Napoleon  , der Spaß ist aus, Jezt geht's dir an den Kragen.

Sehr möglich, daß ein braver bayerischer Hiesl und der Hof

Bei den Tomaten kann man in unserm Klima nur dann mit lich find die kleinen und mittelgroßen für die nächstjährige Saat ziemlicher Regelmäßigkeit auf reife Früchte rechnen, wenn man zurüdzuhalten. Wir können im nächsten Jahre die Ernte dieser die Pflanzen eintriebig zieht, am besten jede Pflanze an einem Frühkartoffeln, noch dadurch verfrühen, daß wir die Saatkartoffeln Rosenpfahl. Hier wird der Haupttrieb immer wieder angeheftet im März in flache Körbe auf feuchtes Torfmüll oder Moos aus- toch Müller der Meinung find, Napoleon   regiere noch immer. und alle Nebentriebe werden ausgeschnitten, nur die Blütentriebe, legen, mit gleichem Material bedecken, im Zimmer vorkeimen die sich etwas oberhalb der auszuschneidenden Seitentriebe am laffen und dann schon anfangs April mit den Keimen vorsichtig losen Radaupatrioten den Feinden Blutgier" vorwirft! Sadisten Stamm entwickeln, bleiben stehen. Endet ein solcher Blütentrieb auspflanzen. Man lasse sich weiterhin durch die jetzt etwas höheren gibt es überall, und für sie ist jetzt Hochtonjunktur. in einem Blattrieb, was mitunter vorkommt, so wird auch dieser Kartoffelpreise nicht verleiten, die Spätkartoffeln vorzeitig aus­

zunehmen; fie dürfen erst dann ausgenommen werden, wenn das Kraut gelb oder trocken geworden ist.

Was soll man nun sagen, wenn diese selbe Sorte von würde

Selbsterkenntnis.  

bis zu den Blüten entfernt. Nicht entfernt werden aber, darauf weise ich nachdrücklich hin, die Blätter des Hauptstammes; sie ent­wickeln sich nun zu ganz ungewöhnlicher Größe, hier und da er- Die abgeernteten Beete, die jetzt nicht mehr bestellt werden scheint sogar als Monstrosität auf einzelnen dieser großen Blätter können, richte man durch Düngen und tiefes Graben für die nächst- Sogar die Rheinisch- Westfälische Zeitung" stimmt jetzt in die ein junger Trieb, den man gleichfalls abschneidet. Alle Blüten, die jährige Frühjahrsbepflanzung vor, damit diese dann bei geeigneter allgemeine Selbstkritik ein. Wenn sonst die Sozialdemokratie dem fich jetzt noch entwickeln, bringen feine Früchte mehr, deshalb Witterung sofort ausgeführt werden kann. Für die erste Be- Bürgertum seine Sünden, insbesondere aber seine Jdeallosigkeit vor­werden die Tomaten nun geföpft. Die am oberen Drittel des pflanzung kauft man dann in den Gärtnereien überwinterte hielt, spie die bürgerliche Presse Gift und Galle  . Jezt sehen sie alle Stammes hängenden grünen, noch wenig entwickelten Früchte Pflanzlinge von Blumenkohl, Wirsing  , Weiß- und Rotkohl in ein, daß die Dinge in der Tat so lagen, wie wir es immer gesagt reifen nicht mehr; sie werden jetzt oder vor Eintritt des ersten Frühsorten, die schon Ende Mai, Anfang Juni Köpfe geben. Be- haben. In dem Blatte der schweren Industrie liest nun einer derer Frostes grün abgenommen und in Zucker eingefocht. Man durch- reits im Februar jät man wieder Spinat für die Ernte im Spät von Bülow den befizenden Klassen die Leviten: sticht diese Früchte nach erfolgter Reinigung vielfach mit einer frühling, im März frühe Kohlrabi und späte Kohlsorten, ferner Gabel, legt sie 24 Stunden in Essigwasser und kocht sie dann in den bei uns kaum gekannten sogenannten Butterkohl, der dadurch Zucker und Essig( 1 Kg. Zuder auf 1 Liter reinen Weinessig) ziem- wertvoll ist, daß er sich rasch entwickelt und früheste Ernten liefert. lich weich und gibt sie in Steintöpfe; sie werden dann mit dem Er kommit sonst nur für diese Frühkultur in Frage, im gegen­etwas weiter eingefochten Saft übergossen. Dies wird noch zwei wärtigen Kriegsjahr ist er aber in der Rheinprovinz   auch zur mal in Zwischenräumen von drei Tagen wiederholt, dann ver- Spätaussaat empfohlen worden, die jedoch in unserem Klima nicht schließt man die Töpfe mit Pergamentpapier. Steht immer reich mehr durchgeführt werden könnte. Kann man das Graben und lich Saft darüber, so halten sich die so eingemachten Tomaten Jahr Düngen im Oktober beenden, so bietet sich auch die Möglichkeit, an und Tag. Es gibt wohl kaum eine Baumfrucht, die sich an Wohl- einem geeigneten Februartage ohne weiteres große Bohnen zu geschmad mit derartig eingekochten Tomaten messen fönnte. Be- legen, Schwarzwurzeln und Petersilienwurzeln fäer zu fönnen. fanntlich ist auch die Tomate außerordentlich frostempfindlich, der erste schivache Nachtfrost vernichtet die Pflanze mitsamt den Früchten, deshalb heißt es aufpassen und rechtzeitig ernten. Was reif, fann durch Einlegen in Salzwasser für den Winter haltbar gemacht werden; was noch nicht ganz reif ist, bringt man zum Nachreifen in eine luftige, frostfreie Kammer.

