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oder Tage in Anspruch nimmt, hohes Fieber bringt gewisse Einflüsse auf den Stoffwechsel mit sich, J Blumen, das Stunden die allen Fällen gemeinsam find. Diese laufen hauptsächlich auf auf wenige Minuten zusammengedrängt schon öffentlich gezeigt eine Beschleunigung des Stoffwechsels hinaus, und der Volksmund worden ist. Diese Methode ist nun auf mitroftopische Gegenstände sagt daher: Das Fieber zehrt. der Naturforschung angewandt worden, und zwar auf die inter­essantesten, die man sich denken fann, nämlich Befruchtung und Entwickelung von Lebewesen. Ein Film Dr. Commandons zeigte die Befruchtung und Ent­wickelung von Seeigeleiern; das Tempo war auf das Zwei- bis Dreihundertfache beschleunigt und die Masse auf das Bieltausend­fache vergrößert. Die Befruchtung des Seeigeleies, die im freien Seewasser vor sich geht, war so auf der Projektionsfläche in wundervoller Deutlichkeit zu erkennen; man sah, wie sich nach dem Gindringen der Spermatozoe ein schüßendes Häutchen um die Gizelle bildet. Dann spielte sich die eigentümliche Wirbelbewegung des Protoplasmas ab, die vor der Zellteilung erfolgt; hierauf teilte sich die befruchtete Eizelle in zwei, in vier und immer mehr Zellen; in wenigen Sekunden wuchs der Seeigelembryo sich zum Morula­stadium aus und wurde dann zur Gastrula, worauf sich der Wimpernkranz entwickelte, der dem werdenden Wesen als Schwimm­werkzeug dient.

Die Wissenschaft ist seit langem darauf bedacht, die verstärkte Eiweißzerstörung durch das Fieber zu erforschen. Vor allem muß ergründet werden, ob der erhöhte Eiweißverbrauch allein durch die gesteigerte Temperatur erfolgt oder auch durch die Wirkung be­fonderer Gifte bedingt wird. Daß eine gewisse Vermehrung des Stoffwechsels auch durch bloße lleberhigung des Körpers entstehen kann, ohne daß gleichzeitig Gifte wie die von ansteckenden Batterien mitwirken, ist zweifellos. Dieser Folge kann in erheblichem Maße begegnet werden durch die Aufnahme von Kohlehydraten und Fett. Das gilt aber nur für die eigentliche Fieberabzehrung, nicht für die Wirkung von bakteriellen Krankheitsgiften. Beides ist aber meist schwer zu unterscheiden, zumal bei den gewöhnlichen Fiebern an steckender Natur mehr als ein Einfluß mitspricht.

Es sind Versuche gemacht worden, Fieberzustände künstlich zu erzeugen, bei denen sicher keine Ansteckung beteiligt ist. Zu diesem Zweck sind Tiere einer besonders heißen und feuchten Atmosphäre ausgesetzt worden. In der Tat verfallen sie dann in einen Zustand, der durch Steigerung der Temperatur und andere Erscheinungen dem Fieber ähnlich ist, aber doch mit den natürlichen Umständen nicht verglichen werden kann, weil die Art der Erzeugung als ganz un­physiologisch zu bezeichnen ist. Man hat daher nach anderen Mitteln zur Fiebererzeugung geforscht, und Dr. Berrar macht in der Biochemischen Zeitschrift auf die Wirkung des Aloins aufmerksam, das bei der Einsprißung unter die Haut nicht nur eine typische Fiebertemperatur, sondern auch eine auffällige Steigerung des Stoff­wechsels herbeiführt.

Dabei ist die wichtige Beobachtung gemacht worden, daß die Art der Abzehrung von dem Ernährungszustand abhängig ist. Es werden immer diejenigen Bestandteile des Körpers angegriffen, von denen der meiste Vorrat vorhanden ist. Infolgedessen wird es nötig sein, feine Unterschiede in der Ernährung der Fieberkranken in den einzelnen Fällen zu machen.

Literarisches.

