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bet unserer Pflege mit jedem Tage einem Gummiball ähnlicher ge Arbeit, Energie, Leiftung, Kraft.

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worden war. Mein Vater nannte Fifi in dieser Zeit nur die Nudel", was uns jedesmal ein wenig verstimmte, wenn wir auch das Treffende dieser Bezeichnung nicht zu bestreiten vermochten aber trotz aller Spottreden gedieh Fifi vortrefflich. Nach einigen Wochen begann sie zu bellen, was allerdings einem verunglückten Quiefen ähnlicher flang als einem wirklichen Bellen, aber nichtsdestoweniger hätte es mich beinahe zu einem Indianertanz hingerissen.

Brauche ich zu sagen, daß Fifis Intelligenz mit jedem Tage zunahm, daß sie bald ein Wunder darstellte an Klugheit und Fassungsgabe, und daß es in einem Umkreise von drei Stunden feinen Hund gab, der es nur entfernt mit Fifi hätte aufnehmen tönnen? Ihre Glieder wuchsen zusehends in gefälligere Pro­portionen hinein, und wenn Fifi bei ihrer Behendigkeit( da sie so früh das Gehen erlernt hatte, war es fein Wunder!) wie ein rollender Fußball durch die Stube tugelte, sich mit ihren Zähnchen in einem vorgehaltenen Taschentuche festbiß, daß man sie damit von der Erde aufheben konnte, ohne daß sie Miene machte, loszulassen, ahnte jeder, der nicht von absoluter Bosheit erfüllt war, daß Fifi ein außerordentlicher Hund werden würde, schnell und tapfer wie Achill  .

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Eine physikalische Plauderei.*) Ein Gepäckträger hat einen schweren Reisekorb einige Stockwerke hoch befördert. Der starke Mann ist müde: er atmet schwer, sein Gesicht ist gerötet. Er hat eine Arbeit geleistet.

Nehmen wir an, der Korb war 50 kilo schwer und wurde 10 Meter hoch hinaufgetragen. Wie groß war nun die Arbeit, die der Mann geleistet hat?

Je schwerer der Korb und je höher er zu befördern ist, desto größer offenbar die Arbeit. Kommen wir dahin überein, daß die Arbeit, die beim Heben von 1 Kilo Gewicht auf 1 Meter Höhe ge­leistet wird, fortan als eine Arbeitseinheit gilt. Diese Ein­heit wird in der Praxis wirklich gebraucht. Man nennt sie Meterkilogramm oder Kilogrammeter". Unser Gepäckträger hat also 50X10 Arbeitseinheiten, d. i. 500 kilo­gram meter geleistet.

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Der Korb liegt ruhig oben. Man sieht ihm gar nicht an, daß sein Hinaufschaffen so viel Mühe gekostet hat. Und doch: der Korb da oben ist ein ganz anderer geworden, als er unten war. Es steckt ein Arbeitsvorrat drin. Schleudere ich ihn aus dem Fenster hinaus, so fommt er unten ebenso arbeitsfreudig an, wie seinerzeit der Gepäckträger war. Die Arbeit, die er dann leisten könnte, ist genau so groß wie die von jenem früher geleistete. Die Arbeit ist also nicht verloren gegangen: sie hat nur gerust".

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Den in dem hinaufgetragenen Korbe steckenden Arbeitsvorrat nennt man Energie". So lange der Korb ruht, ist es eine Lageenergie". Kommt er in Bewegung, so wird sie zur Wärme­Bewegungsenergie"; in heißem Wasser steckt energie", in elektrischem Strom die, elektrische Energie"; die Sonne sendet, Strahlungsenergie" kurz, die Energie ist überall da, wo Arbeit geleistet werden kann. Die Arbeit ist das gemeinschaftliche Maß aller Energieformen. So ist z. B. eine Wärmeeinheit, die sogen. große Kalorie", d. h. die Wärme­menge, durch die 1 Kilogramm Wasser um 1 Grad erhitzt wird, gleich 427 Kilogrammeter.

