-
703.
-
-
Kämpferin um eine Erkenntnis, um ein von höheren Werten erfülltes Augenblide später ist er auch wirklich lei uns; hoch zu Pferde fieht Leben; der Trampel von Em. Este dagegen ist eine Person. Aber diese er eine Weile unserer Arbeit zu und reitet dann im Trabe wieder Käthe Batruccini, das Kind ärmster Leute, die es mit berechnender weiter. Schlauheit fraft ihrer förperlichen Vorzüge vom Küchentrampel über Endlich ist auch dieser Wagen wieder geladen und geschnürt. die Hausdame hinweg zur Baronin bringt, wächst in der Esteschen Der Inspektor ist wieder da. Sie können mit rein gehen, meint Erzählung zum Typ herauf, zum Typ jener anschwellenden Kaste er. Und zu Bruno gewendet fährt er fort: die leeren Gespanne der verkappten Dirnen, die fühlen Blutes, wachsamen Sinnes, doch sollen die Boladen mit nach dem Gute nehmen, damit sie eher ohne natürliche Sinnlichkeit, also antierotisch, auf die Erotik der hineinkommen, sonst wird's um drei, ehe wir nachmittags an die Männer spekulieren, mit hypnotischem Blick auf deren Kasse. Als Arbeit kommen. Jetzt ist's halb zwölf. Jetzt ist's halb zwölf. Bis mittag seid ihr solch ein Vampyr des Geldbeutels ist der„ Trampel" ein rassereines drinnen. Exemplar, das über Herzen und Liebe mit plumpem Tritt und rohem Dann storcht er wieder weg. Griff emporsteigt zur Besitzenden.
Die Entwickelung dieses Willensmädchens ist himmelweit verschieden von Auguste Hauschners Familientochter, die den Funken des Genies in fich brennen fühlt und von einer Schönheit träumt, die fich über das bürgerliche Jdeal hinausschwingen will. Die Berfasserin hat ihr Buch Grete Wiesenthal gewidmet. Von deren Tanz Tunst entflammt, erjann sie wohl ein Schicksal vom Ringen um diese schönheitsschöpferische Kunst des Körpers, die mit dem Rhythmus des Leibes erobert und Glück gibt und Glück gewinnt. Dieses ziel bewußte Wollen ist in dem mit dichterischem Feuer geschriebenen Lebensweg einer nach den Begriffen der Normalmasse Entarteten" mit dem Leiden
Ich gebe neben dem Bruno und bin froh, daß es nun endlich Mittag ist. Das ist eine lange Tour von 5 Uhr früh bis Mittag," meine ich zu ihm.
11
Ja, bist's halt noch nicht gewöhnt. Wir Pferdefnechte müssen schon um 3 1hr früh in den Stall gehen."
der
So zeitig schon! Weshalb denn?"
Nu, die Pferde müssen vor dem Ausrüden geputzt sein und Stall in Ordnung."
Da ist's in der Fabrik doch besser. So' ne lange Arbeitszeit gibts da nicht," werfe ich ein.
" Das mag sein, aber ich möchte doch nicht in der Stadt sein einer Frau verflochten, und in der Fabrik arbeiten."
der das Glück wie Wasser verrinnt, weil das Leben ihr mitleidslos nach dem geliebten Mann nun auch die geliebte Tochter entreißt. Und gerade in diesen Kapiteln von der trauernden alternden Mutter, die den Mann an eine Jüngere und die Tochter an eine höhere Macht abgeben muß, um einsam zu bleiben, in diesen mit pinchologischem Einblid gestalteten Szenen des Entjagens sehe ich die besten und reifsten Bilder aus der großen Pantomime, die man Leben nennt. Poesie und Kunstchimäre treiben Brigitte fort von der Mutter hinein in besagte große Pantomime die Stellen des Zigeunertums, wo Brigitte für ihre Kunst heranreift, sind leider erfindungslos durch schnittlich geraten ein Mann wird sich nach ihr sehnen, ein Kind ohne sie weinen: aber sie wird dafür andere Kinder lächeln machen und Freude und Momente der Erhebung schenken". Leise wird hier das Problem angerührt vom ewigen Dilemma zwischen Familie und Allgemeinheit..
-
Ging der Aufstieg des Geldweibes ins Platt- Satt- Materielle, der des Kunstweibes ins Dionysische, so führt Angela Langers Jchroman ein Bekenntnisbuch voll tiefer Menschlichkeit in einem langen Dornenweg zur Tüchtigkeit, zur Arbeit, zur Menschenliebe. Hier fühlt ein Mädchen der Armut das ganze Leiden der Menschheit am eigenen Leibe, aber ein starker Wille treibt es stromaufwärts, immer höher hinauf in die Schönheiten der Literatur, der Kunst, so daß alles Edle aufblüht int Innern der Dienenden, über deren Arbeitsleben mit mildem Schein das Märchen der Liebe leuchtet. Aber das Märchen wird nicht wahrheit, doch die Augen des Mädchens werden sehend und die Seele weit: der Egoismus der Begehrenden erstirbt im Herzen einer, die fich der Allgemeinheit in anderer Art, wie Hauschners Brigitte vermählt fühlt. Die Religion des Lebens steigt herauf, die mitleidiger ist als jene des Gekreuzigten, jenes umfangende Gefühl, das größere Wunder wirft, als jener Galiläer. Die vom Leben Gestoßene fühlt die Wunden nicht mehr, denn in ihr strahlt und pocht der Wille der Männer und Frauen, die erwacht sind zu jenem großen wirkenden Glauben, dem die Arbeitenden, das Bolt, Alle, die dienen, aus deren Kräften die Zufunft und die wahre Liebe heraufblühen wird. In der Trilogie der Bücher von den Willensweibern ist das Buch der Erlösung von Angela Langer das beseelteste, hinter dem die größte Kraft, das Erleben, steht. J. V.
