Nr. 203.- 1914.
Unterhaltungsblatt des Vorwärts Mittwoch, 14. Oktober.
Goethes Mutter in Kriegszeiten.
Wir leben hir in täglicher Angst und Gefahr," schreibt Frau Rat Goethe am 4. Dezember 1792, als die Franzosen vor den Toren der Stadt Frankfurt standen, und wenn ich einen gran Furcht mehr hätte, als ich Gott seh Dand nicht habe; so ginge ich in die weite Welt.. Mit großer Schärfe wendet sie sich gegen die Verbreitung von Zügen und Verleumdungen, da diese nur geeignet sind, eine hereinbrechende Gefahr zu verschlimmern. Den wohlmeinenden Rat, zu ihrer Sicherheit nach Weimar zu kommen, lehnt sie entschieden ab. Ihr Haus ist ständig voll Ginquartierung. Freund und Feind muß sie Obdach und Nahrung geben, und sie tut es, gibt jedem in gleicher Weise und ist besorgt, wie die Mutter um ihre Kinder. Wie sie nur lebensfrohe Menschen, feine jammern den und verzagenden, um sich sehen kann, so soll selbst der ungebetene Gaft des Hauses sich über nichts zu beklagen haben. Ihre Frohnatur läßt sie schon vier Wochen später schreiben, daß der Himmel boller Geigen hängt,„ alle Tage wird gedankt". Und das, obwohl fie wenige Tage später berichten muß, daß durch die vielerlei Ginquartierung ihr Haus zum Erbarmen schmirig" aussieht und sie ein volles Jahr braucht, biß alles wieder in vorigen Stand tommnt". In einem anderen Briefe berichtet sie von der Gefahr, " Hauß und Vermögen in die Luft fahren zu sehen", aber wir suchen bergebens nach einem Wort, das sich wie Angst vor dem Leben anhört. Und das auch dann, als sie nur drei Wochen darauf fagen muß, wir sehen und hören aber Tag- täglich nichts als Bomppen Ruglen Pulver- Bägen Blesirte Arande Gefangne 1. d. g. Tag und besonders Nachts gehts Canoniren beynahe an einem fort. Mit 63 Jahren lehnt sie den wiederholten Not ab, sich in Sicherheit zu bringen. Sie, die alleinstehende Frau, meint: wie würden sie haußen wenn fie ein lehr Haus antrefen!" Die Kriegswirren ziehen sich jahrelang dahin, und in der Gegend um Frantfurt toben die Schlachten. Wieder ein Jahr später hat sich„ ein panischer Schrecken über gang Frandfurth verbreitet", aber fie denft nicht ans Weggehen und hat nicht die geringste Furcht. Den Memmen weicht sie aus, um sich nicht auch noch den Kopf verdrehen zu lassen, denn Furcht stedt an mie der Schnupfen, da kann jede Ganz und jeder Strohkopf sein Scherflein wischi wajchi anbringen". Als Beweis, daß auch die ungeheuerlichsten Gerüchte geglaubt werden, gibt sie unter Tausendt ein Geschichgen". Es ist so bezeichnend, daß es noch heute zu Nutz und Lehr bekannt zu werden berdient:
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Aehnlich am 19. Januar 1795:„ Wenn nicht Friede wird, so fürchtet liche Berührungen mit geborenen Polen . In einer Stadt wie mann sehr aufs Frühjahr. Ich habe mich Gott seh Danck noch Bremen , wo es in gewöhnlichen Zeitläuften von slawischen Ausnie gefürchtet und jetzt mag ich nicht anfangen müßens ab- wanderern aller möglichen Stämme wimmelt, hat man wohl auch marten nehmen einstweilen die guten Tage mit und grämen Gelegenheit, beispielsweise mit Dolmetschern und Korrespondenten uns nicht vor der Zeit. Ein einziger Augenblick kan alles um- der Auswanderergeschäfte in jungen Jahren einen hoch interessanten gestalten." Stammtischverkehr zu pflegen, um auf diese Weise heute zu erfahren, Immer ist sie voller Hoffnung, immer glaubt sie fest daran, warum die Tschechen in Böhmen ganz allein recht haben, morgen, daß selbst die größte Unbill noch etwas