätigkeit entfaltet hat. Sie weiter die Mutoskope und Kinematographen. Auch diese schäzbare wittert sie die verbotene Kunst und wird lüstern Wenn Sie sich bemühen, die hat die Ausstellung zweier Böcklinschen Bilder in dem Schaufenster   Vervollkommnung der Technik hat sich sofort in den Dienst der Ge- nach ihr.( Schr richtig! links.) von Keller u. Reimer verboten. Als der Schutzmann darauf hin- meinheit gestellt. Ich will Ihnen nur einige Titel der aus- Jugend vor unteuschen Schriften zu bewahren, so muß ich Sie er gewiesen wurde, daß die Bilder von einem der größten Künstler gestellten Bilder anführen: Pifante Badefcene, Brautnacht, innern an alles das, was ab und zu durch die Presse geht über die feien, erwiderte er: Das ist mir gleichgültig; aber so etwas gehört Fahrt der jungen Pariferin, Susanna im Bade und der verliebte Unterhaltungen, die in der Religionsstunde und dem Beichtstuhl ge­nicht in das Schaufenster.( Hört! hört! links.) Das ärgste ist aber Soldat"( Heiterkeit). Erlebnisse auf der Hochzeitsreise"( Ernente pflogen werden.( Lachen im Centrum.) ein Fall, der sich am 30. Januar dieses Jahres ereignet hat. Ein große Heiterkeit). Diese Ueberschriften allein müssen einen verderb hocharistokratisch aussehender Mann kam in die Kunsthandlung von lichen Reiz auf die Sinnlichkeit ausüben, noch mehr aber die Dar­Bendler in der Wilhelmstraße und verlangte einige Aktstudien zur Stellung selbst. An einem dieser Bilder befand sich die Reklame: Auswahl. Der Verkäufer hielt den Mann für einen Künstler oder Von der Polizei tonfisciert, vom Schöffengericht wieder frei­wenigstens für einen Kunstfreund und zeigte ihm eine Stollektion von gegeben." Jit diese Reklame richtig, so beweist das mur, daß hier Aktstudien, und der Herr nahm drei Stück heraus. Am nächsten eine Lücke im Strafgesetz vorhanden ist, die ausgefüllt werden muß. Tage erschien ein Kriminalfommissar, nahm auf jenen Herrn Bezug Ich bitte Sie im Interesse der heranwachsenden Jugend, diesen und erklärte sämtliche Altstudien mit Beschlag belegen zu müssen. Baragraphen anzunehmen.( Bravo  ! im Centrum.) Ich lege eine Kollektion dieser Aktstudien dem Hause vor.( Die Staatssekretär Nieberding: Abgeordneten drängen sich um den Tisch des Hauses.) Sie werden

