Gewässer beobachtet und zu diesem Zwecke' ab und zu Ausflüge mitden, Käscher und einem Glasgefäß»internimmt. Das Kleinzeug inunseren Gräben, Teichen und Seen ist fast überwältigend zahlreichund niemals fehlt es an interessanten Objekten. Die EntWickelungdes Froschlaiches, der nun bald übniA in den Gewässern auftretenwird, zum jungen Frosch, und die der Mückenlarven zur fertigenMücke, diese leicht zu beobachtenden Dinge sollten überhaupt vonkeinem Naturfreunde versäumt werden. Hinaus ins Freie und um-geschaut!_ L.Kleines feuilleton*Naturtvifsenschastliches.Die organische Produktion des Meeres bildeteden Gegenstand eines kürzlich in Kristiania gehaltenen Vortragesvon H. H. Grau. Während wir in bezug auf die Möglichkeiten derProduktion auf dem Erdboden ziemlich gut unterrichtet sind, d. h.jedesmal berechnen können, wieviel Pflanzenmasse man auf einerbestimmten Fläche erhalten kann und in wieviel Tiersubstanz sie sichumsetzen läßt, fehlt uns für die Bestimmung der organischen Pro-duktivität des MeereS noch zu sehr an nötigen Unterlagen. Anläß-lich seiner Teilnahme an den internationalen Meeresuntersuchungenhat Grau es versucht, diese Lücke durch Bestimmung der Menge derkleinen, hauptsächlich pflanzlichen Meercsbewohner einigermaßen aus-zufüllen.Durch Zentrifugieren von Meerwasser hat er gefunden, daß dieseMenge in verschiedenen Meeresschichten sehr ungleich verteilt ist,wobei der Höchstwert etwa 10 Meter unter der Meeresfläche ge-funden wird. Man hat z. B. folgende Verhältniszahlen: an derOberfläche 83.800, bei 10 Meter 88.300, bei 23 Meter 36,000, beiB0 Meter 3070, bei 75 Meter 300, bei 100 Meter 20. Auch dieörtliche Verteilung der organischen Masse unter den verschiedenenMeere-steilen ist keineswegs gleichmäßig. Während im Skagerak, wodas mit Flußwasser stark vermengte Ostseewasser sich in die Nordsee ergießt,ein deutliches Produktionszentrunr festgestellt werden konnte, ist deroffene Ozean viel weniger reich an organischem Leben, Dies magdaran liegen, daß hier keine so große Zufuhr von gelösten Pflanzen-stoffen stattfindet.WaS die durch alle Versuche bestätigte allmähliche Abnahme desorganischen Lebens mit zunehmender Tiefe betrifft, so ist deren Er-klärung einmal in der schwächeren Lichtwirkung und dann in demgrößeren Salzgehalt der anderen Schichten zu sehen. An den Küstenstrecken,wo der Süßwasserzufluß groß ist. lvie z, B. im Skagerak und Katte-gat, besteht eine sehr scharfe Grenze zwischen der oberen salzarmenund der unteren salzreichen Schicht. Während in der Oberschichtpro Liter Wasser mehrere Hunderttausende von kleinen Lebewesengesunden werden konnten, sank deren Anzahl schon in 30— 40 MeterTiefe auf einige Hundert und in den unverdünnten unteren Schichten,die aus salzreichem Nordseewasscr bestehen, ließen sich nur wenigeIndividuen im Liter feststellen.Verkehrswesen.Das Jubiläum der Untergrundbahn. Tie„Weltder Technik" erinnert daran, daß in diesem Frühjahr 30 Jahreverflosten sind, seitdem in London die erste Untergrundbahn, diezugleich die erste der Welt war, eröffnet wurde. Der Bau derBahn wurde eine Notwendigkeit durch die sich in London sehr frühvollziehende Citybildung, d. h. die Umwandlung der inneren Stadtin eine reine Gcschäftsstadt, infolge deren die Bevölkerung immermehr in die Vororte hinausgedrängt wurde. Die vorhandenen Ver--kehrsmittel erwiesen sich gegenüber dem mächtig anwachsendenBedürfnis bald als unzureichend, und so legten im Jahre 1843einige