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Stil des Aeschylos, und kunstvoller und poetischer ins Ganze ver-[ trieb bedingt." Solche und ähnliche ganz liberale Argumente prowoben, als dies bei Euripides der Fall ist." duzierte Aristoteles in Maffe. Die sozial- ökonomischen Ursachen Euripides , den erst Aristoteles den„ tragischjien Dichter" diefes Individualismus, die Zersehung der genossenschaftlich- panannte, fand übrigens in seiner athenischen Heimat zeitlebens triarchalischen Organisation in Attika das alles ist bei Minfel feine rechte Anerkennung, vielmehr erbitterte Gegnerschaft; und mit tiefer Sachkenntnis und erschöpfend behandelt. Auf dem Sazu haben jene seiner Stüde sehr viel beigetragen, in denen er Boden des Individualismus aber blüht jene Kunstanschauung von den alten, Glauben aufs entschiedenste angriff. Dagegen wurde der Kunst für die Kunst. Wenn es nun auch verkehrt wäre, den Sophokles von seinen Zeitgenossen und Mitbürgern so geehrt, wie Aristoteles als Versechter des Tart pour l'art, der Kunst um der kaum jemals ein anderer Dichter; dies aber nicht etwa aus einer Stunst willen, hinzustellen, als Verfechter jenes Standpunktes also, sachverständigen Würdigung seiner Kunst heraus; wissen wir doch den die extrem- individualistische Aesthetik zur Zeit des Niederbeispielsweise, daß er ausdrücklich wegen der in seinen Dramen ganges der Bourgeoisie einnimmt, so nähert sich Aristoteles doch bewiesenen politischen Einsicht zum Feldherrn gewählt wurde. jener leidenschaftslosen Betrachtungsweise, die in der bürgerlichen Wir haben von der Art, wie über den Wert eines dramatischen Aesthetik der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts üblich Dichtwerkes bei den alten Griechen sozusagen offiziell abgeurteilt ist. Diese Aesthetik war einem Geschlechte eigentümlich, das zweierwurde, ausreichende Berichte. Bei jedem der großen Feste, an lei von den Vätern ererbt und nur ererbt, nicht erworben hatte: denen die Dichter durch Aufführung ihrer Werke fonfurrierten, eine gewisse politische Befreiung und eine Blüte von Kunst und wurde von der Behörde ein Preisgericht eingesetzt. Handelte es Wissenschaft. Die klassische Literatur war abgeschlossen. Aehnliches sich um Komödien, so konnte durch das Los jeder athenische Bürger finden wir im Zeitalter des Aristoteles, nämlich in dem Jahrgum Richter ernannt werden; bei den Tragödien dagegen wurde hundert nach der Blüte des griechischen Dramas. Aber eben danur unter solchen Bürgern gelost, die im Felde gewesen waren mals konnte das Theater der Griechen schwerlich noch in jenem und angesehene militärische Aemter bekleidet hatten. Diese Me- umfassenden und wahren Sinne wie vorher ein Volkstheater_gethode, die Qualifikation zum Offizier als Befähigungsnachweis nannt werden. Das Verhältnis zwischen Volk und Theater war für das ästhetische Urteil zu benüßen, hat denn Aristophanes in ein anderes geworden, das alte Griechenland ging seinem Ende einer seiner Komödien zu folgender Bosheit verwendet. entgegen.
Als die Athener im Peloponnesischen Kriege hartnädig vom Unglück verfolgt wurden, mußten jie, um ihre Mannschaftsver= Iuste zu ersehen, allen Sklaven und Ausländern, die Kriegsdienste nehmen wollten, die Freiheit und das Bürgerrecht geben. Diese neuen Bürger verulfte nun Aristophanes in seinen Fröschen", deren Aufführung sie jetzt beiwohnen durften; er nannte sie ein großes Volt aus verschiedenen Völkern, unter denen es Kenner zu Tausenden gibt. Der Kriegszug, der diesem Pöbel das Bürgerrecht gab, habe ihm auch ästhetischen Verstand gegeben, folglich sei er befähigt, auch über die tragischen Dichter Aeschylos und Eu ripides , die in den Fröschen" wettstreitend auf die Bühne gebracht werden, ein Urteil abzugeben. Mit anderen Worten, Ari stophanes , obwohl es ihm in erster Linie um die Verspottung der In der Tiefe, weit unter den Möven und den Schiffen, Ungebildeten zu tun war, macht sich schon vor mehr als zwei Jahr- schwamm der Goldbutt mit schicfem Maul umher und langweilte taufenden auch darüber lustig, daß man alte Gamajchenknöpfe zu sich gründlich. Kunstrichtern für besonders geeignet hält.
