Aber sie haiien sich etwas früh gefteut. Als sie nämlich über das Wasser emporwachsen wollten, da konnten sie nicht. Die kleinen Tiere konnten nicht vertragen, daß die Sonne auf sie schien; und soviel Mühe sie sich auch gaben, sie kamen und. kamen nicht weiter. Nun wollen wir euch helfen!" sagten da die Wellen. Und die Wellen hoben ein paar große Korallenblöcke aus dem Meeresgrunde herauf und warfen sie auf die anderen. Jetzt endlich lag die Insel da. Groß war sie ja nicht, abrr weiß und hübsch glänzte sie in der Sonne, und rings um sie her, soweit man blicken konnte, war nichts als Wasser zu sehen. Und eines Tages kam eine große weiße Möwe geflogen und setzte sich auf die Insel. Um dieselbe Zeit geschah es, daß die Erde   die große, runde Erde, die im Weltenraum um die Sonne kreist, den Mond immer mit sich ziehend äußerst schlechter Laune war. Der Mond neckte sie in einem fort, und sie hatte ihren Aerger über den Kometen noch nicht verwunden, der in Stücke ging, bevor er erzählt hatte, was er auf seiner Reise gesehen. Als nun die Erde eines Tages ihren Bauch anschaute, da ent- deckte sie am Aequator   eine kleinen Knoten, den sie bisher nie bemerkt hatte. Was zum Kuckuck ist das denn nun wieder?" rief die Erde ärgerlich. Es war nichts anderes als die Koralleninsel. Als die Erde aber erfuhr, wie die Sache zusammenhing, da wurde sie fürchter- lich zornig. .Jetzt wird es mir denn doch zu toll!" rief sie aus.Es war schon arg genug, daß man sich von dem großsprecherischen Kometen zum Starren halten lassen und sich darein fügen mußte, monatlich von so einem elenden Mond ausgelacht zu werden... es genügte gerade, daß die Menschen in meinen Eingeweiden wühlten und Land zu Wasser und Wasser zu Land machten und schalteten und walteten, wie sie Lust hatten.... Aber darein will ich mich denn doch nicht finden, daß so ein Korallenjunges, das man nur durch ein Vergrößerungsglas sehen kann, meine Figur umformt und mir eine regelrechte Insel mitten auf meinen Bauch setzt? So ein jämmerliches Weichtier! Der Sache wollen wir ein Ende machen!" Und im selben Augenblick senkte die Erde da, wo die Korallen- insel lag. den ganzen Meeresboden. Den Schreck der Korallen kann man sich vorstellen. Tic Insel verschwand im Meere; und die Möwe, die darauf saß, flog mit einem lauten Schrei empor. Die Korallenblöcke stürzten durcheinander und gingen in Stücke. Fische, Krebse und Schildkröten flüchteten, so schnell sie konnten, und jedes Blatt im Tangwalde zitterte. Als es im Wasser aber wieder ruhig geworden war, da flüsterten die Korallentiere einander zu: Vergesst die Insel nicht!" Um'erdrossen begannen sie, von neuem zu bauen. Und als einige Zeit vergangen war, waren sie wieder oben an der Ober- fläche, die Wellen schleuderten gewaltige Blöcke hinauf, und die Insel lag wieder da. Nun soll doch..." rief die Erde. Und damit senkte sie den Meeresgrund noch mehr. Denkt an die Insel!" flüsterten die Korallen. Und nach einiger Zeit lag die Insel wieder da.. Wollt und könnt ihr das immer so weitertreiben?" fragte die Erde. O, gewiß." erwiderten die Korallen. Tann ergeb' ich mich, denn da komm' ich nicht mit!" sagte die Erde. Und nun blieb die Insel liegen, wo sie lag. Die Korallen bauten unaufhörlich weiter, die Wellen schleuderten immer mehr Blöcke an die Oberfläche, und die Insel wurde immer größer. Eines Tages kam ein großes, rundes, braunes Wesen ange- segelt und klopfte an die eine Seite der Insel. Wer da?" fragten die Korallen unten aus dem Wasser her. »Ich bin es!" sagte das Wesen. «Ja, wer den»?" fragten die Korallen wieder. Kennt ihr mich nicht? Ich bin die Kokosnuß und bin in der ganzen Welt berühmt. Ich baue Inseln, die auf die Landkarten eingezeichnet werden und in der Geographiestunde borkommen. So- gar Lieder find über mich gedichtet worden." Das mag alles sein," sagten die Korallen.  Davon wissen wir nichts. Wir haben selber eine Insel gebaut und nie Zeit ge- habt, Lieder zu fingen." Ja, es ist unglaublich, wieviel Unwissenheit in der Welt existiert," entgegnete die Kokosnuß.Na. habt ihr denn Erde genug, daß ich darin Wurzel schlagen lann und zu einer Palme werde» kann?" Aha!" flüsterten die Korallen.Es ist die Palme!" Da baten fie sie höflich, in einiger Zeit wiederzukommen; dann wollte» sie ihr Bestes tun, um ihr Erde zu verschafsen, in der sie wachsen könne. Gut!" sagte die Kokosnuß.Dann treibe ich mich�nock ein bißchen im Meere herum. In einem Jahre ist meine Schale so dick, daß ich alles vertragen kann." Mit diesen, Worten schwamm sie weiter. So oft nun etwas Tang oder tote Fisch» oder Seesterne l« Waffer waren, baten die Korallen die Wellen, es doch auf die Insel zu werfen. Die Wellen taten das auch und es lag dann da oben. verfaulte und wurde zu Erde. Die Seeoögel kamen und sorgten für die Düngung; in dem Dünger war ein