Jupes

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Besitz des Staates über, der aus ihm ein Institut für die natur-[ punkt erreichte. Dann wurde das Wetter wieder normal, bis ant wissenschaftliche Ausbildung der Oberlehrer geschaffen hat. Jezt 20. April eine Hikeperiode eintrat, wie ich sie im April noch nicht ist auch die Sternwarte in Staatsbesitz übergegangen und der erlebt hatte; das kommt aber daher, weil ich noch nicht zu den Leitung Dr. Witts unterstellt worden, der sie nunmehr im Auf- ältesten Leuten gehöre.

trage der Universität als Uebungssternwarte leitet. Nur noch an Der Frostschaden ist groß, wenn er sich auch in den einzelnen drei Wochentagen ist sie dem Publikum geöffnet. Vororten der Reichshauptstadt nicht in der gleichen Weise äußert.

Von der Urania aus hat sich reicher Segen ergossen, der aller- In manchen Gegenden ist die gesamte Obstblüte erfroren, in an­dings zu versiegen droht. Die bessere Ausgestaltung, namentlich deren haben nur frühes Beerenobst, Erdbeeren ausgenommen, die der höheren Schulen mit naturwissenschaftlichen Hilfsmitteln trägt noch weit zurück waren, frühe Kirschen, Pflaumen und Birnen nicht wenig dazu bei, dann aber auch die viel zu akademische gelitten. Am geringsten ist der Schaden bei Aepfeln  , deren Blüten Leitung, der das Fortreißende der Persönlichkeit des vor wenigen sich noch im knospenden Zustande befanden und die immerhin noch Jahren verstorbenen Dr. Meyer fehlt. einen guten, wenn wir Glück haben, sogar einen vorzüglichen Ertrag geben können. Auch die Reben haben bei uns nicht gelitten. Diesmal waren es die durch güstiges Klima bevorzugten Weinbau­gebiete des Deutschen Reiches, die durch die unerwarteten Spät­fröste am meisten in Mitleidenschaft gezogen wurden, weil dort die Obstblüte und auch die Entwickelung der Reben gegen Mittel- und Norddeutschland weit vorgeschritten waren.

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Unter seiner Leitung nahm die Urania den Anlauf, das zu werden, was sie allein sein kann, wenn sie ersprießliche Arbeit Teisten will: Ein Volksbildungsinstitut! Das ist sie aber nicht und will es auch nicht sein. Zwar hat die Leitung des Instituts mit den impulsiven Versprechungen allerhöchster Herren in einer begeisterten Minute feine besonders günstigen Erfahrun­gen gemacht, aber dennoch telegraphiert man wieder: Majestät, wir haben heute Geburtstag, wir bitten untertänigst und in Ehr­furcht ersterbend um Ihre huldvolle Gratulation! Die auch kam. Wir sind der Meinung, man sollte schleunigst das Volk an­telegraphieren! Aber noch nie hat sich die Urania an die werk­tätige Bevölkerung gewandt, obwohl sie mit der organisierten Ar­beiterschaft namentlich früher auch Beziehungen unterhalten hat. Da die Urania nicht zum Bolke herniedersteigt" so ist in der Tat das Verhältnis aufzufassen wird der Arbeiterschaft nichts anderes übrig bleiben, als sich selbst die Einrichtungen zu schaffen, die sie für ihre immer fräftiger emporwachsenden Bildungs­bestrebungen braucht. So wird für sie das Urania- Problem" ein ganz anderes Geficht bekommen, als für die Urania selbst.

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Der Laubenkoloniſt.

F. L.

Nach all den trüben Erfahrungen, die wir in den letzten Jahren gemacht haben, wäre wirklich zu wünschen, daß nun, wie zu Pha­raos Zeiten in Aegypten  , auf sieben magere, sieben fette Jahre folgen.