Solche Kunstkritik muß uns in der Annahme bestärken, daß auch dieses Griechenvolf, und zwar rein naiv und mit Selbstverständlichkeit, ganz andere Maßstäbe an seine Kunstwerke legte als bloß den ästhetischen. Man ist da sehr lange fehlgegangen, indem man der Meinung war, die Art, wie etwa Aristoteles das Drama feiner Epoche betrachtete und würdigte, sei typisch für die Stellung jenes ganzen Volkes zu seinem Kunstwerke. Allein Aristoteles gehörte einem ganz anderen Geschlechte an, und er steht als Stunstrichter ungefähr im stärksten Gegenjake zu seinem Fachgenossen und Verehrer Lessing . Zivischen beiden ist ein ähnlicher Widerspruch wie zwischen dem älteren und dem jungen Schiller. Der Schiller der revolutionären Jugenddramen betrachtete und pries die Schaubühne als moralische Anstalt, ganz ähnlich wie Lessing . Als Schiller sich aber gleich den anderen Klassikern von den großen Kämpfen des öffentlichen Lebens abwandte, sah er die Seunst mit völlig anderen Augen an und konnte nicht umhin, über den griechischen Kunstgeschmack zu flagen, falls dieser etwa erst durch die historischen Beziehungen der alten Dramen habe gewonnen werden müssen. Das heißt, Schiller stellte, sich auf den ästhetischen Standpunkt des Aristoteles, ergriff dessen Partei gegen Lessing , der da geglaubt hatic, selber nur ein Gefolgsmann des Aristoteles zu sein. Schiller, der ja in späteren Jahren den Aristoteles eifrig studierte, fand, daß man ihn ungeheuer mißverstanden" habe. Und damit hat Schiller zweifellos recht gehabt. In der Poetik" des Aristoteles fommt eine Stelle vor, die deutlich zeigt, daß der Philosoph selber sich der veränderten Situation einigermaßen bewußt war. Aristoteles spricht von den Bestandteilen der Tragödie und erwähnt als dritten die Reflerion:" D. H. das Vermögen, das Vorkommende und das den Verhältnissen Entsprechende zu erörtern, was sonst Aufgabe der Politik( Staatskunst) und Rhetorik( Redekunst) ist. Denn die alten Dichter ließen ihre Personen wie Staatsmänner sprechen, die jetzigen aber wie Redner."
Ueberm Meer flogen die Möven dahin, soweit ihre Flügel sie tragen konnten; und den Schiffen wiesen die Menschen den Kurs. Bald war es windstill, bald tobte der Sturm. Es fam vor, daß ein Matrose über Bord fiel und ertrank, oder daß ein Schiff mit Mann und Maus zugrunde ging und man nie wieder Kunde von ihm erhielt.
So ein bißchen Veränderung wäre recht schön!" sagte er vor sich hin.„ Es ist ja ganz nett hier im Tangwald, und fühl ist's hier auch und friedlich, und man ist keinen Gefahren ausgesetzt. Aber manchmal packt mich die Sehnsucht, und ich möchte etwas inchr von der Welt kennen lernen."
„ Die Welt ist überall gleich," fiel der Hering ein. Wasser und Tang, Tang und Wasser, Muscheln, Schnecken und schiefmäulige Flundern. Jacke wie Hoje! Ich weiß Bescheid, denn ich unternehme jedes Jahr eine Reise durch den kleinen Belt und zurück durch den großen."
