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Das war ein tragischer Moment, ein trauriger Zwischenfall wie sich das alles entwidelt hat, wie in Belgien   die kleine Mater­auf dieser Reise. Ein Hund, der starb, und seine beiden Kameraden gruppe der XX. auf die englischen Reformbestrebungen aufmerksam böse. Fürsorglich schweifte Ruths Blick von einem zum andern. wurde, wie Serrurier- Bovy, Finch, Lemmen, er und andere nach Malemut Kid hielt sich zurück, obgleich seine Augen vorwurfsvoll jenem Prinzip einer vernunftgemäßen Schönheit" zu schaffen be­blidten, beugte sich zu dem Hunde und schnitt die Riemen durch, gannen. Da ist auch der Punkt aufgezeigt, wo wir über Morris die ihn festhielten. Kein Wort unterbrach die Stille. Es wurde und Rustin hinauswachsen mußten. Trusifen von der Erhabenheit vorgespannt, und als die Steigung überwunden war, setzten sich der Gothik, schwärmten sie von der Vergangenheit und die Schlitten wieder in Bewegung, während das sterbende Tier träumten von einer Zukunft, in der der es keine Industrie, sich hinterherfchleppte, so gut es fonnte. leine Maschinen- und Massenarbeit mehr geben würde. Sie sehnten sich nach dem Handwerksmann der alten Zeit zurück und haßten die Maschine, die Fabrit, mit einem Wort die Gegenwart. Van de Velde   wollte es nicht in den Sinn, daß man, um wieder zu fünstlerischen Gewerbeleistungen zu gelangen, sich außerhalb der Gegenwart zu stellen hätte. Er war auch zu sehr Sozialist, um eine Gewerbekunst zu erstreben, die nur auf eine ganz dünne Oberschicht beschränkt bleiben mußte. Es wurde meine aufrichtige Absicht", bekennt er, durch mein Wert auf eine große Anzahl von Menschen zu wirken, und hierdurch wurde ich auf industrielle Verfahren hin­gewiesen. Ich gewann die Ueberzeugung, daß ein Mensch um so mehr gälte, auf ie mehr Menschen er wirke. Mein Geist fand es wahrhaft unmoralisch noch ferner Werte herzustellen, die nur in einem einzigen Exemplar vorhanden sein konnten. Gedanken­gänge, die in der Folge zu dem führen sollten, was wir Maschinen­funst und weiterhin Qualitätsproduktion genannt haben.

Obwohl er seinen Jähzorn schon bereute, war Mason doch zu eigensinnig, um es wieder gut zu machen oder sich wenigstens zu entschuldigen. Er begab sich an die Spike des Zuges, ohne zu ahnen, daß eine große Gefahr in der Luft schwebte. In dem tiefen, geschüßten Gelände, das sie nun durchquerten, standen viele mäch­tige Bäume, zwischen denen sie sich mit großer Mühe einen Weg bahnen mußten. Fünfzig Fuß von der Landstraße entfernt redte fich eine riesige Fichte zum Himmel. Seit Generationen stand sie da. Und in all diesen langen Jahren hatte das Schicksal fie für einen ganz bestimmten Zweck vorgesehen vielleicht hatte es gar Masons Geschick schon beschlossen. Gerade bückte er sich, um den Riemen eines seiner Mokassins anzuziehen, der sich lösen wollte. Die Schlitten machten daher eine Pause, und die Hunde legten sich still in den Schnee.

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Eine ergreifende Stille herrschte ringsumher. Kein Hauch glitt durch die frosterstarrten Wälder. Wie Seufzen hallte es in den Lüften. Sie empfanden es mehr, als daß sie es hörten. Es war wie der Vorbote einer Bewegung. in dieser Bewegungslosig­feit, in dieser Leere.

