Eigenart erwarten dürfen, allerdings nur in der zentralen Zone der Verfinsterung. Diese zentrale Zone, die nur b'/, Kilometer breit ist, verläuft von Südamerika   bis nach Sibirien  . Alle Orte auf dieser zwischen Venezuela   und dem südwestlichen Sibirien   sich erstreckenden Zotrt der totalen Verfinsterung werden den Anblick einer totalen oder ringförmigen Bedeckung der Sonne haben. Die Finsternis ist aber in einem weit größerem Teile der Erdober- fläche sichtbar. Es bleiben in Berlin   nur 4/ioo der Sonne unbedeckt; in Wien   werden aber nur noch 4/b des Tagesgestirns unter der Mond- scheibe verschwinden. Man weiß, daß sich der Mond ebenso wie die Erde und fast sämtliche Körper unseres Sonnensystems von Westen nach Osten be- tvegt. Daher kommt eS, daß alle Sonnenfinsternisse in westöstlicher Richtung über die Erde verlaufen. Ebenso tritt der Moudschatten stets zuerst am Westrande der Sonne in diese ein. In Deutschland  beginnt die Verfinsterung fast genau mit der Mittagsstunde, und zwar in Berlin   um 12 Uhr 8 Minuten 3 Sekunden mittags. Sie endet hier um 2 Uhr 46 Minuten v Sekunden. Die Be- rührung de? Mondes mit der Sonne erfolgt an deren Südwestrand; die Mondscheibe zieht dann in nordöstlicher Richtung iiber die Sonne hinweg, um am Nordostrande wieder auszutreten. Zur Zeit der größten Verfinsterung werden möglicherweise die der Sonne gegenwärtig sehr nahestehenden Planeten Merkur, Venus   und Saturn als matte Scheibchen sich vom lichten Himmel abheben. Da- gegen ist auf ein Sichtbarwerden der Protuberanzen und der Korona »vohl kaum zu rechnen: der schmale feurige Lichtring der Sonne dürfte diese beiden nur bei totalen Sonnenfinsternissen hervortretenden Phänomene jedenfalls überstrahlen. Will aber der Nichtastronom da? Phänomen genauer als mtt ein paar flüchttgen Blicken nach oben verfolgen, fo hat er der- schiedene wesentliche Dinge zu beachten. Vor allem darf er nicht vergessen, daß das direkte Sonnenlicht außerordent- lich schädlich für die Augen ist, selbst dann, wenn der Mond bereits den größten Teil der Sonnenoberfläche verdeckt hat. Es ist deshalb für jeden, der auch nur flüchtig von der Natur- ersckeinung Notiz zu nehmen gedenkt, unerläßlich, sich mit einem gefärbten Glase zur Dämpfung der grellen Sonnenstrahlen zu ewaffnen. Man bekommt ein solche« Stück gefärbten Glases für wenige Pfennige zu kaufen; wer c» versäumt, kann sich selbst helfen, indem er irgendeinen Glasscherben über einer blakenden Lampe so stark gleichmäßig berußt, daß durch ihn gesehen die Sonne in gelbroten, und die Augen nickt mehr schmerzendem Licht erscheint. Die Unterlassung solcher Vorsicht kann schwere Sehstörungen hervor- rufen, und jeder Augenarzt weiß, daß nach Sonnenfinsternissen zahl- reiche Patienten erscheinen, die über ein Flimmern vor den Augen und über starke Ermüdung und Kopfschmerzen beim Lesen klagen. «uf keinen Fall darf man einen Blick durch ein ungeschütztes ge- schliffenes GlaS auf die Sonne wagen, also beileibe keinen Feld- stecher ohne BlendglaS benutzen. Es können dadurch die schwersten Sehstörungen erfolgen. Ein anderes Hilfsmittel, um ungefährdet die Sonne beobachten zu können, kann man sich noch leichter selbst herstellen, indem man ein Stück steifen Papier« mittels einer Steck- nadel an einigen Stellen womöglich in verschiedener Stärke durch- löchert und nur durch diese kleinen Oeffnungen, die nur wenig Licht durchlassen, die Sonne beobachtet. Obwohl in einem Zyklus von 18 Jahren 42 Sonnenfinsternisse eintreten, so kommt wegen der stets nur geringen Breite der Region zentraler Verfinsterung auf den einzelnen Ort der Erde im Mittel nur alle 200 Jahre eine totale oder ringförmige Verfinsterung, während sich partielle Sonnenfinstermsie