Erntefeste werden ja in dieser Kriegszeit in den Lauben­folonien kaum gefeiert. Die Zeit der Erntefeste und die ihr nach folgenden Wochen sind gewöhnlich die Zeiten des Ueberflusses, in welchen man nicht an die folgende magere Zeit zu denken pflegt. Kopffohl z. B., der im Herbst fait wertlos erscheint, muß im Winter und Frühling tener bezahlt werden. In diesem Jahr heißt es nun ganz besonders haushalten und vorsorgen. Eine sachgemäße Ge­müseverwertung ist ins Auge zu fassen. Der Weißkohl wird zum Teil zu Sauerkohl verarbeitet; am Rhein   verarbeitet man auch die Herbstrüben in gleicher Weise, die dann dem Sauerkohl täuschend ähnlich schmecken. Auch dies Verfahren möchte ich den Lauben­kolonisten in diesem Jahr empfehlen. Was nicht eingelegt wird, wird später eingewintert. Wo noch grüne, nicht hart gewordene Bohnen vorhanden sind, da werden sie gleichfalls in der bekannten Weise geschnippelt und in Salz eingelegt. Wo die Schoten schon zu hart geworden sind, da läßt man sie ausreifen, später trocknen, um fie in Winter auszufernen. Die so geernteten reifen Bohnen, auch die schwarzen und bunten, werden dann im Winter ganz so wie meiße Bohnen in der Küche verwertet; man stößt sich zwar an­fangs etwas an der ungewohnten Farbe des Gemüses, wird sich aber bald daran gewöhnen, da sich die schwarzen und bunten Bohnen im Geschmack durchaus nicht von den weißen unterscheiden. Aehnlich ist es mit Weiß- und Rotkohl. Auch Rotkohl ließe sich zu Sauerkohl verarbeiten, der dann im Geschmack mit dem aus Weißkohl bereiteten übereinstimmt. Weiß-, Rot- und Wirsingkohl lassen sich, fein geschmitten, wie zu Sauerkohl, auch auf Horden in der Nähe des Küchenofens für den Winterbedarf trocknen. Das im Handel als Julienne" erhältliche trockene Gemüse ist nichts anderes als eine Mischung getrockneter Kohlsorten und Küchen­Wichtig ist für uns auch die Obstverwertung, jetzt namentlich die Verwertung des Fallobstes, d. h. seine Verarbeitung zu Gelee. Dem steht der jebt zwar schon etwas gefallene, aber immer noch Hohe Zuckerpreis scheinbar entgegen; doch nur scheinbar, denn das gus Falläpfeln bereitete Gelee ist immer noch weit billiger als Butter; Falläpfel fönnen auch geschält, vom Kernhaus befreit, in Scheiben geschnitten und auf Horden über dem Ofen gedörrt werden; vielfach dürfte auch der Bäcker bereit sein, für seine Kun­den das Dörren in der Backstube zu übernehmen.

fräuter.