Gutes bringen könne. warum die Polen ein Bolt ohnegleichen auf Erden find, Kriegsbrand hält sie für die schrecklichste Not, aber sie wird in gegen das die deutschen Biertrinler faum in Betracht kommen: ihrer Hoffnung nicht wankend, daß daraus nur etwas Schöneres fo was zu erfahren, um dann mit tühler Pikiertheit zu erklären, und Vollkommeneres entstehen müsse. Darum wendet sie sich gegen daß man immerhin ebenfalls einer sehr großen, jawohl, sehr großen die Angsthafen und Memmen, weil diese in ihrer Furcht gerade Nation angehöre, und dann den freundschaftlichen Zwist mit einem das Verkehrteste tun und nur die Verwirrung und das Unglück stürmischen Brüderschaftstrinken nebst unerbittlich verlangtem, echt vergrößern. Selbst als die Bürger in hellen Scharen die Stadt polnischem Bruderfuß zu schließen: so was fördert die Bildung, verlassen, mit Sad und Back davonstürzen, die Stadt bombardiert natürlich wird und viele Häuser in Brand stehen, sist sie, die alte Frau, mit Wir können also versichern, daß die Mitteilungen, die wir hier den übrigen Hausbewohnern zusammen in einer Stube und geht bieten, zunächst im positiven Sinne richtig sind: sollte diese oder ruhig zu Bett und schläft, als endlich das Grollen der Kanonen jene Feinheit, die auch noch Beachtung verdient hätte, dabei ververstummt. Der Anblick vieler erschossener und verwundeter nachlässigt oder nicht richtig gewürdigt sein, und sollte ein geborener Bürger bricht auch schließlich diese Ruhe, und sie ergreift eine Pole, der dies etwa liest, daran Anstoß nehmen, so möge er be Gelegenheit, um nach Offenbach zu gehen. Doch bei der Kunde, denken, daß es sich hier nur darum handeln kann, die unfultivierte daß die Stadt übergeben sei, eilt sie noch vor dem Einzug der und ungelente Zunge vor den größten Schnigern zu bewahren: es Franzosen zurück, damit diese ihre Wohnung nicht leer antreffen. wird einem ja angst und bange, wenn eine Dame mitten in Gesellwenn fie in ihrem Hause in Ruhe gelassen wird, ist sie froh, dann schaft den Namen Szczepański wie 3igepansti ausspricht; so was mag sie sich um die Welt da draußen und um die Lenker der Ge- kann ja zur Katastrophe führen. schichte nicht fümmern. Manchmal schreibt sie, daß sie durch die Es ist nämlich im allgemeinen mit den polnischen Wörtern nicht jahrelangen Kriegswirren der Sache bald gewohnt werde Aber so schlimm wie es manchmal aussieht. Mein Freund von damals ihre wahre Herzensmeinung dürfte doch die vom 1. April 1794 sein: sprach den so lebensgefährlich anmutenden Namen der galizischen " Heute habe ich unsern alten Bekannten Peter Melchior zum eftung Przemyśl einfach wie Bichemß'l; es ist ja auch nichts Mittagessen da wollen wir eine schwaben 20 Jahre uns zurück denken Arieg und Kriegsgeschrei soll nicht in Anschlag Schönes; aber es läßt sich doch machen. Allerdings bei Wörtern wie fommen die großen Herren mögen sich einander bescheißen, das pszczoły( Bienen, spr. pichtscholy) und zgrzeblo( ber Striegel, fpr. ist doch das rechte Wort. Das soll uns nicht fümmern. Der hur igicheblo) wird es schon bedrohlicher; aber auch das geht, wenn man erst die leitenden Gefichtspunkte der polnischen Lautbezeichnung fürst von Göln räumt, so sagt man, sein Argief( Archiv) und fennt. Und von diesen wollen wir jetzt die wesentlichsten be zwar nicht aus Furcht vor den Franzosen Ha! wenn die Sage trachten. wahr wäre da lachte ich mir einen Budel!"
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Aussprache von Kriegsnamen.