alle paar Jahre ereignen. In Berlin   wird man erst am 7. Oktober 2l3ö wieder eine totale Sonnenfinsternis zu sehen Gelegenheit haben. kleines feuilleton. Die Zunahme der Walfischjagd. Man kann immer wieder lesen. daß die Zahl der Wale in schneller Abnahme begriffen sei und diese großen Mecrsäuger durch ihre Verfolgung des Menschen ihrer baldigen Ausrottung entgegengehen. Diese Auffassung scheint zum rnindesten stark übertrieben zu sein, denn eS werden jetzt von zwei verschiedenen Seiten die Versicherungen abgegeben, daß der Walsang seit langem nicht so glänzende Ergebmsie zu verzeichnen hatte, wie in den letzten Jahren.<Um so notwendiger wird unter diesen Umständen natürlich der Schutz der Tiere, die ja leider der Schnelligkeit der kapitalistischen   Ausnutzung sich nicht durch größere Vermehrung und beschleunigtes WackSrum anzupassen verstehen. Die Red.) Namentlich die norwegische» Gesellschaften, die sich damit be- fassen, haben so hohe Dividenden zahlen können, daß ein starker Reiz zu ihrer Vermehrung ausgeübt worden ist. Demgemäß melden auch die Mitteilungen des Deutschen SeefischereivereinS die Begründung von vier neuen Walfischfanggeiellschnflen in Norwegen  , während der letzten Monate. Eine der älteren Gesellschaften hat in diesem Jabre KV Proz., eine andere Proz. Dividende verteilt. Diese außer- ordentlichen Gewinne wurden erzielt, trotzdem die Unkosten sehr er- heblich sind. Die Fanggebiete dieser Gesellschaften befinden sich nämlich in sehr großer Entfernung vom Hcimatlande, und zwar meist auf der südlichen Halbkugel. Eine Gesellschaft schickt ihre Dampfer nebst schwimmenden Tcankochereien bis nach den Südshetlandinseln am Rand des SüdvolargcbietS, eine andere nach Berantwortl. Redakteur: Albert Wachs, Berlin. Druck u. Verlag: Neuseeland  . Einige der neuen Gesellschaften wollen sich auch näheren Meeresgegenden zuwenden, nämlich der Umgebung von Island   und Kanada  . Noch eine andere Gesellschaft will den Walfang in denGewässern von Alaska   ausüben, wohin die Fahrt länger dauert als nach Australien  . Es ist klar, daß der Gewinn ein sehr bebeutender sein muß, um so große Unternehmungen hervorzurufen und sogar zu ihrer Nach« ahmung anzuspornen. Ein besonders großes Fangschiff einer norwegischen Gesellschaft, daS den Namen Roald AmundsenS, des Südpolentdeckers, trägt, besitzt seine eigene Kocherei, 10 Tanks für Speck, 14 Tanks für Fleisch und Knochen und 100 Mann Besatzung. Das Schiff kann allein 20000 FaßOel heimbringen. Aehnliche Nachrichten über den Aufschwung der Walsangindustrie hat der Norweger   Salvesen vor der Londoner   Locisty ok Arte gemacht. Als Ausgangspunkt da- für wird die Erfindung des Norwegers Fohn   bezeichnet, der vor etwa 40Jahren eine wichtige Verbesserung für dieErlegung undEinbringung der großen Wale angegeben hat. Vor allem aber ist in den letzten acht Jahren der Fang wegen Einbeziehung von Jagdgründen auf der süd- lichen Halbkugel außerordentlich gestiegen. Auf die Meere der nörd- lichen Halbkugel trifft in der Tat jene Angabe von der Abnahme der Wale zu, und von den Hunderten von Fangschiffen, die noch vor einem halben Jahrhundert hier tätig waren, sind nur noch einige Dutzend übriggeblieben. Nur im nördlichsten pazifischen Ozean scheint der Walfang noch größere Erträge zu liefern. Die walreichste Gegend der Erde ist die Umgebung von Süd- georgien  , östlich von der Südspitze Amerikas  , wo der Fang erst seit acht Jahren begonnen hat, jetzt aber schon von acht Gesellschaften mit 21 Dampfern betrieben wird. Die Wal  « fischbai in Südafrika  , wo man nach diesem Namen besonders viele Wale vermuten sollte, ist seit langer Zeit außer Betracht ge- lasten worden, soll jetzt aber wieder von Fangschiffen