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folche Frage nicht verlegen: Die Pflanze ernährt sich durch ihre Wurzeln. Allein, diese Antwort trifft nur zum Teil das Richtige, was wir sofort erkennen, wenn wir der Sache nur etwas nachforschen. Da tennen wir eine ganze Reihe von Pflanzen, die gar feine Wurzeln befizen, wie die frei im Wasser umherschwimmenden Wafferpflanzen. Und dann haben wir gelegentlich unserer Spaziergänge gesehen, wie auf dem härtesten Felsengestein allerlei Bflanzen wachsen, die doch unmöglich imstande sein tönnen, Wurzeln in dieses Gestein hineinzusenden, ist doch der Felsen so hart, daß wir einen scharfen Meißel und eine gehörige Portion Kraft anwenden müssen, wollen wir ein Loch in den Felsen schlagen, und wie sollte überhaupt die zarte Pflanze von dem Felsen leben tönnen. Haben wir weiter nicht schon einmal gehört, daß Pflanzen ein Schmaroßerleben führen, die anderen Lebewesen das Mart aus den Knochen" saugen? Und da erinnern wir uns, daß gelegents lich die Rede war, von Pflanzen, die Insekten fressen. Kurz: Je weiter wir der Frage nachgehen, um so verwidelter wird die Sache; es hat also doch seinen Haken mit der Antwort: Die Pflanze ernährt sich mittels ihrer Wurzeln.
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Run einmal unsere Wißbegierde wachgerufen ist, wollen wir der Sache aber vollends auf den Grund kommen. Da gibt es zu nächst eine andere Frage zu lösen: Woraus besteht denn eigentlich bie Nahrung der Pflanze? Die Nahrungsmittel des Tieres stammen aus dem Pflanzen- oder Tierreich. Die Pflanze aber muß fich, zum großen Teil wenigstens, von Erde ernähren. Das nehmen wir ja auch ohne weiteres als feststehend an für jene Pflanzen, die ihre Wurzeln in den Erdboden entsenden. Sagen wir doch von folchen Pflanzen: sie holen ihre Nahrung aus der Erde. Bleiben wir zunächst bei diesem Beispiel. Was kann nun wohl die Pflanze aus der Erde herausholen, was des Fressens wert erscheint? Das ist eine schwierige Frage, die sich durch einfache Beobachtung nicht erklären läßt. Der Chemiker sagt uns, daß sich das, was wir Erde nennen, zum größten Teil aus den verschiedenartigsten Stoffen aufammensetzt, die als„ unorganische" bezeichnet werden. Im Gegenfab zu dieser Gruppe steht eine andere, nicht minder große Gruppe, bie die organischen Stoffe" umfaßt. Den grundlegenden Unterfchied zwischen beiden Gruppen machen wir uns am einfachsten flar, wenn wir uns vor Augen halten, daß die organischen Stoffe aus dem Tier- und Pflanzenreich stammen, während die unorganifchen Stoffe vom Mineralreich geliefert werden. Wir merken uns: Das Tier nimmt organische Stoffe zu sich und liefert gleiche Stoffe; die Pflanze aber muß sich von unorganischen Stoffen ernähren, Itefert aber gleich dem Tier organische Stoffe. Da muß also wohl
kannte Seerofe, fo erfolgt die Aufnahm der Nährsalze Durch die Wurzeln aus dem Erdboden. Die Nährfalze gelangen aus der Luft in die grünen dem Waffer aufliegenden Blätter.
