vom Ort,.auf einem sonnigen Plan". Man hält den Fremdenfür.den guten Äimig von Pteufeen", der sich auf Reisen befindensoll. Und unter den weihgetleideten Shrenjungfrauen besindet sichdie Holde, an die er sofort sein Herz verliert, während er doch,in Angst vor der Sonne, seine Scham, seine Verzweiflung in denGrund seines Wagens verbergen muß und nur durch den treuenBendel die Schöne mit einer diamantenen Krone schmücken lastenkann.Bei einem Fest, das Schlcmihl, der sich als„Graf Peter"am Ort niedergelassen hat, der Bevölkerung unte» den Bäumenseine» Gartens gibt, sieht er die Geliebte wieder, und das unselige Idyll mit dem Forstmeistcrskinde spinnt sich an. Nichts fehltMbei, weder die unschuldig eitle Kuppelei der Mutter und diebiedere Ungläubigkeit des Vaters, noch die Gewiffensqual desWerbenden, die Ahnungen des Mädchens, ihre zärtlichen Versuche,in das Geheimnis des Geliebten einzudringen. Hier herrschenee» so bewegter Ernst des Ausdrucks und ein solches novellistisches«ahrhoitsdetail, daß ,nan die Phantastik der Voraussetzungenvöllig vergißt, daß auch der Dichter sie völlig vergessen zu habenScheint. Schlemihl lebt und liebt unter all den Vorsichtsmaßregel»,die sein Gebrechen ihm auferlegt.„Ich nahm nur am Abenvunter meinen Bäumen oder in meinem nach Bendels Angabe gr-schiebt und reich erleuchteten Saale Gesellschaft an." Wenn erausgeht, so ist es nur, um sich von Bendel überwacht und über-schattet, nach dem Förstergarten zu stehlen. Er martert sich mitBorwürfcn, daß er, ohne Schatten,„mit tückischer Selbstsucht diesenEngel verderbend, die reine Seele an sich chlogen und gestohlen"habe. Er ringt nach dem Entschlüsse, sich ihr selber zu verraten;er schwört es ab, sie wiederzusehen, und am Abend treibt eS ihndennoch in ihre Arm«. Er sagt ihr, daß er sterben muß. wennsich sein Schicksal nicht ändert und entscheidet, und sie antwortetihm, ganz Weib, ganz mitleidige Hingabe an den bcladenen undschuldigen Mann:„Bist Du elend, binde mich an Dein Elend, daßich es Dir tragen helfe." Aber der aufgehende Mond dämmenam Horizont.„Meine Zeit war um."Es kommt die Katastrophe, der Verrat durch den ungetreuenDiener, der seinen Herrn um Millionen Dukaten bestohlen undsein Geheimnis erforscht hat, die Zusammengabe MinaS mit ebenviesem schurlischen, nun aber sehr reichen RaScar.— und dergraue Mann, der seine Stunde gekommen glaubt, tritt mit demPergament auf den Plan, durch dessen Unterfertigung Schlemihlseinen Schatten zurückerkaufen soll. Der trockene, echt geschasts-mäßige Wortlaut des seelenverkäuferischen Schriftstücks ist vor-züglich. Und nicht minder sind es auch hier die Dialoge zwischenSchlemihl und dem Granen, der sich selbst al» einen„armenTeufel",„eine Art von Gelehrten und Physikus" bezeichnet, welcherauf Erden keinen anderen Spaß habe, als sein bißchen Experimen-ttere«, und mit so ergötzlicher Abschätzigkeit von der menschlichenSeele spricht. Um sein Opfer zur Verzweiflung zu bringen,breitet er Schlemihls Schatten, der ihm aufwarten muß, zu seineneigenen Füßen aus und läßt nicht ab, mit perfider UeberredungS-kunft seinen Antrag zu erneuern. Aber Schlemihl mehr aus.persönlichem Widerwillen" denn aus„Grundsätzen und Vor-arteilen" bleibt fest, und Bendel beendet den Auftritt, indem ermit seinem Kreuzdornknittel den grauen PHysikuS in» Weit« treibt�Nicht» erfreulicher, als diese Einzelheit, daß der Böse„als sei ersolcher Behandlung gewohnt", sich stillschweigend, mit gebücktemKopf und gewölbten Schultern, von einem rechtschaffenen Burschenche» Buckel