aufgefiicht werden. Kunst. Vom Zeichnen. Im Kunstgetverbemuseum sind Proben aus dem Zeichenunterricht an den höheren Lehranstalten ausgestellt. Sie zeigen, welche schöne Frucht der seit 1S00 geübte neue Zeichenuntericht zu bringen vermag; sie drängen zu der Frage: wie es damit zurzeit in den Volksschulen bestellt ist. In Amerika  , von woher unS der Anstoß wurde, die alte langweilige Methode der Vorlagen und des Gipses abzuschaffen und statt besten die Augen wahrhaft und naiv in die Natur zu schicken, hat das Volk teil an solchem Wiedercrtvachen der Sinne. Bei uns sind nur die höheren Lehranstalten besser davon gekommen; immerhin bleibt zu hoffen(zu einem Teil ist es uns schon gut bekannt), daß auch die Volksschüler einigermaßen das Sehen lernen. Der intcrnatio- nale Kongreß für Zeichenunterricht, der im August dieses Jahres in Dresden   tagen soll, wird ja Gelegenheit geben, vergleichend zu prüfen. Das eine ist ja heute schon gewiß: daß beinahe alle Men- schen genau so gut wie lesen und schreiben, auch sehen und wieder- geben lernen können. Die Ausstellung im Kunstgewerbemuseum zeigt zunächst, wie radikal mit dem zwecklosen Drill und der Gedankenarmut von einst gebrochen wurde. Sie zeigt uns aber auch daneben, daß die Lehrer die Gefahren des neuen Unterrichtes, den Dilettantismus, der gerne Bildchen machen möchte, glücklich zu meiden wußten. Es wäre schrecklich, wollte die Schule auch nur im geringsten Vorschub leisten, Künstler zu destillieren. Das wäre nicht um ein Haar bester als das frühere Austuschen von Bandwurmornamenten oder das Verzirkeln von Schattensvielcn. Von solchen Irrtümern ist indeS nichts zu spüren. Die Zeichenlehrer haben sich gesund und nüchtern darauf beschränkt, ihren Schülern Geburtshelfer zum Licht, zu den Formen und zu den Farben, zu werden. Die Kinder beginnen mit freien Pinselübungen, sie versuchen Farbperlen nebeneinander zu fetzen oder sonst ein paar Flecke zu reihen. Gleich von vorn- herein soll ihnen das Geheimnis des Rhythmus nahe kommen. Dann lernen sie Farben treffen; man zeigt ihnen Schmetterlinge. Käfer oder Vogelfcdcrn. die müssen sie nach dem farbigen Eindruck wiedergeben. Es ist erstaunlich, wie richtig der Durchschnitt selbst die halben und die Zwischentöne zu schen vermag. Nun sollen sie die Körper ihrer Umwelt sehen und abschreiben lernen und danebm versuchen, aus dem Gedächtnis und der Phantasie ihre Weltbilder zu gestalten. Auch das gelingt über Erwarten. Man spürt, mit welchem Vergnügen die Knaben und Mädchen die Blumentöpfe an- sahen, wie sie sich gegenseitig konterfeiten, wie sie die Blicke aus dem Fenster(das zu unseren Zeiten unten weiß zugestrichen war)! schweifen ließen, um das Leben der Straße zu beobachten. Und wiev'el Fabulicrkraft und Romantik in solch einem Brauseköpfchen stecken kann. Die kleinen Erlebnisse des Tages werden hingekritzelt; das gibt mitunter Stenogramme von burlesker Urwüchsigkeit und beinahe heiliger Andacht. Man denkt an die Zeichnungen der Höhlenbewohner und sieht wieder einmal das Geheimnis verwirk- licht: daß die Ontogenese(Einzelentwickclnng) eine verkürzte Phylogenese(Stammcscntwickclung) ist, daß das Individuum auch geistig in schneller Folge noch einmal die EntWickelung seines Stammes durchläuft. Recht geschickt ist es auch, daß Knaben und Mädchen hinausziehen in die Landschaft, in die kleinen Orte von den Toren, um dort die Bäume und die Hügel, um alte Türme und andere architektonische Denkmäler anzusehen. Die Blätter. auf denen die Ergebnisse solchesLandschaftcrns" eingetragen wur- den, lasten hoffen, daß diese Jungen auch als Erwachsene nicht stumpffinnig über die Erde gehen werden._ R. Br. VorwärtsBuchdruckereiu.VerlagSanstalt Paul SingerSiEo., Berlin   LW.