Bon W. Holzmeier III.*)
nichts Wortes
"
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Das
Da gilt es nun zunächst, fich fest einzuhoten, daß das e im Polnischen unter allen Umständen aber auch unter allen!- tie ein hartes deutsches a ausgesprochen wird, also niemals wie t. Auch der Name Szulc ift sollte man es wohl glauben? als die polnische Umwandlung des biederen deutschen „ Schulz" und wird auch genau so gesprochen! Die polnische Bezeichnung für" Bortier" ist hergenommen von dem deutschen Schweizer" und spricht sich auch so, wird aber geschrieben szwajcar! Also wird das c weder am Ende des Wortes, noch vor " Den 3 Jenner fommt Abens um 7 uhr Frau Elise Beth= Nun also zum Russischen und Polnischen! Da muß ich zunächst einem dunklen Stimmlaute wie t ausgesprochen, sondern in beiden mann im Nachthabit, außer Odem zu mir gerent Räthin! gestehen, daß ich hier nicht mehr aus persönlicher Kenntnis und Be- Fällen wie z; der Laut kann nur durch den Buchstaben k ausliebe Räthin! Ich muß dich doch von der großen Gefahr benach- herrschung der Sprache heraus reden kann. Ich kann also nur das gebrückt werden. richtigen die Feinde bompardiren Mannheim mit glühenden bieten, was ich in bezug auf die Aussprachegeseze aus den Angaben Aber es kommt noch besser. Auch wenn das o vor einem k Kuglen der Commandant hat gesagt, länger als 3 Tage fönte er der einschlägigen Bücher weiß. Doch ist immerhin zu bemerken, steht, so entspricht das Ganze nicht etwa einem deutschen d, sondern sich nicht halten u. d. m." Und nun hören wir, wie sich die alte daß es sich hierbei nicht etwa um ein gestern begonnenes, sondern um ein auch hier wird das c wie z ausgesprochen. Man Frau bei Empfang dieser Nachricht verhielt:„ Ich bliebe ganz ge- aus einem ziemlich lebhaften Interesse an Gegenständen der spricht sich also wie wiletti, Potodi wie potozti, Radecki wie radezki. von jeher gepflegtes Studium meinerseits handelt, das hervorgegangen findet das bei vielen bekannten polnischen Personennamen. Kwileci lagen und sagte eben so talt wie machen fies dann daß fie Mannheim beschießen können fie haben ja teine Baterien Sprachvergleichenden Wissenschaft. Dazu kommen mancherlei persön- Uebrigens wird man vom letztgenannten Namen her wiffen, daß man schießen sie dann vom flachen Ufer hinüber da werden ja die im Deutschen vielfach zu dem Mittel greift, in diesen Fällen einfach fuglen big sie über den breiten Reihn kommen wieder falt und*) Wir bringen den Artikel über die polnischen Namen noch vor das auch wirklich an Stelle des polnischen c zu schreiben. was der Commandandt zu tun gedenkt, wird er schwerlich aus dem über die englischen, da er jetzt mehr interessieren wird. Bei ist auch ganz gut so, und man tann gern z. B. Plozt schreiben für trommlen laßen woher weiß denn das euer Correspondent dieser Gelegenheit noch eine Ergänzung des französischen Teiles: das polnische Plock ; aber man sollte nicht, wie es neuerdings ges schreibe du ihm, er wäre ein Haßenfuß So ein Gerüchte ver- Die Richtigkeit der Namensform Léopold für Lemberg", von schieht, ein einfaches a verwenden und Plozt" schreiben: sonst bat breitet sich nun, und ba bie Bethmanns als gewaltige Beute be- der im ersten Artikel die Rede war, ist umstritten.