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Fifi lernte alles, was Hunde je gelernt haben. Sie gehorchte aufs Wort, gab die Pfote, wartete auf, stellte sich tot, sprang über den vorgehaltenen Stock, ließ den schönsten Leckerbissen unbedingt liegen, den man für die Katze" bestimmt hatte, naschte nicht, ging ins Wasser, wenn man es ihr befahl, und bewies immer so viel Anstand, wenn sie bei feuchtem Wetter spazieren gewesen war, sich erst vor der Haustür von der Luft trocknen zu lassen, ehe sie das Haus wieder betrat. Sie sah einem an den Augen ab, ob man spazieren gehen wollte und vielleicht die Absicht hatte, sie mit­zunehmen, und das Beste an ihr war, was sie zu einer Perle in den Augen aller Familienmitglieder machte sie mied jeden Verkehr mit anderen Hunden. Wie eine Rafete schoß sie auf der Straße nach jedem Köter, der ihr in den Weg fam, und wenn es der aristokratischste aller Hunde und ihr mehr als das Dreifache an Größe überlegen war. Ich habe mit vor Freude Klopfendem Knaben­herzen die großen Hunde vor ihr ausreißen sehen, nur ein einziges Mal tam sie schief dabei an. Eine gefährliche Dogge, die während Kehren wir indes zu unserem Korbe zurück. Der Gepäckträger der Nacht nicht gut geschlafen haben mußte, verstand feinen hat ihn auf seinen Schultern hinaufgetragen. Er tönnte aber als Spaß, faßte unsere Fifi, die in ihrer gewohnten reizenden bequemer Mann einen Flaschenzug gebrauchen und so seine Arbeit das weiß mit gefletschten Zähnen auf sie losstürzte, am nach Belieben erleichtern. Aber dann hätte er auch Dreiftigkeit Genic und warf sie so unsanft auf das Pflaster, daß sie winselnd jedes Kind- entsprechend mehr Zeit gebrauchen müssen. Seine liegen blieb und um Gnade bat, die ihr nach einigen Sekunden Gesamtleistung wäre immer dieselbe geblieben entsprechend dem prüfenden Schnüffelns auch gewährt wurde. Trotzdem konnte Fifi bleibenden Gewicht und der bestimmten Förderungshöhe. Aber seine es sich nicht versagen, an der nächsten Straßenede das gewohnte Leistung pro Zeiteinheit, seine Leistungsstärte, der Effett Exempel, das so oft ohne Rest aufgegangen war, mit dem nächsten seiner Arbeit hätte sich nach der Dauer der Arbeit gerichtet. Ers Röter zu wiederholen. folgt die Arbeitsleistung regelmäßig, was bei einer Maschine meistens der Fall ist, so läßt sich die Leistungsstärke der Maschine man spricht auch kurzweg: Leistung aus der Gesamtleistung und der aufgewandten Zeit leicht errechnen. Als praktische Einheit der Leistungsstärke gilt die Pferdekraft oder Pferde stärte. Sie ist gleich einer Arbeit von 75 Kilo grammetern pro eine Sekunde. Beträgt also die Leistung einer Maschine 36 000 Kilogrammeter pro Stunde, so ist ihre Leistungsstärke, in Pferdekräften ausgedrückt, gleich 10, da eine Stunde aus 3600 Sekunden besteht( 36 000: 3600 10). In der Pragis leitet man die Arbeit der Maschine aus deren Effekt ab, d. h. man verfährt gerade umgekehrt, als wir es getan haben. Man fauft sich eine Maschine von bestimmter Leistungsstärke, und läßt sie so lange arbeiten, bis die gewünschte Gesamtleistung hervorgebracht wird.

Eines Tages war Fifi verschwunden, und mit diesem Tage be­gann, ohne daß es jemand von uns ahnte, sich ihr eigentliches Schicksal zu erfüllen.

Niemals war Fifi bisher länger als ein paar Stunden allein bon Hause abwesend gewesen. Man hätte eine Wette darauf machen fönnen, sie nach ihrem Morgenausflug, der sie zuweilen durch das ganze Stadtviertel führte, zum Mittagessen plötzlich wieder zurück­kommen zu sehen. Also, wer beschreibt unser Erstaunen, als sie eines Tages nicht zurüdtam.