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Der Paragraph richtet sich nicht nur gegen Bilder, sonderit, und das ist in meinen Augen das Bedenkliche, auch gegen Dichtwerke. Goethes Wahlverwandtschaft, Walthers von der Vogelweide Lied Unter den Linden auf der Heiden" schildern offen den Geschlechtsakt und niemand hat an dem Werte etivas Unzüchtiges entdeckt, aber nach diesem Gesetz würde die Verbreitung dieser Werke strafbar sein. Das Gefeß leidet an einer derartigen Unbestimmtheit des Ausdrucks, daß man es schon deshalb bekämpfen muß. Wie stellt man sich denn vor, daß Schriften in Aergernis erregender Weise ausgestellt Die Regierungsvorlage hat nichts andres im Auge, als zu ver- werden? Es wird immer alte Weiber männlichen und weiblichen anerkennen müssen, daß sie von einem hohen künstlerischen Wert hindern, daß Bilder usw., die das Schamgefühl verlegen, an öffent: Geschlechts geben, die Aergernis daran nehmen, daß einzelne Schriften find. Die betreffenden drei Studien waren von Herrn Prof. Koch, lichen Plägen in einer Weise ausgestellt werden, die Aergernis erregt. ausgestellt werden. Ich habe eine Frau gekannt, die schämte und dieser schrieb an die Kunsthandlung, daß er sich gerade, um Wenn hier auf Fälle Bezug genommen ist, in denen in Läden aus- fich, wenn fie am Schilde einer Hebamme vorbeiging. Andre ( Heiterkeit.) Leute wieder schämen dem gewissenlosen Handel mit Aktstudien vorzubeugen, im Interesse gestellte Bilder fonfisciert sind, so hat das mit der Regierungs- lejen fich, wenn sie daß eine Vorlesung über Geschlechtsverhältnisse feiner Schüler veranlagt gesehen habe, diese Studien herauszugeben. vorlage nichts zu thun. Ich muß aber bestreiten, daß die Regelfindigt wird. Was find ferner öffentliche, dem Verkehr dienende ( hört! hört! links.) Infolge dieser Vorgänge ist eine hochgradige gierungsvorlage mit dem Kommissionsvorschlage übereinstimmt, wie Erregung in die ganze Künstlerschaft gekommen. Wir sind ber Abg. Rören behauptet hat. Der Kommissionsvorschlag unterscheidet Orte? Solche Orte sind doch z. B. auch die Stunsthandlungen, und diesem aristokratischen Herrn im hohen Grade dankbar und hoffen, sich in zwei wesentlichen Punkten von der Regierungsvorlage, und ich Bilder Eintritt gewährt, würde strafbar sein. Wir haben in unserer jeder Kunsthändler, der gegen Einlaßkarten zur Besichtigung seiner daß sich nunmehr eine ganze Anzahl von Herren überzeugen werden, muß das Haus dringend bitten, diese beiden Punkte auszuscheiden. Judikatur eine solch ausdehnende Auslegung des Begriffs öffent­daß wir eine Verschärfung der gesetzlichen Bestimmungen nicht Erstens soll die junge Welt bis zum 18. Lebensjahre vor solchen Bildern licher zugänglicher Ort", daß brauchen. Uebrigens werden doch die Schandprodukte, welche vor geschützt werden. Diese Bestimmung pagt gar nicht in den Rahmen ausstellungen unter dieses Gesetz fallen. Die Folge dieses Gesetzes Privat- Kunst­ja sämtliche allem in der hiesigen Baffage ausgelegt und von weiblicher Hand der Vorlage hinein. Die Vorlage will mur den Anstand auf öffent- würde also nichts sein als eine Reihe von unsinnigen Denunziationen, verkauft werden, niemals von der Polizei beschlagnahmt. Der Herr lichen Straßen und wegen schügen. Hier handelt es sich aber darum, wie sie jetzt schon in Berlin   vorgenommen werden, die weiter nichts Staatssekretär hatte in der ersten Lesung sehr recht, wenn er sagte, tinder gegen den Erwerb zu schützen. Dies müßte in einem be­die Fassung des Centrumsantrags bedeute eine völlige Ueberschätzung sonderen Paragraphen gefordert werden. Zweitens soll nach dem zuwege bringen, als das reelle Geschäft und die Liebe zur Kunſt zu der Wirkung auf die Jugend und eine Unterschäßung aller wiffen- Kommissionsbeschlug auch derjenige bestraft werden, der ohne ein unterbrücken und zu schädigen. Wir können allen denen, die an dem schaftlichen, tünstlerischen und litterarischen Interessen Deutschlands  . Gewerbe mit solchen Dingen zu treiben, nur in der Absicht, das vielleicht unbewußt, einer Geistesrichtung Borschub leisten, die in Paragraphen mitwirken, den Vorwurf nicht ersparen, daß ſic, Zu einer derartigen Unterbindung der deutschen   Kunst werden Schamgefühl zu verlegen, solche Bilder usw. verbreitet. Entiveder ihrem innersten Stern unkeusch ist.( Lebhaftes Bravo! links.) wir unsre Hand niemals bieten.( Lebhaftes Bravo! links.)

Abg. Rören( C.):

ist diese Bestimmung überflüssig oder sie ist unklar. Die Regierung hat sich bemüht, gerade weil es fich hier um ihrer Natur nach bage Begriffe handelt, sie möglichst flar zu fassen, und so bitte ich Sie, die Regierungsvorlage anzunehmen.

Abg. Heine( Soc.):

Geh. Ober- Justizrat v. Lenthe:

Das bestehende Gesetz reicht nicht aus. Es giebt nicht direkt unzüchtige Darstellungen, die doch geeignet sind, das Schamgefüht zu verlegen. Die Rechtsprechung des Reichsgerichts über den Be­Bildliche Darstellungen, griff, unzüchtig" ist durchaus eine enge.