( Dies einigen man denselben Salat wie bei französischen und englischen fandt sind, so glaubt alles sie habens aus der ersten Quelle." Einsendern zur Kenntnis.) In Thibaut, Französisches Wörterbuch, Wörtern und richtet ungefähr dieselbe Berwirrung an. Denn auch der Seitdem hatte Goethes Mutter auf unglaubwürdige Nach- 131. Auflage, 1896, steht auf Seite 285 des franzöfifch- deutschen Teils Pole spricht fein z wie ein weiches f: deutsche Zeitungen" heißt richten die Antwort:„ Das find feurige Kugeln aus der Bethmann unter dem Artikel Léopold folgendes: 1. Leopold, 2. Lemberg ( Stabt gazety niemieckie, sprich gajeth njemjettie( ie wird stets und unter ihrer Fabril." Im gleichen Briefe teilt die Frau Rat noch mit, in Galizien ). Auf Seite 783 des deutsch - französischen Teils steht unter allen Umständen getrennt gesprochen, wobei das i zu j wird). Bu wie die Bürger fliehen und zur Flucht rüften, und schreibt:" Ich Lemberg als Ueberfegung:„ Léopold". Die Form Léopol, die in dem sonderbaren Ausbruck für„ deutsch ist zu bemerken, daß in holte nur daß alle feigen Memmen fort gingen, so stedten fte bie ber 150. Auflage des Thibaut vom Jahre 1908 stehen soll, findet allen slawischen Sprachen( und unter deren Einfluß auch im Ungariandern nicht an. All das Zeug und wirr warr hat mir nun Gott ! fich in der oben genannten 181. Auflage überhaupt nicht. Dhne ichen und Türkischen ) zur Bezeichnung des Begriffes deutsch " der jeh Dand noch keine trübe Stunde gemacht 8 Stunden nett hinweg- eße und trinke was manirlich ist." ich schlafe meine Bweifel ist sie die grammatisch und entwidelungsgeschichtlich torrel- Stamm nemec oder niemee bient, der fobiel wie sprachlos", tere; aber es fragt fich, ob nicht gerade das sie verdächtig macht. ftumm", d. b. in diesem Falle der( slawischen) Landessprache nicht Am 17. November 1794 schreibt Frau Rat Goethe , daß die Selbstverständlich ist es ein Quatsch, aus Leopolis Léopold mächtig" bedeuten soll. Gefahr für Frankfurt wieder zu wachsen beginne. Meine jezige zu machen; aber es ist derselbe Quatsch, der aus Medio- Was übrigens das polnische z anlangt, so tritt es auch in einer Cinquartirung ist gut, und belästigt mich sehr wenig. und Bivar lanum Milano Mailand tochen sie in meiner Küche brauchen meine Mägde als wärens lateinischen gemacht hat: in dem mit einem Punkt oder Häkchen gekrönten Form auf, also so: 2; und italienischen Namen ftedt weder etwas in diesem Falle entspricht es dem französischen j oder dem weichen aber alles das macht keine große Unruhe dann vom" Mai" noch etwas vom Land"; aber das Volt paẞt in deutschen sch, also filiżanka( Caffe , filischanta). Hat das z dathas muß mann doch tragen." Wie hätte da manch anderer ge- solchen Fällen die fremden und" ihm unverständlichen Töne andern gegen einen gewöhnlichen scharfen Akzent nach französischer Art( ż), schimpft und starte Worte nicht genug finden können. Sie aber ihm vertrauten, die ähnlich klingen, gerne an, und so hat der franzö- ie folgt nur ein leichter Nachschlag von i, den man im Deutschen und Seele weiß von feiner Furcht lagt von sich:„ Uebrigens befinde ich mich sehr wohl nach Leib fiiche Voltsmund diesen Namen offenbar mit dem bei österreichischen lieber gleich ganz weglägt; rzeźnik, Schlachter, kann man ruhig wie nicht ändern tan- genige das gegenwärtige laße tommen was ich Fürsten so häufig vorkommenden Personennamen Leopold in Ver- scheinit( weiches sch!) sprechen. Ueberhaupt fehlen die Zeichen beim und da ich die bindung gebracht. Wir bemerken noch, daß in den ersten Artikeln z im deutschen Tert ja gewöhnlich überhaupt, und da fagt man Speichen des großen Rades nicht aufhalten fan; so wäre es ja ein paar fleine Sagfehler unterlaufen sind, die aber für den Zwed eben f. Für denjenigen, der in diesen Dingen ficher gehen will, Narrheit drüber zu greinen daß mann so schwach sich fühlte." der Sache belanglos bleiben. fönnen wir sehr das Geographisch- Statistische Welt- Legifon" von
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ihre eigne
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Die Erstürmung der Mühle.