Wir müssen jetzt nicht nur an den kommenden Winter, sondern auch an den nächsten Frühling denken, da wir nicht wissen können, wie lange dieser Krieg noch dauecn wird. Da ist zunächst mit den geernteten Frühfartoffeln recht haushälterisch umzugehen, nament

Er trat vom Fenster zurück, als ob er befürchtete, daß er von draußen gesehen werden könnte. Er seufzte tief auf, und ein wehmütiger Zug vertiefte sich um seinen Mund.  - Wie schwer ist es, einsam zu werden!

Rönnte ich einen Bogen, ein Kuvert bekommen?" frug er den Oberauffeher.

Hier, Herr Doftor."

Und dann bitte ich den Wagen von der kleinen Pforte in der Pillnizer Straße warten zu lassen."

Der Oberauffcher sah Frank Werner erstaunt an, er ver­stand ihn nicht.

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Bitte, Engelhardt. Es ist besser so." ,, Wie Sie wollen." Ein Wärter nahm das Gepäck, und der Oberaufseher gab die Weisung.

Frant Werner trat an ein leeres Bult, nahm einen Blei­stift und schrieb. Ich sehe Sie beide. Haben Sie Dank. Aber lassen Sie mich allein. Es muß sein. Frank."-- Er verschloß das Kuvert. Einen Augenblick sann er nach. Sein Blick suchte das Fenster. Dann nahm er die Perlennadel aus der Krawatte und stach sie zweimal durch den Brief.

Der Oberaufseher beobachtete ihn.

Würden Sie die Freundlichkeit haben, diesen Brief dem Herrn, der dort auf der Straße wartet, bringen zu lassen, wenn ich gegangen bin?"

"

Geben Sie mir den Brief, Herr Doktor, ich werde ihn

selbst abgeben."

" Ich danke Ihnen."

" Sit alles in Ordnung?" frug Werner. ,, Alles," sagte der Oberaufseher.

Adieu," sagte Frank Werner, und sah den Oberaufseher an, der den Brief in der Hand hielt. Der legte die Hand an die Müze und grüßte und hatte glänzend feuchte Augen. Er fagte aber nichts. Der rothaarige Aftuar sah nicht von den Aften auf.

Frank Werner ging mit festen Schritten durch den Korri­dor über den kleinen Hof. Dort an der niedrigen Pforte stand der Wärter und draußen vor der Tür hielt der Wagen. Ich danke Ihnen."

Der Wärter grüßte und schlug die Tür zu.

Frank Werner stand draußen auf der Straße. Er atmete tief auf. Die Menschen hasteten an ihm vorbei: Reiner hatte bemerkt, wie er aus der kleinen Pforte unter sie getreten war. Sie hatten feine Zeit, der eine für den andern. Dasselbe Leben. Der gleiche Bulsschlag: Hunger, Geld- Drängen, Saften, Vorwärts. Auch er gehörte nun wieder zu ihnen.- Eine Figur mehr, eine Erscheinungsform nur, ein Gleichnis für den einzelnen, und doch ein Symbol aller und des Ganzen. Aber er war hellsehend geworden, und wußte, wo sein Platz war.

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Der Kutscher wurde ungeduldig. Wohin soll's gehen?"

Theater und Musik.

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Hd.