Ingenieure und einige Stadtväter dem Parlament einProjekt für den Bau einer unterirdischen Bahn vor. Ein Schreider Entrüstung war die Antwort und die Idee verschwand zunächst.auf ein Jahrzehnt. Dann aber zwang die Macht der Tatsachen zuihrer Wiederaufnahme und endlich im Jahre 1839 konnte die Kon-zession erlangt werden.Aber auch jetzt noch fürchteten ängstliche Gemüter alle mög-lichcn Unglücksfälle: man war überzeugt, daß die über oder nebender Bahn gelegenen Häuser infolge der dauernden Erschütterungeneinstürzen würden; auch glaubte man nicht, daß die Tunnels selbstden Erschütterungen der Bahn und des auf ihnen lastendenStraßenverkehrs Widerstand würden bieten können. Einige beidem Bau der nur 14 englische Meilen langen ersten Untergrund-bahn sich auch tatsächlich ereignende Häusereinstürze und eineUeberschwemmung des Tunnels durch den Flutkanal schienen zu-nächst den Kleingläubigen Recht geben zu wollen. Aber alleSchwierigkeiten wurden zum Schluß doch glücklich überwunden undim März 1863 konnte die erste Probefahrt mit einem geladenenPublikum stattfinden die glänzend verlief. Am ersten Tage, andem die Bahn dem allgemeinen Publikum übergeben wurde, wurdesie bereits von 30 000 Menschen benutzt.Somit war da» Eis gebrochen und noch im gleichen Jahrewurden dem Pari cment mehrere neue Untcrgrundbahnprojektevorgelegt, zu derer Prüfung eine eigene Kommission eingesetztwurde. Die ersten Londoner Untergrundbahnen waren noch Dampf-bahnen; erst vor zehn Jahren wurde die Elektrisierung des Be-'«cranlw. Redakteur: Alfred Wielepp, Neukölln.— Druck u. Verlag:triebe? durchgeführt, während jüngere Bahnen, wie z. B. die Ber-liner, von vornherein für elektrischen Betrieb eingerichtet wurden.Aus der Vorzeit.Altertumsfunde von höchstem Jntereffe sind in diesenTagen bei Sonnewalde im Greife Luckau zutage getreten unddurch.wirksame Zusammenarbeit des Märkischen Museums mit denLokal- und Kreisbehörden vor Zerstörung geschützt worden. BeimAusheben von Baumlöchern stieß man auf dem neuen Friedhof beiSonnewalde auf einige vorgeschichtliche Gefäße. Der Landrat desHeises untersagte ganz im Sinne des dem Landtage vorgelegtenAusgrabungsgesetzes die Weiterarbeit, und durch Vermittelung derProvinzialkommission für Naturdenkmalpflege wurde das MärkischeMuseum gebeten, die Fundstelle durch einen Sachverständigen unter-suchen zu lassen. Der PräHistoriker des Museums, Dr. Kiekebusch,konnte eine ganze Reihe von Gräbern aufdecken lassen, in denenneben den Urnen zahlreiche Beigefäße verschiedenster Form undGröße beigesetzt waren. In einem Grabe befanden sich 11, ineinem anderen 17 Gefäße; fast alle waren gut erhalten. Dasganze Gräberfeld gehört der sogenannten Lau sitz er Kulturan und war tvährend der ersten Hälfte des letzten vorchristlichenJahrtausends in Benutzung. Da das vor 2300—3000 Jahren alsFriedhof verwendete Gelände seiner einstigen Bestimmung wiederzurückgegeben wird, so ist eine systematische Untersuchung gesichert,Durch Umfrage bei den Ackerbürgern konnte weiter festgestelltwerden, wo sich Spuren vorgeschichtlicher Wohnstätten gezeigt hatten,und es gelang im Laufe weniger Tage auch Herdstellen prähistori-scher Häuser aufzudecken. Die Wohnstätten gehören verschiedenenPerioden der Vorzeit an, von der älteren Eisenzeit bis ins früheMittelalter hinein. Da bei Sonnewalde auch schon Gräber derrömischen Kaiserzeit beobachtet worden sind, so dürfte es im Laufeder Zeit möglich sein, die Vorgeschichte des