zerbläuen läßtlIch erinnere ferner an die Erzählung von Schlemihl? tollerJagd nach dem herrenlosen Schatten und von der Balgerei zwischenihm und dem Unsichtbaren, mit der allerliebsten Point«:„Nunivard mir auch das ganz« Ereignis sehr natürlich erklärbar. DerMann mutzte das unsichtbare Vogelnest, welches den, der eS hält,nicht aber seinen Schatten, unsichtbar macht, erst getragen undjetzt weggeworfen haben." Ja so!... Ich erinnere an. diephantastisch«, auch von Preetoriuö(dem Zeichner) sehr fein ge-schilderte Szene im Garten, wo Schlemihl mit dem Grauen un-sichtbar— nur die beiden Schatten sind sichtbar— auf der Banksitzt und die Gespräche zwischen den Forstmeistersleuten und Minabelauscht, wobei der Kampf Mischen Gut und Böse so heftig seinInneres zerreist, daß er ohnmächtig wird. Ich übergehe seineFlucht bei Nacht und Nebel vom Grabe seines Lebens, die vielerleiListen und dialektische Finten, mit denen sich der Versucher auchweiterhin an seine Sohlen heftet. Ich übergehe auch da? letzte,entscheidende Zwiegespräch in wilder Landschaft, wo er den Teufelzwingt, die gräßlich entstellte Gestalt des Herrn Thomas Johnau» feiner Tasche zu ziehen, worauf Schlemihl durch entschlossenesHinwegschleudern des Sündensäckels sich auf immer seines Ver-folgers entledigt. Und ich eile zu der schönen, versöhnlichen unddoch so strengen und großartigen Schlußwendung.Durch eine gnädige Fügung gerät Schlemihl in den Besitz derSiebenmeilenstiefel und wird so,„durch früh« Schuld von dermenschlichen Gesellschaft ausgeschlossen", zum Ersatz an die weiteNatur gewiesen. Die geographische Akkuratesse, mit der der Ver-fasser die Riesenmärsche seines Helden bezeichnet, ist wiederumein Mittel, die Phantastik seiner Angaben realistisch zu stützen,und bezeichnend für seine Umsicht sowohl Ir/fe für ferne unauffällige Kunst, das Märchenhaste plausibel zu machen, ist der glän-tet&e kleine Einfall von den„Hemmschuhen". Indem hier derVerantw, Redakteur: Alfreh Wietepp, Neukölln.« Druck u. Verlag:geläufige Begriff des Hemmschuhes ohne weitere» und mit derunschuldigsten Miene auf die Pantoffel» übertragen wird, dieSchlemihl über die Stiefel zieht, wenn er normal« und keineSiebenmeilenschritt« zu machen wünscht, erhätt das ganze Wundereinen Charakter bürgerlicher Wirklichkeit, den«» im Märchen nie-mals besaß.Schlemihl also wandert von den Höhen d«S Tibet durch Asienvon Osten nach Westen und trftt in Afrika ein. Dort, in derWüste bei Theben, unter den Höhlen, wo früher christliche Ein-siedler wohnten, findet er die Friedensstätte, wohin er stets vonseinen Forschungen zurückkehren, seine Studien ausarbeiten undmit einem anhänglichen Pudel hausen wird. Er findet gelegentlicheiner Störung seiner Gesundheit durch allzu jähen Temperatur.Wechsel die ehemalige Geliebte als Krankenpflegerin wieder(dennRaseal hat der Teufel geholt). Er läßt sie wissen, daß eS auchihm nun besser geh« als damals, und daß, wenn er büße, es dieBuße der Versöhnung sei. Er kehrt zur Wissenschaft zurück, erist es, der die Geographie vom Innern Afrikas und von seinenöstlichen Misten festgesetzt hat. er arbeitet rüstig an einer Flora,einer Fauna und wird Sorge tragen, daß vor seinem Tode seineManuskripte bei der Bereiner Universität niedergelegt werden.