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Das ist es, was unserer Zeit bisher fehlte: Idealismus. Gehen wir einmal ein wenig in uns. Wofür strebten die Millionen, die unser Deutsches Reich   bevölkern? Doch nur für materiellen Gewinn! Unsere Hauptmacht war der Handel, sein Wejen ist in allererster Linie nicht ideeller Art. Er be­zweckt die Bereicherung des einzelnen aus dem Besitz der anderen. Daß er nebenbei deutsche Kulturwerte ins Ausland trägt, dem ge­einten Deutschen Reiche durch Zölle und Steuern Macht zuführt, der Wissenschaft und vielleicht auch der Kunst das läßt sich nämlich bestreiten Mittel zur Verfügung stellt, damit sie weiter schaffen tann, ist unleugbar, aber den Kaufmann möchte ich fen. nen lernen, der dies als 3wed jeiner Handels. unternehmung auf seine Fahne schreibt. Er will in erster Linie fich bereichern, und wenn er nachher so­genannten ideellen Gebieten seine erworbenen Schäße zur Ver= Deutsches Theater: Minna von Barnhelm  ", fügung stellt, so ist es in 999 von 1000 Fällen nicht aus Ideas von Lessing. Kleists friegerisch leidenschaftlichem Prinzen von Hom Lismus, sondern wieder aus praktischen egoisti burg" folgte am Sonnabend auf der Reinhardt- Bühne das menschlich ichen Erwägungen, die Wissenschaft selbst schafft heute mit liebenswürdige Spiel, das Leffings freier Geist an die Beendigung einigen wenigen Ausnahmen Handelsmerte, die Kunst dient dem des Siebenjährigen Kriegs fnüpfte. Vom dunklen Hintergrunde löst Mäcen als Reklame, sei es als Folie für den Mann, sei es direkt zur sich ein Bild von lieben, guten, auch in ihren Torheiten noch edel- Anbietung seiner Erzeugnisse. mütigen Menschen, die ein freundliches Geschick zusammenführt. Aber dem verklärenden Optimismus des Stückes haftet teine Spur klein- den" Idealismus" unserer Handelsleute! Leider zeigen die Ab­Na also! Und was hat man sonst immer salbadert just über lich zufriedener Enge oder billiger Verherrlichung der siegreichen fichten und Taten unserer bösen Feinde, daß auch der ideale" Krieg Gewalten an. So altuell es war in feinen Zeitbeziehungen, so unab- manchmal nur hängig ist sein Wert davon. Sein Reiz hat sich, bei einer die Fein- friedliche Handel. denselben materiellen Interessen dient wie der heiten der Charakteristik und Ironie nachbildenden Wiedergabe auf dem Theater, so lebendig erhalten, wie kaum der irgend einer anderen Komödie aus dem achtzehnten Jahrhundert, Beaumarchais  ' berühmten Figaro nicht ausgenommen. Diese Dar Dieselbe deutsche Presse, die über Shaw wegen einiger patrio stellung zeigte das von neuem. Jahre fast spurlos vorübergeglitten. An Agnes Sorma   scheinen die tischen, also antideutschen Worte hergefallen ist, ruft jetzt den Bes So jugendfrisch quoll ihr aus schimpften als Kronzeugen gegen die Engländer an. Die Täg dem Innern der flare Frohsinn, mit dem sie Tellheims überspannte liche Rundschau" zitiert Worte Napoleons   aus Shaws Schlachtens Eheprinzipien, im Kampf um den Geliebten, parodiert. Lucie lenker". Also die von dem einen Feinde" Deutschlands   diesem höflich, ganz abseits jeder Konvention, gab der Franziska zweiten Feinde in den Mund gelegten Worte über jenen ersten einen überraschend echten, ganz individuellen Unterton Feind: welche Beweisstücke gegen diesen Feind, gegen die Engländer! einfacher Naturkindlichkeit. Sie ist in diese Rolle Demgegenüber möchten wir anführen, was Shaw dieser Tage in noch gewachsen, hat das allzu Hastende, das früher manchmal den Daily News" über den Krieg geschrieben hat: störte, völlig abgestreift. Herr Ebert, dem der Tellheim zum ersten Male zufiel, betonte mit besonderem Nachdruck die verstreute uns darüber flar werden, was es in diesem Kriege gilt. Wir führen Nun, da wir den Krieg haben, ist es an der Zeit, daß wir Reizbarkeit, die finster höhnende Verzweiflung, mit der er minna nicht Krieg, weil Deutschland   den schändlichen Borschlag" gemacht seine Lage schildert. Der Melancholiker irat stark hervor, doch so, hat, wir sollten ihm gestatten, die Neutralität Belgiens   zu verletzen. gepaßt, diesen Vorschlag daß die Teilnahme und Sympathie darüber nicht zu furz tam. Hätte es uns Herzliche Güte sprach in dem Aufleuchten der Freude. Diegelmann zunehmen, so hätten wir eine Menge Gründe war ein famofer Just, sehr tomisch, aber in faritaturistischem finden können, um e& tun 3 Gründe, die Uebermut die Stilgrenzen des Lustspiels überspringend, Waßmann nicht schlimmer wären, als die diplomatischen Gründe, die wir in als wirt, Wintersteins Werner, Else Kupfers Dame in Trauer, früheren Zeiten für das Verhalten angegeben haben, das für uns Lassen wir das also. Unser Richards Riccaut de la Marliniere fügten sich glücklich dem farbigen das vorteilhaftefte war. nationaler Trid, mit tugendhafter Entrüstung zu prunten, ist schon in friedlichen Parteitämpfen wider. wärtig genug. Im Kriege ist er une delmütig und un erlaubt. Nehmen wir Offenheit mit ins Feld hinaus, und lassen wir Heuchelei und böses Blut zu Hause!

naiv

Ganzen ein.