Von Emile Bola.
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Wie liebe ich Dich, Françoise! Du bist ebeno mutig wie gut. Ich hatte nur eine Furcht: sterben zu müssen, ohne Dich vorher gesehen zu haben... Aber Du bist ja da, und lest mögen fie mich erschießen. Wenn ich ein Biertelständchen mit Dir geplaudert habe, dann werde ich bereit fein." Haupt auf seine Schulter. Die Gefahr näherte sich ihnen. Umählich hatte er fie an fich gezogen und fie ftüste ihr Sie vergaßen alles in dieser Umarmung.
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ich nicht mehr da, dann werden die Soldaten sich an Euch halten, werden Euch vielleicht massafrieren. Ihr kennt sie nicht; sie haben mir Pardon versprochen, wenn ich mich bereiterklärte, sie durch den Wald von Sauval zu führen. Finden fie mich nicht mehr, dann sind sie zu allem fähig."
Das junge Mädchen ließ sich auf keine Diskussion ein. Sie hatte auf alle Gründe, welche er vorbrachte, die einzige Antwort:
,, Aus Liebe zu mir fliehe Dominique. Wenn Du mich liebst, Dominique, dann bleibst Du hier feine Minute mehr." Darauf versprach sie ihm, wieder in ihre Stube hinaufihm beigestanden hätte. Sie umarmte ihn dann und füßte austeigen, man würde dann ja nicht wissen können, daß sie ihn, um ihn zur Entscheidung zu drängen, mit einer außer Stimme weiter; heut ist Sankt- Ludwigstag, der so lange eine einzige Frage Ach! Françoise!" sprach Dominique mit schmeichelnder ordentlichen Leidenschaft. Er war besiegt. Er stellte nur noch erwartete Tag unserer Hochheit. ,, Kannst Du mir eidlich versichern, daß Dein Vater um können, da wir doch beide zur Stelle sind, treu unserem Stell- Dein Vorhaben weiß? daß er mir zur Flucht rät?" dichein. Nicht wahr? um diese Stunde bricht der Hochzeitsa, mein Vater hat mich geschickt," antwortete Françoise mit Kühnheit.
morgen an?"
Nichts darf uns scheiden
a, ja," wiederholte fie, der Hochzeitsmorgen." Sie tauschten zitternd einen Auß aus. Aber plöglich machte sie sich los, die entsegliche Wirklichkeit erhob sich vor ibren Geiste.
Du mußt fliehen," Iallte fie; Du mußt fliehen, Laß uns feine Minute Reit berlieren." Und als er die Arme in den Schatten ausstreďte, um Wenn Du stirbst ,. so In einer Stunde wird's Tag
fie wieder zu erfassen, bat sie von neuem: O, böre mich, Dominique werde ich auch sterben.
Sie log. In diesem Augenblick fühlte fie nur ein unermeßliches Bedürfnis, ihn in Sicherheit zu wissen, dem fürchterlichen Gedanken entriffen zu sein, daß die Sonne das Signal zu seinem Tode fein sollte. Wäre er fern von diefer Stätte, dann könnte alles Unglüd über sie herein. brechen: blieb er dem Leben erhalten. so würde ihr alles Unglüd als Wohltat erscheinen. Die Selbstfucht ihrer Liebe wünschte ihn vor allen Dingen am Leben.
eine einzige Sproffe hinabzuflimmen, bevor er nicht wüßte, daß sie wieder in ihrer Stube sei. Oben angelangt, rief Françoise mit einer Stimme, leise wie ein Windeshauch, die Worte hinunter
Auf Wiedersehen! Ich liebe Dich!"