Ortes hinreichend auf-zuklärcn und das Verhältnis der einzelnen Fundstellen zu derrätselhaften„Landwehr", einem Wall, der in der Nähe der Stadtvorüberzieht, kennen zu lernen. Nicht nur die Ortsgeschichte, son-dern auch die Wissenschaft has an der Lösung dieser Aufgabe einerhebliches Interesse.Paläontologisches.Wie gingen die Tiere der Borwelt zugrunde?Seit langein zerbrechen sich die Gelehrten den Kopf darüber, wo-durch wohl die zahlreichen und gewaltigen Geschlechter der Tierwelt,die im Laufe der Erdgeschichte völlig verschwanden, vernichtet wordensind. Die mannigfachsten Erklärungen sind gegeben worden, aber siegenügen alle nicht, und so versucht denn Generaloberarzt Dr. Sehr-wald in der Umschau eine neue Lösung dieses schwierigen Problems,Daß die Riesentiere der Urzeit von klügeren Feinden umgebrachtworden seien, etwa durch kleine Baumsäugetiere, ist eine Annahme,die durch nichts bewiesen wird. Wohl mögen physikalische Ursachenund geologische Ereigniste inancher Tierart geschadet haben; es istauch behauptet worden, das Veränderungsvermögen mancher Tieresei schließlich erloschen und damit die Fähigkeit, sich neuen äußerenBedingungen anzupassen. Nach andern Meinungen soll das Aus-sterben der großen Tiergruppen nur ein scheinbares fein,so daß sie nur ihre äußere Erscheinung verändert habenund noch heute fortleben, so die Ichthyosaurier alsDelphine, die Plefio- und Thalattofauricr als Wale, die Dino-faurier als große flugunfähige Vögel, die Flugsaurier als Fleder-mäuse ufw. Für diese Hypothese wäre aber der Nachweis derfehlenden Zwischenglieder notwendig, der nirgends erbracht ist. Sostehen Paläonthologie, Geologie und Zoologie der Frage ratlosgegenüber. Der Arzt aber vermag eine ebenso einfache wie überzeugende Antwort zu erteilen: die untergegangenen Tiere der Vor-weit sind zum Teil durch Seuchen gestorben. Krankheiten sindes ja, die auch heute noch die Vernichtung von Tiergruppen hervor-rufen. So brachte die Krebbpest in den Gewässern Deutschlands dieKrebse an den Rand der Vernichtung, und nur Schutzmaßregelnkönnen ihr Aussterben verhindern. Wenn das große Sterben derRinder und Pferde in Afrika weiter andauern sollte, so könnte«Szur völligen Ausrottung dieser Tiere führen. Auch dasgroße Fischsterben 1882 an der Ostküsie von Nordamerikamacht durchaus den Eindruck einer gewaltigen Epidemie,die plötzlich eine bestimmte Fischart befiel und streng aufsie beschränkt blieb, wie dies bei Infektionskrankheitenja oft der Fall ist. DaS Auftreten mörderischer Infektionskrankheiten in der Tierwelt, das wir so in der Gegenwart beobachten,muß auch für frühere Perioden der Erdgeschichte als Tatsache an-genommen werden. Denn die Krankheitserreger gehören fast durch-weg zu den Mikroorganismen, die ja die ältesten Bewohner derErde darstellen. Da man Bakterien schon in der Steinkohle nachweisen konnte, so ist der Beweis erbracht, daß diese gefährlichenKleinwesen bereit» in sehr frühen geologischen Formationen vor-Händen waren. Gewiß sind es nicht die Seuchen allein, die dievielen Tiergcschlechter der Urzeit vernichtet haben, aber sie müsseneine der Ursachen gewesen sein, und so wirft der Nachweis dieserEpidemien, der freilich erst in streng wissenschaftlicher Form durchden Nachweis von derartigen Krankheitserscheinungen an fossilenTierresten erbracht werden könnte, ein neues Licht in diese dunkelstenZeiten unserer Erde,____Vorwärts Bnchdruckerei u.BerlagSanftalt Paul Singer fiEo., Berlin SW.