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G. B. Shaw.  

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Deutsche   Operuhaus. Die Meistersinger". Von Richard, Wagner, Die Aufführung war, szenisch wie bar­ſtellerisch genommen, von fünstlerischer Geſchloſſenheit und Weihe. Die Besetzung der Rolle des Ritters Stolzing   mit Paul Hansen, die der Eva durch Emmy Zimmermann gereicht der Gesamtleistung zum nichts anderes. Und wir müssen alle der Tatsache ins Auge Dieser Krieg ist ein Krieg um Machtverhältnisse, Vorteil. Die anfängliche Bellommenheit des Publikums, das bei schauen, daß im Falle eines Sieges unserer Partei das Resultat weitem nicht den riesigen Raum füllte, wich bald einer einhelligen eine lebermacht zugunsten Rußlands   sein würd Wärme. Freilich, die geheimsten Sorgengedanken sind beim Kriege. für die Kämpfenden viel gefährlicher wäre, als die Ueber­Noch nachts um 12 Uhr nach Schluß der Vorstellung zogen vom Opern macht, deren Vernichtung der Zweck des jetzigen Krieges ist. Deutsch­haus Scharen von patriotischen Liedersängern beiderlei Geschlechts land ist ein so wichtiges Bollwert für die Zivili. die breite Bismardstraße entlang. fation, daß, selbst wenn wir mit ihm im Kriege sind, unser End­ziel die Aufrechterhaltung seiner Macht sein muß."

Kleines Feuilleton.

Der Blutdurst.

ek.

Den Alkohol gewöhnt man sich jetzt ab. Um so größer scheint der Blut durft zu werden. Wir gaben schon böse Proben. Hier wieder einige. Im Zeitgeist", der Beilage des Berliner   Tages blattes", singt fingt der Landsturm " Landsturm auf Wache", gez. Rudolf Leonhard  , also:

Ich beginne mich meines Gottes, des Geistes, zu schäment. Guter Gott, laß doch ein paar Spione ins Land Und gib eine einzige russische   Gurgel in meine gesunde Hand! Also reine Mordgier! Der Mann ist nicht zufrieden, daß sein Bostenstehen den Feind fernhält, was doch der Zwed ist. Nein, er will ausdrücklich einen Russen abmurksen! Und in der Aschaffenburger Zeitung" vom 29. Auguft wird gegen die englischen Lumpenhunde" gewettert: Erschlägt kein Bliz die Schlangensaat, Erfäuft lein Meer die Brut?

"

Dann, Deutschland  , zeichne Deinen Pfad Mit ihrem Nagenblut!

wird aber von einem findigen Manne, namens Müller, Softraiteur Eine ganze Blütenlese von Produkten des deutschen   Gemütes" in Altenburg  , unter dem Titel Deutsche Soldaten- Art" heraus­gegeben. Der Hoftraiteur und Musenmaltraiteur hat u. a. folgende Inschriften von Eisenbahnwagen für wert befunden, der Mit- und Nachwelt fundgetan zu werden:

Der Frang' is a Lump, Der Ruff is a Schwein, Der Engländer a Gauner, ' s wird schon so sein.

Der Zar ist ein Lump, macht Krieg auf Bump. Franzos, du Schwein, fommst nicht über'n Rhein  .

Wenn wir erst in Frankreich   stehn, In Paris   den Tango drehn, Wird der Zar aller Reußen In die Hosen beißen.

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Die Franzosen  , die Lumpen, Berhaden wir furz und klein Und füllen sie dann In die Leberwurst hinein.

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Der Präsident von Frankreich  Wird gebacken wie ein Schinken in Brotteig.

Wenn's Russentöpfe regnet Und Franzosenköpfe schneit...

