es selbst tun. Nun ist er sauber wie ein frisch gefpültes Glas.| Sprünge waren furz, die Füße schwer und behutsam. Die Augen blidten gequält, und die Zunge troff. Geruhe Euer Hoheit, sich zu setzen."
Da der Teufel folches getan, schaute er sich voller Hoffart und Berachtung um. Aber der Schmied fiel plößlich auf die Knie und sagte hohnlachend:„ Herr Herzog, fehet vor Euch den geringsten Eurer Diener, einen armen Tropf, so als Christ lebt, Gott dienet, seine Fürsten ehrt und hofft, wenn solches Euer hoher Wille ist, in dieser Lebensweise noch sieben Jahre zu verharren."
,, Nicht eine Minute mehr," sprach der Teufel dawider. ,, Komm mit, Fläme, komm mit."
Und er wollte vom Sessel aufstehen, aber er vermochte es nicht. Und da er seine ganze Kraft aufwandte und tausend vergebliche Anstrengungen machte, sagte der wackere Schmied frohgemut:„ Euer Hoheit will sich erheben? Ha, das ist noch zu früh! Möge Sie warten, Sie hat sich noch nicht von der langen Reise ausgeruht; ich wage sie lang zu nennen, fintemalen es wohl hundert Meilen von der Hölle bis zu meiner Schmiede sind. Das ist ein weiter Weg für so edle Füße auf staubigen Wegen. Ach, Euer Gnaden, erholet Euch ein wenig auf diesem guten Lehnstuhl. So Ihr jedoch in großer Eile seid, von hinnen zu gehen, so bewilliget mir die fieben Jahre und ich gebe Euch dafür Euren fürstlichen Urlaub und eine volle Flasche hispanischen Weines."
,, Was schiert mich Dein Wein," antwortete der Herzog. Baas," sagte Flipfe, biete ihm Blut, das trinkt er." ( Forts. folgt.)
21
Hundemutter.
Von Robert Walter.
Minka kannte den Weg, der vom Gut nach dem Vorwerk Rahmsberge führte. Er maß hundertundfünfzig getünchte Steine, die in gleiche Abstände gerückt waren. Von einem zum anderen machte man hundert gelinde Säße, und nach dem dreißigsten mußte man die Zunge hängen lassen. Wenn der Sommer im Staube brannte, dehnte sich der Weg, biß in die Augen, zerschnitt die Füße. Dann ließ man ihn neben sich laufen, galoppierte auf der Böschung am Schattenrand der Tannenschonung bis an die birkene Bach brücke, durchschwamm den fühlen Strudel, trabte den Grabenrain entlang, der sich schmal bis an den Fuß der Wietberge recte. Minka wußte, nach diefer Steigung ließ der Verwalter die Zügel hängen, und die braune Duscha erstieg im Tritt und schnaubend die steile Schneise. Minka schoß mit tiefer Rase unter das dürre Gezweig der Tannen. Kräfend plusterte ein Fasen ins niedere Laubicht, und aus der Höhe lärmten die Elstern. Rebhuhn- und Hasenspuren ergitterten sich auf dem braunen Nadelteppich. Hoch vom Scheitel der Schneise rief ein herrischer Pfiff. Minka flog hinauf, zog neben der leichtausschlagenden Stute ihren Weg ins raschelnde Buchenlaub, hörte über sich das Rauschen des Waldmeeres. Die Straße fiel allmählich und gewunden ab und in flares Licht. Und das Rauschen verlor sich am blauen Strand des Himmels. Talwärts in grüne Wiesen lag Rahmsberge gebettet. Gemächlich wand sich der Weg um die dicken Rücken zweier Berge und spannte sich dann linear an der Einfahrt vorbei.
Der Verwalter sprang in den Sattel der Stute. Der Knecht lief ans Torgatter, riß den einen Flügel auf. Minka tam mit gestreckten langsamen Beinen aus der Hütte, schob sich dicht an die Vorderhufe des Pferdes, hob witternd die Nase. Rahmsberge! wußte sie.