Sie blieb am Fenster stehen und bemühte ich, Dominiques Bewegungen zu folgen. Die Nacht war noch immer sehr finster. Sie spähte nach der Schildwache hinüber und sah sie nicht; nur die Weide erschien wie ein bleicher Flecken immitten Der Finsternis. Eine Weile lang hörte sie das traßende Geräusch, welches Dominiques Körper beim Hinuntergleiten über die von ein leises Geplätscher schallte herauf, das Zeichen, daß der junge Efeu bedeckten Mauern verursachte. Dann knarrte das Rad, und Mann den Kahn erstiegen hatte. Gine Minute später erkannte sie wirklich auf dem grauen Wasserspiegel der Morelle die dunkle Silhouette des Kahnes. Da schnürte eine fürchterliche Angst ihre Kehle. Jeden Augenblick glaubte sie den Alarmruf der Schildwache zu vernehmen. Die leisesten Geräusche, welche ins Bereiche des Schattens vernehmlich wurden, famen ihr vor, wie hastige Schritte von Soldaten, wie Waffengeklirr, wie das Renaden von Flintenhähnen. Aber die Sefunden verflossen, die Landschaft behielt ihren erhabenen Frieden. Dominique mußte am anderen Ufer gelandet sein. Françoise sah gar nichts mehr. Das Schweigen war majestätisch. Und dann hörte sie ein Stampfen, einen heiseren Aufschrei, den dumpfen Fall eines Rörpers. Und dann trat wieder die tiefste Stille ein. Es war Françoise, als ob der Tod an sie heranträte; starr und kalt stand sie angesichts der dichten Nacht.
Es ist gut," sprach jetzt Dominique, ich werde so Seit dem ersten Tagesgrauen erfüllte Geschrei und Toben handeln, wie Du es wünscheft." die Mühle. Vater Merlier hatte eben die Türe der Stube fein... Ich will, daß Du sogleich aufbrichst." Nun sprachen sie nichts mehr. Dominique schickte sich an, aufgeschlossen, in welcher Françoise die Nacht über geweilt Run feste fie ihm rasch ihren Plan auseinander: die das Fenster wieder zu öffnen. Aber plöblich erstarrte ein hatte. Das Mädchen stieg leichenblaß, in völliger Ruhe in eiferne Leiter reiche bis hinunter zu dem Rade; dort könne er Geräusch ihr Blut zu Eis. Ein Schlag fiel gegen die Türe den Hof hinab. Aber dort vermochte sie ein Bittern nicht zut fich in der Deffnung hinterm Stade liege. Es würde ihm dann hatte eine Ronde ihre Stimme gehört. Und beide warteten, gebreiteten Mantel den Leichnam eines preußischen Soldaten leicht se'n das andere Ufer des Baches zu erreichen und au enganeinander geschmiegt, in einer unsäglichen Angst. Die liegen fah. Um den Toten standen Soldaten, gestikulierten, Türe wurde abermals erschüttert. Aber sie öffnete sich nicht. schrien und schimpften mit wütenden Gebärden. Mehrere Ein erstickter Seufzer entrang fich ihrer Brust; sie hatten von ihnen drohten mit der Faust nach dem Dorfe. Inzwischen begriffen, daß das Geräusch von dem Soldaten verursacht hatte der Offizier Vater Merlier rufen lassen als den Vorstand worden war, welcher vor der Schwelle lag. Birklich trat jetzt der Gemeinde Nocreuse. wieder Stille ein, der schnarchende Laut wurde wieder hörbar." In der Nacht ist einer von unseren Soldaten am Ufer trat ein. Dominique verlangte entschieden, daß Françoise zuerst in des Baches ermordet worden," rief er ihm entgegen mit zorn ihre Stube hinaufsteige. Er nahm sie in seine Arme, er sagte erstickter Stimme. Ich muß ein Erempel statuieren und ver Und Dein Vater und Du?" erguiff Dominique wieder ihr ein stummes Lebewohl. Dann half er ihr, die Sproffen lasse mich darauf, daß Ihr uns nach Kräften unterstüber Bin au erreichen und stieg felbft hinaus. Aber er weigerte fich werdet, den Mörder au entdecken, ( Fort, folat) 1
entkommen.
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Aber es müssen dort Schildwachen stehen," meinte er. Eine einzige, gerade drüben am Fuße der ersten Weide." Und wenn sie mich sieht, wenn fie Lärm machen will?" Françoise bebte. Sie drückte ihm ein Messer in die
Sand, das sie mit heruntergebracht hatte. Ein Stillschweigen
Das Wort. Nein, nein! Ich kann nicht flieher...