Gegen Frostrüd jälle, wie sie uns die letzten beiden Jahre brachten, kann man sich bei Kulturen im freien Lande nur schwer und ungenügend schüßen. In den Weinbergen und in großen Obstplantagen räuchert man nachts die Pflanzungen, sobald das Thermometer unter Null fällt. Zu diesem Zweck sammelt man im Laufe des Jahres alle möglichen leicht brennbaren und stark qualmenden Abfallstoffe, die man etwa in Abständen von 10 zu 10 Meter aufschichtet und im Fall der Gefahr anzündet. Dies Verfahren, das zuerst in Amerika   gang und gäbe war, wurde dies mal auch von den Werderanern zur Ausführung gebracht, hat aber herzlich wenig geholfen, weil die Frostnächte stürmisch waren und den Rauch rasch davontrugen. Unter solchen Verhältnissen kommt es häufig vor, daß dem vorsorglichen Züchter, der in seinen Kul­turen ordentlich qualmt, alles erfriert, während beim nachlässigen Ben Akiba   wird in unserer Zeit vielfach Lügen gestraft. Es Nachbar, der nichts unternimmt, alles heil bleibt, weil der Wind find die sogenannten ältesten Leute", die fast in jedem Jahre bei seinen Kulturen den Qualm zutreibt. Nur wenn alle Garten­unvorhergesehenen Naturereignissen die gewagte Behauptung auf- befißer und Laubenkolonisten die gleiche Maßregel ergreifen, fann stellen, daß sie so etwas noch nicht erlebt hätten. In meiner frühe- geholfen werden. In neuerer Zeit kommt man übrigens von dem ren gärtnerischen Praris habe ich mich, zu meiner Schande muß Räuchern der Kulturen ab, man ist, und diesmal wieder nach ich es gestehen, um die Witterungsereignisse nur herzlich wenig neuem amerikanischen   Vorbilde, vom Räucherverfahren zur Plan­gefümmert. In großen gärtnerischen Betrieben mit mehr oder tagenheizung in Remagen   a. Rh. beigewohnt. Es wurden dazu weniger ausgedehnten Glashauskulturen hat man sich über die lich der Deutschen Gartenbauwoche in Bonn  , einer solchen Plan­meisten Bosheiten des Himmels längst hinweggesetzt. Seitdem ich tagenheizung in Remagen   a. Rh. begewohnt. Es wurden dazu aber auf der eigenen mageren Scholle, d. h. auf erbärmlichem weite reichlich durchlöcherte Blechpfannen verwendet, die eine tüten­Flugsand, meinen Kohl und mein Obst baue, stehe ich all den Er- förmige Gestalt hatten, also nach unten spit zuliefen und auf drei eignissen, die uns die letzten Jahre brachten, machtlos gegenüber. Metallfüßen standen. Diese Pfannen werden zwischen den Baum­Fast in jedem Jahr kam etwas, das noch nicht dagewesen sein pflanzungen in allseitigen Abständen von 8 bis 10 Meter auf­sollte. Zuerst ein gewaltiger Hagelschlag, der mir die Erstlings- gestellt, und zwar schon vor Beginn der kritischen Zeit. Die früchte zerschlug und an feinem Baum ein Blatt ganz ließ; dann Füllung besteht aus einer Unterlage von Holzwolle mit zerkleiner­1904 ein Dürrejahr, wie es zur Zeit der sieben ägyptischen mageren tem Holz oder Holzkohlen, darüber Steinkohlen, die die ganze Jahre nicht schlimmer gewesen sein konnte; dann ein gewaltiger Schale füllen. Nach fachgemäßer Füllung wird jede Schale mit orlanartiger Oftsturm im Juli, der Bäume entwurzelte, die reifen- einem, die Niederschläge ableitenden Blechdeckel versehen. Im den Früchte herunterriß und u. a. ein gewaltiges Hausdach vom kritischen Moment nimmt man die Bedeckung ab, gießt in jede Hause meines Nachbars abhob und 30 Meter weit so unsanft auf Schale etwas Petroleum und zündet dann das Füllmaterial von den Acer   setzte, daß die solide Holzkonstruktion in tausend Stücke unten an. Der Rauch ist nicht beträchtlich, die Wärmeentwidelung barst. Alles das hatten die sogenannten ältesten Leute" noch nicht aber eine erhebliche und nachhaltige, da zur Zeit der kritischen erlebt, biel weniger noch die tropische Hitze und Dürre, wie sie Tage die Temperatur in der Nähe des Bodens bis zu etwa zwei im Sommer 1911 hereinbrach. Bei mir und bei 100 anderen Meter Höhe am erheblichsten fällt, während in den oberen Luft­hingen die Sommeräpfel gebraten an den ausgedörrten Bäumen. schichten die Luft wesentlich wärmer bleibt.