" Sie muß dableiben," rief der Verwalter über den Pferdekopf dem Knecht zu, sie kann jede Stunde werfen." Minta wimmerte leise durch die Nase, hob die Augen groß auf, wedelte bettelnd mit der Schwanzspitze.
Sei vernünftig, Mütterchen," tröstete der Mensch, bleib da." Er ritt hinaus. Die blanken Eisen blinkten über den Hof. Der Knecht hielt sie am Halsriemen. Sie schnappte nach der roten Hand. Er zerrte und schleppte sie zurück, trieb sie in die Sütte am offenen Geräteschuppen. Sie duckte den Kopf, verfolgte ihn mit bösen Blicken, wie er das Gatter schloß und zur Seite der Mauer hinter den Ställen verschwand.
Dann hob sie sich auf, schlich gedrückt zwischen Wagenrädern und Ackermaschinen, lugte stillschweigend über den mittäglichen Hof, stieg von einer Karre auf eine Tonne, sprang, hob ihre schwere Last die Mauer empor, lief mit den Vorderfüßen am Gestein abwärts und setzte vorsichtig hinab.
Sie kannte ihre Pflicht besser als der Mensch. Sie wußte, daß sie mit dem Verwalter Sonnabends aufs Vorwerk mußte, wenn er die Arbeiter entlohnte. Durch stürzenden Regen und Sturm und im inietiefen Schnee. Sie hatte in ihrer Jugend in den Hürden gelegen, auf den Stoppelfeldern, und die Schafe gehütet, war danach für fluge Dienste zu Hofe avanciert. Und im Wirtschaftsleben blieb sie einsam und weise wie in der stillen Welt, durch die die Lerche sang.
Heute rannte sie nicht neben der braunen Dusha. Sie folgte aus der Ferne und heimlich, um nicht zurückgejagt zu werden. Ihre
Mailich floß die Luft übers Gras, und die Sonne schien milde. An den Schattenhängen der Wietberge glänzte der Buchenwald violett, und dem Licht zu, wo ihn die Sonne beglänzen konnte, spannte er hellgrüne Schleier. Oben über der Schneise zitterte es zwischen den blanken Stämmen grünlich über dem morschen Laub. Minka hielt die Spur des Pferdes und fürzte allmählich den Abstand. Als Rahmsberge aus der Tiefe tauchte, war sie neben den Hinterhufen, recte den Kopf und blaffte leicht auf wie in zaghafter Freude.
Der Mensch zügelte das Pferd." Bist Du ihm durchgegangen?" lachte er erstaunt. Minka troch wedelnd näher. Na komm," sagte er, du mußt ja beffer wissen, wie weit es mit dir ist." linder Trab brachte sie den Weg abwärts aufs Vorwerk . Minka saß in der letzten Sonne, die glasig gelb durch die jung blätterigen Kastanien schimmerte, sah starr vor sich hin und fröstelte. Dicht vor ihr aus der grünen Tür des Gärtnerhauses tamen die Arbeiter, nacheinander. Die lehmbeschmierten Stiefel stapften schwer vorüber. Manchmal lockte ein Mensch, pfiff ihr zwischen den Zähnen. Sie mochte den Kopf nicht mehr drehen. Die ferne Hütte vom Gutshoff tauchte in ihre Gedanken. Dann sah sie ein parr frischgeschorene Schafe hopsen. Plötzlich roch fie das warme Heu der Hütte. Sie begann zu schwanken und setzte die Vorderbeine breit. Minta wankte unsicher über den fahlen Hof und vertroch sich, ohne sich umzublicken, unter die Bretter und Latten des offenen Holzschuppens.
Eine halbe Stunde war vergangen, da führte ein Knecht die braune Stute aus dem Stall. Nach den letzten Arbeitern trat der Verwalter durch die grüne Tür. Er pfiff scharf zweimal. Minka antwortete winselnd. Er horchte um sich, blickte den polnischen Knecht an. Im Holzschuppen!" deutete der.