Nach diesem Wunder zeigte Dr. Commandon ein womöglich noch größeres: es ist ihm nämlich gelungen, einige der ans Un­wahrscheinliche grenzenden Versuche Carrels mit dem Kinemato­graphen festzuhalten, und so fonnten wachsende Muskel­fasern aus dem Herzen eines dem Ei vor dem Ausschlüpfen ent­nommenen Kükens vorgeführt werden. Auf der Projektions­fläche war deutlich zu sehen, wie der winzige Ausschnitt aus dem Hühnerherzen genau so pulsierte, wie es das Herz im ganzen tut. Bei der starken Vergrößerung fonnte man erkennen, wie das Muskelstück sich ausdehnte, sich teilte und wuchs, und die Beschleuni­gung des Tempos ließ den an sich langsamen Vorgang dramatisch und aufregend wirken. Die einzelne längliche Belle schwillt näm­lich in der Mitte an, bewegt sich in der Gegend der Schwellung heftig, es bilden sich fingerartige Fortsäße, die zu greifen und zu gestikulieren scheinen, und darauf sinkt das Ganze in sich zusammen, und es sind nun zwei Bellen vorhanden, die rasch die spindel­förmige Gestalt einer einzelnen Muskelfaser annehmen.

Ebenso aufregend für den Beschauer verläuft die Bell­teilung von Zellen aus der Milz eines Hühnchens, die Dr. Commandon auf die gleiche Weise beschleunigt und ver­Bei gewöhnlicher Betrachtung unter dem größert zeigen konnte. Mikroskop sieht der Forscher beim Wachstum der Zellen Bewegungen, die etwa dem langsamen Kriechen von Amöben ähneln. finematographische Wiedergabe zeigt groteste Bewegungen, bei der die Formveränderungen rasch vor sich gehen und sich im Hand­umdrehen die seltsamsten Lappen und Auswüchse bilden, die hervor­schießen und sich wieder zusammenziehen.

Hauswirtschaft.