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Die auf der Laubenparzelle getane Arbeit und aller Schweiß, Die Schäden der diesmaligen Spätfröste sind glücklicher­der vergossen wurde, waren vergeblich. Man gab das Jahr, die weise vielfach, auch in der Umgebung von Berlin  , überschäßt worden. Arbeit und die Kulturen verloren und hoffte auf kommende, beffere Jm Vorjahre traf der Maifrost unser Kern- und Steinobst in Zeiten. Hoffen und Harren, macht manchen zum Narren." Da boller Blüte, nur die Erdbeeren befanden sich noch in knospigem fam das Jahr des Heils 1912 und mit den Obstbäumen, soweit Zustande und erblühten während der folgenden warmen Tage in fie die Strapazen des voraufgegangenen Unglüdsjahres gut über- schneeigem Weiß. Der aufmerksame Beobachter konnte aber da­standen hatten, sah es nicht schlecht aus. Der Holztrieb war zwar mals feststellen, daß die bei normaler Beschaffenheit gelblichen schwach geblieben. Die mangelhafte Saftzufuhr hatte aber eine Fruchtböden der Erdbeerblüten tief schwarz gefärbt waren. Die reichliche Fruchtholzausbildung zur Folge gehabt, und die Hoff- empfindlichsten Organe der Blüte sind naturgemäß die Geschlechts­nungen täuschten auch nicht, denn eine reiche Blüte gelangte zur organe, d. h. Griffel, Staubfäden und auch der Fruchtboden, dem Entwickelung. Da trat erneut ein Ereignis ein, das wiederum sie aufsitzen. Blütenblätter sind viel weniger empfindlich, d. h. die sogenannten ältesten Leute" noch nicht erlebt hatt. Noch am fie entfalten sich oft noch dann ganz normal, wenn selbst die 10. Mai schien die heitere Sonne auf ein unendliches Blütenmeer Geschlechtsorgane erfroren sind; aber der Blüte kann in diesem herab, aber in der Nacht setzte ein ungewöhnlich starker Frost ein. Falle teine Frucht folgen. Eine ähnliche Beobachtung können wir Das Thermometer fiel auf Minus 6 Grad Celsius. Alle Hoff- diesmal machen. Die Erdbeeren, die erst später kommen, werden nungen waren vernichtet. So war denn für den Obstzüchter wieder heil erblühen und können reichen Ertrag geben, trotzdem das junge ein weiteres Jahr verloren und wieder mußte er hoffen und harren. Laub gelitten hat; die Blüten der meisten Birnen, Frühpflaumen Der Kälterüdfall trat in diesem Jahre erneut ein, nur mit dem und Frühkirschen sind aber innen schwarz, also nicht mehr befruch­Unterschiede, daß er sich einen vollen Monat früher einstellte. tungsfähig. Späte Pflaumen und späte Kirschen, namentlich Leider fam er wiederum zu einer unglücklichen Zeit. Der März Sauerkirschen, haben, soweit sich dies heute feststellen läßt, gar nicht war außerordentlich warm, und natürlich fonnten sich die ältesten oder nur strichweise gelitten, späte Aepfel wenig oder gar nicht, Leute wieder nicht erinnern, jemals einen so warmen März und frühe Aepfel etwas, und zwar in der Weise, daß immer die Mittel­eine so verfrühte Begetation erlebt zu haben. Bereits gegen Aus- Inospe jeder werdenden Blütendolde in Mitleidschaft gezogen ist. gang des Monats wurden Extrazüge zur Baumblüte nach Werder   Bei dem reichen diesjährigen Blütenansat will das aber gar nichts Losgelassen. In der Nacht vom 9. zum 10. April schlug die Witte- fagen. Wenn jetzt die Frostgefahr vorüber ist nach altem rung plötzlich wieder um; es trat ein Rückfall ein, wie ihn wieder Voltsglauben sind es die Tage der drei gestrengen Herren, die die die ältesten Leute zu solcher Zeit noch nicht erlebt hatten und wie Frostzeit hinter sich lassen, ein Glaube, der auch schon vielfach er angeblich in Berlin  , solange hier meteorologische Aufzeichnungen Lügen gestraft wurde, dann treten andere Gefahren auf, mit gemacht werden, noch nicht zu verzeichnen war. Am Tage heller denen der Obitzüchter zu rechnen hat. Es sind dies die Pilz= Sonnenschein, in der Nacht beißende Kälte, die in der Nacht vom frankheiten der Obstbäume und die Insektenschäden. 15. zum 16. April mit Minus 7-7% Grad Celsius ihren Höhe- Kaum schwellen die Knospen, so stellen sich schon die winzigen

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