„ Nennst Du das eine Reise?" rief der Dorsch höhnisch. Nein... Ich besuche jährlich den Atlantischen Ozean . Das ist ganz was andres. Im übrigen hast Du recht: die Welt ist überall gleich."
" Ich glaube das nicht!" meinte der Goldbuit.„ Eine innere Stimme jagt mir, daß Ihr Euch irrt."
" Du solltest zunächst mal Deine Augen richtig drehn," bemerfie der Dorsch. Jetzt siehst Du ja nur halb so viel wie ein gewöhnlicher Dorsch. Deshalb bist Du wohl auch so unzufrieden."
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" Du meine Güte, was schwazzt Ihr da!" rief die Auster. Geht's uns denn nicht ganz gut? Was fümmert uns die Welt. In meiner Jugend bin ich wie Ihr herumkutschiert, aber das machie gar keinen Spaß. Jetzt bin ich vernünftig geworden und size hier fest und danke Gott jeden Tag für das frische Wasser, das gute Essen und die friedlichen Tage.
Nun wußte man über diese Sache nichts mehr zu sagen, und darum schwiegen alle.
Da tam der Aal herbei.
" Da ist der Aal!" rief der Dorsch. Es wird Herbst." Wo warst Du im Sommer?" fragte der Goldbutt.
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,, Guten Tag, alle miteinander!" sagte der Aal.„ Ich war im Esromer See."
„ Kruzitürken noch mal!" rief der Dorsch. Wie hast Du in dem Wasser Luft gefriegt? Wenn ich bloß an den Strand zur Flußmündung komme, bin ich dem Ersticken nahe." " Ja," erwiderte der Aal, man darf nicht zu hohe Anforce rungen stellen. Man muß sich winden!"
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Könnte ich das nur!" flagte der Goldbutt mit einem Seufzer. Ich kann nicht verstehen, wie die Leute so herumjagen mögen," erklärte die Auster. Was willst Du denn eigentlich hier?" Hier draußen bekomme ich meine Jungen," war die Antwort des Aals.„ Und das Meer habe ich im Winter auch am liebsten.
Aristoteles , der 384 vor Christus geboren war, lebie in einer Epoche und unter Umständen, die von jenen unseres Lessing in jeder Hinsicht grundverschieden waren. In seiner Schrift über die " Sozialökonomischen Grundlagen der Staats- und Wirtschaftslehren von Aristoteles "( Leipzig 1911) hat Dr. Johannes Kinkel Die Klassenkämpfe im alten Griechenland sorgfältig untersucht, und was er da über das Aufkommen der Agrarbourgeoisie zivischen Geschlechteradel und proletarischem Kleinbauerntum zutage förderte, reizt zu einer Parallele mit der Emanzipation des deutschen Bürgertums seit der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. *) Von der deutschen Gesamtausgabe der Naturwissendessen ist hier nicht der Ort, diese Parallele auszuführen, und schaftlichen Märchen des unseren Lejern längst vertrauten es genügt der Hinweis auf die mannigfache Berivandtschaft, die dänischen Schriftstellers Carl Ewald ist noch gerade rechtzeitig vor eben in dem Parallelismus der Klassenentwickelung in beiden Weihnachten der dritte Band erschienen.( Vier feine Epochen ihre Ursache besitzt. Der Individualismus, die Weltanschau- Freunde und andere Geschichten, überseht von H. Kiy. Mit ' ung der liberalen Bourgeoisie, findet auch in Aristoteles einen Tafeln und Abbildungen von W. Pland. Verlag des Kosmos, cifrigen Verfechter, der damit dem kommunistischen Ideal Platos Stuttgart. Der gebundene Leinenband zu 4,80 M.) Als Probe entgegentritt:„ Der menschlichen Natur widerspricht das kommu- geben wir aus dem neuen Bande, der die gleichen Vorzüge wie die nistische Eigentum, weil dann das Interesse des Individuums am früheren intime Kenntnis der Natur und lebendige fünstlerische Güterertverb verloren geht, welchen der natürliche Glückseligkeits- Darstellung ausweist,„ Leben, Meinungen und Taten" des Aals.
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