„Ich habe," sagt er,„seitdem, was da hell und vollendet im Urbildvor inein inneres Auge trat, getreu mit stillem, strengem. unauS»gesetztem Fleiß darznstcllen gesucht, und meine Selbstzufriedenheithat von dem Zustmimcnfallen des Dargestellten mit dem Urbildabgehangen." Hier wird die phantastische Improvisation dichte-rischer Einbildungskraft zum Bekenntnis. Und wird sie eS erst hier?)Das Buch war ein Welterfolg. Franzosen und Engländer,Holländer und Spanier übersetzten es, Amerika druckte es Englandnach, und in Deutschland ward es mit den Zeichnungen des Dickens-Illustrator» Cruikshank wieder aufgelegt. Hosemann(der Humor-volle Zeichner des vormärzlichen Berlin) soll, als man«S ihmvorlas, außer sich vor Vergnügen und Spannung an de? LesendenLippen gehangen haben. Das will ich glauben.kleines Feuilleton.Die 24.St«nde»-Nhr.Di« Zählung der Tagesstunden von 1—24 hat einen neuenFortschritt gemacht: sie hat sich einen Teil de« Eisenbahnverkehrs inFrankreich erobert. Auf dem Pariser Westbahnhof St. Lazareempfängt den Reisenden jetzt der Anblick einer neuartigen Uhr,deren Zifferblatt einen doppelten Kreis von Zahlen anfweist. Iminneren stehen die Ziffern von 0—11, im äußeren die von 12— 2S.Ein Mitarbeiter der Wochenschrift„EoSmoS" gibt eine Anregungzur weiteren Verbesserung eines solchen Zifferblattes, da» zu einerweiteren Verbreitung bestimmt ist. Er meint, daß die Ziffern von12—23 auffälliger bezeichnet sein müßten, als die von 0—11, da inden ersten sechs bis neun Morgenstunden das öffentlich« Leben eineweit geringere Lebhaftigkeit besitze. Er schlägt infolgedessen vor, dieZiffer» von 12—23 auf dem Ziffernblatt doppelt so groß anzu-bringen, als die für die erste Halste de» Tages. Man könnt« aberauch noch iveiter gehen und eine andere Teilung vor«nehmen, die dem Bedürfnis noch mehr entgegenkommt. Aufdem äußeren größeren Kreis wären nämlich die Stunden-zahlen von S— 20, also von 9 Uhr vormittags bis 3 Uhrabends aufzutragen, während auf den kleineren Jnnenkreis dieStunden 0— 3 und 21— 23 fallen würden. Natürlich lasten sich nochmehr Experimente anstellen, aber der Mensch ist bekanntlich einGewohnheitstier und verträgt gerade Neuerunge» an den Gegen-ständen de» alltäglichen Gebrauchs nur schlecht.Am leichtesten würde sich die 24-Stunden-Uhr vorläufig wohleinführen lassen, wenn die entsprechenden Zeichen der Zeiten inKursbüchern und an allen anderen Stellen durchgeführt werdenwürden, das Zifferblatt der Uhr aber unverändert bliebe. Daßz. B. mit der Angabe 21 Uhr 30 Minuten dasselbe gemeint ist, wasman jetzt 9'/, Uhr abends nennt, läßt sich leicht verstehen undmerken, auch ohne daß das Zifferblatt der Uhr dafür eine Unter-stützung gibt. Man würde zunächst die betreffende Umrechnung dochvornehmen müssen, ehe man sich ganz an die Neuerung gewöhntchat. Die Anordnung von 24 zum größeren Teil doppelten Ziffernauf dem Zifferblatt der Uhr scheint dagegen erheblichen Schwierig-leiten zu begegnen._Technische?.Altäghptis che und altgriechische Webstühle. Imalten Aegypten gab eS bereits zwei Arten von Webstühlen, einevon horizontaler Form, die sich mit einigen Abänderungen bi» aufden heutigen Tag in Aegypten und in Ostperfien erhalten bat, undeine zweite von senkrechter Stellung. Im alten Griechenland warennur aufrechte Webstühle im Gebrauch, bei denen die Fäden der Kettedurch Gewichte straff gehalten wurden wie bei den im mittleren undnördlichen Europa verbreiteten Formen. Die Griechen kannten dieSpule, vielleicht auch die Litze. Die Weberei war iei ihnen durch-au» Sache der Frauen. Die Entwickelung des Gewerbes scheint beiden Griechen unabhängig von ägyptischem Einfluß erfolgt zu sein.obgleich die Weberei bei den Aegyptern bereits auf einer höherenStufe stand.Vorwärts Buchdruckerei U.Verlag»anftalt Paul Singer SrEo.�verlm SW.