Ich betone, die Fassung der Kommission lehnt sich an die Regierungsvorlage an, und frage zugleich den Herrn Borredner, was wohl diese Vorlage der Regierung mit den Kunstschäzen des Vatikans zu thun hat. Wir wollen die heranwachsende Jugend gegen die sittlichen Gefahren schützen, die ihr durch den Anblick solcher Bilder entstehen. Die§§ 180 und 181 richten sich gegen das bereits bestehende Laster, aber diese Bestimmungen sind von beschränkter Bedeutung, wenn nicht Schutzmaßregeln getroffen werden, um die Jugend vor Verderbung zu schüßen. Die bisherige Recht geblieben, wie das überhaupt möglich ist. Ich kann mir nicht vor- Abg. Gaulke( fri. Vg.)[ auf der Tribüne schwer verständlich] sprechung genügt uns nicht. Der Begriff der Unzucht hat stellen, wie etwas nicht Unzüchtiges das Scham- und Sittlichkeitserklärt sich gegen den ganzen Paragraphen, der wenig Rußen nach der Rechtsprechung des Reichsgerichts eine so enge Inter- gefühl erregen foll. Mein Sittlichkeitsgefühl nimmt Anstoß bringen, aber dafür sehr viel Schaden anstiften könne. Wißgriffe pretation erfahren, daß er jetzt nur Anwendung findet, wo es it der schmuzigen Tendenz. was nicht unzüchtig und Denunziationen würden die Folge sein. Was bente als scham­sich um Bilder handelt, die unjittliche Handlungen darstellen oder ist, kam mein Blut nicht in Wallung bringen, was los angefehen wird, ist früher nicht als schamlos angesehen worden dazu reizen. Die Folge davon ist, daß sich jetzt die schamlosesten aus lauterer Gesinnung entstanden, mein Sittlichkeitsgefühl nicht und umgekehrt. Als Gesetzgeber muß man doppelt vorsichtig sein, Darstellungen überall in Schaufenstern breitmachen, ohne daß die verletzen. Nur das Gemeine in Tendenz und Inhalt widert mich an. wenn es sich um Bestimmungen handelt, die der Anwendung solch' Polizei einschreitet. Es ist soweit gekommen, daß man sein Kind Die Verfolgung aber richtet sich gegen das Ungeschminkte, das Un- vager Anschauungen Thür und Thor   öffnen. Die Bilder, die hier nicht über die Straße schicken kann aus Furcht, es tönnte sich durch bekleidete, das Natürliche, kurz gegen die Wahrheit auf gewissen Stollege Müller vorgelegt hat, zeigen durch ihre Konfistation das den Anblick solcher Bilder vergiften. Man hat behauptet, daß Kunst Gebieten der Kunst. Für den ganzen Gesezesparagraphen liegt keine Gefährliche des Weges, den wir mit dem§ 184a betreten sollen. und Wissenschaft durch diesen Paragraph cingeengt würden. Ich Veranlassung vor, denn dem Reinen ist alles rein, dem Schweine verstehe es nicht, wenn dieser Vorwurf von einer gewissen Preffe aber wird alles zur Schweinerei.( Stürmische Heiter­Abg. Dr. Höffel( Sp.): erhoben wird, die sich unter den jezigen Verhältnissen so wohl feit.) Es giebt unreife Kinder auch in späteren Lebensjahren, sie Die heutigen Geseze reichen nicht aus. Nichts aber fördert die fühlt, wie der Hecht im Starpfenteich. Aber ernsthaft fanu nehmen Anstoß an der Bilderbibel mit Adam und Eva, sollen wir Unsittlichkeit mehr, als unfittliche Schriften und Bilder. Die Kunst man von einer Einengung von Kunst und Wissenschaft nicht deshalb Adam und Eva aus der Bilderbibel verbannen?( Sehr gut! tritt meist bei solchen Dingen hinter der Reklame zurück. Wir be­sprechen. Der Paragraph sezt voraus, daß die Bilder an bei den Soc.) Nein, solcher Schmutzfinken wegen brauchen wir kein neues fämpfen alles, was dem Leib schädlich fein fann, öffentlichen Blägen oder Straßen, die den Verkehr dienen, Gesetz zu geben. Num giebt es eine Richtung, die ohne selbst unteusch zu müssen auch bekämpfen, was der Seele schaden kami. Meine Freunde ausgestellt werden und zwar in Aergernis erregender Weise sein, Unkeuschheit überall bei andern wittert. Ich fannte einen alten werden in der Mehrzahl für die Regierungsvorlage stimmen, ein und zu geschäftlichen Zwecken. Allerdings wird viel unter dem Herrn, der hat mich gelehrt, daß die mittelalterliche Kunst deshalb Teil wird sich für den Vorschlag der Kommission erklären. Deckmantel der Kunst gesündigt. Man braucht nur irgend eine der antiken vorzuziehen fei, weil in ihr der menschliche Störper nie einziger wird aber für den Antrag Beckh stimmen. photographische Aufnahme mit einem historischen Vorgang oder einer nadt, sondern immer bekleidet in die Erscheinung trete. Es giebt Abg. Henning( f.) Dichtung in Verbindung zu bringen und glaubt dann, einen Frei- Dämchen, die das Wort Hosen nicht hören können, weil sie beim brief für die größten Schamlosigkeiten zu haben. Es ist etwas Anhören immer daran denken müssen, was darinnen steckt. erklärt sich mit den Ausführungen des Abg. Nören in der Hauptsache anderes, ein Kunstwerk selbst in der künstlerischen Ausführung be-( Stürmische Heiterkeit.) Es giebt Eltern, welche ihren Kindern das einverstanden. Aktstudien sind für Künstler notwendig, aber sie trachten oder bewundern oder die Reproduktion im Schaufenster zu sehen. Waschen verbieten, weil sie dabei den eigenen nackten Leib sehen brauchen nicht öffentlich ausgestellt werden. Die Annahme des Abg. In der photographischen Reproduktion im Stabinett- oder Visitformat würden.( Ernente Heiterkeit.) Heine, daß durch die Vorlage die Kunst gefährdet werde, trifft