Die

Die Deutsche Bibliothek nennt sich ein sehr schönes Verlagsunternehmen des Warenhauses Wertheim   in der Leipziger Straße  . Von außen und innen repräsentieren sich die Bücher dieser Sammlung, bei dem horrend billigen Preise von einer Mark für den Band, recht erfreulich. Papier   und Druck( als Drucker ist Otto Spamer   in Leipzig   angegeben) sind gut und flar, und der dunkel­rote, sachlich schlichte Leinenband mit den fräftigen Buchstaben des Rüdentitels ist haltbar und ansehnlich. In den zirka fünfzig Bänden, die bisher erschienen sind, ist nur gute, im besten Sinne flaisische" Literatur vereinigt, und was das rühmenswerteste ist: der Verlag begnügt sich nicht mit einfachen Text- Neudruden, sondern hat jedem Werke feinen berufenen Herausgeber gegeben, der für Kann man Bilze durch Kochen entgiften? Unser forgfältige Textgestaltung bürgt und in der Einleitung dem medizinischer Mitarbeiter schreibt uns: Bekanntlich will die Volks­Nicht Fachkundigen die zweddienlichen Wegweiserdienste leistet. erfahrung giftige Pilze an allerhand Mertzeichen erkennen, als da Da hat zum Beispiel Will Vesper   die Briefe Möriles, find: grelle Farbe, beißender Geschmad, Verfärbung der Bruchstellen, diese köstlich schwärmerischen und humorvollen Episteln an Schwarzwerden von Zwiebelwaffer, in dem sie gekocht sind. Ja, das Freunde und geliebte Menschen, zusammengestellt; ferner Briefe und Abkochen soll sogar die Giftigkeit der Pilze beseitigen. Dies ist, wie Gedichte Hölderlins zu einem Lebensbild dieser tragischen, jüngling- neuere Untersuchungen gezeigt haben, theoretisch richtig. So geht haften Erscheinung verwoben. Gustav Manz, der tüchtige Feuilleton- sowohl bei der Lorchel wie beim Fliegenschwamm Gift in die Brühe. redakteur der Täglichen Rundschau", schreibt eindringende Be- Eine andere Pilzart, Amanita mappa, verliert ihre Giftigkeit sogar trachtungen zu den novellistischen Dichtungen und dem Roman schon beim Trocknen. Praktisch aber kann man aus dieser Tatsache Mörikes. Sturt Martens leitet den unheimlichen Doppelgänger- feinen Nutzen ziehen, da man nie weiß, ob das Gift, das schon in roman  : Die Elixiere des Teufels  " von E. Th. A. Hoffmann ein. minimalen Dosen tötlich wirkt, gänzlich ausgezogen ist. Friedr. v. d. Lehen, Gleichen- Rußwurm  , Floerke, Artur Liebert, Dtto Der berüchtigte Knollenblätterschwamm, Amanita phalloides, Harnack, Witkop, Eloesser, Hermann Hesse  , Schüddekopf usw. zeichnen läßt sich übrigens durch keine Koch- oder Trodenprozedur entgiften. als Herausgeber. Das Programm der Sammlung ist sehr reich Aus all diesen Gründen vermeide man es peinlichst, Pilze zu essen, haltig und verspricht, wenn es nach seiner bisherigen An- die man nicht fennt. Weiter hüte man sich, angeschnittene Pilze eine Tage ausgebaut wird, noch Gutes. Da ist Homer  , zutaufen. Frische ist ein unbedingtes Erfordernis, denn selbst un­und da ist Heine, und dazwischen kommen Seneca  , Walther von der giftige Pilze bilden bei längerem Liegen Zersegungsprodukte, die Vogelweide, Machiavelli  , Goethe, Jung- Stilling, Mathias Claudius, giftig wirken. Die chemische Konstitution der Giftstoffe ist bisher, der Herenprozeßroman" Die Bernsteinhere" von Meinhold, Auer- wie Dr. C. Reuter in der Wochenschrift Die Naturwissenschaften" bach u. f. f. Der unvergängliche Liebesroman, der Liebesroman schreibt, nur in groben Umrissen bekannt. Wahrscheinlich sind es schlechthin: die Manon Lescaut   von Abbé Prévost   erscheint. Schleier­ganz verschiedenartige chemische Körper. machers Reden über die Religion, Fichtes Anweisung zum seligen Leben und Hermann Lotes Wert Der Zusammenhang der Dinge" führen in die Tiefen der Weltprobleme. Gobineaus Renaissance" und Carlyles lleber Helden und Heldenverehrung" reden von menschlicher Größe. Kurz, eine Sammlung, die, mag fie auch dem Warenhausprinzip entstammen, nichts vom Ramsch an sich hat, son­dern in der Tat einen großen Wert darstellt.

"

biel  

"

Naturkunde.

"

P. H.  

Klatsch.

"

Wir haben dir Klatsch auf Gellatsche gemacht, Wie schief!

Und haben dich schnell in die Batsche gebracht, Wie tief!

Wir lachen dich aus, Nun hilf dir heraus! Ade."

Und red ich dagegen, so wird nur der Klatsch Verschlimmert.

Die Weltbes unendlich kleinen im Rinemato= graphen. Von neuen Wundern der Kinematographie erzählt der englische Naturforscher Sir Ray Lankester   im" Daily Telegraph  ". Der Vorwärts hat vor einiger Zeit bereits auf die Arbeiten hin­gewiesen, die die Welt des Unendlich- Kleinen auf eine Weise er= schlossen haben, die das bisher geleistete weit übertrifft. Jetzt führte Dr. Commandon seine Ergebnisse Aerzten vor, die auf dem Internationalen Kongreß zu London   versammelt waren. Er be­dient fich des wohlbekannten finematographischen Tricks der Tempofälschung, mit dem beispielsweise das Aufblühen von Berantw. Redakteur: Alfred Wielepp, Neukölln.- Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.

Mein liebliches Leben im nichtigen Batsch Verkümmert. Schon bin ich heraus; Ich mach mir nichts draus. Ade.

Goethe.