Kirschstein, der schlug Wurzel und wuchs zu einem hübscheu Bäumchen heran. Eines Tages kam ein großer, hohler Baumstamm angetrieben. Als er auf der Insel lag und verfaulte, fielen eine Anzahl Gras- samen heraus; und nach einiger Zeit war die Insel ganz grün. In dem Baumstamm waren auch zwei Eidechsen gewesen; die bekamen Kinder und fanden die Insel sehr gemütlich und ge- eignet zum Wohnen. Und dann kam die Kokosnuß wieder. Hebt mich hinauf!" sagte fie zu den Wellen. Und sie keimte und wurde ein prächtiger Baum. Ihre Nüsse fielen rings nieder, und bald stand ein ganzer Hain von Kokos- Palmen auf der Insel. Die Bogel bauten ihr Nest in den Bäumen; und Blumen, Bienen und Schmetterlinge fanden sich ein. Schließlich kam auch einmal ein Mann in einem Boote ge, segelt. Sein Schiff war untergegangen, und er war viele Tage lang auf dem Meer« umhergetrieben worden. Er war sehr hungrig und durstig; und als er die Insel erblickte, geriet er ganz außer sich vor Freude, ging ans Land, Kokosnüsse und Austern und baute sich ein Haus, in dem er wohnen konnte, bis ein Schiff käme, daS ihn in sein Baterland brächte. Unten im Wasser aber bauten die Korallen beständig weiter. denn sie konnten die Insel nicht groß genug bekommen. Ach wenn doch unsere Ururahne das sehen könnte!" sagten fie zueinander. (Nachdruck verdolcn.z Sekneemnter. Von Dr. Richard Hennig. Es lann keinem Zweifel unterliegen, daß unter den zahlreichen, meist nicht eben übermäßig beliebten Eigentümlichkeiten der Winter- lichen Witterung der Schn«e entschieden noch die meisten Freunde hat. Gewiß sind nicht alle Lebewesen gut auf die weißen Flocken der Frau Holle zu spreckien: die hochwohllöblichen Magistrate z. B.» deren Stadtsäckel durch jeden größeren Schneefall arg in Mitleiden- schaft gezogen wird, wollen gar nichts davon wissen, ebenso wenig die Vögel, das Wild im Wald usw.; auch die Eisenbahnen und Straßenbahn-Gesellschaften sollen manchmal, wenn der weiße Segen allzu reichlich niedergeht, recht wenig erbaut davon sein. Aber von solchen Ausnahmefällen abgesehen, genießt der Schnee doch eine zweifellose Beliebtheit; für den Landwirt, dessen Felder er vor verderblichem Frost schützt, ist er ein« unermeßlich hohe Wohl- tat, aber auch im großen Publikum erfreut er sich einer unver» kennbaren Popularität. Schnee stimmt heiter, pflegt man zu sagen, und daß dies wahr ist, wird jeder aus eigener Erfahrung wissen. Pflegen doch selbst ganz kleine Kinder, wenn sie ins wirbelnde Schneetreiben hinaussehen, vor Freude in die Hände zu klatschen! Die psychologische Ursache dieser Tatsache steht bisher noch keines- wegs fest, obwohl die neuere Psychologie der Tatsache selbst ihre lebhafte Auftnerksamkeit zugewendet hat sz. B. Hellpach in seinen Geopsychischen Erscheinungen"). Daß die große Mehrzahl der Menschen jedenfalls einen Schneefall viel freudiger begrüßt als einen winterlichen Regentag, der die Stimmung meist merklich herabsetzt, darf als erwiesen gelten, wie ja auch Eis und Frost, wenn sie keine allzu großen Dimensionen annehmen, im allgemeinen mit Freuden begrüßt werden. Aber die eigentliche Winterlust, der Höhepunkt der winterlichen Freuden, knüpft sich doch auch für solche, die nicht aus sportlichen Interessen darauf angewiesen sind, an den Schnee. Ueber die Häufigkeit und den Zeitpunkt der Schneefälle, wie auch über die Höhe der üblichen Schneedecken herrschen im großen Publikum erstaunlich mannigfache und oft recht irrtümliche Vor- stellungen. Fragt man hier und da jemand, dem die statistischen Zahlen der Wetterwissenschaft nicht ohne weiteres geläufig find, nach seiner Meinung über Fragen, die mit den Schneeverhältnissen zusammenhängen, so kann man gar nicht selten die wunderlichsten Ansichten hören. Da gibt es Leute, die sich einbilden, daß ein normaler Oktober schon Schnee in bedeutenderem Umfang bringen müsse(natürlich nicht etwa im Gebirge, wo dergleichen Äorkomm-- nisse in der Tat die Regel bilden, sondern in der Ebene), daß mindestens aber der November darauf Anspruch habe, während seines größeren Verlaufes eine in Schnee vergrabene Erde aufzu­weisen. während andererseits von denselben Personen jeder Schnee- fall nach Mitte oder gar Anfang März als ein abnormes, wider jegliche Norm verstoßendes Ereignis hingestellt wird. Hören solche Leute, wie die Dinge in der Tat liegen, wie sie in dem einwand­freien Licht der meteorologischen Statistik erscheinen, so sind fie zumeist höchst überrascht. Die Statistik lehrt uns nämlich, daß die deutschen Ebenen im allgemeinen bis tief in den Dezember hinein von nennenswerten Schneefällen und tieferen Schneedecken verschont zu werden pflegen. Die Schneefälle im Oktober beschränlen sich ausnahmslos auf wenige, unbedeutende Flocken und sind im übrigen nicht viel häu- figcc als Schneefälle im April. Im November werden zwar die>