Wir sind gegen diefen Paragraphen und haben dafür gewichtige Gründe. Das Gefes verfolgt nicht die Tendenz, pornographische die für einen Mediziner im höchsten Grade nützlich sein können, Darstellungen oder Abbildungen zu verfolgen, dazu reicht§ 187 aus, können das Sittlichkeitsgefühl in hohem Grade verletzen, wenn sie sondern es will folche Dinge treffen, die das Scham- und Sittlichkeitsan öffentlichen Orten ausgestellt sind, wo jeder Vorübergehende sie gefühl verlegen, ohne unzüchtig zu sein. Mir ist es immer unklar fchen kann.

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tritt die künstlerische Ausführung zurück und die Nadtheit folgt hervor. Ich habe schon bei früheren Paragraphen auf die Judikatur durchaus nicht zu. In der Kunst kommt es nur auf das Wie" an. Ich habe hier eine ganze Kollektion von sogenannten Ledaschwänen, des Reichsgerichts hingewiesen. Herr Rören hält diese Judikatur Niemand wird in der Gruppe des Laokoon etwas Unſittliches finden. die einfach eine nackte Figur in der Lage des Beischlafs darstellen. für gut und fürchtet ur, daß sie sich wandeln könnte. In erster Linie bitte ich im Annahme des Kommissionsbeschliffes, Da ist doch von Stunst nicht mehr die Rede. Wenn übrigens der Ja, wenn vir das hoffen könnten, so wäre das sehr eventuell mi Annahme der Regierungsvorlage.

Herr Vorredner nicht von einem hocharistokratischen schön, aber die Judikatur des Reichsgerichts hat sich immer Ein Schlußantrag wird angenommen. Abgestimmt wird Herrn gesprochen hätte, so würde ich sagen: Ich nach rückwärts, nie nach vorwärts gewandelt. Auch die Bilder, die zunächst über die Kommissionsvorlage. Die Abstimmung war der Herr."( Große Heiterkeit.) Ich bin in einem solchen Herr Rören hier vorgelegt hat, fonnten mich nicht zu der Ueber- ist eine namentlich e.§ 184a wird in der Kommissionsfassung Geschäft gewesen, das sich als Kunst- und Zeichenmaterialien- zeugung bringen, daß der Paragraph notwendig ist. Die Fälle, von mit 159 gegen 100 Stimmen angenommen. Handlung bezeichnet und wo das ganze Schaufenster mit sogenannten denen Herr Rören sprach, würden auch von dem§ 184a gar nicht Ale§ 184b hat die Kommission einen neuen Paragraphen eins Modellvorlagen ausgefüllt war. Junge Leute im Alter von 15 bis getroffen werden. Wenn Herr Rören in den Laden gegangen ist gefügt, welcher lautet:

16 Jahren belagerten dasselbe, und einzelne gingen auch in den und sich die beiden Bilder aus einer Mappe herausgesucht hat, so Mit Gefängnisstrafe bis zu einem Jahre oder mit Geldstrafe Laden, wahrscheinlich, um solche Vorlagen zu kaufen. Ich habe in kaum der Verkäufer nicht bestraft werden, denn der Herr Kollege bis zu 1000 m. wird bestraft, wer öffentlich theatralische Vor­