Die Gruppe der Steinpflangen umfaßt jene Gewächse, die an fahlen felfen ihr Dasein fristen. Es sind vorwiegend Moose und Flechten, die wir bei jedem Spaziergang ins Freie an alten Mauern, auf Steinen und Felsen bemerken können. Man tönnte nun glauben, daß diese Pflanzen ihre Nährstoffe dem zwar harten, aber doch nicht durchaus unzugänglichen Steine abauringen ver mögen. So einfach ist die Sache aber nicht. Der Felsen liefert nur einen winzigen Teil der Nahrung, das meiste holt die Pflange sich aus der Luft, die Nährgase direkt, die Nährsalze aus dem Be standteile der Luft, den wir Staub nennen. Dieser Staub, ber durch die atmosphärischen Niederschläge( Regen und Schnee) auf den Pflanzenkörper gelangt, wird hier von der Pflanze soweit ab. forbiert( aufgennommen), als er zur Ernährung der Pflanze dien lich ist. Was von den feineren und gröberen Staubförnchen im Augenblick von der Pflange unbenutt bleibt, das wird zum Tell von der Pflanze für späteren Bedarf festgehalten. Der meist wellige und vielfach verästelte Körper dieser Steinpflanzen ist zum Staub. fangen ganz vorzüglich geeignet. So bildet sich im Verlaufe von Jahrzehnten oder Jahrhunderten am Standorte der Steinpflange eine immer stärker werdende Staubschicht, die sich endlich als ge eigneter Nährboden für größere Moose, Farne und andere Gewächse erweist. Den unscheinbaren Steinpflanzen ist es zuzuschreiben, daß heute mancher Felsen mit hohen Bäumen bestanden ist. Man nennt darum die Steinpflanzen mit gutem Recht Pioniere der Pflanzenwelt. Selbst auf den unwirtlichen Schnee- und Eisfeldern der Hochgebirge existieren Pflanzen, die sich nach Art der Steinpflanzen aus dem Staube der Luft ernähren. Was wir als den roten Schnee" dem Namen nach wohl kennen, ist nichts anderes, als eine Ansammlung ungeheurer Mengen solcher Lebewesen, der mitroffopisch fleinen roten Schneealgen. Der Oberkörper all dieser Pflanzen muß also ähnlich eingerichtet sein zur Auf nahme der Nahrung wie bei den Wasserpflanzen Nur muß dem Pflanzentörper eine große Widerstandsfähigkeit gegen Trockenheit mit auf dem Lebensweg gegeben sein, denn oft mangelt es wochen-, ja monatelang an dem belebenden Naß. Ohne Feuchtigkeit fann diesen Pflanzen die größte Menge Staubes nichts nubem. ( Schluß folgt.
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die Pflanze die unorganischen Stoffe in organische umwandeln Künftliche Verunftaltungen
So ist es in der Tat. Die Pflanze nährt mithin nicht nur sich felbst von unorganischen Stoffen, sondern sie baut aus diesen auch noch organische Stoffe auf, von denen dann die Tiere leben.
Die unorganischen Stoffe nun, die die Pflanze zu ihrer Ernährung bedarf, sind verschiedener Art; eine große Rolle spielen ba bestimmte Verbindungen von Schwefel, Phosphor, Kalium, Kalzium, Magnesium und anderen Elementen mit Sauerstoff. Der Botaniter bezeichnet all diese Verbindungen kurz als Nährsalze. Daneben bedarf aber die Pflanze auch noch mancherlei gasförmiger Stoffe, wie ja auch das Tier beispielsweise nicht ohne Sauerstoff leben fann. Diese gasförmigen Stoffe, davon Kohlensäure, Stidtoff und Ammoniak besonders genannt werden mögen, nennt der Botaniker die Nährgase.
Für unsere fernere Betrachtung wollen wir uns mithin vor Augen halten, daß die Nahrung der Pflanze aus festen Stoffen, ben Nährsalzen, und aus gasförmigen Stoffen, den Nährgasen beteht. Dazu tritt noch als flüssiger Stoff das Wasser, denn nur dann vermag die Pflanze die festen Stoffe in sich aufzunehmen, wenn diese in Wasser gelöst sind.
Run find wir auch in der Lage, Betrachtungen darüber anzuftellen, wie die Pflanze denn eigentlich ihre Nahrung zu sich nimmt. Unfere eingangs eingeflochtene Beobachtung, daß nicht alle Pflanzen in der Erde wurzeln, zwingt uns, die Pflanzen hinsichtlich ber Nahrungsaufnahme m einige Gruppen zu gliedern. Wir haben da zu unterscheiden zwischen Wasserpflanzen, Steinpflanzen, Erdpflanzen und Ueberpflanzen. Vorweg möge noch bemerkt werden, daß scharfe Grenzen zwischen diesen Abteilungen nicht gezogen werden können. Alle werden durch zahllose Zwischenstufen verlettet und dann gibt es Pflanzen, die bald zur einen, bald zur anderen Gruppe gerechnet werden können.