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Es ist nur zu begreiflich, daß die große Menge seinem Schaffen vom Anfang an bis jetzt fühl und zurückhaltend gegenübergestanden bat. Er war gänzlich frei von allen spielerischen Sentimentali­täten, denen die Modernsten der Modernen scheinbar doch nicht ganz Und da spielte der mächtige, von der Last der Jahre und des entraten möchten. Er hatte gar nichts mehr vom gefälligen Deko­Schnees beschwerte Baum seine Rolle im Drama des Lebens. Als rateur an sich und war bis zum Nerv Künstler. Mit der klaren er das unheimliche, verhängnisvolle Krachen vernahm, wollte und bestimmten Logik des Ingenieurs schuf er Häuser und Haus­Mason fich aufrichten. Allein es war schon zu spät fast gerät. Wie die Automobile, die Luftschiffe, die Maschinen, deren Schönheit er nicht weniger bewunderte als die Akropolis  , schuf er Dinge, in denen eine Funktion ganz Form und ganz große Form geworden war. Jede Kurve war herausgeboren aus einer inner­lichen Notwendigkeit, und jede Linie war eine Kraft. Die Kraft einer genialen Persönlichkeit. Wie ein Dichter suchte er seine Zu­hörer mitzureißen zu der uralten Erkenntnis von der in jeder Linie lebendig wirkenden Ausdruckskraft. Mit keinem anderen Erfolge, als daß die Ohnmacht sich der Linie bemächtigte, als daß ein viel­geschäftiges Trabantengeschlecht der Welt weißzumachen suchte, das Wesen des neuen Kunstgewerbes sei eine schauerliche Seaeffionslinie. Man kann es begreifen, daß einen Mann wie van de Velde der Ekel paden mußte vor einer Unfähigkeit, die sich auf ihn als einen Führer zu berufen wagte. Als der Großherzog von Weimar   ihm die Leitung einer Kunstgewerbeschule in der Goethestadt übertrug, da folgte er diesem Ruf, der für ihn gewiß ehrenboll war, der ihn aber doch ausschalten mußte von den ganz großen, ganz lebendigen Aufgaben der Zeit, die da gestellt werden, wo aufstrebende Indu­strien ihre gigantischen Taten vollbringen.

im Stehen traf ihn der furchtbare Schlag auf die Schulter. Wie oft hatte Malemut Kid plöblich vor einer Gefahr, jäh vor dem Tode gestanden! Daher auch bebten die Nadeln noch, als er schon aufrecht dastand, Befehle erteilte und handelte. Die junge Indianerin fiel nicht in Ohnmacht und ließ sich auch nicht zu zwecklosem Schreien hinreißen, wie viele ihrer weißen Schwestern in einem solchen Falle getan hätten. Doch auf Befehl des Malemut Kid hob sie mit allen Präften am äußersten Ende des Baumes, um den zermalmenden Druck des gestürzten Baumes zu mindern, und hörte auf das Stöhnen ihres Mannes, während Walemut Kid den Stamm mit seinem Beil angriff.

( Schluß folgt.)

Henry van de Velde  

und das moderne Kunstgewerbe.

in

Die ganze Entwicklung, die das moderne Kunstgewerbe gerade

Kunstgewerbe. Deutschland   genommen hat, jene Durchgeiſtigung unserer ge­

Von Paul Westheim  .

Es scheint fast, als müßte man dem deutschen Publikum den Mann erst wieder vorstellen, dessen 50. Geburtstag jebt von ihm ge­feiert werden soll. In der ganz großen Oeffentlichkeit scheint er nicht mehr zu stehen, und wenn die Renommiernamen der neuen deutschen Kunstgewerbebewegung genannt werden, dann ist gewöhn­lich der van de Veldes nicht darunter.