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Wir warteten in einiger Beklemmung den ganzen Nachmittag auf sie. Ich war in mein Zimmerchen hinaufgestiegen, meine Haus­aufgaben anzufertigen, aber wohl zehnmal stieg ich die enge Treppe wieder hinunter, die in unsere Wohnung führte, und fragte mit scheinbarer Gleichgültigkeit:" Ist Fifi immer noch nicht zurüd?" und jedesmal war meine Frage vergeblich. Niemand wußte Nach dem Gesagten besteht also zwischen den Begriffen von etwas von ihrem Verbleib. Am Abend begannen wir, sie zu suchen. Arbeit und Effekt etwa dasselbe Verhältnis wie zwischen denen von Ich wanderte alle Straßen und Alleen ab, die ich mit ihr auf meinen Strecke und Geschwindigkeit. Wie die Geschwindigkeit durch Spaziergängen zu berühren pflegte, pfiff verzweifelt an jeder Ecke Streckeneinheit in der Beit einheit( eine Sekunde) gemessen wird, den bekannten Pfiff, auf den Fifi, wenn sie in Hörweite gewesen so ist es auch grundfalsch, wenn man bei Messung der Leistungs­wäre, mit fliegenden Dhrlappen herbeigeeilt wäre alles vergeblich. stärke die geleisteten Kilogrammeter einfach mit 75 dividiert, ohne Ich hegte immerhin noch einige Hoffnung, daß mein Bruder auf die Zeit Rücksicht zu nehmen. Die Angaben der eingangs ge­der absichtlich einen anderen Weg eingeschlagen hatte, sie irgendwo nannten Notiz müssen dementsprechend berichtigt werden. So ist es angetroffen haben könnte. Aber auch diese Hoffnung wurde zu selbstverständlich ganz falsch, daß der menschliche Motor, der unter schanden, als ich heimkam. Von Fifi war nichts zu sehen und zu Umständen in 500 Sekunden eine Arbeitsleistung von 47 500 Kilos hören gewesen. grammeter entwickelt, dann auch mit 6371/2(?) Pferdekräften arbeitet. Tatsächlich hält sich seine Leistungsstärke auch in diesem Ausnahme­falle in viel bescheideneren Grenzen und ist nur 61%, Pferdestärken gleich(= 47 500: 500: 15). Und dabei ist trotz allem zu bedenken, daß der Begriff der Leistungsstärfe nur bei regelmäßiger Arbeitsleistung von Bedeutung ist. Bei dem unregelmäßig arbeitenden Menschenmotor hat er nur einen Kuriosumswert. Man fragt auch nicht, wie groß die Leistungsstärke eines Arbeiters, sondern wie groß seine Kraft ist.

Unsere Trauer um die Entschwundene wuchs von Stunde zu Stunde, und doch mußten wir uns entschließen, heute, ohne Fifi wiedergesehen zu haben, zu Bett zu gehen.

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Auch der nächste Tag, der wieder voll Hoffnung begann, brachte uns Fifi nicht zurück, und ebensowenig die folgenden. Wochen vergingen und feine Fifi ließ sich sehen. Wir erließen in den Zeitungen einen Steckbrief hinter ihr, warnten vor dem Ankauf und setzten dem Wiederbringer eine hohe Belohnung aus. Vergeblich, alles vergeblich! Fifi war verschwunden, und blieb es. Bum großen Unglück wechselten wir nach einigen Wochen die Wohnung und verzogen nach einem weitentfernten Viertel der Stadt. Damit entschwand jede Hoffnung, Fifi jemals wiederzu sehen. Man konnte ja annehmen, daß sie wenn sie noch am Leben war vielleicht auf irgendeinem Hinterhofe heimtückisch in Haft gehalten wurde. Würde sie eines Tages frei werden, so war ich bereit, hundert gegen eins zu wetten, daß sie zu uns zurück­fehren würde, und wenn man sie auch monatelang zurückgehalten hatte. ( Schluß folgt.)

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Legen wir nur diese Frage unserem Gepäckträger vor. Der Mann wird uns verstehen, trotzdem er die Physik nie studierte. wird uns sagen, daß er stark genug sei, um so und so viele Zentner heben zu können.

*) Jm Unterhaltungsblatt vom 9. Juli( r. 131) haben wir eine Notiz über die Menschliche Kraftentfaltung" gebracht. Ein Freund unseres Blattes machte uns auf einige terminologische Un­Klarheiten in dieser Notiz aufmerksam, wobei er den Wunsch äußerte, daß die Frage über die Prinzipien der Kraft- und Arbeitsmessung im Zusammenhange behandelt werde. Mit vorliegender Plauderei kommen wir diesem Verlangen nach.