* In Sommerarbeit auf dem
91
Rittergut.
Bon Heinrich Holet
Und wieder kommt ein leeres Gespann. Ein schöner Anblick fürwahr! Hier ein voller Wagen, dort einer, der bald voll ist, -dort in der Mitte des Feldes andere, die erst zur Hälfte geladen find. Vom Vorwerte her tommen im Trabe die leeren Gespanne angejagt.
Und oben am Himmel steht die Sonne und lacht. Lacht über das Treiben der kleinen Menschlein da unten auf der Erde, die so vernünftig sein wollen und sich doch so unvernünftig gebärden; die pflügen, jäen, ernten für andere und selber hungern und darben an Geist und Körper.
Die Ankunft des leeren Wagens riß mich aus meinen Gedanken. Wieder geht es bis ans andere Ende des Feldes und aufs neue werfe ich Garbe um Garbe und Mandel um Mandel auf den Wagen hinauf.
Der Inspektor stiefelt, auf den Stock geftüßt, über das leer werdende Stoppelfeld und kommt in unsere Nähe.
Das sei ein guter Kerl, der keinem Menschen etwas sage, solange er nicht müsse, meint Bruno, der Knecht, dem ich die Garben auf den Wagen hinaufreiche. Aber der Alte, das sei fein Guter. Pst, er kommt! verständigt er mich nach einer Weile. Wenige
„ Warum denn nicht?"
„ Nu, erstens der Trubel in der Stadt. Der ist mir zuwider. Ich war voriges Jahr einmal in Berlin im Zirkus Schumann. Da war ich froh, wie ich wieder fort fonnte. Die vielen, vielen Menschen. Ich mag nicht in die Stadt."
Ohne Zweifel, dieser Mann hängt mit dem ganzen Herzen an einem Berufe und an der ländlichen Natur!
Wir fuhren in das Vorwerk ein. In der Scheune wurden eben die lebten Garben vom Wagen geworfen. In zwei langen Ketten standen die Burschen, Mädchen und Frauen und warfen einander die Garben zu, bis in die letzten Winkel der Scheune. Dann fepten wir uns auf. Fast hatten wir nicht Blak auf den atvei Wagen, die uns nach Hause bringen sollten. Dicht gedrängt stand einer am anderen. Einer hinderte den anderen am Fallen, das war schließlich auch ein Vorteil. Im scharfen Trabe gings heimwärts.
Sonderbar! Die Junker können auch human sein und lassen ihre Leute von und nach der Arbeitsstätte fahren! Freilich tun sie es nicht aus Mitgefühl für ihre geplagten Sflaben. Aber die Arbeit drängt, und mit dem Gehen wird viel Zeit vergeudet. Deshalb werden wir gefahren! Er treibt die Unterwegs begegnet uns der Ochsenfütterer. Ochsen, die vormittags im Stalle geblieben waren, hinaus nach dem Vorwerk und holt die anderen, die gearbeitet haben, herein. Mit stoischer Gelassenheit schreiten die feisten Tiere dahin, mit gleichmäßigen Schritten. Ihr Fell ist sauber gestriegelt und glänzt in der Sonne.
Chne Zweifel, diese Biehcher haben alle Ursache, mit Verachtung auf uns herabzuschauen. Sie haben es besser als wir! Sie arbeiten von früh bis mittag oder von mittag bis abend, während wir den ganzen Tag über rackern müssen. Zudem haben sie jeden Tag ihre Streu, während uns auf unseren stinkenden Strohfäden das Ungeziefer fast auffrißt.
Im Ernst: das Dasein jedes dieser Ochsen ist erträglicher als das der armen polnischen Arbeiter!
Und während wir im Wagen durcheinandergerüttelt werden, fallen mir die Worte des Administrators ein, aus seinem Vortrag, den er uns gehalten hat: Jeder Ochse fostet 800 M., die Kühe 600 M."
Und die polnischen Arbeiter, was fosten ihm die, 24 M. Reisefosten pro Kopf, die jedoch durch den einbehaltenen Lohn gesichert find. Mag die der Teuel holen!
Unglaublich schnell ist die einstündige Mittagspause vergangen. Bald find wir wieder draußen und füllen die Scheuern des Herrn, den feiner von uns je gesehen hat.
Wagen um Wagen schwankt hochbeladen und knarrend davon und der Nachmittag dehnt sich endlos wie das Feld, auf dem wir fronen.
Neue Leute.
Es ist eine merkwürdige Beobachtung, die man überall und jederzeit machen kann: ein jeder Mensch fast blidt mit Stolz und Genugtuung hinab auf den andern, der seiner Meinung nach unter ihm steht.
Und selbst bei den Polen in der Schnitterkajerne konnte ich diefe Beobachtung machen. Mar kann sich nicht gut noch rechtlosere Geschöpfe vorstellen, die noch dazu im Dunkel der Unwissenheit dahinleben, wie diese Leute. Und dennoch halten sie sich für besser als andere.
Es war am dritten Tage, den ich dort war. Die Mittagspause war vorüber, und wir rüdten wieder aus. Auf dem Hofe begegnete uns ein Agent, der vier junge poln.sche Arbeiter mit sich führte, und fragte nach dem Vorschnitter. Dieser tam auch bald, und der Agent übergab ihm die vier Burschen. Sie sahen recht heruntergefommen aus, mit Ausnahme des einen, der einen noch guten hellen Sommeranzug trug. Die anderen waren in Stiefeln und Joppe. Aber unbeschreiblich schmutzig waren sie alle. Die Hälfe und Gesichter konnten schließlich auch von der Sonne so geschwärzt