Wieso das? Vor zehn und fünfzehn Jahren, damals als die Gewerbereform in Deutschland   einsetzte, stand doch gerade diefer Name im Mittelpunkt all der leidenschaftlich geführten Diskussionen. Kein anderer ist wie er beschimpft, verhöhnt und verlacht worden. Und das aus keinem anderen Grunde, als weil er damals schon ein paar Kunstgewerbemarimen predigte, die heute als Selbstverständ­lichkeiten dem jüngsten Kunstgewerbeschüler geläufig find. Oder sind wir uns etwa nicht alle darüber einig, daß ein gwedgerät fo gebaut sein soll, daß es seinen 8wed aufs beste erfüllt, daß es eben feine Schönheit durch die Herausarbeitung dieser Zwedbestimmung erhält? Haben unsere Sinne nicht gelernt, daß auch die Stoffe eine Seele haben und daß es Aufgabe des Handwerkers ist, durch die richtige, die materialgerechte Bearbeitung diese innere Schön­heit der Stoffe zu enthüllen? Ist es nicht eine Gaffenweisheit, daß auch die Maschine einer fünstlerischen Produktion fähig sei? Wenn man heute wieder einmal die" Raienpredigten" durchlieft, dann ist man baß erstaunt, wie Marimen, die uns so selbstverständlich ein gehen, damals Sturm und Aufruhr erregen konnten. Das Aposto­lische und Revolutionäre an diesen Predigten wird uns erst begreif­lich, wenn wir auf einer Augenblid an den Makariplunder zurück­denken, der damals das deutsche Heim erfüllte.

In den letzten Jahren scheint es ein bißchen in Vergessenheit geraten zu sein, daß der Anstoß dazu, daß dieser Plunder aus unseren Häusern weggefegt wurde, von diesem Belgier ausgegangen ist. Er hat die Lehren der Morris und Nuskin zu uns nach Deutsch­ land   herübergebracht, er hat durch seine Weckrufe in den 90er Jahren die ersten Malerarchitekten aus ihren Ateliers herausgelockt und zu­erst eine Intellektuellenschicht aufgerüttelt zum Kampf gegen eine architektonische und kunstgewerbliche Phraseologie, die mit dem frischen Geist unserer Zeit so gar, gar nichts zu tun hatte. In der fleinen Schrift von der Renaissance im Kunstgewerbe" schildert er,

samten Produktion, ist scheinbar die beste Bestätigung dieses ideali­ftischen Vorkämpfers. Scheinbar. Was er aus unseren Gewerben getilgt. Von dem wirklich modernen, wirklich aus der Zeit heraus­ausgefegt haben wollte, ist ja zum größten Teil aus der Produktion geborenen, durch und durch qualitativen Kunstgewerbe sind wir in unseren Tagen, da fast allenthalben mit unzulänglichem Können das Biedermeier und das schlechte Rototo der 60er Jahre nachge­ahmt werde, weiter denn je entfernt. Van de Velde   hat wiederholt und Morris gegebenen Lehren sein könnte. Zweifellos ist es unsere dagegen Protest eingelegt, daß das die Erfüllung der von Ruskin  Pflicht, diese großen Ideen rein zu erhalten gegenüber einem ebenso ohnmächtigen wie geschäftigen Effeftifertum. Für diese Ideen wird die Zeit sicherlich noch tommen. Eine neue, eine tatendurftige Jugend wird sich ihnen verschreiben und Van de Velde   wird dann Antrieb und Ahnherr sein.

Kleines feuilleton.

Astronomisches.

Was wird aus dem Sternenlicht? Von der Energie, die den unzähligen Sonnen des Weltalls entstrahlt, geht der größte Teil in den Weltraum hinein verloren, oder er kommt wenigstens nicht dadurch zur Geltung, daß er auf einen anderen Himmels­förper auftrifft. Wenn wir aber sehen, welch unermeßliche Be­deutung der fleine Teil der Sonnenstrahlen, den die Erde empfängt, auf ihrer Oberfläche hervorbringt, so wird die Vorstellung, daß alle übrigen Sonnenstrahlen wirkungslos verschwendet werden soll­ten, nur erschüttert oder fast Lügen gestraft. Nun ist die Sonne weder der einzigste, noch der größte Stern, der fait unermeßliche Mengen von Energie nach allen Seiten in den Raum hinaus­schleudert, und daher erscheint die Frage durchaus berechtigt, was aus dieser Energie eigentlich wird. Daß fie nicht verloren geht, müßte man schon aus dem physikalischen Gesetz von der Erhaltung der Kraft schließen. Es ist auch undenkbar, daß es geschieht, wenn fie andererseits die ganze Fülle von Bewegungen und Lebens­erscheinungen auf der Erdoberfläche erzeugt und unterhält. Pro­