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Vergilben auch die Blätter, entflieht ihnen das Leben, welfen fie und fallen sie zur Erde so sind sie doch nicht des Todes Raub geworden. Juhani Aho.  Hygienisches.

mutig und doch in verständigem Tempo an der Drgel bes Lebens p Die Tage fliehen, und die Monate bergehen. Wieder sprießt weiter gedreht; bedenke, sie ist immerhin ein zartes Instrument 1" bas Leben auf den Zweigen der Bäume, der hain duftet wie ehe­Dieggen war wie der Stil feiner Schriften, und wer darin dem, und bald steht der Wald wieder in die grüne Pracht gekleidet liest, erhöht seine hingebende Luft, wenn er sich das Bild des Ar- da, die einst im Herbst zum Tobe verurteilt war. beiterphilosophen gegenwärtig salt. Welch ein Ange! Welche auf- Und seht, weder die Form noch die Farbe haben die Blätter glühende Sicherheit des Blids! Erkennen, Beschließen und verloren, nicht einmal weniger als früher sind sie, vielleicht sogar Wollen find hier eins geworden im Ausdrud. Die Einheit dieser noch mehr. dret Züge wirkt pie das Sinnbild einer freien, hohen Sittlichkeit. Weber Frost noch Sturm haben sie vernichtet, und die Tyrannen Man steht start unter dem Eindruck, ein Stüd herrlicher, in sich ge- hatten über sie feine Macht. fefteter Natürlichkeit zu sehen, fagt unwillkürlich: Dieser Mensch ist echt!" und hört feine Worte: Sei flug und ausdauernd!" und: Leben heißt lieben". Das ist auch die Wirkung gewesen, unter der im Beginn der achtziger Jahre Bruno Wille   stand, der als Student bon Bonn nach Siegburg  , Diepgens Wohnort, herüberfam, um den Der Film im Dienst der Hygiene. Der hygienischen Philosophen des Proletariats fennen zu lernen. Er hat seine erste Aufklärung, die bisher in den Schulen noch nicht in wünschenswerter Begegnung vor Jahren einmal geschildert und schrieb da: Dieggen trat ein und begrüßte mich herzlich. Ein riesen- Weise gepflegt wurde, ist ein mächtiger Bundesgenosse im Film erwachsen. Wie Prof. Dr. F. Kemfies in einem Aufsatz der hafter Mann, der mit seiner Körperkraft und jugendlichen Lebendigkeit feine 54 Jahre nicht verriet, obwohl der üppige Voll- gefuchten Mittel, um die wichtigsten Tatsachen und Forderungen der Woll- Umschau ausführt, liefert die Kinematographie die seit langem bart ergraut war. Der erste Blick auf das edle Geficht genügte, un Gesundheitspflege in volkstümlicher Weise den Schülern aller Kate­mir die lleberzeugung zu verschaffen: das ist ein genialer, edler gorien, den jugendlichen Arbeitern und selbst gebildeten Streifen zu Menich. Die großen, feurigen, dunklen Augen erinnerten an be bermitteln. Die ersten Versuche mit solchen hygienischen Films, die fannte Goethe- porträts. Auf der schönen Stirn lag eine heitere auf dem Kinofongreß 1912 und dann in Berliner   Kunos und Bhilosophenruhe antifen Stils. Mit Männlichkeit paarte sich der Jugendvorstellungen vorgeführt wurden, erfreuten sich des größten Ausdrud eines weichen, zarten Gemüts. Die herzliche Geselligkeit Beifalls und nachwirkenden Intereffes und dürfen als geglüdt be­und auch der einschmeichelnde Singfang feiner Sprache