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Und dieses Zeug wird verkauft, zum Besten des Roten Kreuzes und der allgemeinen Liebestätigkeit" Obendrein heißt es auch noch an einer Stelle:

Nach dem Hauptbahnhof, zum Süderpreß." Frank Werner stieg ein und schlug den Wagenschlag fräftig zu. Berantwortlicher Redakteur: Alfred Wielepp, Neukölln. Für den Injeratenteil verantw; Zh. Glode, Berlin  . Drudu. Verlag: Vorwärts

Bereichert euch!

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Die Kreuzzeitung  " schreibt unter dem niedlichen Titel Rettung(!) der Löwener Kunstschäße" ganz fidel und munter über die Kunstwerke der dortigen Peterskirche:

Kunstbeamten, die beiden Bouts- Altäre blieben wohl nicht Gäbe es bei unserer deutschen   Verwaltung in Belgien   einen lange in Röwen. Und noch etwas anderes gäbe es in Belgien   zu erbeuten, was zur Ergänzung des Berliner  Museums bon größtem Werte wäre. Vom Genter Altar   der Brüder van Eyck  , dessen Flügel bekanntlich in Berlin   sind, sind noch drei Reste in Belgien  , die Tafeln mit Adam und Eva  , die ersten naturalistischen Akte der neueren Kunst, in Brüsseler Museum, die Mitteltafel mit der Anbetung des Lammes in der Kathedrale bon Gent."

An diese Aufforderung zu dreiftem Raub ist dann ganz sinnlos ein Satz angehängt, der das Gegenteil besagt:

" Da wir Deutschen aber nicht nach dem Vorbilde Napoleons I. Kunstraub zu begehen pflegen, so werden die Belgier wohl auch die schönsten Reste ihrer großen künstlerischen Vergangenheit behalten, wenn auch unverdient."

Offenbar hat hier ein zweiter Redakteur gearbeitet, dem das Gewissen schlug.

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Notizen.

Konzertronit. Am 3. September, abends 8 Uhr, findet im Blüthnerfaal ein Konzert zum Besten der Speisung der Reservistenkinder und frauen statt. Karten a 1 M. bei Bote u. Bod, A. Wertheim, Vereinsbureau Echaperstr. 34..

- Der Leihverkehr der Kgl. Bibliothek, der seit der Ueberfiedelung nach der Lindenfeite des Bibliotheksbaues auf die Bestellung von Büchern in den Lesesaal beschränkt ist, wird in dieser Woche wieder aufgenommen werden.

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Eine schwere Sprache scheint nicht die deutsche, sondern die unserer östlichen Nachbarn zu sein. Für den Namen eines der Drte, die in den Kämpfen auf dem österreichisch- russischen Kriegsschau­plaze dieser Tage eine Rolle spielten, fanden wir folgende Schreib­arten auf Karten und in Zeitungen: 8amosc, Zamocs, Ramoje, Samostje, Samostſch.

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Englischer Gottesdienst mit Polizeiaufficht. Die Dresdener Volkszeitung" schreibt: Es hat, wie wir hören, verschiedentlich Befremden erregt, daß in der hiesigen englischen Kirche Gottesdienst abgehalten wurde, indem man vermutet, daß dabei für den Sieg der englischen Waffen gebetet werde. Es ist richtig, daß dem englischen Geistlichen gestattet worden ist, an den Sonntagen wieder regelmäßigen Gottesdienst abzuhalten, es ist ihm aber bei Vermeidung fofortiger Schließung und Versiegelung der Kirche verboten worden, irgendwelche Fürbitten für den Sieg der englischen Waffen auszusprechen. Der Tert der Für bitten ist auf der Polizeidirektion vorgelegt und genehmigt worden. Die Gottesdienste selbst werden durch sprachlundige Beamte polizei­lich überwacht." Die Heiden hatten es doch bequemer. Die schlugen einfach die Gözenbilder der Feinde in Stücke, und schon war die Gefahr göttlicher Hilfe für die Feinde erledigt. Aber in der Zeit der Maschinengewehre ist eben alles tomplizierter geworden. Gott   sei Dant, daß es wenigstens Polizei gibt! Buchdruderet u Berlagsanstalt Baul Singer u. Co., Berlin   SWL

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