Der Verwalter locte und rief Minka!" Iniete hin und bückte fich unter die langen Baubretter. Da lag sie halb aufgerichtet, wedelte, wimmerte leise in Angst und glückselig. Ihre Augen schimmerten aus dem Schatten. Dann leckte sie ihren Wurf, die fleinen Hündchen, die sich zappelnd ineinander huschelten. Siehst du," lachte der Verwalter,„ da sitzt du nun mit den Göhren ! Und in der Fremde!"
Der Knecht hatte den Gaul angebunden und kam herzu, kroch auf Befehl unter die Stellagen, streichelte den Kopf der Mutter und sammelte die kleinen blinden und feuchten Weltläufer in seine Müße, vier Stück.
Minta Inurrie bösartig. Ist gut," begütigte der Verwalter, ist doch gut, Mütterchen." Sie ging neben dem Knecht dem Stalle zu, wandte kein Auge von der vorsichtig getragenen Müße. Hinter ihnen der Verwalter. Sie muß ein paar Tage bleiben," sagte er, Anfang der Woche kannst Du den Wurf in einem Korb herüberbringen. Sie fann dann nebenher laufen."
Man muß sie einsperren," meinte der Knecht. " Mensch," entsetzte sich der Verwalter, sie läuft doch nicht von ihren Kindern."
In der Ecke des Pferdestalles neben den Häckselkisten schüttete der Knecht den Kleinen das Rest auf. Der Verwalter ging. Minka folgte ihm bis an die Stalltür, spähte ihm lange nach und schniefte, und das Wasser trat ihr aus den Nasenlöchern. Dann troch sie aufs Heu, legte sich und besorgte die arme hilflosigkeit.
Als der Knecht am späten Abend durch den Stall ging, war sie mit den Kindern verschwunden. Eben hatten die Turmuhren von den entferntesten Dörfern die zehnte Stunde geschlagen. Minka lief in der Dunkelheit die steile Schneise abwärts. Ueber dem Wald stand der Orion mit funkelndem Gürtel. Sie lief hängenden Schweifes. In ihrem Maul trug sie nrit behutsamen Zähnen, zärtlich und wie in einer leisen Wiege ein blindes Hundekind. Sie atmete kaum, und der Speichel tropfte ihr von den Lefzen. Unter der birkenen Brücke gurgelte das Frühlingswasser. Sekundenlang. Dann hörte sie über sich den stillen Wind durch die Tannenwipfel fließen. Eilig und fast lautlos lief sie den dunkelschweigenden Wald. zu Ende, bog vom Weg durch junge Saat. Die Gutsgebäude tauchten düster auf. Hinter den Dächern schwanden die Sterne. Sie setzte über die Mauer weg, barg das junge Geschöpf in der Hütte, gab ihm zu trinken, deckte es mit lichtem Heu, rannte, ohne zu rasten, über Hof und Feld den Waldbergen zu. Die Zunge hing ihr. Die Füße brannten. Vor ihren Augen sah sie weglang das Versted unter Brettern und Latten mit den drei kleinen Kindern.
Als sich der Morgen hellte, hörte der Gutsknecht, dem sie tags zuvor entlaufen war, Geräusch in der schwarzgedeckten Hütte. Er wußte, daß sie auf dem Vorwert hatte bleiben müssen, sah nun ihren Kopf im niedrigen Loch und wartete voll Unruhe auf den Verwalter.
Minka lag reglos und mit blutigen Füßen neben ihren Kleinen. Mühsam vermochte sie zu wedeln, als sie ihren Herrn gewahrte. Stieß dann die Jungen, die an ihr trinken wollten, mit der Schnauze fort. Der Verwalter liebfofte und streichelte sie. Das tapfere, arme Vieh," sagte er. Sie wußte, daß sie den Hof bewachen muß. Sie ist viermal den Weg gelaufen, das sind mehr als hundert Kilometer in einer Nacht! Und ist halbtot und kann sich nicht mehr aufrichten. Und die Jungen werden ihr zuviel." Der Knecht nahm ihr zwei fort, griff mit rauher, unbarmherziger Hand zu und brachte sie beiseite. Minka wollte nach der mörderischen Hand schnappen, aber sie vermochte nur noch zu winseln.
Der Verwalter untersuchte ihre zerrissenen und geschwollenen