zeichnet werden. Als Beispiel sei der von Prof. Kemsies und den fündigten Rheinländer besten Schlages an, Seine Dr. Rientopf herausgebrachte Bahnpflegefilm angeführt. Stimme flang metallisch, etwas najal. Diepgen fam unmittelbar Das Kind erblickt hier u. a. die Bakterien und Spirochaeten der von der Arbeit aus seiner Werkstätte, und sein Freimut fand nichts Mundhöhle in lebendem Zustande, wie sie in einer ultramikroskopisch­Bedenkliches darin, dem Besucher in Hemdärmeln entgegenzutreten. tinematographischen Aufnahme mit Dunkelfeldbeleuchtung sichtbar So bildete er eine ideale Illustration zu dem Titel seines ersten find. Daß tägliche mehrmalige Reinigung erforderlich ist, um diese Buches: Das Wesen der menschlichen Stopfarbeit. Von einem Hand- Menge die Gesundheit bedrohender Lebewesen unschädlich zu machen, leuchtet ohne weiteres ein. Der Filmzahnarzt holt eine zwedmäßig Diengen tvar ein Optimist. Auch das sagt sein Bildnis. Aber gestaltete Zahnbürste herbei und fordert die kleine Batientin auf, fein Optimismus war ohne Ueberhebung. Bruno Wille   meint von ihre Zähne in seiner Gegenwart zu bürsten. Da sie von ihm: Er war viel zu fachlich und weise, um jemals imponieren born nach hinten in horizontaler Richtung über sie hintvegstreicht, Sein dialektisch arbeitender Humor fah die lehrt er sie, dies zu vermeiden und in einem Kreise von oben Dinge rund und schützte ihn vor blindem Verrennen und nach unten über die Zähne zu bürsten, wodurch erst eine einwand­Berkennen. Einmal fagt er: er fei Optimist im Denken, aber Beffimist freie Reinigung gewährleistet ist." Ein anderer Film Schularzt im Handeln. Damit meinte er seine Ueberzeugung, daß die Bäume und Schulrefrut", der als Belehrung in erster Linie für die Mütter nicht von heute auf morgen in den Himmel wachsen fönnten. bestimmt ist und die Bedeutung der Gymnastik für die Hygiene be­sprach als Mitarbeiter sozialistischer Beitungen und Beitschriften in tont, ist von Prof. Kemsies zusammen mit dem Charlottenburger  Deutschland   und Amerika   zu Tausenden, aber in vorsichtigem Be- Schularzt Dr. Borchard geschaffen worden. Neben der eigentlichen scheiden rechnete er nur auf ein Mitziehen von Wenigen. Filmhandlung werden hier wichtige Kenntnisse durch die ein­Wenigen jedoch gab er seine ganze Kraft. Für seines geschobenen erläuternden Texte vermittelt. Die exakte Ausführung Sohnes geistige und Entfaltung plante fchrieb er gymnastischer Uebungen fann durch finematographische Vorführungen Iange Reihe philosophischer Briefe, die ein ganzes Drud­buch füllten. Als er die Briefe über Logit, die er für ben sehr gut illustriert und vorgemacht werben. Sohn ausabeitete, auch einer Beitung zur Veröffentlichung anvertraute, meinte ein Freund in derbredender Stepfis, er werfe feine Perlen den Säuen vor; Dießgen antwortete: solch übermütiger Gebanke komme ihm auch wohl zuteilen in den Sinn, doch gönne er demselben nicht die Zeit, sich festzusetzen. Und dann fügte er die Worte an, die über seiner Gesamtarbeit und unter sein Bild gesezt und ein Merkwort des fämpfenden Proletariats werden sollten:

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" Ich denke immer, der Same muß ausgestreut werden, und wenn pro Mille nur ein Exemplar auf fruchtbaren Boden fällt und Reim erweckt, bin ich für meine Arbeit halbwegs belohnt, die andere Hälfte zahlt mir die Lust an der Sache."

Kleines feuilleton.

Das Blatt. Sowohl Kälte als Wind fehen ihre Kräfte ein, um das Blatt zum Welten zu bringen, damit sie es dann vom Zweige herabschütteln fönnen,

Das Blatt mußte während des ganzen Sommers auf der Hut bor   feinen Feinden sein. Des Nachts tämpfte es gegen den Frost an, und während des Tages rang es mit dem Winde. Das arme Blatt bekam weder Rast noch Ruhe, feinen Augenblick fand es Frieden. Wäre seine Spanntraft nur eine einzige Minute er schlafft, so wäre es fofort losgeriffen und zu Boden geschleudert worden.

Aber zulegt erschöpften sich auch die Kräfte des Blattes, und da erbleichte es und gilbte. Dann ist die Zeit des Herbststurmes gekommen, dieses großen Scharfrichters, der das Leben zu Tau­jenden töpft. Welcher unbarmherzigen Schadenfreude, welcher fürchterlichen Zerstörungsgier ist er nicht fähig!

Gleich den Wolfen des Himmels fliegen die Berfolgten, und der Boden bedeckt sich in dichten Massen mit den Verwundeten und Geschlagenen. Dann stehen die Bäume nackt und dürr da, und der früher so laubreiche Hain   gleicht einer Ruine. Bald kommt der Schnee und begräbt sie alle unter seiner Decke. Da ist dann weder auf den Bäumen noch auf dem Boden auch nur ein einziges Blatt zu sehen. Es ist, als ob fie nie gewesen wären.

Der Sieger glaubt, daß er sie jetzt für alle Ewigkeit bezwungen bat, der starte Sturm braust daher, ohne Hemmnis zu finden. Berantw. Rebatteur: Alfred Wielepp, Neukölln.

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Geographisches.

Der Nazen der Polaregpeditionen? Diese Frage wirft Roald Amundsen   selbst in einem Artifel der Ameritanija Skandinavischen Revue" auf, in dem er seine bevorstehende Nordpol expedition erörtert. Sie wird wahrscheinlich fünf Jahre in Anspruch nehmen; doch ist man auf sieben Jahre eingerichtet, falls es die Durchführung des Planes erfordert, der darin besteht: sich quer über bas Polarbaffin treiben zu lassen, vom Beringemeer an der Nähe des Nordpols vorbei und auf der atlantischen Seite des Festlandes wieder hinaus.

Das Gefährliche dieses Unternehmens steht außer Zweifel, und boch hat es seine volle Berechtigung darin, daß es den Kreis ber menschlichen Kenntnisse in bedeutsamer Weise erweitern Tann. Man hat die Bole oft mit Recht die beiden Dampffessel der Erde genannt. Das schwerere Wasser drückt in den arktischen Regionen auf das wärmere und darum leichtere Wasser, das aus den Aequatorialбbreiten tommt und verursacht damit die Ozeanströmungen, genau wie dieselben Berhältnisse in der Luft die Baffatwinde hervorrufen. Das wimmelnde Fischleben im Atlantischen Ozean   hängt von der Nahrung ab, die ihm mit Hilfe der Strömungen von den Eisbergen im Norden ge­bracht wird. Durch Vermischung des nach Norden gehenden ivarmen Stromes mit den nach Süden gehenden falten Strömen wird das Fischleben zur Wirksamkeit erweckt; die Fische beginnen zu laichen. Wenn die Polarexpedition, meint Amundsen   selbst, fein anderes Resultat erreichte, als das genaue Studium der erwähnten Bolar­strömungen, ihrer Schnelligkeit und ihrer Richtung wie ihres Tier­und Pflanzenlebens, so ließe sich eine solche Ausbeute mit Recht reich nennen.

Für die meteorologischen Beobachtungen, bie einen giveiten Bunft des Planes bilden und bei denen Amundsen   die Hilfe des früheren Zeppelinmitarbeiters Prof. Hergesells fich gesichert hat, jollen vier oder mehr meteorologische Stationen( in Alaska  , Sibirien  , auf Spitzbergen   und in Labrador) errichtet werden, mit benen das Expeditionsschiff Fram" durch seinen drahtlosen Apparat in telegraphische Verbindung treten kann. Auf diese Weise können alle Beobachtungen von Wind und Wetter gleichzeitig vorgenommen werden und die Luftströmungen des Polargebietes, die den Schlüssel zu den Witterungsverhältnissen auf der ganzen Erde bieten, genauer erforscht werden. Schließlich sollen auch noch magnetische Be­obachtungen vorgenommen werden.

Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.