Wenden wir uns zunächst den Wasserpflanzen zu. Als folche müssen wir hier jene Pflanzen zusammenfassen, die im Waffer untergetaucht gedeihen, ohne echte Wurzeln in den Erdboden an entfenden; manche dieser Wasserpflanzen senden zwar Wurzeln In die Erde hinein, doch dienen diese dann nur zum Festhalten der Pflanze, das find Haftwurzeln, die mit der Nahrungsaufnahme aber nichts zu tun haben. All diese Pflanzen entnehmen ihre Nährftoffe aus dem umgebenden Wasser. Die ganze Oberfläche des Bflanzenleibes ist imstande, die im Wasser gelösten Nährsalze aufzunehmen, und auch die Nährgaje kommen auf gleiche Weise aus bem Wasser direkt in das Innere der Pflanze.
Nun gibt es aber auch Pflanzen, die nur teilweise im Wasser Teben, teilweise sich über den Wasserspiegel erheben. Solche Bflanzen entnehmen die Nährsalze aus dem Wasser vermittels ihrer untergetaucht wachsenden Teile, während die über das Wasser hinausragenden Blätter die Nährgase aus der Luft holen. Haben bergleichen Pflanzen echte Erdwurzeln, wie zum Beispiel die be
des menfchlichen Körpers.
Auf dem Deutschen Anthropologentag in Nürnberg behandelte Professor v. Luschan in einem populären Vortrage das allgemein intereffierende Thema von den Körperverunstaltungen. Eine richtige Definition deffen, was als Verunstaltung auf zufassen ist, so führte er aus, ist nicht möglich. Es ist schwer abaugrenzen, was noch Schmuck ist und was schon förperliche Berunftal tung ist. Eine Verunstaltung ist ein Eingriff in die physiologische Norm des Körpers. Dahin gehören zunächst die Bemalungen von Teilen des Körpers, besonders die Bemalung der Lidspalte, die besonders bei den Arobern in Aegypten eine alte Sitte ift. In der Bibel wird schon davon erzählt. In Bessarabien würde es als eine Ungeheuerlichkeit erscheinen, wenn ein Mann Gäste unbemalt empfangen würde. Von den alten Aegyptern haben wir Proben, daß diese Sitte schon vor sechs Jahrtausenden im Niltal beftand. Bei den Massai in Deutsch - Ostafrita bemalen sich die Frauen in eigenartiger Weise die Augenbrauen als Zeichen der Trauer. Dann finden wir Berunstaltungen durch die Haartracht in den bizarrsten Formen. Bei den hamitischen Völferstämmen in Oftafrika besteht die Sitte, daß sich die Männer das Kopfhaar in den verschiedenartigsten Mustern abrasieren und die Haare in Spiralen, Würfeln usw. stehen lassen. Andererseits läßt man das Haar in ungeheuerlichster Weise wachsen. Bei wieder anderen Boltsstämmen sehen sich die Männer spiralförmige Körbchen auf den Hinterkopf und lassen die ganzen Haare oben in Büscheln wieder heraus. wachsen, so in Natal und im Bismardarchipel. Am Zambesi werden bei den Stämmen in übertriebener Weise bis zu einem Meter Haarschöpfe um ein Holz in die Höhe gekämmt. In Westafrika nimmt dieser Haarschmuck vielfach die Form von Hörnern an. Eine ganz außergewöhnliche Behandlung ihres Haares nehmen junge Leute im Süden von Deutsch- Ostafrika vor. Sie pflegen, wenn sie sich ganz schön machen wollen, die einzelnen Haarloden mit Lehmtlößen zu umgeben. Beliebt sind auch Verunstaltungen der Ohren. Während fleine Ohrringe entschieden als Schmud zu betrachten sind, kann man das von den großen Reifen, Eisen- und Holzstüden nicht mehr sagen, durch die das Ohrläppchen ungeheuer ausgedehnt wird. In der Südsee wird bei einzelnen Stämmen der Rand der Ohrmuschel sorgfältig losgelöst, so daß er herunter. hängt. Ganz ungeheuerlich sehen die Massaileute aus, denen das Chrläppchen bis zu den Schultern herabreicht.
Einen weiteren Gegenstand der Berunstaltung bildet die Nase. Auch hier werden Ringe, Holz- und Metallitüde eingeklemmt. In Indien war es zunächst üblich, in eine Deffnung, die in einen der Rasenflügel gemacht war, eine Gewürznelte als Schmud angu